Metamorphose

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Walther

Mitglied
Metamorphose


Es geht der Winter durch und durch und schneit,
Vereist die letzte Regung meiner Seele.
Es sind jetzt kalte Zeiten. Ich verfehle,
Was ich mir vornahm. Meine Welt, entzweit,

Geteilt in schwarz und weiß, ist ohne Farbe.
Das Glück, das Gute: Sie sind auserzählt.
Ich töte, was mich schmerzt und was mich quält.
Es bleibt nicht mehr zurück als eine Narbe.

Die Sonne kennt die Wärme nicht mehr, sendet
Nur scharfe klingengleiche Plasmastrahlen.
Die Nacht vergeht in Nebelmorgen, endet,

Auf dass in mir sich Hass und Wüten aalen.
Zur letzten Häutung stehe ich bereit:
Darunter wuchs das blanke Rächerkleid.
 

JANKO

Mitglied
Hi, Walter!

Mit den Sonetten kenne ich mich nicht
100%-ig aus, aber mir kommt das Reim-
schema in den Terzetten etwas ungewöhn-
lich vor (ABA BCC).

Um die aufsteigende Aggression zu be-
schreiben, hätte ich nicht unbedingt
die sehr kultivierte SonettForm ge-
wählt.
Vielleicht hast du das aber auch mit
dem Hintergedanken gemacht, daß aus
hoher Zivilisation doch Barbarei aus-
brechen (siehe WK2) kann - o.s.ähnl.

Auf jeden Fall ist die M. des LI ein
sehr interessantes Thema.
 

Walther

Mitglied
lb janko,

das reimschema ist in der tat auf den ersten blick durchbrochen. allerdings ist die varianz des schemas in der terzetten schon immer größer gewesen. das liegt daran, daß die form dem inhalt folgen sollte und nicht immer sklavisch umgekehrt.

wesentlich ist auch, daß in s4 der reim aus s1 nochmals aufgegriffen wird. diese kunstfigur entschädigt m.e. für diesen "fehler".

lg w.

ps: was hätte ich besser machen können?
 

JANKO

Mitglied
Hi, Walter!
Bist Du etwa in reality ArbeitGeber?
Ein onomatopoetisches "Puuuuuuh!" sei
mir gestattet. Ich habs versucht, aber
ob das "besser" geworden ist, glaub
nicht, es sei denn, es gefällt dir.
Anders ist es natürlich, weil ich ja
nicht Du bin.
Also hier mein Versuch:

Ich würde es einfach –für einfache Gemüter?-
(Ver-)Wandlung nennen
M.finden in der Natur (nicht) im Winter statt?


1 Kalt Winter Stein und Bein durchdringt. Es schneit.
2 Vereist, erstarrt, verletzt ringt meine Seele.
3 Mein Ziel verfliegt in Z(W-)eiten. Ich verfehle,
4 was ich erhoffte. Jetzt liegt’s fern, entzweit.

5 Geteilt in schwarz und weiß bleibt ohne Farbe (Frage)
6 das Glück. Das Gute ist längst auserzählt.
7 Ich töte, was mich schmerzt und grausam quält.
8 Davon bleibt nichts zurück, nur eine Narbe

9 Die Sonne spendet kaltes Licht und sendet
10 mir scharfe Klingen, sticht mit Plasmastrahlen,
11 auf daß die Nacht im Nebelmorgen endet

12 und Hass und Wut, erwacht, sich in mir baden.
13 Ich fühl’ nach letzter Häutung mich kampfbereit (6H)
14 Leidgestählt wuchs mir das blanke Rächerkleid. (6H)
Winterhart ...

(all rights by Walter)
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Walther,

ein sehr schönes, bitterkaltes Gedicht in dieser heißen Zeit.

Nur würde ich schreiben

Die Sonne kennt die Wärme nicht, sie sendet
weil ich beim "mehr" irgendwie aus dem Metrum flog, obwohl man Deine Zeile sicher jambisch lesen kann.

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
Metamorphose


Es geht der Winter durch und durch und schneit,
Vereist die letzte Regung meiner Seele.
Es sind jetzt kalte Zeiten. Ich verfehle,
Was ich mir vornahm. Meine Welt, entzweit,

Geteilt in schwarz und weiß, ist ohne Farbe.
Das Glück, das Gute: Sie sind auserzählt.
Ich töte, was mich schmerzt und was mich quält.
Es bleibt nicht mehr zurück als eine Narbe.

Die Sonne kennt die Wärme nicht und sendet
Nur scharfe klingengleiche Plasmastrahlen.
Die Nacht vergeht in Nebelmorgen, endet,

Auf dass in mir sich Hass und Wüten aalen.
Zur letzten Häutung stehe ich bereit:
Darunter wuchs das blanke Rächerkleid.
 

Walther

Mitglied
hi herbert,

danke für den tipp. ich habe den vorschlag oben mit einer leichten abweichung umgesetzt.

lg w.
 



 
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