Morgen der Engel

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Max Neumann

Mitglied
Der Donner, die Seelen, die Flut,
Schwarze Herzen, Diebe aus Stürmen,
Flatternde Kinder des Windes,
Atemlos auf einer Insel aus Sternen,
Geheilt von allen Ängsten dieser Welt.

Im Versprechen der Liebe geborgen.

Dieses Versprechen im Schatten der Pinien
Aus dem Leuchten des blauen Waldes
Wald aus Augen und Irrlichtern
Wo hunderte Unterschriften nachjagen
Im Dickicht des letzten blutroten Sturms
Der kalten Zone des Planeten.

Wünsche in Sektoren. Atem aus Rauch.
Der Gott in der Dämmerung des Lichts.
Wo Jahre in Träumen vorbeiziehen.
Stimme im tiefsten Innern.
Hier bin ich für den Morgen der Engel.
Land des Morgensterns.
Wirst du mitkommen?
Diese Bettdecke ist ein Königreich,
Weil dein Schweiß silbern auf ihr
Glänzt — alle Spiegel zerschlagen!

Als die Spiegel zerschlagen waren,
Hoben wir die Hände ins Dunkle,
Zu tasten nach Engeln.
Wir fanden einen Fluch.

Der Ruf der Herzen war still.
Wo endete die Dunkelheit?
Der Boden im blauen Wald übersät
Mit Glassplittern, Schweiß, und Lichtern.

Somit brach der Morgen an.
Morgen der Engel.
 

Tula

Mitglied
Hallo Max
Es könnte immer ein Leser vorbei wandern und sich fragen, ob das jetzt nicht doch sprachlich etwas zu viel ist. Nein, ist es nicht. Ich würde nur auf unnötige Wiederholungen hinweisen (Stürme - Sturm, die zerschlagenen Spiegel).

Nichtsdestotrotz ist das insgesamt wunderbar. Meine Lieblingsstelle

Diese Bettdecke ist ein Königreich

Meine auch :cool:

LG Tula
 

Max Neumann

Mitglied
Hallo Tula,

danke für dein Feedback. Über die Wiederholungen bin ich ein wenig gestolpert, fragte mich dann nach ihrer stilistischen Berechtigung und bin derzeit unentschlossen in diesem Punkt...

Möglicherweise folgt eine Überarbeitung.

Viele Grüße
Max
 

mondnein

Mitglied
Weil dein Schweiß silbern auf ihr
Glänzt — alle Spiegel zerschlagen!

Als die Spiegel zerschlagen waren,
ja, diese Wiederholungen, wie auch in der Schlußklausel:
Somit brach der Morgen an.
Morgen der Engel.
empfinde ich schon als Stilmittel, als Wiederaufnahme des Gedankens von Strophe zu Strophe oder (zum Schluß) von Zeile zu Zeile, eine Art Verhakungs-Bindung, Verkettung, wie bei meditativen Texten, besonders bekannt in den Kurzversen des Johannesprologs http://12koerbe.de/euangeleion/ioan-01.htm, oder das Aufsteigen Stufe für Stufe die Treppe hoch (bei alten Säcken wie mir).
Ach, Unsinn, mir gefällt der drive, der "flow", den Deine Gedichte immer haben. Wollte ich mal sagen. Ist in meinen Augen (oder Ohren) das Wichtigste in der Substanz der Dichtungssprache.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

Max Neumann

Mitglied
Hallo hansz,

vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Gedicht und deine freundlichen Worte.

Wünsche einen schönen Abend.
Max
 



 
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