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5. Freunde – Doppeltes Spiel
Am Rathausmarkt, dem Herzen der Stadt Viersen angekommen, heftete sich Jürgen Schmitter sofort ans Telefon, um Verbindung mit London aufzunehmen. Schmitter redete mit George Logan, und erklärte ihm die Lage. Dieser hörte aufmerksam zu und erklärte sich bereit, sofort vorbei zu kommen, um mit ihm gemeinsam den Fall anzugehen.
Schmitter war froh darüber, denn noch zu gut erinnerte er sich an die Vorkommnisse, die es in den 80ern rund um den Hohen Busch und der Viersener Umgebung gegeben hatte.
Wären George Logan und sein Kollege Mike Brown damals nicht dort gewesen, würde es Viersen vielleicht nicht mehr geben. Sie hatten das schlimmste abgewendet, aber nun zeichnete sich hier in der Umgebung etwas neues ab, was nicht minder gefährlich war, deshalb hatte er ihn auch um Hilfe gebeten, denn wäre er damals nicht per Zufall in der Gegend gewesen, wäre Schmitter an dem damaligen Fall fast verzweifelt. Momentan wollte er an dieser Sache auch nicht allein weiter arbeiten. Er wusste, dass er selbst nicht die Mittel besaß, gegen diese Leute anzukämpfen. Er kannte das Böse, die Mächte des Grauens, die in der Nacht kamen und lautlos töteten. Da wollte er sich auch nicht zum Opfer machen.
Unterdessen war Steffen mit dem Wagen nach Roermond unterwegs. Er wollte das Geheimnis ergründen, warum sich alle seine Freunde abwendeten. Und er glaubte fest daran, die Lösung an dem Ort zu finden, an dem alles angefangen hatte.
Er fuhr die Autobahn Richtung Elmpt. Wenige Minuten später überfuhr er die Grenze zwischen den beiden Ländern. Steffen fuhr zum Campingplatz Haten Boer, stellte seinen Wagen dort ab und erkundete die Umgebung. Doch so sehr er auch suchte, er fand hier nichts Verdächtiges. Vielleicht war es doch besser hier zu übernachten und morgen zum Stadtarchiv zu fahren, um nähere Daten über diesen Fall zusammentragen zu können. Das wäre nicht das Problem gewesen, denn er hatte durch seine bereits abgeleistete Wochenendarbeit einen Freizeitausgleich von seinem Chef bekommen. Er brauchte demnach morgen nicht in der Bäckerei zu erscheinen. Steffen beschloss sich selbst eine Auszeit zu nehmen. Es war dieser Tage beruflich als auch privat reichlich stressig für ihn gewesen. Er musste einfach mal für einen Moment abschalten, sonst drehte er noch durch. Alten Gewohnheiten und Hobbys nachgehen, dafür war es nun heute an der Zeit.
Steffen ging zum Auto zurück und öffnete den Kofferraum, um sein Motorschlauchboot herauszubefördern. Er machte es klar für einen Einsatz auf dem Fluss. Es war mal was anderes, als dauernd an die eine Sache denken zu müssen, er brauchte eine Pause von dem allen, und so konnte er sich am besten von der Situation ablenken. Er hatte Routine, deshalb dauerte es nicht länger als eine halbe Stunde, dann war er mit allem fertig. Er ließ sein Boot zu Wasser, paddelte ein Stück, damit der Motor nicht auf Grund lief, dann startete er die Maschine. Er lehnte sich leicht zurück und gab Gas. Das Boot setzte sich in Bewegung und gewann an Tempo.
Ein Gefühl der Freiheit breitete sich in Steffen aus. Er war der König der Maas, jedenfalls fühlte er sich in diesem Moment so. Dabei hatte er so früh damit auch nicht gerechnet, unerwartet von seinem Chef frei zu bekommen, denn dies kam auch nicht alle Tage vor. Im Grunde erlebte er dies zum ersten Mal seitdem er dort seine Ausbildung begonnen hatte. Er drehte seine Runden und stellte schließlich den Motor mitten auf dem Fluss ab. Er ließ sein Boot einfach auf dem Wasser treiben. Steffen zog sein T-Shirt aus und legte sich mit nacktem Oberkörper in die Sonne, um sich einmal so richtig durchbraten zu lassen. Aber um nicht schon zu früh gar gebrutzelt zu werden, hatte er vorsorglich eine Flasche Sonnenöl mit starkem Lichtschutzfaktor eingepackt, welches er jetzt auf seiner Haut verteilte. Das Klima hatte sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Sonne brannte heißer denn je, und so waren diese Schutzmaßnahmen unumgänglich, wollte er sich nicht unter Umständen gehörige Brandblasen einhandeln, schließlich befand er sich mitten auf einer reflektierenden Wasseroberfläche des Flusses, der die Sonnenbrandgefahr noch deutlich erhöhen würde. Völlig relaxt lag er dort und dachte nicht mehr an die Gefahren, die ihn umgaben. In der Tat merkte er nicht, dass er äußerst gefährlich lebte, denn sie waren ihm auf den Fersen geblieben. Sie befanden sich ganz in der Nähe und beobachteten aus sicherer Entfernung sein tun.
„Wir müssen den Kerl davon abbringen, dass er an die Daten gelangt. Er darf die Pläne nicht finden.“, sagte Kerstin.
„Du sagst es! Am besten wir schalten ihn aus. Ich sehe das Versteck des Lageplanes nicht mehr als sicher an. Tom hätte sich etwas Besseres ausdenken sollen.“, antwortete Svenja.
„Er wird nicht getötet. Vor allem nicht hier an diesem Ort! Das erregt zu viel Aufsehen, wie oft soll ich euch das noch sagen.“
„Wer hat dich denn zum Führer des Bundes ernannt, Dirk?“, knurrte Kerstin ihn an.
„Ich spiele mich nicht auf! Ich schalte mich nur beratend in eure Gesprächsrunde mit ein!“, entgegnete er bissig.
„Dann ignoriere ich deinen Rat einfach, ja?“
„Nein! Dirk hat recht!“, mischte sich seine Schwester ein. „Wenn wir ihn jetzt killen, wird man uns jagen, und ich weiß nicht wie stark wir wirklich sind.“
„Unbesiegbar!“, schrie Kerstin.
„Relativ!“, schnauzte Svenja zurück. „Ihr habt in all den schweren Zeiten vergessen, dass es die Menschen gibt, die wissen, wie man uns bekämpft. Nur der neue Meister kann uns den richtigen Weg zeigen.“
„Der jetzt noch ein MENSCH ist. PAH!“
„Unterschätze ihn nicht, die Prophezeiung spricht von einem König, einem Dämon mit gottgleichen Kräften, der sich über die Menschheit erhebt und über sie herrschen wird, mit eiserner Hand. Sie spricht von unsäglichen Schlachten mit anderen mächtigen Dämonen, und über die grandiosen Siege eines großen dunklen Fürsten, der aus den Reihen der Menschen zu wahrer Größe aufsteigen wird.“
„Dennoch müssen wir ihn hier weg bekommen! Er bringt uns alle in Gefahr!“ Kerstin war nervös, man sah es ihr an, dass ihr Steffen ein Dorn im Auge war.
„Dann machen wir ihm doch ein wenig Angst.“, meinte Dirk grinsend. Wenn die Dunkelheit hereinbricht, werden wir ihn aus dem Zelt locken, und dann wird es eine Jagd geben, die ihm so zusetzen wird, dass er von hier verschwindet. Was haltet ihr davon?“
„Besser als ihn umzubringen.“, sagte Svenja nachdenklich nickend.
„Also seid ihr einverstanden?“, meinte Dirk lauernd.
„Ja, von mir aus!“, stimmte schließlich auch Kerstin zu, ohne jedoch ihre wahren Gedanken preiszugeben. Für sie war das Thema längst noch nicht beendet.
„Dann blase dich demnächst mal nicht so auf, deine Art kotzt mich langsam an. Du wirst mich hier akzeptieren, ansonsten wird es zwischen uns einen Zwist geben, den du nicht vergessen wirst! Hast du mich verstanden, mein Schatz?“
„Hört endlich mit der Haarspalterei auf, verdammt noch mal! Wenn wir nicht zusammenhalten, wird es keinen Meister geben. Das müsst ihr begreifen, kapiert?“, ging Svenja dazwischen, um weitere Wortgefechte zu vermeiden.
Kerstin zischte ihm zu: „Wir sprechen uns noch, Freundchen, das war noch nicht das letzte Wort!“
Danach trat die Stille zwischen ihnen, und ein nichts ahnender Steffen Peters schipperte weiter auf der Maas dahin…
*
Der Abend brach herein und immer noch war Steffen auf dem Fluss. Gerade startete er den Motor um zum Ufer zu kommen. Für heute reichte es. Es hatte ihm gut getan, sich einfach mal nur zu entspannen. So hätte es öfter sein können. Jetzt, da die Sonne unterging und die Schatten des vergehenden Tages länger wurden, kamen auch die Gedanken an seine Freunde zurück. Wie sehr wünschte er sich die alten Zeiten zurück, und er hatte das Gefühl, dass sie niemals wiederkehren würden.
Steffen legte an, und zog das Boot an Land, als die Kurzmitteilung auf seinem Handy einging. Die Nachricht war in knappen Worten verfasst:
LASS DAS BOOT SO WIE ES IST.
DU WIRST ES HEUTE NACHT NOCH BRAUCHEN. RUFE DICH AN,
SOBALD ICH KANN.
GIB AUF DICH ACHT, MEIN FREUND.
DU WIRST ES HEUTE NACHT NOCH BRAUCHEN. RUFE DICH AN,
SOBALD ICH KANN.
GIB AUF DICH ACHT, MEIN FREUND.
Wieder eine SMS von Dirk. Er verstand zwar nicht, warum er sein Boot nicht einpacken sollte, doch er befolgte den gut gemeinten Rat seines Freundes und leinte es an einer gesicherten Stelle an, um es in einem eventuellen Notfall für sich nutzen zu können.
Unterdessen hatte der Bund in den hier überall umliegenden Wäldern sein Quartier bezogen. Sie hielten sich auf dem Gelände des Campingplatzes auf, und hielten das Zelt von Steffen unter dauernder Beobachtung.
„Wenn die Nacht hereinbricht gehört er mir!“, fauchte Kerstin.
„Denke daran, was wir abgemacht haben!“, entgegnete ihr Freund.
„Ja ja, bestimmt.“
„Klingt nicht überzeugend, du lässt ihn in Ruhe!“
„Wieso sollte ich, ich will endlich Blut!“
„Nein!“
„Du wirst mich nicht abhalten!“
„Da kennst du mich schlecht! Mit allen Mitteln!“
„Boah darauf habe ich langsam keinen Bock mehr. Such dir jemand anderen, den du rumkommandieren kannst!“
Wütend verließ Dirk den Ort der Bewachung. Kerstin wollte hinterher, doch Svenja hielt sie zurück. „Reize ihn nicht, du bist es selbst schuld, wenn er sich von dir abwendet. Du treibst momentan voll quer, merkst du das nicht? Jetzt lass ihn ziehen.“
„Ich traue ihm nicht, vielleicht warnt er unseren Feind.“
„Feind!“, Svenja gluckste. „Du solltest dich mal reden hören. Ein kleiner Steffen, der die große Welt retten will, gegen uns.“ Svenja grinste sie spöttisch an. „Der kleine Steffen ...“
Sie schüttelte den Kopf und wandte sich von ihr ab.
Svenja gab ihr bewusst das Gefühl nicht für voll genommen zu werden, damit sie endlich von ihrem absurden Gedanken, in Steffen den Staatsfeind Nr. 1 zu sehen absah.
Unterdessen hatte Dirk genau das erreicht was er wollte. Er beherrschte sein Handy perfekt und hatte Steffen blind eine SMS getippt und geschickt, während er das Gerät in der Hosentasche behielt. Als er sich weit genug entfernt hatte, zog er es jedoch heraus und schloss sich auf einer öffentlichen Toilette ein, um telefonieren zu können. Er musste ihn vor seiner Freundin schützen, die immer noch darauf aus war, ihm den Garaus zu machen.
Er rief an, und ließ durchklingeln.
„Ja!“, quäkte Steffens Stimme an sein Ohr.
„Höre gut zu!“
„Dirk!“
„Ja, ich bin es. Ich wollte dich nur vorbereiten. Sprich leise, sie beobachten dich. Wir wollten dir einen Schrecken einjagen, damit du diesen Ort verlässt. Aber es gerät außer Kontrolle. Kerstin will dich töten, sei äußerst vorsichtig, traue auch Svenja nicht, sie ist auch hier.“
„Was zum Teufel ...“
„Sei leise! Sonst hören sie uns, verdammt!“
„Okay.“, sagte er mit gedämpfter Stimme: „Aber was geht hier vor?“
„Nicht am Telefon. Erkläre dir das später. Du bist in ernster Gefahr. Du solltest nicht zum Stadtarchiv gehen. Du würdest dort etwas finden, was über deinen Verstand hinausgehen wird.“
„Aber ich will dir helfen, damit alles wieder gut wird.“
„Das kannst du nicht. Wir sind verflucht. Verlorene Geschöpfe, die nur noch ein Ziel verfolgen. Überlasse es denen, die etwas davon verstehen.“
„Das kann ich nicht. Ich will meine Freunde zurück.“
„Sie kehren nicht zurück, Steffen. Sie sind tot, und niemand wird sie dir zurückbringen.“
„Tot? Ich habe sie doch gesehen?“
„Das was sie einst waren, ist jetzt nicht mehr, glaube mir, es ist besser, wenn du sie so in Erinnerung behältst, wie du sie kanntest. Laufe nicht ins offene Messer. Auch ich gehöre zu ihnen, noch kann ich mich wehren, doch selbst ich wäre im falschen Moment für dich eine tödliche Gefahr.“
„Kann ich dich treffen?“
„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte dir doch gerade, dass auch ich dich im falschen Moment töten würde. Versteh das doch, ich bin genauso verflucht, wie all die anderen, die von dem Gift getrunken haben.“
„Ich verstehe gar nichts. Was ist passiert verdammt noch mal?!“
„Sie haben mich gezwungen, in der Nacht, als wir uns den Plan ausmachten, das Geheimnis um die mystischen Ereignisse in den Wäldern des Hohen Buschs herauszufinden zu verraten. Denn dorthin hat sich alles verlagert. Lass die Sache ruhen.“
„Nein, jetzt erst recht nicht.“
Plötzlich wurde die Stimme am anderen Ende ärgerlich: „Dann geh doch zugrunde. Ich habe dich gewarnt! Dir wird hier niemand helfen. Wir kriegen dich, zerreißen dich!“
Dann war die Verbindung unterbrochen. Steffen entfernte das Handy von seinem Ohr. Die letzten Worte waren so kalt gewesen, dass ihn ein frösteln überlief, welches ihn durchschüttelte. Er durfte nicht aufgeben. Er musste Informationen und Beweise sammeln, sonst konnte er das Unheil nicht zur Anzeige bringen, seine Indizien mussten so stichhaltig sein, dass man an seinen Worten einfach nicht zweifeln durfte. Dies verlangte eine genaue Recherche in diesem Fall.
Steffen saß im Zelt und ließ das eben gehörte erneut auf sich wirken. Natürlich hatte er Angst. Und vielleicht war es besser, hier nicht zu verweilen, sondern sich wieder zu seinem Boot durchzuschlagen. Es lag nicht weit entfernt, aber wenn man ihn beobachtete ... Vielleicht würden sie ihn schnappen, dann war es aus. Aber wenn er hier blieb, würde er erst recht einen Horror erleben. Vielleicht würden sie ihn auch direkt hier vor Ort, in seinem Zelt erledigen. Darauf durfte er nicht warten, und deshalb handelte er. Steffen zog sich an, und öffnete dann vorsichtig den Reißverschluss des Zeltes, und kroch vorsichtig in die Nacht hinaus. Es war ihm bewusst, dass er gefährlich lebte, aber er musste es versuchen.
In einem nahen Gebüsch lauerte die Gefahr, von der er nichts sah, aber dennoch ahnte, dass sie vorhanden war. Die Jagd auf ihn hatte begonnen!
*
„Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte Kerstin ihren Freund.
„Ja, von mir aus mach was du willst.“
„Wir werden sehen was sich ergibt.“, schlichtete Svenja das Streitgespräch, das erneut aufzuflammen drohte. „Wir müssen uns jetzt auf ihn konzentrieren. Am besten wir nehmen ihn gefangen, und dann beseitigen wir ihn an einem sicheren Ort. Das ist mein Kompromissangebot an euch.“
„Okay, machen wir Gefangene!“, begeisterte sich Kerstin.
„Leider können wir nicht in unserer wahren Gestalt hier auftreten. Die Leute würden die Polizei rufen, wenn sie uns sehen, und dann besteht die Gefahr, dass Leute kommen, die mit der Jagd auf uns Erfolg haben könnten.“
„Wir kriegen ihn auch so!“, sagte Dirk.
„Das will ich meinen.“
„Ruhe!“, zischte Svenja. „Da tut sich was am Zelteingang! Es geht los. Verteilt euch. FANGT IHN AB!“
Es war dunkler als Steffen es erwartet hatte. Er hatte sich mit einer Taschenlampe ausgerüstet und ließ den Halogenstrahl über den düsteren Weg gleiten. Es war besser, sich durch das Gestrüpp zum Boot durchzuschlagen, so konnte er den Häschern vielleicht entkommen.
„In was für eine Scheiße bin ich hier reingeraten.“ Steffen löschte das Licht, das hielt er doch für klüger, sofort wurde es um ihn herum stockdunkel. Wie ein Schatten huschte er in ein nahes Gebüsch am Straßenrand und war verschwunden.
Auch die Häscher hatten sich auf seine Fährte gesetzt.
„Scheiße!“, fluchte Kerstin. „Wenn wir uns verwandeln könnten, hätte ich seine verdammte Spur schon aufgenommen. Er ist uns einfach entkommen!“
„Bestimmt will er zum Boot! Er hat es nicht eingepackt, sondern nur vertäut.“ Damit hatte Dirk ihn verraten, und somit war klar, dass er immer noch nicht gegen den dämonischen Ansturm ankam. Momentan hätte er alles getan, um ihn in seinen Klauen zermalmen zu können!“
„Das ist ne Idee! Los was steht ihr hier herum! Verfolgt ihn!“
Steffen spürte, dass sie ihm auf den Fersen waren. Er hörte die Schritte im Unterholz, die ihn verfolgten. Steffen rannte schneller. Dann eine Stimme: „Los schneidet ihm den Weg ab! Ich weiß genau, dass er zum Boot will!“
Steffen sah sich gehetzt um. Wie konnte er ihnen entkommen. Dazu brauchte er Glück, sie waren einfach zu viele, und er war auf sich allein gestellt. Und er hatte Dirk gegen sich, das hatte er soeben deutlich vernommen. Er wollte ihn in die Falle locken, aber er sah dennoch sein Boot als einen letzten Rettungsanker an, deshalb wählte er diesen gefährlichen Weg.
„Lass mich ihn fangen! Ich werde ihn erwischen!“, hörte er wieder die Stimme seines verräterischen Tippgebers.
„Ja gut!“, entgegnete eine Frauenstimme, die er als die von Svenja identifizierte.
„NEIN!“, gellte eine dritte Stimme auf. „Vertraut dem Verräter nicht! Er treibt doppeltes Spiel!“
„Halte endlich deine Schnauze, Kerstin!“, blaffte Svenja Dirks Freundin an.
Diese Gelegenheit verzeichnete Steffen für sich positiv. Wenn sie sich nicht einig waren, hatte er leichteres Spiel ihnen zu entkommen. Doch da hatte er die Rechnung ohne Dirk gemacht, der plötzlich vor ihm auftauchte!
„Halt! Das Spiel ist aus! Du gehst mit zu den anderen!“
„Nein Dirk!“ Steffen sprang auf ihn zu und versetzte ihm einen Tritt in die Magengrube, so dass er zurücktaumelte, sich aber fing und seinerseits Steffen wieder angriff.
„Dafür schlage ich dich zusammen!“ Dirk holte aus und drosch hart zu. Seine Faust krachte auf die Nase Steffens, die sofort zu bluten anfing. Sein Freund war wie von Sinnen und schlug noch härter zu!
„Du Wurm wolltest mich fertig machen! Dafür gibt es ein paar in die Fresse!“ Steffen schmeckte das Blut, das plötzlich aus seinem Mund quoll. Dann kam der Schmerz, der ihn zu Boden schickte. Dirk trat nach seinem Kopf, doch Steffen wich aus und zog Dirk am Hosenbein. Er verlor das Gleichgewicht und knallte neben ihm zu Boden. Doch sofort raffte Dirk seine Kräfte zusammen und stürzte sich auf ihn. Steffen sah in die Augen seines ehemaligen Freundes, die in einem fanatischen Feuer gelblich glänzten. Er war bereit, ihm jetzt den Todesstoß zu versetzen, das spürte Steffen deutlich.
„Dirk! Erinnere dich an unsere Freundschaft! Bitte tu es nicht! Es darf nicht so enden!“
Plötzlich hielt er inne. Der mordlüsterne Glanz verschwand, dann löste er sich von Steffen und meinte: „Los verschwinde!“
Das ließ Steffen sich nicht zweimal sagen. Er stürzte davon. Er hoffte, dass Dirk die anderen mit einer Lügengeschichte lange genug aufhalten würde. Steffen wusste dass er sich vor ihm in Acht zu nehmen hatte, aber er hatte auch erkannt, dass er nicht durch und durch böse war und ihm half, wenn er es konnte.
Er erreichte unversehrt den Platz, und fand das Boot dort vor. Er ließ es zu Wasser und warf sich hinein. In diesem Moment tauchte Kerstin auf!
„Steffen! Du Hund ich kriege dich und dann reiß ich dir die Gedärme raus!“
Steffen hatte Panik, dennoch wollte er sich nicht die Blöße geben, diese zu zeigen. Er musste hier weg, zeigte ihr den Stinkefinger und startete den Motor. Dann brauste er davon.
„Auf dem Fluss bist du nicht sicher, Arschloch!“, brüllte sie ihm hinterher. „Wenn du an Land kommst, wirst du umgebracht!“
Dirk erschien ebenfalls und baute sich neben Kerstin auf.
„Nein, meine Liebe! Er hat mich angegriffen, er gehört jetzt mir. Das regle ich persönlich. Vertrau mir! Er ist mein Feind und er wird sterben. Für ihn wird es kein Morgen mehr geben, ich werde ihn vernichten!“
„So will ich dich haben!“, meinte Kerstin mit einem bösen Grinsen.
„Ich glaube, Dirk hat Recht, wir kriegen ihn im Stadtarchiv, er wird nicht aufgeben!“, sagte Svenja.
„Das denke ich auch, und dann gehört er mir. Mir ganz allein!“
Die Kreatur warf einen letzten hasserfüllten Blick über das Wasser, wo das Boot des Steffen Peters langsam vom aufsteigenden Dunst verschluckt wurde …
*
Steffen fror entsetzlich. In der Nacht wurde es mittlerweile recht kühl, doch er war vorerst in Sicherheit. Er schipperte mitten auf der Maas, der Motor lief rund, wenn das Ufer weit genug von ihm entfernt war, würde er ihn abschalten. Er deckte sich notdürftig mit dem roten, wasserdichten Rucksack zu, den er stets mitführte, was ihm jedoch gegen die Kühle der Nacht nicht wirklich half. Jetzt musste er hier ausharren, und erst am nächsten Morgen, wenn der neue Tag die ersten Sonnenstrahlen über das Land schicken würde, würde er den Versuch wagen, zum Stadtarchiv vorzurücken. Vorzurücken – Was für ein Schwachsinn. Er führte hier einen einsamen Einmann-Krieg, er musste sich auf sich selbst verlassen, sonst würde er verloren sein. Er war in einer echt bescheidenen Lage, aber er wollte nicht aufgeben, an etwas zu glauben, was es nicht mehr gab. Sein Verstand sperrte sich dagegen. Und genau deshalb würde er die Aktion durchziehen, und ebenfalls die Beweise aus dem Stadtarchiv holen, und wenn es sein Leben kostete.
Die Feuchtigkeit des Dunstes setzte sich in seiner Kleidung fest. Nebelschwaden trieben umher und ließen die düstere Umgebung noch unheimlicher wirken. Doch dann bemerkte er etwas, das sein Herz schneller schlagen ließ. Der Boden des Schlauchbootes war nass. Zu nass! Das Material musste bei seiner Flucht Schaden genommen haben. Wie schnell konnte ein spitzer Stein ein Leck reißen. Doch nur hier war er sicher, und das Wasser stieg an!
„Scheiße! Muss das denn auch noch sein! Jetzt geht die Schaufelei los!“
Steffen beförderte mit bloßen Händen das Wasser aus dem Boot. Er versuchte alles, seine Stellung auf dem Fluss zu halten, doch diese war nicht länger sicher. Er musste es versuchen, wenn er nicht die ganze Nacht hier umherschwimmen und sich vollends nasse Kleidung holen wollte. Eine Zeitlang ging es gut, aber dennoch würde der Fluss irgendwann gewinnen. Der Kampf würde aussichtslos sein. Deshalb musste er das Boot in die Nähe seines Wagens bringen, um von diesem Ort erfolgreich fliehen zu können. Steffen war klar, dass die Häscher hier auf ihn warten würden, um ihm den Rest zu geben. Wenn er sich dieser Gefahr aussetzte, dann nicht waffenlos. Er steckte die Paddel zusammen, so dass zu seiner linken und rechten Seite jeweils ein Flügel in den Nachthimmel ragte. Dann startete er durch und nahm Kurs auf das Festland. Seines Vaters Wagen parkte nicht weit vom Ufer. Es war eine kurze Distanz, die er zurücklegen musste. Ein Katzensprung an sich, aber mit den Verfolgern im Nacken würde es ein fast unmögliches Unterfangen werden.
Das Boot hing durch. Er saß mit seinem Hinterteil schon vollends im Wasser und zog sein T-Shirt hoch, damit es nicht auch in Mitleidenschaft gezogen wurde. Er erreichte das Ufer und legte an.
Sofort sprang er aus dem Boot und hetzte zum Auto. Er wollte gerade den Schlüssel hervorholen, als sie aus dem Gebüsch an ihn herantraten.
„Wir haben auf dich gewartet!“, sagte Dirk in einem düsterernsten Tonfall, der schon an eine Grabesstimme erinnern konnte.
„Ja, genau, wir freuen uns, dich zu sehen.“, sagte Svenja
„Dann kommt doch her, ihr Bestien, euch nehme ich mir vor!“ Steffen war sauer und drohte mit der Ruderstange in seiner Hand.
Dirk startete den ersten Angriff. Steffen schlug zu! Das Ruderblatt erwischte die Kreatur voll im Gesicht und warf ihn zurück. Er musste schnell sein, und holte den Autoschlüssel hervor, ohne jedoch seine Gegner aus den Augen zu lassen. Svenja startete als nächste. Steffen hätte nicht ausweichen können, ließ die Ruderstange fallen, und anschließend sich selbst. Blitzschnell warf er die Beine in die Luft und ließ Dirks Schwester auflaufen, stemmte ihr beide Beine in den Bauch und hebelte sie über ihn hinweg. Sie flog davon und krachte hinter ihm zu Boden. Steffen nahm die Paddel wieder zur Hand.
Er wusste selbst nicht, woher dieser Kampfgeist kam, es war der nackte Überlebenswille, der ihn vorantrieb.
Dirk fiel Steffen in den Rücken. Ein gemeiner Schmerz breitete sich aus, und zog bis in den Bauch durch! Auf ihn hatte er nicht Acht gegeben. Wenn er jetzt aufgab war es vorbei. Geistesgegenwärtig schlug er wieder mit seiner „Waffe“ zu und erwischte ihn diesmal direkt unter dem Kinn. Dirk war einen Moment abgelenkt, da startete auch Kerstin ihren Angriff. Panikerfüllt rollte er sich zur Seite und entkam so ihren zupackenden Händen.
„Gott gib das es aufhört.“, hämmerte es in Steffen. Doch eine andere Stimme sagte ihm, dass er um sein Leben kämpfen solle, da sonst alles verloren wäre.
Er trat zu und traf Kerstin voll am Kopf, dann rappelte er sich hoch, stürzte auf den Wagen zu und schloss blitzschnell auf. Er warf sich hinein, knallte die Tür zu und gab Gas. Er nahm keine Rücksicht und nahm die Drei auf die Haube, die jetzt zugleich einen Angriff gegen ihn ausführten.
Die Gestalten purzelten durcheinander, und flogen zu beiden Seiten des Wagens weg. Dann hatte er freie Bahn. Ohne sich umzusehen, schlug er im Höllentempo den Weg Richtung Straße ein. Er war mit knapper Not entkommen, jetzt erst wurde ihm bewusst, dass es um viel mehr als Freundschaft ging. Hier war etwas übernatürliches im Gange, dessen Tragweite er nicht zu fassen wagte. Seine Hände zitterten stark, als er das Lenkrad umklammerte und erst einmal ohne jegliches Ziel zu haben durch die Gegend fuhr. Doch eines hatte er sich in seinen Dickschädel reingesetzt. Er würde nicht aufgeben, auch wenn sie ihn töteten! Das Stadtarchiv würde seine nächste Station sein, darauf konnten sie Gift nehmen. Er hatte vor, ihnen zu schaden, sie durften nicht gewinnen, und wenn es das letzte wäre, was er in seinem Leben für die Welt tun würde.
*
Den Rest der Nacht über hielt sich Steffen versteckt. Sie würden ihn nicht finden, dafür musste er sorgen. Auch musste er sich wohl darauf einstellen, im Archiv auf hohen Widerstand seiner Gegner zu treffen. Dennoch würde er von diesem Plan nicht abweichen, die Neugier war einfach größer, als die Angst. Den Rest der Nacht verbrachte er in einem Versteck. Jedoch blieb er im Wagen, da er dort glaubte sicherer zu sein. Erst als es dämmerte, fasste er seine weiteren Pläne.
Er lenkte den Wagen Richtung Roermond-Stadt. Der neue Tag erwachte zum Leben. Er vermutete, dass Stadtarchiv im Rathaus vorzufinden. An einer geeigneten Stelle parkte er den Wagen, das Rathaus war schnell gefunden. Steffen betrat das Gebäude und sah auf den Wegeplan, der an der Wand hing. Er hatte Recht. Das Archiv war im Untergeschoss des Hauses. Dort wollte er hin.
Steffen sprach kurz mit dem Archivar, der erstaunlicherweise nichts dagegen hatte, dass er sich dort umsah.
Es war nicht leicht, das zu finden, was er suchte. Er war jetzt schon ungefähr eine Viertelstunde hier, als er das merkwürdige Geräusch zum ersten mal hörte. Steffen konnte nicht definieren, was es war, aber es klang alles andere als freundlich! Seine Feinde waren also gekommen!
„Verdammt! Wer ist da...?“
Ein Tappen und ein Schleichen ...
Aber das konnte nicht sein. Außer ihm und dem alten Archivar war doch niemand hier.
Da! Hinter seinem Rücken huschte ein Schatten davon! Er war umzingelt! Sie waren vor ihm eingetroffen! Verdammt!
Steffen musste weg und hetzte durch die vielen engen Gänge des Kellergewölbes. Er fühlte sich hoffnungslos eingesperrt, und er wusste: Sie waren gekommen, seine „Freunde von Früher“ waren zur Stelle, um ihn zu schnappen.
Plötzlich verlöschte das Licht und eine Stimme war zu hören:
„Raus! Er gehört mir! Ich werde alleine mit ihm fertig!“
Steffens Herz rutschte langsam aber sicher in die Hose. Er wäre vielleicht doch besser nicht alleine hier her gefahren. Aber wen hätte er mitnehmen sollen?
Gehetzt sah er sich um! Doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Da! Wieder die Stimme:
„Ich sage es nicht noch mal! Er gehört mir! Raus, verdammt noch mal!“
Ein Schlag in der Dunkelheit, ein Aufjaulen, dann knallte eine Tür mit einem satten Geräusch zu!
Verflucht, die Stimme gehörte Dirk! Sie war irgendwie verändert, aber dennoch wieder zu erkennen! War er ein Freund oder ein Feind? Steffen wusste es nicht!
„Peetz, ich finde dich! Du kannst dich vor mir nicht verstecken. Wir sind zu stark für dich!“, hörte er ihn flüstern. Dennoch verstand er jedes Wort, so dass sich eine Gänsehaut auf seinem Rücken bildete. „Jetzt geht es nicht so harmlos ab, wie auf Haten Boer. Hier unten ist niemand, der dir hilft. Wir töten dich und den alten, und dann lassen wir eure Kadaver in diesem Gewölbe verfaulen!“
Steffen bekam Panik. Das war ihm alles zu heftig! Auf was hatte er sich hier eingelassen?! Die tappenden Schritte kamen näher und Steffen flüchtete sich eiligst in die nächste Ecke!
„Wenn ich dich kriege, zerreiße ich dich! Dein Ende liegt in meiner Hand! Ich weiß wo du bist! Du kannst mir nicht entkommen!“
Steffen drückte sich instinktiv immer weiter in die Ecke! Peetz wusste, dass er nun keine Chance mehr haben würde, den Bestien zu entkommen! Insgeheim hatte er Dirk mehr Menschlichkeit zugetraut. Doch das war eine böse Fehleinschätzung, und jetzt bekam er die Rechnung für sein leichtfertiges Verhalten präsentiert. Dirk hatte ihn gewarnt, ihm nicht zu vertrauen, doch er konnte ja nicht hören. Nun saß er hier und blickte seinem Tod ins Auge!
Wieder kamen die Schritte näher. Steffen startete, denn er sichtete das grün leuchtende Schild eines Notausganges! Darauf hechtete er zu! Doch diesmal kam er nicht weit genug. Etwas schweres sprang ihm in den Rücken! Wie ein Holzbrett knallte Steffen unter dem Gewicht des Monsters zusammen und stürzte zu Boden! Ein triumphierendes Aufheulen erreichte seine Ohren!
„Jetzt ist es aus, Verräter! Du hast jetzt lange genug quer getrieben, damit ist endgültig Schluss!“
Steffen wurde schwer gepackt. Messerscharfe Krallen bohrten sich durch seine Kleidung und schnitten ihm ins Fleisch! Die Bestie saß auf ihm und bleckte mörderische Reißzähne, bereit, im nächsten Moment zuzubeißen!
*
„Nein Dirk! Warum? Wir sind doch Freunde!“, entfuhr es Steffen in diesem Moment, der die Welt nicht mehr verstand. Er kam sich mittlerweile vor, wie in einem schlechten Horrorstreifen.
„Du stehst unserer Sache im Weg, und störst uns schon lange.“, antwortete ihm eine knorrige Stimme. Steffen spürte den heißen Atem der Kreatur in seinem Nacken. Gelbe tückische Augen blickten auf ihn herab.
„Aber du hast mir geholfen, dennoch, was ist mit den sms? Du bist doch eigentlich auf meiner Seite!“
Steffen zitterte wie Espenlaub, dennoch besaß er erstaunlicherweise die Kraft, seine Angst zu kontrollieren und weitere Fragen zu stellen.
„Ich werde...“, Dirk brach den Satz ab.
Steffen setzte sofort nach und fragte weiter:
„Was ist nur aus dir geworden? Du warst vor kurzem noch anders.“
„Ich weiß, Dinge verändern sich.“
„Aber es muss doch einen Grund dafür geben.“
„Den gibt es auch, aber ...“
Die Kreatur brach mitten im Satz ab, es hatte den Eindruck, dass sie mit sich kämpfte. Schließlich sprach er weiter:
„Steffen, setze dich in deinen Wagen und verschwinde von hier. Fahre nicht nach Hause und meide die Wälder. Mische dich weiterhin nicht in Dinge ein, von denen du nichts verstehst. Es gibt Gründe warum es geschehen ist, meide uns, wir bringen dir nur Unheil!“
„Was ist nur aus dir geworden?“
„Das würdest du nicht glauben.“, entgegnete Dirk.
„Verdammt, ich glaube dir alles. Die Krallen in meinem Rücken, die Zähne an meinem Hals! Was soll mich jetzt noch schocken?“
„Versuche es lieber nicht herauszubekommen. Es wäre besser für dich!“, entgegnete die Kreatur in seinem Nacken.
„Jetzt sag schon. Das hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht habe ich schon bemerkt, anscheinend ist deine Wandlung sogar übernatürlichen Ursprungs.“
„Da hast du wohl recht. Also gut, ich werde es dir sagen, da ich dir ja versprochen habe eine Lösung für die seltsamen Vorgänge zu suchen. Sie ist nicht das, was du hören willst, aber es ist die Wahrheit. Wir gehören zum Geheimbund der Wölfe, der Werwölfe! Und jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege!“
*
„Nimm den Seitenausgang, setz dich in deinen Wagen und hau ab!“
Das ließ sich Steffen nicht zwei mal sagen. Er hetzte auf den Notausgang zu, öffnete und verschwand. Hoffentlich erwischten ihn die anderen nicht. Das hätte sicherlich das Ende seines Lebens bedeutet. Leise schlich er sich zu seinem Wagen, öffnete die Autotüre und setzte sich hinters Steuer. Er zog die Tür zu und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor kam sofort. Steffen trat drauf, so dass der Wagen einen Satz nach vorn machte und preschte in einem Höllentempo aus Roermond heraus.
Steffen hatte vor, zum Rathausmarkt zu fahren, um die Polizei in diesem Fall einzuschalten, obwohl er sich vorstellen konnte, dass sie ihm nicht glauben würden. Seine Geschichte war ja im Grunde auch unglaublich.
Dennoch wollte er es versuchen. Steffen kannte jetzt das Geheimnis. Er wusste, welche Kreaturen sich in Viersen herum trieben. Werwölfe! Verdammt, das war heftig! Aber diese gab es doch nur des nachts bei Vollmond. Es war helllichter Tag, hier musste eine ganz besondere Kraft am Werke sein, wenn man nicht einmal am Tage vor ihnen sicher war.
Und wieso hatte Dirk ihm dann geholfen, so dass er flüchten konnte? Wieso versorgte Dirk ihn übers Handy mit Informationen?
Steffen konnte es sich nicht erklären. Gesehen hatte er im Stadtarchiv nicht viel von der Kreatur. Aber er glaubte es. Die Pranken, dessen messerscharfen Nägel ihm ins Fleisch geschnitten hatten, waren für ihn Beweis genug gewesen, dass Dirk nicht gelogen hatte.
Doch was hatten sie vor? Wieso gerade sein Freundeskreis? Fragen über Fragen und viel zu wenig Antworten.
Auch was er in Roermond herausfinden wollte, war gescheitert. Die andere Seite war schneller gewesen.
Steffen fuhr über die Landstraße. Plötzlich zeigte er Nerven. Er war schließlich auch nur ein Mensch. Tränen traten ihm in die Augen, als er daran dachte, wie knapp er dem Tod entkommen war. Seine Hände begannen zu zittern. Nein, – so konnte er nicht weiterfahren. Er sah sich gezwungen, auf dem Standstreifen anzuhalten um sich erst mal zu beruhigen.
Steffen wischte sich über die Augen um wieder einen klaren Blick zu bekommen, als er auf dem Radweg etwas auf sich zufahren sah!
Verflucht! Das waren Kerstin und Svenja! Wenn die beiden ihn in die Finger bekamen, war er mit Sicherheit tot! Steffen verstand es nicht. Er war schon einige Kilometer gefahren, und die Verfolger waren ihm so dicht auf den Fersen geblieben!
Steffen startete! Mit quietschenden Reifen schoss er davon. Er hatte nicht vor, sich von den beiden aufgreifen zu lassen, denn sie gehörten ganz bestimmt auch zu den Wölfen, auch wenn sie momentan wie Menschen aussahen.
Da meldete sich Steffens Handy.
„Ja, Peters.“
Eine verzerrte Stimme meldete sich mit:
„Dirk hier! Pass auf Kerstin und meine Schwester auf. Sie sind dir auf den Fersen! Wenn sie dich kriegen, ist es aus!“
„Wie ist das alles nur passiert?“, fragte er zurück.
„Es ist eine momentan zu lange Geschichte. Die kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich sage dir nur, dass es etwas mit der Höhle nahe dem Campingplatz Hatten Boer in Roermond zu tun hat. Von dort geht alles aus. Sei vorsichtig, auch bei mir, ich bin dein Freund und dein Feind zur gleichen Zeit. Ich will, dass du das weißt.“
Ein klicken und das Gespräch war beendet. Steffen fuhr weiter seines Weges. Er war nun kurz vor Dülken und steuerte die nächste Hauptstraße Richtung Viersen an. Eigentlich hatte es ja keinen Sinn mit der Polizei über die Ereignisse zu reden, aber er wusste auch nicht, an wen er sich sonst hätte wenden sollen.
Es war nicht mehr weit. Etwa vier Kilometer hatte er noch zu fahren. Kurze Zeit später ließ er sein Auto am Rathausmarkt ausrollen, stellte es direkt vor der Polizei ab, damit er keine langen Fußwege im Freien zurücklegen musste.
Der dienst habende Beamte am Empfang hatte Steffen durch eine Glasscheibe gesehen und öffnete ihm die Tür um ihn einzulassen.
*
Jürgen Schmitter hatte nach dem Anruf die Flasche mit der blutähnlichen Substanz direkt ans Labor weitergeleitet, um genaueren Aufschluss über die Zusammensetzung der Flüssigkeit zu erhalten. Mehr konnte er in diesem Fall nicht tun.
Schmitter fühlte sich hilflos. Er wusste genau, dass er es hier mit Mächten zu tun hatte, denen er nicht die Stirn bieten konnte, ohne selbst sein Leben dabei zu verlieren.
Und das hätte wirklich niemanden weiter gebracht. George Logan würde heute noch gegen 17.00 Uhr am Düsseldorfer Flughafen eintreffen. Er hatte vor gehabt, direkt die nächste Maschine zu nehmen, da ihm Viersen als Stützpunkt dämonischer Kräfte nur zu gut in Erinnerung geblieben war.
Schmitter hatte beschlossen, gegen 15.30 Uhr loszufahren, um den Privatdetektiv dort abzuholen. Ehrlich gesagt, war Schmitter froh, dass das Treffen noch heute stattfinden sollte.
In diesem Moment betrat Steffen die Station. Schmitter erkannte ihn sofort wieder und sprach ihn direkt an:
„Guten Tag, Herr Peters. Sie wollen sicher zu mir.“, begrüßte er ihn.
„Ja, allerdings. Sie sind hinter mir her. Ich weiß nicht, wie lange ich sie noch abschütteln kann ...“
„Schon gut.“, beschwichtigte Schmitter, „wir werden einen Weg finden. Vertrauen Sie mir.“
Steffen standen die Tränen in den Augen, er wusste genau, dass man sich vor Werwölfen nur retten konnte, wenn man in der Lage war, diese Kreaturen zu vernichten. Selbst wenn sie dies schaffen würden, würde er all seine Freunde, die ihm viel bedeutet hatten, verlieren. Und das war in keinem Fall eine akzeptable Lösung!
Er wollte sich mit der grausamen Realität einfach nicht abfinden, jeden Menschen, der ihm nahe stand beerdigen zu müssen. Steffen musste auch damit rechnen, dass selbst sein Vater ...
Er brach den Gedanken ab. Sie hatten schon so manche heftige Diskussion geführt, aber das wollte er sich dennoch nicht vorstellen. Er war sein Vater, und dass konnte er nicht einfach so zulassen!
Doch er behielt diesen düsteren Gedanken erst einmal für sich, da er auch keine schlafenden Hunde wecken wollte.
Schmitter bot Steffen an, mit ihm nach Düsseldorf zu fahren und ihm unterwegs die Möglichkeit zu geben, über die neuesten Entwicklungen zu sprechen, worauf Steffen auch einging.
Schmitter und Steffen verließen den Rathausmarkt, und wenig später befuhren sie die Autobahn, Richtung Düsseldorf Flughafen.
Steffen erzählte ihm die neuesten Vorkommnisse, ließ aber einiges aus. Er erzählte von den Angriffen seiner besten Freunde in Roermond, ließ aber die Werwölfe unter den Tisch fallen, da er dachte, dass Jürgen Schmitter ihm diese Geschichte sowieso nicht abkaufen würde.
„Aber Sie können es sich nicht erklären, warum sich Ihre Freunde so verändert haben?“, fragte Jürgen Schmitter.
„Ja und nein, ich könnte mir vorstellen, dass es etwas mit der Flasche zu tun hat. Thomas hat versucht, diese Substanz im Brotteig mit einzuarbeiten. Vielleicht wären dann alle Leute, die dort einkaufen... Nicht auszudenken ...“
„Da haben Sie wohl recht, Herr Peters.“, meinte der Kommissar.
Schweigen senkte sich über die beiden. Der Kommissar war heilfroh, wenn er George gleich die Hand reichen konnte. Der Fall hinterließ ein deutlich spürbares Kribbeln auf der Haut seines Rückens, und er ahnte, dass die Schrecken dieses Falles noch längst nicht vorbei waren. Er hatte das Gefühl, dass selbst ein Mann wie George Logan nicht verhindern konnte, dass es diesmal mehr Opfer geben würde als das letzte mal, wo die beiden mit einander zu tun hatten.
Es war Montagnachmittag. Ein warmer Sommertag neigte sich seinem Ende zu, als sich die beiden Männer am Flughafen begrüßten. Sie tauschten sich die wichtigsten Neuigkeiten vorweg aus. Als Kommissar Jürgen Schmitter geendet hatte, meinte George:
„Es war gut, dass du mich hinzugezogen hast, dennoch glaube ich, dass ich für viele Menschen dieses Ortes bereits zu spät komme.“
Die beiden Männer näherten sich Schmitters Wagen, Steffen hatte dort gewartet, er sah die besorgten Mienen der beiden und wusste instinktiv, dass er viele Freunde, die er einst hatte, wohl erst im Jenseits wieder sehen würde. Steffen lehnte sich zurück, Tränen liefen über sein Gesicht. Alles hatte man ihm genommen, und er weinte um das Schicksal der Menschen, an denen er so sehr gehangen hatte.
*
Kerstin konnte nicht begreifen, warum Steffen entkommen war. Dirk war sich ja so sicher gewesen, ihm den Garaus zu machen, wenn man es nicht selbst erledigte, war man verlassen. Sie konnte es sich eigentlich nicht vorstellen, wie er hätte entkommen können, dazu gehörte schon mehr Glück als Verstand. Es sei denn ...
Kerstin stutzte. Was war, wenn er ihn absichtlich hatte entwischen lassen. Als Dirk konvertiert wurde, konnte man ihm nicht voll und ganz vertrauen, da er sehr heftig gegen die Veränderung angekämpft hatte. Ein Funke Menschlichkeit war ihm geblieben. Wenn es jetzt noch so wäre, würde er eine Gefahr für sie darstellen, denn seine Loyalität den Wölfen gegenüber war in Frage gestellt. Man hätte ihn beseitigen sollen, doch er würde morgen noch in Oberhausen gebraucht werden, da es auffallen würde, wenn sie André Stein alleine besuchen würde.
Hoffentlich fiel er ihr nicht in den Rücken. Sicher war sie sich nicht, aber sie würde Acht geben, von jetzt an wollte sie ihn genauer beobachten.
Morgen sollte der entscheidende Tag sein. Die große Wende sollte stattfinden. Er sollte zu ihnen stoßen, sie anleiten und zum letzten Kreuzzug gegen die Menschheit führen!
Gewaltig sollte er sein, resistent gegen Silber, ein Titan der Extra-Klasse! So verriet es die Prophezeiung. Nur rechnete sie mit Widerstand. Steffen würde nicht aufgeben und alles daran setzen um die Meisterkrönung zu verhindern. Er sollte versagen!
Sie wollte ihm zeigen, dass er keine Freunde mehr hatte, ihm seine aussichtslose Lage vor Augen führen! Da legte er sich mit den falschen Leuten an! Es durfte keine Hilfen mehr geben! Morgen war Schluss damit! Dann würde alles besser werden!
Kerstin stand vor der Höhle, zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie wartete auf die anderen. Das Ritual musste vorbereitet werden.
Ein Auto näherte sich. Tom, Rico, Svenja, Dirk und Thomas waren gekommen. Sie würden den Trank zubereiten, der ihren Meister nahezu resistent gegen alles machte, was es auf dieser Welt gab.
Niemand sprach ein Wort, jeder wusste, was er zu tun hatte. Sie betraten die Höhle, sie war im inneren nicht finster, die Wände leuchteten in einem düsteren Rot, das keine Wärme abgab, sondern eisige Kälte abstrahlte. Hier schien die Zeit still zu stehen, keine Geräusche drangen von draußen an ihre Ohren. Es war wie der Durchgang in eine andere Welt.
Und tatsächlich: So groß konnte die Höhle nicht sein. Der Weg führte stetig bergab in die Tiefe. Kerstin hätte sich nie vorstellen können, wie gewaltig dieser Zugang war. Alles gloste in einem tiefen, roten Farbton. Doch das war nicht alles. In der Höhle gab es Vegetation. Links und rechts säumten seltsam aussehende Pflanzen den Weg.
Kerstin hatte sich immer für Blumen interessiert, doch diese waren ihr völlig unbekannt. Sie sahen unheimlich aus. Lange, grüne Blätter mit schwarzen Blütenkelchen. Überall waren sie zu sehen. Doch woher kamen sie? Waren sie ein Produkt schwarzmagischer Kräfte? Wieso passierte das hier? Thomas erriet ihre Gedanken und sagte:
„Der Mensch hat die Erde lange genug unterjocht. Er erweist der magischen Kraft der Natur keinen Respekt. Sieh dir doch an, was hier läuft. Wenn der Mensch weiterhin die Erde beherrscht, wird er sie zerstören. Es war bisher immer so, dass sich die Natur gegen die Störer gewehrt hat, aber diesmal braucht sie besondere Mittel.“
„Was haben wir denn damit zu tun?“, fragte sie zurück.
„Das Leben sucht sich seine Wege. Man fühlt sich durch die Menschen bedroht und deshalb hat sie ihre Helfer auf die Erde geschickt.“
„Wer? Die Natur? Sie ist eine Allgemeinheit allen Lebens und hat keine Persönlichkeit.“
„Du denkst noch immer zu menschlich, die Natur ist ein großer Geist, der sich nicht vernichten lassen wird. Deswegen erweckte sie einen der Urdämonen, die Seele eines Ur-Werwolfs! Er ist so alt wie die Welt, ein Bote des Todes für die, die ihn erzürnen!“
„Woher weißt du das alles?“
Jetzt mischte sich Tom ein:
„Ich habe mich für die alten Geschichten interessiert und bin der Sache nachgegangen. Die Höhle war nicht schwer zu finden. Ich ging hinein und wunderte mich als erstes über die Lichtverhältnisse. Doch hier fand ich ein regelrechtes Labyrinth vor. Man hätte einen Kompass gebraucht, um hier wieder herauszufinden. Aber ich glaube, dass selbst so ein Gerät mir nicht geholfen hätte. Ich irrte durch die Gänge und fand den Ausgang nicht mehr. Ich blickte auf meine Uhr, da ich wissen wollte, wie viel Zeit ich mit Suchen schon verschwendet hatte. Doch als ich auf das Display starrte, wurden meine Augen groß. Die Uhr stand, und ich rede nicht davon, dass meine Batterie leer war, die Zahlenblöcke standen fest wie eingemeißelt im LCD-Display. Da wusste ich, dass ich einen Ort betreten hatte, den ich aus eigener Kraft nicht mehr verlassen konnte. Auf der Suche nach einem Ausgang wäre ich damals fast verzweifelt. Doch irgendwann legte sich das. Etwas begann mich zu verändern. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es mit den merkwürdigen Blumen zu tun hatte, die hier überall wuchsen.
Irgendwann hielt ich den Geruch der Blüten nicht mehr aus, er vernebelte meine Sinne, ich konnte nichts dagegen tun, denn überall wuchsen diese widerlichen Pflanzen wie Unkraut aus dem Boden. Es war fast so, als ob ihnen das unheimliche Licht die Kraft geben würde, sich noch besser zu entfalten. Wie erwähnt: Der Geruch betäubte mich und ich fiel in eine Art Schlaf, der wiederum Träume enthielt, die mir erklären sollten, warum das alles geschah. Es war wie eine Art Dokumentation. Man zeigte mir, wie der Mensch den Regenwald vernichtete, wie die Industrie und die moderne Technik unseren Planeten mehr und mehr zerstörten. Doch ich sah nicht nur die Auslöser, nein, ich machte eine Reise quer durch den Geist der Natur, ich nahm die Empfindungen des Wesens auf, der für das Leben auf der Erde überhaupt erst verantwortlich war. Und der Mensch war der größte Fehlgriff.
Doch die Kräfte des Lichts, die wiederum den Naturgeist erschaffen hatten, vertrauten auf den Menschen und seine Fähigkeit, die Welt letzten Endes erhalten zu wollen. Doch seine Geduld war am Ende und die Natur wandte sich vom Licht ab und beschwor ihn, den mächtigen Wolfsgeist, damit auf Erden ein Mensch gefunden wird, der der Meister der Werwölfe werden soll, um in einem groß angelegten Plan den Menschen vom Angesicht der Erde zu vertilgen. Nach dem das dann geschafft ist, würden wir unsere menschliche Gestalt aufgeben und für immer als Werwölfe in einer unberührten Natur leben, ohne den Menschen, der sich wie ein Virus verbreitet du alles vernichtet, was ihm in die Hände fällt, und am Ende aller Zeiten auch vor sich selbst nicht halt macht. Und ich sah weiterhin, wer der Auserwählte sein soll, und die Leute die mit ihm in Verbindung standen. Ihr beide, Kerstin und Dirk, ihr werdet uns zu ihm bringen, denn der große Geist will es so.“
„Wir fahren morgen hin.“, sagte Kerstin.
„Ja, das machen wir.“, stimmte Dirk zu.
„Konvertiert ihn und bringt ihn her zu uns. Ich habe in meinen Träumen genaue Anweisungen erhalten, was ich mit ihm zu tun habe. Die Ur-Kräfte der Natur werden dann mit ihm sein und ihn unverwundbar machen.“
„Wir werden es schaffen, morgen geht es los.“, entgegnete Dirk selbstsicher.
Dirk war geschockt, welche Ausmaße sich in diesem Fall entwickelten. Nach wie vor gab es die Momente wo er klar er selbst war. Auch Dirk hatte die Höhle jetzt zum ersten Mal besucht, und was er hier sah, machte ihm Angst. Immer mehr wehrte er sich dagegen so zu sein wie sie und kämpfte gegen die gewaltigen Kräfte der Naturgeister an. Sie hatten sich also mit den Wölfen verbündet, die die dämonische Kraft der Pflanzengeister, auch Mandragorien genannt, für sich einsetzten, um weitere Monster ihrer Art zu züchten. Auch wollten sie jetzt André Stein an den Kragen. Das durfte er nicht zulassen. Inständigst hoffte er, dass er sich nicht wieder in den Schatten verlieren würde. Garantien gab es dafür jedoch nicht.
„Geht jetzt!“, meinte Tom. „Rico bleibt hier. Wir müssen den Trank für den Meister zusammenstellen. Bleibt auf diesem Pfad, immer gerade aus. Dann findet ihr den Ausgang.“
„Aber der Weg ist doch in entgegengesetzter Richtung.“, meinte Svenja.
„Ihr denkt immer noch zu menschlich. Zeit und Raum sind hier aufgehoben worden, durch die Magie der Mandragorien, was bedeutet hier also Richtung?“
„Ja Tom, du hast Recht. Gehen wir.“
Die vier machten sich auf den Weg. Sie waren noch nicht weit gegangen als eine Art Überblende entstand. Die Umgebung der Höhle löste sich auf und sie standen wieder vor dem Eingang im Freien.
Dirk hatte Mühe seine Überraschung zu unterdrücken und nicht zu zeigen. Eine Gänsehaut lief über seinen Rücken. Die Lage der gesamten Menschheit war schlimmer als er angenommen hatte.
*