Moondance

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Klaus K.

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Moondance

Der Raumgleiter bewegte sich völlig geräuschlos. Noch 126 Stunden und man würde das Ziel, den Mars, erreicht haben. Jetzt, im Jahr 2072, die erste Kolonie mit 581 Bewohnern lebte bereits dort.
Wissenschaftler, sicher und geschützt unter riesigen
Kuppelgewölben, bereit, niemals zurückkehren zu können. Wohin auch? Der ehemals blaue Planet war nach einer Polumkehr als Folge eines Meteoriteneinschlags stark zerstört, von den zuletzt neun Milliarden Menschen lebten dort jetzt nur noch knapp zwei Milliarden, und das unter überwiegend erbärmlichen Bedingungen.

Vor fast zehn Jahren war jedoch der Mond bereits kolonisiert worden, von einer hochspezialisierten und internationalen Gemeinschaft von Forschern und Experten, die der Katastrophe des Einschlags durch ihren Wunsch dort leben und forschen zu wollen dann dadurch zum Glück entgehen konnte.

Vom Mond aus hatte man dann den Mars als ultimativen Fluchtpunkt für die verbliebene Menschheit bestimmen und letztlich auch viel leichter erreichen können als von der Erde.
Doch die damit verbundenen Probleme war immens und die kleine Mars-Kolonie war alles andere als bislang völlig autark. Ein Hauptaspekt war dabei der Aufbau einer ausreichenden Atmosphäre mit Sauerstoff. Die gesamte Versorgung des Aussenpostens erfolgte vom Mond aus mit dafür speziell entwickelten Raumgleitern, großen Transportschiffen, die beim Start einmalig beschleunigt und dann von der zentralen Mondbasis aus bis zum Zielpunkt gesteuert wurden. An Bord befanden sich immer jeweils nur zwei Personen um die Start- und Landemanöver zu unterstützen und die lange Reise zu überwachen. Mehr Personal und mehr Aufwand waren für die Durchführung nicht erforderlich.

Dies jetzt war Frachtflug 437, eine Routinemission. Im Frachtraum gelagert war "Moondance", ein neues Produkt. Es handelte sich dabei um eine Art kristallines Granulat zur Sauerstoffgewinnung durch Lichteinfluss. Die einzelnen Körner hatten dann die Eigenschaft sich selbständig zu drehen und je nach Lichteinfall auszurichten, obwohl sie ja völlig anorganisch waren. Und aus dieser Drehbewegung resultierte dann auch der Name: "Moondance".

Die beiden Operator saßen in ihren Liegesesseln und beobachteten die Kontrollanzeigen. Ihr Cockpit im Raumgleiter war geräumig und schon bald würden sie ihr Ziel erreicht haben.
Eine Kontrollanzeige blinkte plötzlich auf und gleichzeitig ertönte ein durchdringender Summton.

"Verdammt! Was ist das?"

Der 1. Operator war schlagartig hellwach.
"Wir haben ein Problem mit dem Frachtraum! Im Frachtraum...!
Moment....da, sieh' nur....der Sauerstoffabfall! Die Werte sinken rapide! Was ist da los?"

Der 2. Operator starrte jetzt wie gebannt auf die Messinstrumente der Kontrollanzeige.
In diesem Moment ertönte eine Stimme aus dem dort ebenfalls angebrachten Lautsprecher:

"Hier Mondbasis, Robot 17. Es wurde soeben festgestellt, dass die Fracht ihre Funktion reversiert hat. Die Sauerstoffproduktion wurde eingestellt und der vorhandene Sauerstoff wird wieder absorbiert. Vollständig. Das Granulat "Moondance" hat seine Eigenschaft aus noch unbekanntem Grund beendet. Nach vorliegenden Erkenntnissen ist dieser Prozess jetzt irreversibel. Es handelt sich offenbar um eine Mutation, die in den Testreihen nicht aufgetreten war und deren Ursache völlig unbekannt ist."

Der 2. Operator fragte:
"Und das heißt?"

Robot17 antwortete mit seiner eigenartigen metallischen Stimme sofort:
"Hier Robot17. Die Komission sagt, dass aktuell keine Gefahr für Sie besteht.
Ihr Cockpit ist ja völlig abgeschirmt. Allerdings ist eine Landung auf dem Mars jetzt nicht möglich."

Der 1. Operator war inzwischen aufgestanden - er ging nervös hin und her und schrie jetzt in Richtung des Lautsprechers:
"Eine Landung ist nicht möglich? Warum nicht? Los, antworte!"

"Hier Robot17. Ich bin nur eine programmierte Maschine.
Ich erfülle nur die mir zugeteilten Aufgaben. Hier die Antwort der Kommission auf Ihre Frage: Sie können nicht wie vorgesehen landen, da das Granulat "Moondance" vorhandenen Sauerstoff restlos vernichtet und dadurch ein zu hohes Gefahrenpotential für die Marskolonie darstellt, falls diese dann damit kontaminiert wird.
Die Ursache für den Vorgang wird von der Kommission untersucht."

Der 2.Operator fragte sofort weiter:
"Und jetzt? Holt ihr uns zurück?"

"Hier Robot17. Die Kommission meldet: Das ist völlig unmöglich.
Die bereits zurückgelegte Entfernung von der Mondbasis ist dafür zu groß. Wir könnten Sie nicht mehr erreichen und nicht einholen.Wie Sie wissen, können wir Sie auch nicht vor der Landung stoppen - zudem verfügen Sie ja über keinen eigenen Antrieb in Ihrem Raumgleiter. Und Ihre Treibstoffaggretate sind ja nur für eine Start- und Landungsunterstützung ausgelegt. Eine Umkehr ist damit absolut unmöglich."

Der 1.Operator schaltete sich jetzt wieder ein.
"Robot17, was passiert jetzt? Moment....was ist das denn?
Kursänderung 12,6 Grad? Was soll das - ihr habt soeben den Kurs geändert! Weg vom Zielpunkt, weg vom Mars! Wir fliegen vorbei! Wo fliegen wir hin? Robot17, was soll das? Was geht hier vor?"

"Hier Robot17. Die Kommission wünscht Ihnen viel Glück und alles Gute. Unsere Kommunikation endet hier, ein weiterer Kontakt ist nicht mehr erforderlich. Alles Gute für Sie, Ende."
 



 
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