Rhondaly DaCosta
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Mutter ist die Beste
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Schritte in der Vorhalle kündigen einen Besuch an. Balthasar geleitet Massimo DiBellacosa zu Vater und Tochter auf den Balkon.
Mit einer galanten Verbeugung begrüßt Massimo, der amtierende Meister im Vollkörperkontakt, die Anwesenden. Er beherrscht perfekt diese noble Geste, die man sonst nur noch bei erfolgreichen Torschützen in der Fußballarena sieht.
Roanoke heftet sofort ihre Blicke auf die mächtige Brust des Modellathleten. Dort entdeckt sie unter dem feingerippten Designershirt mit dem grünen Rotkehlchen-Aufdruck das heftig pochende Herz des Besuchers. Mit einem natürlichen Reflex nimmt ihr Herz instant den Rhythmus von Massimos Herzschlag an. Nun schlagen beide Herzen im gleichen Takt hingebungsvoller Liebe.
Dem Hausherrn bleibt das Geschehen nicht verborgen. Er lächelt milde vor sich hin. Mit einer einladenden Handbewegung bietet er dem Herzblatt seiner Tochter einen freien Stuhl am Tisch an. Während Roanoke ihrem Massimo eine Tasse mit heißem Ingwerwasser einschenkt, denkt Kevin bei sich: „Mhh, Massimo wäre eine ausgezeichnete Partie für mein liebes Töchterlein.
Mit seinem Wellness-Imperium und meinem weltumspannenden Roboterunternehmen könnten wir ein richtungweisendes Cross-Marketing durchführen. Da …“
… da erscheint Merowinga im Durchgang vom Vestibül zum Balkon. Mit einem kurzen, aber nicht zu kurzen, Nicken begrüßt sie die Anwesenden und spricht: „Guten Tag. Das Luncheon wird in zwanzig Minuten aufgetragen. Ich habe sowohl Rosmarin- als auch Lavendelblüten zum Rucola vorbereitet. Wie lautet Ihre Wahl, mit Verlaub?“
Roanoke überlegt nicht lange. „Lavendel, Lavendel, heute ist ein Lavendel-Tag“, sprudelt es aus ihr heraus.
Kevin und Massimo schauen sich an. Den beiden Männern genügt ein kurzes, verständnisvolles Nicken, um sich abzusprechen. „Wir nehmen heute Lavendel, Merowinga“, erklärt nun auch der Grande de Casa seine Zustimmung.
Behende verlässt die Köchin den Zugang zum Balkon und eilt davon.
Roanoke stutzt nun ein wenig. Hat sie da nicht weder diesen süßlichen Geruch um die Köchin herum wahrgenommen? Und hat sich deren ehemals braune Iris über die Jahre nicht in ein schillerndes Grasgrün verfärbt? „Nun ja“, überlegt La Bella kurz, „die Gute verbringt einen großen Teil des Tages im Kräutergarten. Wer weiß, wofür das gut ist.“
Kevin vernimmt als erster das surrende Geräusch von Rotorblättern. Er schaut hinüber zu den Parkanlagen und spricht: „Es wird Zeit. Sie kommen.“
Erwartungsvoll schaut Roanoka hinaus in die unendliche Ferne. Ihre bebenden Lippen formulieren nur dieses eine Wort: „Mutter“.