Hey Ihr!
Also ich finde die Struktur ohne stark gliedernde Zeilenumbrüche schreit zwar, mondnein weist darauf hin, ziemlich vernehmlich "Prosa", aber ganz so einfach ist das ja dann, wie ich finde, doch wieder nicht. Bei den "Alten" in der Lyrik vormoderner Zeiten, war der Zeilenumbruch nicht immer ein derart wichtiges Strukturmerkmal und auch heutzutage gibt es Texte, die sich des Zeilenumbruchs enthalten und die, zumindest für meine Lesehaltung, doch "Lyrik" sind.
Natürlich kann man auch einfach definitorisch festlegen, dass ein Text, bei dem Zeilenumbrüche als sinnstiftendes und/oder leseflussleitendes Element keine Rolle spielen, keine Lyrik sind - punktum! Für mich ist das aber ein nicht ganz überzeugender Zirkelschluss. So wichtig ich den Zeilenumbruch als "Taktgeber" in der (europäischen) Lyrik (seit der Neuzeit) empfinde und so sehr ich selbst den Zeilenumbruch in eigenen Lyrikversuchen achte und wertschätze, so sehr denke ich auch, dass er keine conditio sine qua non der Lyrik sein sollte. Auch wenn ich dann arg ins Straucheln komme, wenn ich angeben sollte, worin denn zum Geier dann die Unterscheidung zwischen lyrischen und nichtlyrischen Texte bestehen soll...
Davon abgesehen pflichte ich Scals Einschätzung bei, der sich offenbar grundsätzlich von diesem Text so angesprochen fühlt wie auch ich, der aber doch nicht umhin konnte, die Einschränkung "ruppig" verlautbaren zu lassen.
Ich finde den Text jedenfalls erfrischend, er interessiert mich, erfreut mich sogar, nur sind für mein Liking die Alliterationen etwas "in the face" und nach meinem Eindruck nicht sehr reflektiert eingesetzt worden, sondern eher so wie sie sich halt "spontan" beim Schreiben ergeben haben. Mit echter Stabreimdichtung, hat das m. E. nichts zu tun (weil Wolke9 die "Stäbe" ins Spiel gebracht hat). Wenn man "Stabreimung" mit "Alliterationen" gleichsetzt (was mancher Experte im Feld durchaus tut), kann man diesen Begriff hier schon gebrauchen, aber der Text ist m. E. schon eher unstrukturiert und ein kleines bisschen mehr "Formgebungswille" bei weniger "Spontaneität" hätte mir ganz persönlich noch etwas besser gefallen.
Das ändert aber nix an obiger positiver Einschätzung: Ich mag den Text durchaus... sonst würd ich mich auch nicht zu so wortreichen Ergüssen hinreißen lassen.
... vor allem der fehlende Zeilenumbruch (bei trotzdem "lyrischer" Haltung - s.o.) hats mir angetan!
LG!
S.