Nocturnal (gelöscht)

Ralf.

Mitglied
Hallo Julius

Die erste Strophe ist sowas von elegant geschrieben - Hut ab! Daran erfreue ich mich.
Ab der zweiten Strophe verstehe ich nicht, worum es geht, obwohl auch sie wirklich schön geschrieben ist. Aber bild- und metaphernreiche Texte sind auch schwer zu verstehen.
Die dritte Strophe soll wohl eine Art Resümee oder Erklärung oder sowas sein, doch leider verklärt sie anstatt klarer zu machen ;) Jedenfalls bei mir. *kopfkratz* Auch ist der Stil so anders zu den beiden oberen Strophen, daß sie entweder weglassen oder überarbeiten würde.

Ralf.
 

blaustrumpf

Mitglied
Hallo, Julius

Dein Gedicht kommt in einer Sprache daher, die von hohem Pathos geprägt ist. Das sehe ich gar nicht negativ, wer bereit ist, sich darauf einzulassen, taucht tief ein in die Gefühlswelt deiner Zeilen.

Mit den Metaphern, die du verwendest, habe ich keine Schwierigkeiten. Aber auch ich finde die Schlussstrophe problematisch. Genauer gesagt: Es handelt sich um die letzte Zeile. Der "Trug"-Kalauer kommt so plötzlich, dass ich aus der elegischen Grundstimmung herausgerissen werde. Das ließe ich mir ja noch gefallen, aber nicht wegen eines Kalauers.

Um in Bildern zu sprechen: Stell' dir eine hinreißend schöne Frau vor, elegant gekleidet, schön beschuht, in einem hochkarätigen Ambiente deiner Wahl.... So. Und nun macht sie den Mund auf und raunzt in breitestem Kölsch (oder irgendeinem proletarisch gefärbten Dialekt deiner Wahl): allso, die schakkeliene, die hätt för misch jesaaat...

Ungefähr von der Art ist der Absturz, den dein so unschuldiges Wortspiel provoziert. Willst du genau das? Was ist das Wichtigste in deinem Gedicht: Die hohe Ebene, der Kalauer, der Absturz?

Soderla. Und beim weiteren Lesen fällt mir doch noch ein Bruch auf: Wenn der Mond schon im Sand fabelt, warum soll man das hören? Das Geräusch, das ich assoziativ mit Sand verbinde, ist Knirschen. Ein knirschendes Lied, ist es das, wovon du dichtest? Doch wohl kaum. Klar, jede Änderungsschneiderei bedeutet Eingriffe in die Substanz. Aber wenn du statt Hören eine andere Wahrnehmungsform wählst, kannst du die Knirsch-Assoziation vermeiden.

Die Aussage verändert sich meiner Meinung nach nicht wesentlich, wenn du von Sehen statt Hören sprichst. Und wer hat noch nie im Sand gemalt, Buchstaben geschrieben etc.? Weil es dem Erfahrungshorizont einfach näher ist, finde ich mich auch leichter in das Bild.

Ein Lied muss ja nicht unbedingt gehört werden, um erfahren zu werden. Und es handelt sich ja um ein ganz besonderes Lied. das im (Opiat-)Rausch entweder ruhigen Schlaf des Vergessens bringt, oder vielleicht auch zur ewigen Ruhe bettet (Mohn als Symbol für die unzähligen Opfer in den Schützengräben von Verdun...). Upsi. Metaphern sind gefährlich.

Da rette ich mich doch lieber auf das sichere Terrain der schönen Grüße.

blaustrumpf
 

Ralf.

Mitglied
Hi Blaustrumpf

Das mit dem Kalauer ist gut gesagt.

An Mohn als Rauschmittel hatte ich so spontan gar nicht gedacht, aber ich finde diese Verbindung sinnig (und wahrscheinlich auch die einzig mögliche in diesem Zusammenhang).
Den Sand habe ich weniger auf den Mond als mehr auf das lyr. Ich bezogen, ich denke da an einen Strand, eine Sandfläche, aber doch eher an einen Strand, obwohl der Sand dort nicht schwarz ist (natürlich gesehen - poetisch gesehen kann das ganz ganz anders sein).

Ralf.
 



 
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