neun namenlose lieder, 9: nur wer das eigne ziel verkennt

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G

Gelöschtes Mitglied 24893

Gast
9.


nur wer das eigne ziel verkennt kann ihre mitte finden
ich muss sie sehn! und müsste ich in ihrem blick erblinden!
nur wer das eigne ziel verwünscht wird sich in ihr erfüllen
mit eignem willen wirst du niemals deine sehnsucht stillen
wie willst du mensch mit willen deinen willen überwinden?

nur wer das eigne ziel verfehlt mag ihre spur erwischen
die in die ufer steigt um sich vom jagen zu erfrischen
die sich in tränen spiegeln will in deinen augenteichen
wird stets vor deinen schwarzen sternen in die winkel weichen
die reizende gefahr versteckt sich dort in deinen nischen
ausufernd, koordinaten zu gott
 

Scal

Mitglied
Eine Anmerkung nur, etwas abseits der Gepflogenheiten der "Literaturkritik" getätigt:

So singen blinde Dichter ihr Sehen, so klingt's, schlüpfen sie durch's Netz von selbstgeknüpften schwarzsternigen Paradoxien, um zu ...

"wie willst du mensch mit willen deinen willen überwinden"

Ein Koan ? - um zu ?

Wie öfter bei deinen Texten: Es glitzern geniale Inspirationen auf, apollinisch in ein Klanggeflecht hineingemeistert. Manchmal bin ich - oft stellenweise - hell entzückt und bestaune die jeweilige "philosophisch-mystische Klanggroßartigkeit"; daneben gibts auch immer wieder Textkonstrukte, für die ich mich ganz und gar nicht erwärmen kann, weil ich sie wie eine kunstvolle, resonanzarme Session außerhalb des Gartens der Poesie erlebe. Das ist freilich eine persönliche, subjektive Anmerkung, die gleichzeitig meine Meinung nicht beeinträchtigt, dass es da einen außergewöhnlichen und genialen Lyriker gibt, der es verdient hätte, von einer noch breiteren "literarischen Öffentlickeit" würdigend wahrgenommen zu werden.

Liebe Grüße
Scal
 

mondnein

Mitglied
Herzlichen Dank an die Reisende, die dieses alte Stück aus dem Abgrund des Vergessens hervorgeholt hat,
und herzlichen Dank an Scal!

"wie willst du mensch mit willen deinen willen überwinden"
Eigentlich selbstwidersprüchlich, fast Unsinn: Wille überwindet immer wieder, immer, grundsätzlich, einen anderen Willensimpuls, wie auch im Denken ein Gedanke immer wieder, immer, grundsätzlich andere Gedanken überwindet.

grusz, hansz
 



 
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