Nur Bilder blieben

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Blue Sky

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Wir kannten uns vier Wochen. Unsere Pläne und Ideen waren endlos. Wie aus derselben Schmiede schienen sie zu sein.
Keine Zeit sollte verloren gehen, erst einmal spontan in einen Flieger rein. Vierzehn Tage Lanzarote pauschal.
Die Sonne auf dieser Insel stieg mit rotem Licht und einer warmen Brise von würziger Luft. Es passte so zu ihr. Sie brachte das Lavagestein, auf dem sie saß, wieder zum Glühen. Beschäftigt mit den Einstellungen meiner neuen Spiegelreflex sah ich ihr Bikinioberteil fallen. In der Sekunde passte dann plötzlich alles. Sie, der Himmel und das Meer, Blende, Verschlusszeit, nur vergaß ich fast, den Auslöser zu drücken.
Die Konturen ihres Körpers sowie ihr Haar wurden gestochen scharf. Ein leichter Aufhellblitz zeigte ihr Lächeln. Das wundervollste Foto geschossen in dieser kurzen Zeit meines Lebens.
Wir scherzten noch mit der Absicht, einfach auf diesem Stück Land bleiben zu wollen.

Gerade wieder im Alltag zurück war sie auf dem Weg zur Arbeit. Zeugen meinten, es ging blitzschnell. Auf der Autobahn überholte rechts ein großer dunkler Wagen. Der drängte sie dabei in die Leitplanke. Sie überschlug sich mehrfach und nicht viel Erkennbares konnte von ihr und ihrem Auto geborgen werden.

Es blieben mir Erinnerungen und das Bild aller meiner Bilder mit fünfunddreißig anderen.
Meine Fahrspur verschwand mit ihr.
Friedhofsgärtner bestellten den Rettungswagen. Die Nacht neben ihrem Grab war klirrend kalt.
Bis gleich meine Liebste.
 
Zuletzt bearbeitet:

rainer Genuss

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hallo Blue Sky
Sehr lässiger, leichtfüßiger und fließender Erzählstil - bis zum "Spitzenklassewagen" der auf der Autobahn den Kampf um freie Fahrt begann.
Letzteres liest sich kompliziert und zusammengebosselt. Das kriegst du besser hin, zumal die Geschichte vorher Esprit versprüht.
Ein aufgemotzter Sportwagen überholte sie rechts und drückte sie in die Mittelleitplanke......z.B....bleib pragmatisch und nüchtern hier.
Auch der Schluß ist schlüssig.
Machs gut
Ra
 

Blue Sky

Mitglied
hallo Blue Sky
Sehr lässiger, leichtfüßiger und fließender Erzählstil - bis zum "Spitzenklassewagen" der auf der Autobahn den Kampf um freie Fahrt begann.
Letzteres liest sich kompliziert und zusammengebosselt. Das kriegst du besser hin, zumal die Geschichte vorher Esprit versprüht.
Ein aufgemotzter Sportwagen überholte sie rechts und drückte sie in die Mittelleitplanke......z.B....bleib pragmatisch und nüchtern hier.
Auch der Schluß ist schlüssig.
Machs gut
Ra
Hi rainer Genuss!

Ich freue mich. Danke fürs lesen das Gestirn und die Teilnahme an dem Text.
Dein Vorschlag gefällt mir auch sehr gut, nur denke ich, in dem Teil darf oder muss vielleicht sogar ein Bruch zu vorher stattfinden.
Zum einen hat den Unfall selbst nicht miterlebt (zum Glück?) und kann daher nur aus den Berichten zusammenbosseln.
Zuletzt befindet er sich sicher emotional in Ausnahmen und von kalten Gefühlen überrannt, kann sich ein vielleicht auch hasserfüllter Pragmatismus ausbreiten.

LG
BS
 

aliceg

Mitglied
Eine zeitgeistige Romeo/Julia - Story im Schnelldurchlauf dramatisch erzählt - das kannst du, Blue Sky, zweifelsfrei!

Die drei Absätze gliedern zugleich die Geschichte in drei verschiedene Abschnitte, die unterschiedlicher
nicht sein könnten. Der letzte steigert noch die Dramatik des mittleren.

Was hier vielleicht noch fehlte, wären dazwischen jeweils Überleitungen bzw. Übergangssätze, die auch nur kurz das Kommende andeuten.

Die psychische Verfasstheit deiner Protas ist eine schlaue Antwort auf Kritik!

lg aliceg
 
Dem Lob dieses Textes kann ich mich nur anschließen. Wirklich sehr gelungen. Übergänge zwischen den Absätzen fehlen mir überhaupt nicht, es macht für mich einen Teil der Eigenart und Qualität des Textes aus, dass die Szenen von sozusagen harten Schnitten getrennt sind. Die Formulierung mit dem "Spitzenklassewagen" stört mich allerdings auch. Es ist ein Stilbruch, dem ich ich keine Funktion, keinen Sinn zuordnen kann. Ich habe mal überlegt, wie es stattdessen heißen könnten, z.B. so: "Ein schwerer schwarzer Wagen überholte rechts und drängte sie gegen die Leitplanke." Ich glaube nicht, dass man die Rücksichtslosigkeit, den "Kampf um die freie Fahrt um jeden Preis" hier noch besonders verdeutlichen muss, das erschließt sich doch ohnehin und ergibt eine Betonung eines Nebensinns, einer Neben-Aussage, die das Textganze eher verwässert als würzt.
Aber wie gesagt, das ist Kritik auf hohem Niveau.
Allerdings sollte das letzte Wort des Textes groß geschrieben werden: "Bis gleich meine Liebste."

MfG
Binsenbrecher
 

Blue Sky

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Eine zeitgeistige Romeo/Julia - Story im Schnelldurchlauf dramatisch erzählt - das kannst du, Blue Sky, zweifelsfrei!

Die drei Absätze gliedern zugleich die Geschichte in drei verschiedene Abschnitte, die unterschiedlicher
nicht sein könnten. Der letzte steigert noch die Dramatik des mittleren.

Was hier vielleicht noch fehlte, wären dazwischen jeweils Überleitungen bzw. Übergangssätze, die auch nur kurz das Kommende andeuten.

Die psychische Verfasstheit deiner Protas ist eine schlaue Antwort auf Kritik!

lg aliceg
Hi aliceg,

danke fürs lesen die Bewertung und dem Feedback!
Bin als Schreiber in diesem Fall dahingehend nicht sehr eingebunden und versuchte nur nachzuvollziehen. Der Bruch von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt geschah innerhalb von Sekunden. Es gab keine Überleitung oder gar Ankündigung. Ganz schön heftig ...

LG
BS
 

Blue Sky

Mitglied
Dem Lob dieses Textes kann ich mich nur anschließen. Wirklich sehr gelungen. Übergänge zwischen den Absätzen fehlen mir überhaupt nicht, es macht für mich einen Teil der Eigenart und Qualität des Textes aus, dass die Szenen von sozusagen harten Schnitten getrennt sind. Die Formulierung mit dem "Spitzenklassewagen" stört mich allerdings auch. Es ist ein Stilbruch, dem ich ich keine Funktion, keinen Sinn zuordnen kann. Ich habe mal überlegt, wie es stattdessen heißen könnten, z.B. so: "Ein schwerer schwarzer Wagen überholte rechts und drängte sie gegen die Leitplanke." Ich glaube nicht, dass man die Rücksichtslosigkeit, den "Kampf um die freie Fahrt um jeden Preis" hier noch besonders verdeutlichen muss, das erschließt sich doch ohnehin und ergibt eine Betonung eines Nebensinns, einer Neben-Aussage, die das Textganze eher verwässert als würzt.
Aber wie gesagt, das ist Kritik auf hohem Niveau.
Allerdings sollte das letzte Wort des Textes groß geschrieben werden: "Bis gleich meine Liebste."

MfG
Binsenbrecher
Hi Binsenbrecher,

Dir auch einen Dank fürs Lesen und deine Meinung. Was du sowie rainer Genuss bemängelt habt, habe ich noch einmal überdacht und dann mal was versucht. Es war sicher ein wenig dick aufgetragen, ich hatte tatsächlich nur den täglichen Wahnsinn auf den BABs vor Augen.

Vielen Dank auch an alle für die Vorschläge!

LG
BS
 



 
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