Nebel

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Wäre die diskutierte Maßnahme auch für einen Binnenländer akzeptabel?

  • Ja, durchaus!

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein!

    Stimmen: 0 0,0%
  • Ich fahre sowieso nur in die Berge!

    Stimmen: 0 0,0%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    1
  • Umfrage geschlossen .

hein

Mitglied
Nebel


„NDR 1, Welle Nord, das waren unsere 14:00 Uhr - Nachrichten.
Und hier noch eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes:

Heute am späten Nachmittag ist an der gesamten Schleswig-Holsteinischen Westküste mit plötzlich auftretendem dichtem Seenebel zu rechnen! Bitte stellen sie sich darauf ein und beachten Sie die Warnhinweise der zuständigen Stellen.“



Der Empfangschef des zweitbesten Hotels am Platze steht an der Rezeption und sieht einen Stammgast durch die Halle eilen. Schnell dreht er das Radio unter dem Tresen leiser und ruft dem älteren Herrn zu:

„Guten Tag Herr Abermann. Na, wollen sie noch eine Tour machen?“

Studiendirektor Adalbert Abermann aus Schnablingen-Eslingen, vollständig ausgerüstet mit Wanderstiefeln, Tropenhut und Tornister, unterbricht seinen Marsch und wendet sich dem freundlichen Rezeptionisten zu:

„Ja, es ist doch so ein schönes Wetter, da will ich noch ein wenig ins Watt.“

„Haben sie nicht gehört, dass es noch Nebel geben soll?“

„Schon, aber ich komme doch nun seit 20 Jahren jedes Jahr her und kenne mich aus. Und für alle Fälle habe ich jetzt auch ein Schmartphone, dass mir jeden Weg zeigt!“

„Also dann, Herr Stadelmann, wünsche ich eine schöne Tour, und seinen sie vorsichtig!“



19:23 Uhr, Notrufzentrale Westküste

„Hallo, hallo! Ich stecke hier bis zur Hüfte im Matsch, kann nichts mehr sehen, und die Batterie von meinem Schmartphone ist auch gleich leer.
Helfen Sie mir! Hallo, hal….“



19:24 Uhr, Notrufzentrale Westküste

Der Sachbearbeiter versucht vergeblich, das Handy des Hilfesuchenden zu orten und veranlasst gleichzeitig die für einen derartigen Fall vorgesehenen Rettungsmaßnahmen.



09:20 Uhr, am nächsten Morgen

Herr Adelmann sitzt auf der Terrasse seines Hotels und genießt sein Frühstück. Dabei beobachtet er eine einige uniformierten Personen, die sich müde, nass und schmutzig in Richtung einer vom Roten Kreuz aufgebauten Verpflegungsstation bewegen.

„Na“, denkt er. „Das sieht doch ganz danach aus, als wenn mal wieder einer dieser dummen Touristen aus dem Watt gerettet werden musste“.

Dann erinnert er sich, mit ein wenig Erschauern, aber doch stolz, an sein gestriges Abenteuer:
wie ihn der Nebel mitten im Watt überrascht hatte und Google-Maps ihm nicht den richtigen Weg durch die langsam steigenden Priele und unsichtbaren Matschlöcher zeigen konnte. Wie er schließlich bis zu den Waden im Schlamm steckte und das langsam zunehmende Gluckern des Wattbodens die auflaufende Flut ankündigte. Wie schließlich ein leichter Luftzug die Nebelwand ein wenig aufriss und ihn in nur wenigen Metern Entfernung von seiner desperaten Position die Flutkante erkennen ließ. Und wie er mit letzter Kraft doch noch das rettende Ufer erreichen konnte.

Im Hotel hatte er dann nur noch geduscht und war redlich müde ins Bett gefallen.

Das Geräusch des die ganze Nacht über dem Watt kreisenden Hubschraubers hatte er, anders als die meisten anderen Hotelgäste, nicht wahrgenommen.



Einige Tage später:


Auf eine kleine Notiz in der Lokalzeitung zu der erfolglosen Rettungsaktion meldet sich ein Leserbriefschreiber und wirft die Frage auf: „Ist es für die Allgemeinheit noch zumutbar, bei von ignoranten, uneinsichtigen, unbelehrbaren Gästen herbeigeführten, meistens nur Pipifax-, Notfällen, den gesamten Rettungsapparat anzuleiern und dabei Leib und Leben der amtlichen und ehrenamtlichen Retter aufs Spiel zu setzen? Wäre es für den Erholungsort langfristig nicht vorteilhafter, auf den ein oder anderen Gast zu verzichten und den Ausfall an Einnahmen mit der erheblichen Kosteneinsparung zu verrechnen?“

Eine anschließende lebhafte Diskussion in den Leserbriefspalten lässt eine eindeutige Tendenz zur Beschränkung von Rettungsmaßnahmen auf Einheimische, VIP und die Mitarbeiter des für die Subventionierung der Erholungsorte zuständigen Ministeriums des Landes, erkennen.



Ein Jahr später, Notrufzentrale Westküste


„Hallo, hallo! Ich stecke hier bis zur Hüfte im Matsch, nur Nebel um mich herum, und die Batterie von meinem Schmartphone ist auch gleich leer. Helfen Sie mir!“

„Hat man sie denn nicht vor dem Nebel gewarnt?“

„Ja, doch schon, aber, hallo, hal…..“

Der Sachbearbeiter beendet die Verbindung, lehnt sich in seinem Sessel zurück und greift zu seinem Becher mit dem schon halb kalten Kaffee.
 

Hagen

Mitglied
11:17
Ich lese die von Hein verfasste Story.
Hein scheint absichtlich einen Fehler eingebat zu haben, um zu überprüfen, ob der geneigte Leser die Story aufmerksam liest.
11: 19
Mir fällt auf dass Hein statt 'Abermann' bewusst 'Adelmann' geschrieben hat. Ein zweiter Mann kann in dieser Story nicht mitspielen.
11:32
Nach einigen Grübeln beschließe ich diesen Fehler nicht zu bemerken.
11:33
Ich fahre mit Lesen der Geschte fort und beschließe mich wie Üblich bei Heins Geschichten zu amüsieren.
11:40
Ich habe fertig; - aber mir fällt auf dass dieses Verhalten des Herrn 'Abermann' oder 'Adelmann' immer von Frauen absolviert wird.
Richtige Männer geben immer eine Rückmeldung! - Herr 'Abermann' oder 'Adelmann' ist demnach kein richtiger Mann und schon lange kein Studiendirektor! Ich bin laufend von derartigen Typen unterrichtet worden. Deshalb ist aus mir, so vermute ich, auch nichts geworden.

Herzlichst
yours Hagen

Wir lesen uns!
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Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein.
 

hein

Mitglied
Hallo Hagen,

danke für das aufmerksame Lesen und den dezenten Hinweis auf meinen schludrigen Umgang mit dem Namen.

Die beschriebene Person soll "Abermann" benannt sein!

Wegen der etwas umständlichen Prozedur zur Korrektur eines Beitrages in diesem Forum bitte ich den geneigten Leser, beim Lesen die falschen Namen Stadelmann/Adelmann gedanklich auszutauschen.

Zum letzten Absatz deiner Anmerkung:
Meine leidlichen Erfahrungen mit Lehrkräften weiblichen Geschlechts und die sich daraus ergebenden Vorurteile hätten zu einer noch prägnanteren Beschreibung ignoranten Verhaltens geführt. Auch wenn ich damit das männlichen Geschlecht zu Unrecht in ein schlechtes Licht setze erscheint es mir hier als das geringere Übel.

LG
hein
 



 
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