Dichter Erdling
Mitglied
Wir sollten endlich aufhören, uns so wichtig zu nehmen.
Ja, du auch. Du!
Es gibt nun mal kein verbrieftes Recht darauf, aus dem Haus zu gehen, ohne dass dir eine Bombe auf den Kopf fällt.
In vielen, in den meisten Gegenden dieser Welt wissen es die Menschen noch zu schätzen, wenn sie abends unversehrt heimkommen oder wenn die Anzahl der Kinder, Freunde und Verwandten über Nacht konstant geblieben ist. Wenn niemand von einer Granate zerfetzt, von Kugeln zerschossen oder von Feuer verbrannt wurde, ist das für sie fast schon ein Wunder.
Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen!
Wir sollten überrascht sein, wenn unsere Wohnstätte, welche aus vier gemauerten Wänden und nicht aus windigen Zeltbahnen besteht, jeden Tag aufs Neue immer noch dasteht, weil niemand eine Rakete darauf abgefeuert hat.
Wir sollten nicht so zickig und so anspruchsvoll sein.
Wohl können wir uns auch mit dem feuchten Waschlappen durch den Intimbereich fahren, wenn es darum geht, Energie zu sparen und dem Feind eins auszuwischen. Muss man ja nicht frisch geduscht sein. Der saturierte Politiker, der uns das gesagt hat, hatte schon recht. Anderswo haben die Menschen noch nicht mal eine Dusche – Bescheidenheit, bitte!
Wenn man Losungen ausgibt wie: „Frieren für die Freiheit“, dürfen wir das nicht als Anmaßung oder Einschränkung empfinden, sondern sollten wir stolz sein, einen derart edelmütigen Beitrag leisten zu dürfen, indem wir in unseren Wohnzimmern frösteln.
Und wenn man uns ein Gewehr in die Hand drückt, und man sagt uns: „Schieß!“, dann schießen wir. Das Kommando lautet: Hass! Wer der Feind ist, wird man uns schon sagen.
Alles eine Frage der Einstellung.
Wo es bergab geht, ist das Leben halt eine spaßige Rutsche geworden und: Huiii…!
Kannst du dir nur noch das Mindeste leisten, bist du eben ein Pionier in Sachen Minimalismus, ein Vorbild.
Keine Kugel Eis für die Kinder spart nicht nur € 3 oder € 6 oder € 9 beim Besuch in der Innenstadt (je nachdem, wie viele Kinder man hat), du tust auch noch was für die Gesundheit der Jugend, wenn du die Kleinen vom Süßkram fernhältst.
Sind sie gleich fitter, wenn du sie später in den Krieg schickst, wo man auch ihnen ein Gewehr in die Hand drückt, um auf hassenswerte Feinde zu schießen und um beschossen zu werden. Du weißt ja: „Survival of the fittest“ hat nicht nur mit Glück zu tun.
Es hat schon alles seine Richtigkeit.
Für den Fall, es kommen deine Kinder verkrüppelt zurück aus dem Krieg, sei versichert, dass jeder, der sie als „Krüppel“ oder dergleichen zu bezeichnen versucht, wegen Diskriminierung und Hassrede belangt und verfolgt wird. Darum wird man sich kümmern.
Nur nicht verbittern, das wirkt so unsympathisch. Lächle, während du eine bittere Pille nach der anderen schluckst!
Wo du deinen Job verlierst oder deine Wohnung, denk immer dran: „Leben ist Veränderung“. Mit diesen Worten hat so ein Wohnkonzern tatsächlich mal die Mieter über den bevorstehenden Rauswurf informiert. Genial. Ist ein prima Motto für alles. Gutgelaunt in den Verzicht hineingehen - oder in die Obdachlosigkeit.
Probleme werden zur „Herausforderung“, und die kann man ja bekanntlich viel leichter meistern als man Probleme lösen müsste. Da bist DU „gefordert“ - steckt ja schon drin in dem Wort.
Gefordert bist du vor allem, dich selbst zu verkaufen.
Deine Zeit, deine Kraft, dein Hirnschmalz; je nachdem, wie du als menschliche Ressource so ausschaust und je nachdem, welche Ressource grad gefragt ist.
Nützlich sei!
Der Markt ist dein Meister, dein Yoda und allwissend, wenngleich oft sein verkehrt, was er sagen.
Sei nicht so undankbar!
Wenn du arm und elend bist, bist du es immerhin noch in einem reichen, demokratischen Land. Das heißt, dass du zumindest visuell teilhaben darfst an den Reichtümern um dich herum und dass sich die Politiker wenigstens noch fallweise die Mühe geben, dich zu belügen anstatt komplett über dich hinwegzusehen, während sie ihr Ding machen.
Die Villa von deinem Chef schau dir gut an, während du deine Kinder in deiner Wohnung stapelst, welche vielleicht noch nicht mal über ein Kinderzimmer verfügt. Wenn du weiterhin so fleißig bist, kann sich dein Chef bald noch so ein Schloss hinstellen. Ein Zweitwohnsitz am See vielleicht, dessen villengesäumtes Ufer du nur dann zu Gesicht bekommst, wenn dich der Chef zum Rasenmähen in seinen weitläufigen Garten abkommandiert.
Sei froh, wenn es dir nicht durchs Dach regnet, wenn deine Wände nicht schimmeln - und falls es doch so sein sollte, wisse, dass es immer auch schlimmer sein könnte. Deine Vorfahren hausten noch in zugigen Bretterverschlägen mit Plumpsklo, also was willst du Ansprüche haben.
Willst du dich vielleicht aufregen, wenn du dich in überfüllte Züge quetschen musst, die nur noch hie und da abfahren? Wenn die Infrastruktur bröckelt, wenn Bildung oder medizinische Versorgung nur noch notdürftige Gaben sind, die auch ausbleiben können? „Wie in einem Dritteweltland“, möchtest du sagen? Dann bist du vermutlich ein Rassist, weil du glaubst, du wärst was Besseres als ein Mensch, der in einem armen Land leben muss, und nimmst dich selbst viel zu wichtig.
Glaube nicht, dass dir irgendwas zusteht.
Man muss dieser verweichlichten Gesellschaft mal wieder Härte, Gehorsam und Genügsamkeit beibringen! Und Wertschätzung!
Wenn der Staat einen gewissen Geschmack am Krieg gefunden hat und schon überall Feinde sieht, wenn ein solcher Staat das Soziale streng zusammenkürzt, um auf der anderen Seite rekordmäßig aufzurüsten, sag gefälligst „Danke!“ dafür, dass man so gut auf deine Sicherheit schaut, die sich nun mal am lukrativsten in einem mächtigen Waffenarsenal ausdrückt.
Nichts stelle in Frage, was von oben kommt!
Noch ehe „Lockdown“ in der nächsten Verordnung drin steht, hast du deine Tür schon von innen verriegelt und hast den Arm freigemacht, lang bevor der nächste behelfsmäßige Impfstoff im Labor zusammengeschustert ist.
Und da der Atomkrieg kurz bevorsteht, fragen wir bloß noch, wo in der Wohnung wir uns am besten hinstellen sollen, wenn die A-Bombe auf uns niedergeht. („Wo man bei einer Atomexplosion Schutz suchen sollte“ - Artikel im Qualitätsblatt der Standard vom Jänner 2023, https://www.derstandard.at/story/20...z-suchen-sollte?ref=loginwall_articleredirect)
Spoiler: Am ehesten überlebt man die Atomexplosion (sofern man das möchte), wenn man sich in die Zimmerecke stellt, genauer: „in die der Explosion zugewandten Ecke“.
Jetzt weißt du das auch. Ins Eck mit dir!
Sich selbst als Menschheit nicht so wichtig nehmen, das ist der Punkt.
Sind wir halt weg von der Erde. Sie wird am Ende noch froh sein.
Ja, du auch. Du!
Es gibt nun mal kein verbrieftes Recht darauf, aus dem Haus zu gehen, ohne dass dir eine Bombe auf den Kopf fällt.
In vielen, in den meisten Gegenden dieser Welt wissen es die Menschen noch zu schätzen, wenn sie abends unversehrt heimkommen oder wenn die Anzahl der Kinder, Freunde und Verwandten über Nacht konstant geblieben ist. Wenn niemand von einer Granate zerfetzt, von Kugeln zerschossen oder von Feuer verbrannt wurde, ist das für sie fast schon ein Wunder.
Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen!
Wir sollten überrascht sein, wenn unsere Wohnstätte, welche aus vier gemauerten Wänden und nicht aus windigen Zeltbahnen besteht, jeden Tag aufs Neue immer noch dasteht, weil niemand eine Rakete darauf abgefeuert hat.
Wir sollten nicht so zickig und so anspruchsvoll sein.
Wohl können wir uns auch mit dem feuchten Waschlappen durch den Intimbereich fahren, wenn es darum geht, Energie zu sparen und dem Feind eins auszuwischen. Muss man ja nicht frisch geduscht sein. Der saturierte Politiker, der uns das gesagt hat, hatte schon recht. Anderswo haben die Menschen noch nicht mal eine Dusche – Bescheidenheit, bitte!
Wenn man Losungen ausgibt wie: „Frieren für die Freiheit“, dürfen wir das nicht als Anmaßung oder Einschränkung empfinden, sondern sollten wir stolz sein, einen derart edelmütigen Beitrag leisten zu dürfen, indem wir in unseren Wohnzimmern frösteln.
Und wenn man uns ein Gewehr in die Hand drückt, und man sagt uns: „Schieß!“, dann schießen wir. Das Kommando lautet: Hass! Wer der Feind ist, wird man uns schon sagen.
Alles eine Frage der Einstellung.
Wo es bergab geht, ist das Leben halt eine spaßige Rutsche geworden und: Huiii…!
Kannst du dir nur noch das Mindeste leisten, bist du eben ein Pionier in Sachen Minimalismus, ein Vorbild.
Keine Kugel Eis für die Kinder spart nicht nur € 3 oder € 6 oder € 9 beim Besuch in der Innenstadt (je nachdem, wie viele Kinder man hat), du tust auch noch was für die Gesundheit der Jugend, wenn du die Kleinen vom Süßkram fernhältst.
Sind sie gleich fitter, wenn du sie später in den Krieg schickst, wo man auch ihnen ein Gewehr in die Hand drückt, um auf hassenswerte Feinde zu schießen und um beschossen zu werden. Du weißt ja: „Survival of the fittest“ hat nicht nur mit Glück zu tun.
Es hat schon alles seine Richtigkeit.
Für den Fall, es kommen deine Kinder verkrüppelt zurück aus dem Krieg, sei versichert, dass jeder, der sie als „Krüppel“ oder dergleichen zu bezeichnen versucht, wegen Diskriminierung und Hassrede belangt und verfolgt wird. Darum wird man sich kümmern.
Nur nicht verbittern, das wirkt so unsympathisch. Lächle, während du eine bittere Pille nach der anderen schluckst!
Wo du deinen Job verlierst oder deine Wohnung, denk immer dran: „Leben ist Veränderung“. Mit diesen Worten hat so ein Wohnkonzern tatsächlich mal die Mieter über den bevorstehenden Rauswurf informiert. Genial. Ist ein prima Motto für alles. Gutgelaunt in den Verzicht hineingehen - oder in die Obdachlosigkeit.
Probleme werden zur „Herausforderung“, und die kann man ja bekanntlich viel leichter meistern als man Probleme lösen müsste. Da bist DU „gefordert“ - steckt ja schon drin in dem Wort.
Gefordert bist du vor allem, dich selbst zu verkaufen.
Deine Zeit, deine Kraft, dein Hirnschmalz; je nachdem, wie du als menschliche Ressource so ausschaust und je nachdem, welche Ressource grad gefragt ist.
Nützlich sei!
Der Markt ist dein Meister, dein Yoda und allwissend, wenngleich oft sein verkehrt, was er sagen.
Sei nicht so undankbar!
Wenn du arm und elend bist, bist du es immerhin noch in einem reichen, demokratischen Land. Das heißt, dass du zumindest visuell teilhaben darfst an den Reichtümern um dich herum und dass sich die Politiker wenigstens noch fallweise die Mühe geben, dich zu belügen anstatt komplett über dich hinwegzusehen, während sie ihr Ding machen.
Die Villa von deinem Chef schau dir gut an, während du deine Kinder in deiner Wohnung stapelst, welche vielleicht noch nicht mal über ein Kinderzimmer verfügt. Wenn du weiterhin so fleißig bist, kann sich dein Chef bald noch so ein Schloss hinstellen. Ein Zweitwohnsitz am See vielleicht, dessen villengesäumtes Ufer du nur dann zu Gesicht bekommst, wenn dich der Chef zum Rasenmähen in seinen weitläufigen Garten abkommandiert.
Sei froh, wenn es dir nicht durchs Dach regnet, wenn deine Wände nicht schimmeln - und falls es doch so sein sollte, wisse, dass es immer auch schlimmer sein könnte. Deine Vorfahren hausten noch in zugigen Bretterverschlägen mit Plumpsklo, also was willst du Ansprüche haben.
Willst du dich vielleicht aufregen, wenn du dich in überfüllte Züge quetschen musst, die nur noch hie und da abfahren? Wenn die Infrastruktur bröckelt, wenn Bildung oder medizinische Versorgung nur noch notdürftige Gaben sind, die auch ausbleiben können? „Wie in einem Dritteweltland“, möchtest du sagen? Dann bist du vermutlich ein Rassist, weil du glaubst, du wärst was Besseres als ein Mensch, der in einem armen Land leben muss, und nimmst dich selbst viel zu wichtig.
Glaube nicht, dass dir irgendwas zusteht.
Man muss dieser verweichlichten Gesellschaft mal wieder Härte, Gehorsam und Genügsamkeit beibringen! Und Wertschätzung!
Wenn der Staat einen gewissen Geschmack am Krieg gefunden hat und schon überall Feinde sieht, wenn ein solcher Staat das Soziale streng zusammenkürzt, um auf der anderen Seite rekordmäßig aufzurüsten, sag gefälligst „Danke!“ dafür, dass man so gut auf deine Sicherheit schaut, die sich nun mal am lukrativsten in einem mächtigen Waffenarsenal ausdrückt.
Nichts stelle in Frage, was von oben kommt!
Noch ehe „Lockdown“ in der nächsten Verordnung drin steht, hast du deine Tür schon von innen verriegelt und hast den Arm freigemacht, lang bevor der nächste behelfsmäßige Impfstoff im Labor zusammengeschustert ist.
Und da der Atomkrieg kurz bevorsteht, fragen wir bloß noch, wo in der Wohnung wir uns am besten hinstellen sollen, wenn die A-Bombe auf uns niedergeht. („Wo man bei einer Atomexplosion Schutz suchen sollte“ - Artikel im Qualitätsblatt der Standard vom Jänner 2023, https://www.derstandard.at/story/20...z-suchen-sollte?ref=loginwall_articleredirect)
Spoiler: Am ehesten überlebt man die Atomexplosion (sofern man das möchte), wenn man sich in die Zimmerecke stellt, genauer: „in die der Explosion zugewandten Ecke“.
Jetzt weißt du das auch. Ins Eck mit dir!
Sich selbst als Menschheit nicht so wichtig nehmen, das ist der Punkt.
Sind wir halt weg von der Erde. Sie wird am Ende noch froh sein.