Gideon Leu
Mitglied
Meine Töchter, die mit mir und einer weiteren Familie die Sommerferien in unserem Haus am See verbrachten, gingen eines nachts, nach dem Essen und einer Runde eines Spiels, bei dem man Songs nach ihrem Erscheinungsdatum sortieren muss, in den Club eines nahegelegenen Campingplatzes.
Wir Erwachsenen tranken die Flasche Chianti aus, die vor uns auf dem Tisch stand. Danach räumten wir das Geschirr in die Küche und stellten die Tische und Stühle unter das Vordach, denn für die Nacht war Regen vorhergesagt.
Im Vertrauen darauf, dass die Mädchen ihren Weg alleine zurückfinden würden, verabschiedeten wir uns. Ich ging über die grosse Terrasse, auf der wir gesessen hatten, aussen entlang zur Treppe, die nach unten, in Richtung meines Zimmers führte. Am Fuss der Treppe befand sich eine weitere, kleinere Terrasse aus groben Schieferplatten. Die Türe meines Zimmers führte auf diese Terrasse, die nur von einer kleinen Liegewiese vom Seeufer getrennt war. Das Zimmer war das grösste der sechs Schlafzimmer im Haus. Als Jugendlicher hatte ich die Sommerferien oft mit Freundinnen und Freunden hier verbracht, wir schliefen in dem Zimmer und morgens jagten wir uns nackt über die Wiese und sprangen zum Aufwachen in den See.
Eine Aussenlampe beleuchtete Terrasse und Wiese, dahinter lag dunkel der See. Trotz mehrerer Gläser Rotwein zum Abendessen entschloss ich mich, ins Wasser zu steigen. Ich überquerte die Wiese, die im fahlen Licht der Lampe gelblich leuchtete. Ich zog meine Bermudas aus, das schwarze Polohemd und die Unterhosen und ging nackt über den Steg, der einige Meter in den See ragte. An seinem Ende führte eine Leiter ins Wasser und ich stieg die wenigen Stufen hinunter. Das Wasser umhüllte mich, leicht glitt ich hinein wie ein Messer in warme Butter. Sofort fühlte ich mich geborgen.
Mit meinen Schulfreunden war ich auch nachts oft im See geschwommen und wir hatten die verwirrende Erotik genossen, die durch die Vorstellung der nackten Körper der anderen in uns erwachte. Heute war ich froh, dass ich alleine war und die Stille geniessen konnte, die hin und wieder von schnellen, von einem leichten Wind über den See getragener Beats aus der Campingplatz-Disco unterbrochen wurde.
Im Mondlicht schimmerten die Berge, die den See umgaben, dunkelgrau. Vom nahen Dorf, das am anderen Ufer lag, blinkten die Lichter der Häuser und Trattorien übers Wasser. Ich schwamm einige Züge auf den offenen See hinaus, in Richtung der grösseren Stadt, die wir von unserem Haus wegen einer vorgelagerten Landzunge nicht sehen konnten. Das schwarze, warme Wasser umschmeichelte meinen Körper. Die Dunkelheit wurde intensiver. Die Lichter an den Ufern begannen zu verblassen. Die Konturen meines Bewusstseins lösten sich auf wie diejenigen des vor mir liegenden Ufers. Ein raum- und zeitloses Jetzt umgab mich, das zugleich wie eine Ewigkeit erschien, die mich in sich aufnahm und versprach, dass alles gut werden würde. Meine Haut wurde durchlässig, mein Inneres – Materie wie Geist – vereinigte sich mit dem Wasser und ich wurde eins mit meiner Umgebung.
Wir Erwachsenen tranken die Flasche Chianti aus, die vor uns auf dem Tisch stand. Danach räumten wir das Geschirr in die Küche und stellten die Tische und Stühle unter das Vordach, denn für die Nacht war Regen vorhergesagt.
Im Vertrauen darauf, dass die Mädchen ihren Weg alleine zurückfinden würden, verabschiedeten wir uns. Ich ging über die grosse Terrasse, auf der wir gesessen hatten, aussen entlang zur Treppe, die nach unten, in Richtung meines Zimmers führte. Am Fuss der Treppe befand sich eine weitere, kleinere Terrasse aus groben Schieferplatten. Die Türe meines Zimmers führte auf diese Terrasse, die nur von einer kleinen Liegewiese vom Seeufer getrennt war. Das Zimmer war das grösste der sechs Schlafzimmer im Haus. Als Jugendlicher hatte ich die Sommerferien oft mit Freundinnen und Freunden hier verbracht, wir schliefen in dem Zimmer und morgens jagten wir uns nackt über die Wiese und sprangen zum Aufwachen in den See.
Eine Aussenlampe beleuchtete Terrasse und Wiese, dahinter lag dunkel der See. Trotz mehrerer Gläser Rotwein zum Abendessen entschloss ich mich, ins Wasser zu steigen. Ich überquerte die Wiese, die im fahlen Licht der Lampe gelblich leuchtete. Ich zog meine Bermudas aus, das schwarze Polohemd und die Unterhosen und ging nackt über den Steg, der einige Meter in den See ragte. An seinem Ende führte eine Leiter ins Wasser und ich stieg die wenigen Stufen hinunter. Das Wasser umhüllte mich, leicht glitt ich hinein wie ein Messer in warme Butter. Sofort fühlte ich mich geborgen.
Mit meinen Schulfreunden war ich auch nachts oft im See geschwommen und wir hatten die verwirrende Erotik genossen, die durch die Vorstellung der nackten Körper der anderen in uns erwachte. Heute war ich froh, dass ich alleine war und die Stille geniessen konnte, die hin und wieder von schnellen, von einem leichten Wind über den See getragener Beats aus der Campingplatz-Disco unterbrochen wurde.
Im Mondlicht schimmerten die Berge, die den See umgaben, dunkelgrau. Vom nahen Dorf, das am anderen Ufer lag, blinkten die Lichter der Häuser und Trattorien übers Wasser. Ich schwamm einige Züge auf den offenen See hinaus, in Richtung der grösseren Stadt, die wir von unserem Haus wegen einer vorgelagerten Landzunge nicht sehen konnten. Das schwarze, warme Wasser umschmeichelte meinen Körper. Die Dunkelheit wurde intensiver. Die Lichter an den Ufern begannen zu verblassen. Die Konturen meines Bewusstseins lösten sich auf wie diejenigen des vor mir liegenden Ufers. Ein raum- und zeitloses Jetzt umgab mich, das zugleich wie eine Ewigkeit erschien, die mich in sich aufnahm und versprach, dass alles gut werden würde. Meine Haut wurde durchlässig, mein Inneres – Materie wie Geist – vereinigte sich mit dem Wasser und ich wurde eins mit meiner Umgebung.