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6. Rachepläne – die Jagd beginnt
Erzählt aus der Sicht George Logans:
Mir fiel sofort die Miene des jungen Mannes auf, der im Fond des Wagens saß. Er war seelisch am Ende. Ich hatte beschlossen mich zu ihm zu setzen, damit er über seine Erlebnisse besser reden konnte.
„Guten Abend. Können wir miteinander reden?“, begann ich das Gespräch.
Ich bekam wie schon so oft eine ausweichende Antwort.
„Wir könnten, aber Sie würden mir eh nichts glauben.“
„Lassen sie es drauf ankommen.“
„Nicht wirklich. Ich will nicht. Ist besser so.“
„Aber es ist...“
„Nein! Nichts ist, ich verstehe gar nichts mehr!“
Er war nicht bereit zu reden. Ich wusste nicht so recht, wie ich an ihn heran kommen sollte. Anscheinend hatte er zu große Angst, bei mir auf Unglauben zu stoßen.
„Kommen Sie schon. Was bedrückt Sie so sehr, Herr...“
„Peters ist mein Name. Nennen Sie mich Steffen.“
„In Ordnung Steffen.“
Steffen konnte sein Schweigen nicht halten.
„Meine Freunde. Sie haben sich so sehr verändert. In den letzen Stunden habe ich mehr seltsame Dinge erlebt, als in meinem ganzen bisherigen Leben.“
„Und wie äußert sich diese Veränderung?“
„Sie verhielten sich kalt und abwesend, wollten immer nach Roermond. Wir sind früher oft da gewesen. Ich selbst begeistere mich für Wassersport und habe ein motorbetriebenes Schlauchboot. Aber sie waren dafür einer nach den anderen mit der Zeit nicht mehr zu haben. Als ich dann sagte, dass ich sie nicht mehr fahren würde, haben sie mir gedroht, nichts deutliches, aber dass ein Unglück mit mir geschehen würde, wenn ich es nicht täte. Darauf hin rief ich bei einem anderen Freund an, der sich bereit erklärte mit seinem Rad nach Roermond zu kommen, damit wir zusammen herausfinden konnten, was mit ihnen geschehen war.“
Ich erfuhr von der darauf folgenden Veränderung und den Kurzmitteilungen, die er auf seinem Handy erhalten hatte.
„Haben Sie diese sms noch gespeichert?“
„Ja, wollen Sie sie sehen?“
„Ja, wenn Sie nichts dagegen haben?“
Steffen reichte mir das Handy. Ich blätterte den Eingangsordner durch und fand auch die Miteilungen.
„Scheint fast so, als wenn ihre Freunde unter einem magischen Bann stehen würden.“, meinte ich.
„Sie glauben an so was?“
„Ich glaube es nicht nur, ich habe es erlebt.“
Steffen bekam große Augen, als er meine Antwort vernahm. Das war für ihn so was wie ein Startzeichen, mir auch seine Erlebnisse auf Haten Boer und im Roermonder Stadtarchiv zu erzählen. Und nun war ich es, der erstaunt war.
„Werwölfe? Und er haben Sie entkommen lassen? Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Glück Sie hatten. Ab jetzt bleiben Sie in meiner Nähe.“
Steffen war heilfroh, nicht mehr allein gegen alle stehen zu müssen. Er sah es positiv, dass man ihm seine Erlebnisse glaubte. Aber er wusste auch, was es für seine Freunde bedeuten würde. Und davor fürchtete er sich, es waren ja nahezu alle, einschließlich seines Vaters, der mittlerweile auch schon zu ihnen zu gehören schien.
„Was wird jetzt geschehen?“, fragte er mich.
Die Antwort fiel mir nicht leicht, aber ich musste sie ihm dennoch geben.
„Wir müssen sie ausschalten, tut mir leid, aber ...“
„Sie brauchen sich nicht entschuldigen.“
Eine weitere Träne rann aus Steffens Auge. Er konnte und wollte sich nicht damit abfinden.
„Was geschieht mit dem, der mir geholfen hat?“
„Es ist ungewöhnlich für einen Dämon so etwas zu tun. Ich weiß es nicht. Wir werden sehen.“
Steffen wollte nicht mehr fragen, er sah seine Befürchtungen, dass es für seine Freunde keinen Ausweg mehr gab, mehr als bestätigt ...
*
Nach dem sie die Höhle verlassen hatten, fuhr Thomas die Leute nach Hause und anschließend zurück nach Viersen. Er hatte seinen eigenen Racheplan, und die Warterei war er auch satt. Er hatte Steffen noch in dieser Nacht Rache geschworen und das wollte er einhalten! Thomas trat aufs Gas und lenkte sein Auto zielsicher zum Rathausmarkt. Er vermutete, dass Steffen die Polizei eingeschaltet hatte. Sollte er nur die Vergeltung des Wolfsbundes würde ihm ohne Gnade sein Lebenslicht auslöschen!
Thomas parkte den Wagen nicht weit entfernt. Jetzt hieß es mal wieder warten, wovon er nicht gerade begeistert war.
Dennoch verging nicht viel Zeit und ein Wagen fuhr auf das Gelände. Thomas beobachtete sie genau. Die Türe öffnete sich und Jürgen Schmitter verließ den Wagen. Thomas schrie innerlich auf. Da war die gesamte Mannschaft! Jetzt konnte er sich ihnen annehmen!
Von diesen Dingen ahnten wir nichts. Als Steffen die Wagentüre zuwarf entdeckte er Thomas!
„Vorsicht! Der Mann ist gefährlich!“, brüllte er und deutete auf Thomas.
Augenblicklich machte ich mich kampfbereit und ließ ihn kommen. Als erstes wollte er auf Steffen los. Doch dagegen hatte ich etwas. Ich packte ihn und riss ihn zu mir herum. Als er ausholte, rammte ich ihm mein Knie mit voller Wucht in den Bauch. Thomas flog zurück.
„Du Hund, dich krieg ich!“ Er rappelte sich wieder hoch und griff an! Ich verteidigte mich, als er plötzlich mit meinem silbernen Armband in Berührung kam!
Da heulte er auf, die Berührung schien ihm Schmerzen zu bereiten. Thomas riss sich los und verschwand im angrenzenden Park. Im ersten Moment wollte ich ihm hinterher, doch ich wollte Schmitter und Peters nicht alleine lassen, den würden wir schon kriegen! Ich schreckte auf, ein klagendes Heulen klang auf. Ich bekam eine Gänsehaut, jetzt sah ich es bestätigt, die Wölfe wollten Rache und sie würden niemals aufgeben, bis Steffen erledigt war!
*
„Morgen ist es soweit!“, sagte Kerstin zu ihrem Freund.
„Ja, es wird Zeit.“, entgegnete er.
Sie waren wieder zu Hause. Es war die letzte Nacht vor der großen Wende. Kerstin war aufgekratzt, denn sie traute ihrem Freund nicht über den Weg und meinte schließlich:
„Ach übrigens: wie war das mit Peetz in Roermond? Ich will das jetzt genau wissen!“
„Verdammt, Kerstin! Ich habe dir jetzt zum tausendsten Mal gesagt, dass er mir durch einen Notausgang entwischt ist!“
„Anfänger! Lässt ihn entkommen! Er hat bestimmt die Bullen informiert!“
„Na und? Was wollen die uns denn?“
Dirk nahm es locker. Ihr passte das nicht.
„Du bist überhaupt nicht voll bei der Sache, stimmt’s?“
„Ich muss mich an den neuen Zustand noch gewöhnen. Es ist nicht wirklich einfach sich von heute auf morgen so rapide umzustellen.“
Kerstin verzog das Gesicht. Er dachte immer noch zu menschlich. Irgendwas war bei seiner Konvertierung schief gelaufen. Am liebsten hätte sie ihn jetzt aus dem Weg geräumt, aber sie musste die Ereignisse morgen abwarten.
Wenn alles wie geplant funktionierte, lag die Entscheidung was mit Dirk geschah sowieso bei André
Doch Kerstins Skepsis war berechtigt. Immer öfter schaffte es Dirk gegen die Kräfte der schwarzen Magie anzukämpfen. Er war schon eine ganze Zeit lang Herr seiner Sinne und hatte nicht schlecht gestaunt, als er mit den anderen in der Höhle war. Immer besser konnte er sich kontrollieren, denn seine enorme Willenskraft unterdrückte das Böse in ihm, wobei er keineswegs seine Eigenschaften, sich in einen Werwolf zu verwandeln, verloren hatte.
Das konnte ihm vielleicht noch nützlich sein, aber er dachte auch an die Zukunft. Kerstin hatte es nicht geschafft, sich vor der schwarzen Kraft zu wehren. Und er musste ihr quasi den bitterbösen Dämon vorspielen, sonst hätte sie ihn ausgeschaltet. In ihm tobte ein wahnsinniger Konflikt. Wenn er sich auf Steffens Seite schlug, würde er den ganzen Bund gegen sich haben. Würde jemand kommen, der sich im Kampf gegen sie auskannte, was dann? Hätte er es fertig gebracht, mitzuhelfen seine eigene Freundin zu vernichten?
Dass sie so geworden war, schnitt ihm ins Herz. Er hatte Angst um sie. Aber war das was sie führte ein Leben? Er wusste aus eigener früherer Erfahrung, dass sie nur eine Hülle ohne Seele war. Wenn es über ihn kam, hatte er nichts davon mitbekommen, genau so ging es ihr jetzt, als Dauerzustand, der sich wohl nie mehr ändern würde.
Ihm ging es wie Steffen, er hatte alles verloren. Und er musste so tun als ob er dazu gehörte. Der Fluch der Höhle hatte ihn am schwersten getroffen.
Das Telefon klingelte. Kerstin ging ran.
„Scheiße, verdammt! Thomas hier.“
„Was ist los?“
„Die haben mich verbrannt. So ein Typ, der hatte ein geweihtes Silber-Armband! Seid vorsichtig! Der ist gefährlich, weiß nicht, ob ich es schaffe!“
„Du musst es schaffen! Wir kommen sofort. Wo bist du?“
„Ich habe mich zum Bismarckturm am Hohen Busch durchgeschlagen! Kommt schnell! Bringt Elixier mit, sonst ist es zu spät für mich!“
„Gut, wir holen die Räder, bleib du am Turm! Dirk? – DIRK!“
Kerstin rief vergebens! Während sie telefoniert hatte, hatte Dirk sich aus dem Staub gemacht! Ihr schlug das Herz bis zum Hals! Jetzt ging es um das Leben von Thomas! Kerstin rannte in den Keller. Nur ihr Rad stand noch dort! Verflucht, Dirk war abgehauen! Sicherlich zum Bismarckturm, um Thomas dort das Leben zu nehmen – aus Rache für seine Konvertierung. Mit dem Rad verließ sie das Gebäude. Jetzt ging es um Sekunden!
*
Dirk hatte seine Chance genutzt! Auf leisen Sohlen hatte er sich davon gemacht. Der Hass übermannte ihn! Er wollte es sich nicht gefallen lassen und Rache nehmen! Er vermutete Tom Clark und Thomas als die großen Drahtzieher in diesem Spiel. Mit Thomas wollte er anfangen. Schließlich hatte Kerstin ihn zusammen mit ihm entführt. Nur wo fand er ihn? Jetzt die Wälder auf blauem Dunst zu durchkämmen hätte keinen Sinn gehabt. Er fuhr mit seinem Rad durch den Dülkener Stadtgarten und erreichte fünf Minuten später den Hohen Busch von Viersen. Da meldete sich das Handy.
Dirk hielt nicht an und telefonierte während der Fahrt.
„Wo seid ihr?“ fragte eine dünne Stimme.
Dirk antwortete mit einer Gegenfrage:
„Wo finde ich dich noch mal?“
„Am Bismarckturm habe ich gesagt! Mach schnell. Hast du Elixier dabei?“
„Klar, ich bin jetzt am Stadion, Kerstin ist irgendwo hinter mir, bin ihr davon gefahren. Ich bin gleich bei dir!“
„Ist gut.“ Thomas hatte aufgelegt.
Dirk lachte knorrig! Er war auf dem richtigen Weg!
„Warte nur, du miese Ratte, gleich bin ich bei dir und dann bist du des Todes!“
Dirk hatte gar nicht vermutet, dass Thomas ihm so bereitwillig nochmals sagte wo er zu finden war. Es war seine eigene Dummheit! Mit ihm würde er beginnen und Tom sollte folgen! Soweit er verstanden hatte, war er angeschlagen. Umso leichter, ihn aus dem Weg zu räumen! Skrupel hatte er nicht. Thomas war kein Mensch mehr, genau so wie er, obwohl er seine Seele vor dem Verfall hatte retten können.
Dirk radelte durch den dunklen Wald und erreichte schließlich den Platz, wo der Turm etwa fünfzehn Meter hoch in den Himmel ragte.
Er stieg vom Rad und versteckte es in sicherer Deckung zwischen den Bäumen. Dann konzentrierte er sich auf seine Verwandlung. Er legte seine Kleidung ab. Sein Fell begann zu wachsen. Er spürte die Spannung im Gesicht, das sich mehr und mehr zur Wolfsschnauze verzerrte.
Der ganze Vorgang dauerte nicht lange. Er versteckte die Sachen und lief los. Schattenhaft hob sich der Turm vom Dunkel der Bäume ab.
„Warte nur du Bastard, jetzt bist du dran!“
Dirk erstickte fast an seinem Hass, als er Thomas quer auf den Stufen zum Turm liegen sah. Der eigentliche Eingang war schon seit Ewigkeiten verschlossen, da der Stadt das Geld für die Restaurierung fehlte. Dennoch konnte man die erste Plattform locker erklettern. Dirk schaffte es mit einem Sprung. Er wollte Thomas von hinten in den Rücken fallen. Er schlich um das Gebäude herum, da war die Treppe. Thomas lag entkräftet auf den Stufen, nicht mehr im Stande sich zu wehren. Jetzt war er nur noch einen Schritt von ihm entfernt!
Dirk packte zu, riss ihn hoch und versetze ihm mit der Pranke einen Hieb, dass er rücklings die Stufen herunter fiel und mit dem Schädel auf den Waldboden knallte. Thomas wollte noch etwas sagen, doch dazu kam er nicht mehr.
„Spare dir die Worte! Du wolltest mir das Herz rausreißen, dafür reiße ich dir jetzt deinen Kopf ab!“
Wieder langte er zu, die linke Pranke bohrte sich in seine Schulter die rechte umfasste seinen Kopf. Spitze Fingernägel gruben sich in die Haut des Schädels, dann ein Ruck, ein hässliches Knacken und Dirk hielt seine makabere Trophäe in der Hand. Thomas rollte im letzen Reflex noch mit den Augen, dann war es vorbei.
„Das war der erste!“, sagte er zu sich selbst. Als er sich zurück verwandelt hatte, zog er sich an, ergriff sein Fahrrad und verschwand im Dickicht des Waldes wie ein Rachegeist, der von nun an ruhelos seine Opfer suchen würde.
*
Als Kerstin den Turm erreichte, war Dirk schon verschwunden. Wieder war er ihr davon gefahren. Früher als die beiden noch Menschen waren, war ihr das auch oft passiert. Jetzt verfluchte sie innerlich den kurzen Moment der Unachtsamkeit. Sie beschlich eine schlimme Vorahnung. Und sie sollte Recht behalten. Sie fand nur noch den Torso des ehemaligen Werwolfs. Verkrümmt lag er vor den Stufen des Turmes. Sie war zu spät gekommen.
In der Zwischenzeit hatte Dirk einen sicheren Abstand zu Kerstin herausgefahren. Den Kopf hatte er im Wald versteckt. Ihn wollte er später holen, er sollte ihm noch als Zeichen einer eigenen Machtdemonstration dienen. Dirk verließ das Waldgebiet und organisierte sich bei einer Verpackungsfirma einen Karton. Dann machte er sich auf den Rückweg zum Hohen Busch. Er warf den Kopf in den Karton und fuhr Richtung Stadtgarten. Er hoffte, dass Kerstin jetzt noch nicht zu Hause war. Als er die Wohnung erreichte, sah er, dass noch kein Licht brannte. Vorsichtig betrat er die Räume, den Karton unter dem Arm. Er holte den Kopf hervor und stellte ihn auf den Tisch.
Aus einer Schublade des Wohnzimmerschranks holte er ein Blatt und Kugelschreiber. Ein Päckchen Reißzwecken lag daneben. Er schrieb etwas auf und heftete es an die Stirn seines Opfers, dann verließ er das Haus ...
*
Kerstin hatte keine Chance gehabt Dirk zu erwischen. Dafür war er einfach zu ortskundig, kannte Verstecke am Hohen Busch, von denen sie keine Ahnung hatte. Dennoch musste sie ihn finden. Er hatte augenscheinlich Thomas auf dem Gewissen. Die ganze Zeit über hatte sie geahnt, dass man Dirk nicht trauen konnte. Aber die anderen wussten es ja alle besser, sie hatte ihn damals töten wollen, aber sie meinten ja, Konvertierung wäre das Beste. Jetzt hatten sie den Salat, und sie musste sich möglicherweise dafür auch noch bei den anderen rechtfertigen. Sie schnaubte wütend! Sie hätte gegen die Bäume treten können, so sehr ärgerte sie sich darüber, dass er verschwunden war! Kerstin suchte die ganze Umgebung bis einschließlich der Süchtelner Höhen ab – ohne Erfolg! Die Sucherei hatte keinen Sinn. Also beschloss sie, den Heimweg anzutreten. Damals hätte sie sich anstrengen müssen, den Berg herauf zu kommen. Doch seit sie kein Mensch mehr war, kostete es sie keinerlei Kraft mehr. So radelte sie wutentbrannt nach Dülken zurück und als sie zu Hause war, sperrte sie das Fahrrad in den Keller und betrat von innen her das Treppenhaus.
Sie schloss auf und betrat die Wohnung, ging durch die Diele und erreichte das Wohnzimmer.
Sofort fraß sich ihr Blick an Thomas´ Kopf fest, der auf dem Tisch stand und für sie eine Nachricht enthielt, die man an die Stirn geheftet hatte.
Halblaut las sie das Geschriebene.
DAS WAR DER ERSTE!
MIT MIR MACHT
IHR DAS NICHT!!!
MIT MIR MACHT
IHR DAS NICHT!!!
Verdammt! Jetzt war er völlig durchgedreht! Er wollte also tatsächlich Rache für seine Konvertierung! So ging das nicht! Sie griff zum Telefonhörer und wählte Toms Nummer.
Doch das was sie hörte, war:
„Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht zu erreichen, bitte rufen Sie später wieder an.“
„Muss der jetzt sein Handy aus haben?“
Dann erinnerte sie sich. Tom und Rico waren in der Höhle zurück geblieben. Sie wollten den Werwolf-Trank für André fertig stellen.
Sie versuchte es bei Svenja.
„Ja, was ist?“, meldete sie sich.
„Dirk hat Thomas beseitigt. Du musst sofort vorbeikommen!“
„Was? oh scheiße! Bin sofort bei dir!“
„Bis gleich.“
Kerstin legte auf und wartete. Sie gestand sich ein, dass sie sich nicht wohl fühlte, denn auch sie war an Dirks Entführung maßgeblich beteiligt gewesen. Sie wusste nicht, wie er auf sie reagieren würde. Thomas war für ihn nur einer von vielen, ein Fremder. Bei ihr: Sie war seine Freundin, aber auch ein Werwolf und damit kein Mensch mehr. Jedenfalls wollte sie nicht alleine bleiben. Wenn es hart auf hart kam, würde sie gegen ihn wohl kaum eine Chance haben. Und dieses Gefühl gefiel ihr gar nicht.
Es durfte jetzt nicht geschehen, dass er so quer trieb. Nicht so kurz vor dem Durchbruch.
Es klingelte: Kerstin griff erneut zum Hörer und rief Svenjas Handy an. Sie meldete sich sofort:
„Hi, bist du das vor der Tür?“, fragte sie.
„Ja, kannst öffnen!“
„Ist gut, sofort.“
Sie drückte auf den Türöffner und ließ Svenja ins Haus.
*
Dirk hatte sich im Wald versteckt. Er wollte nicht mehr nach Hause. Die Beseitigung von Thomas war zwar brutal, aber notwendig, denn er konnte sich vorstellen, was es hieß, wenn Werwölfe am Hohen Busch ihr Unwesen trieben. Er gehörte zwar selbst dazu, aber dennoch bezeichnete er sich als Ausnahme, da er seine menschliche Seite wie durch ein Wunder nicht verloren hatte.
Deshalb griff er wieder zu seinem Handy und tippte eine weitere Kurzmitteilung an Steffen. Er wusste nicht, ob er ihn damit überforderte, aber an wen sollte er sich sonst wenden? Im Grunde herrschte Krieg. Menschen gegen Dämonen der Natur und der Werwölfe. Auch wenn dieser Krieg mit magischen Waffen und Methoden geführt wurde und im Hintergrund stattfand, aber der Geheimbund war momentan gefährlicher für die Welt als alles andere. Dirk kannte André gut, wenn man ihn ausersehen hatte, die Leitung der Werwölfe zu übernehmen, dann konnte er sich schon vorstellen, dass der Welt äußerst düstere Zeiten bevor standen, eine Übernahme durch die Werwölfe!
Plötzlich kam die Rückantwort. Eine Nachricht, die ihn elektrisierte, und gleichzeitig faszinierte. Augenblicklich setzte er sich auf sein Rad und verließ den Hohen Busch. Sein Ziel war der Rathausmarkt ...
*