Pain

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Lisa-Marie

Mitglied
„Es tut mir leid!“ Da wusste sie, dass er nicht mehr unter uns war.



Nur einen Tag zuvor, war sie wieder einmal bei einem Spiel. Da Dart ihre Leidenschaft war und sie sich damit ablenken konnte, fuhr sie zu einem Mannschaftsspiel, um zuzusehen.
Ihr ging es zurzeit nicht besonders gut. Liebeskummer.

An dem Abend hatte sie sehr viel Spaß und trank seit langen wieder Alkohol. Natürlich wurde es zuviel und sie musste heimgefahren werden. Ein Freund von ihr fuhr sie um 2 Uhr in der Früh, mit ihrem eigenen Auto, nach Hause.

Als sie in die Wohnung ging, fiel ihr noch das eingeschaltete Licht bei ihrem Vater auf. Es brannte im Esszimmer und im Bad. Sie dachte sich natürlich nicht viel dabei, da sie sich am Vortag noch mit ihrem Vater und zwei Freunde von ihm zusammensetzte. Er wollte noch fort gehen und da sie noch selber mit dem Auto fahren wollte, trank sie nur einen Energiedrink. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Vater noch nach dem Fortgehen duschen ging.

Da sie am nächsten Tag arbeiten musste, hat sie sich gleich auf die Couch gelegt. Sie hat sich noch den Fernseher eingeschaltet, um einschlafen zu können.

Während sie auf der Couch lag, hörte sie mir nichts, dir nichts, bizzare Geräusche aus dem Zimmer über ihr. Es hörte sich an wie ein Stöhnen oder ein Käuchen. Für sie war es ganz ungewöhnlich. Sie dachte, ihr Vater hätte Damenbesuch. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre Eltern schon ungefähr 3 Jahre getrennt und es konnte natürlich sein, dass ihr Vater Besuch hatte. Sie war in diesem Moment sauer, weil sie ja um halb 6 aufstehen musste um in die Arbeit zu gehen und sie, wegen dem Lärm, nicht gleich einschlafen konnte.

Am Tag darauf, stand sie wie gewohnt auf um in die Arbeit zu gehen. Sie hatte ein wenig Stress, da sie nicht so fit war wie sonst. Ihre Zigaretten waren leer, klar war sie nicht sehr motiviert für die Arbeit. Vor der Arbeit musste sich noch Zigaretten kaufen gehen, da sie sonst sehr unangenehm werden konnte.

Der Arbeitstag verlief wie immer. Sie holte in der Mittagspause kurz was aus der Wohnung und fuhr zu ihrer Mutter um die Pause mit ihr zu verbringen. Anschließend ging sie wieder in die Arbeit.

Am Abend fuhr sie nach der Arbeit zu einer Ärztin die Notdienst hatte, da sie sich nicht mehr bewegen konnte. Sie hatte Hämorrhoiden. Mehr muss man dazu nicht sagen. Sie holte sich noch einen Salbe aus der Notfallapotheke, bevor sie zu ihrer Mutter fuhr. Ihre Mutter und sie waren um 20 Uhr bei Freunden zu einer Kerzenparty eingeladen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Welt für sie noch halbwegs in Ordnung.

Als sie, nach dem Arzttermin, wieder zu ihrer Mutter fuhr und die beiden alles für die Kerzenparty zusammen richteten, rief plötzlich eine Freundin an. „Weißt du wo dein Papa ist?“ Die Freundin und ein paar andere Freunde von ihrem Vater, machten sich Sorgen um ihn. Er hatte sich nicht mehr gemeldet und nahm auch am Handy keinen Anruf entgegen. Sie sagte, sie wüsste auch nicht wo er ist und was mit ihm los sei. Ihr Vater hatte sich mit seinen Freunden ausgemacht, dass er sie zum Stammtisch vom Perchtenverein fährt. Da er nicht erreichbar war, ruften sie die Tochter an.

Sie sagte zu seinen Freunden, dass sie mal in die Wohnung schaut um nachzusehen was los ist.

„Mama, hat Papa schon immer so gekäucht bei Sex?“ „Nein, solche Geräusche hat er nie gemacht.“

Die beiden mussten ein wenig darüber lachen, bis ihnen klar wurde, dass etwas nicht stimmt.

Sie packten alles zusammen und machten sich bald auf den Weg zur Wohnung. Ihr Vater hatte die Wohnung über ihr.

Da die beiden ein schlechtes Gefühl in dieser Situation hatten, sagte die Mutter, sie soll ihre Tante von daheim abholen. Damit sie nicht alleine in die Wohnung schauen musste. Sie riefen die Tante an, damit sie weiß, dass sie mitfahren soll. Sie war gleich damit einverstanden.

Nachdem die Tochter ihre Tante abgeholt hat, lies sie ihre Mutter aussteigen. Ihre Mutter musste sowieso noch zur Bank und Zigaretten kaufen. Sie wollte auch einfach ihren Ex nicht sehen. Was die Tochter natürlich verstanden hat, nach 20 Jahren Beziehung und der Trennung will man den Exmann nicht gleich wieder sehen. Die Mutter sagte nur: „Lass bitte deine Tante in die Wohnung gehen, falls etwas passiert ist.“ Die Tochter stimmte, ohne lange zu überlegen, zu.

Bei der Wohnung angekommen, warteten schon die Freunde von ihrem Vater. Das Badfenster stand offen. „Walter!“, das war der Name des Vaters, riefen seine Freunde andauernd. Es kam aber keine Antwort. Die Tochter stieg aus dem Auto aus und sah sofort, dass das Licht noch immer im Bad und im Esszimmer brannte. Sie hatte schon die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl, dass sich auch bewahrheiten sollte.

Die Tochter sperrte den anderen die Haustüre auf und lies sie hinauf in die Wohnung des Vaters. Panisch stürmten die Freunde nach oben und riefen weiterhin seinen Namen. Oben angekommen, standen sie vor verschlossener Tür. Da er nirgends in der Wohnung aufzufinden war, musste er im Badezimmer sein. Ihr Vater war es einfach gewohnt die Türe abzusperren, auch wenn er alleine in der Wohnung lebte.

Die Freunde versuchten die Türe aufzubekommen, was ihnen leider nicht gelang. Das bekam die Tochter mit und sie suchte nach einem Ersatzschlüssel. An dem Schlüsselbund ihres Vaters wurde sie fündig. Sie übergab den Schlüssel einer Freundin des Vaters und diese rannte auf der Stelle wieder nach oben. Schließlich gelang es ihnen den Schlüssel auf der Innenseite rauszudrücken.

Hinter der Tür fanden sie den Vater vor. Seine langjähringe und gute Freundin, die selbst 7 Monate zuvor ihren Mann verlor, hatte ihn als erstes gesehen.



Er lag in der Badewanne. Tod. Aufgeweicht und blau, da er so lange im Wasser lag. Es sind ungefähr 16 Stunden vergangen bis der Vater tod aufgefunden wurde. Seine Freunde wollten auf keinen Fall, dass seine Schwester ihn so sah. Das war auch gut so, sie hat schon früher einen Bruder aufgehängt gefunden. Seine Freunde riefen auf der Stelle den Notruf.

„Es tut mir leid!“, flüsterte die Tochter der langjährigen Freundin ihr ins Ohr, während sie seine Tochter in den Arm nahm. In diesem Augenblick wusste seine Tochter, dass er Tod war. Ihr lief es eiskalt den Rücken runter und sie ging in die Knie. Sie konnte und wollte es nicht glauben. Wer will das schon? Immer mehr Tränen perlten über ihr Gesicht. In diesem Moment brach für sie eine Welt zusammen. Er hatte doch noch sein ganzes Leben vor sich.

Ein paar Minuten später traf auch schon der Rettungswagen und der Notarzt ein. Sie eilten nach oben ins Badezimmer, wo sie auch nur noch den Tod ihres Vater feststellten.

Eine Rettungssanitäterin nahm die Tochter mit in den Rettungswagen und versuchte sie zu beruhigen. Ihr kam alles immer noch so unglaublich vor.

Als die Mutter von der Bank zurück kam und sie den Rettungswagen mit Blaulicht sah, hatte auch sie ein ungutes Gefühl. Die Mutter sah die Tochter verheult im Wagen sitzen, da wusste auch sie, dass ihr Exmann nicht mehr am Leben war. In diesem Moment, dachte sie, sie muss sich für ihre Tochter zusammen reißen. „Mama, ich zieh wieder zu dir heim.“, sagte die Tochter zu ihrer Mutter.

Mittlerweile traf auch die Polizei ein. Ein Sanitäter ging zum Wagen und sagte zur Tochter, dass sie wahrscheinlich noch befragt werden würde. „Sie wollen ausschließen, dass es Selbstmord oder ähnliches war.“ Kurz darauf kamen die Polizisten zum Rettungswagen und fragten die Beiden ob er schon einmal versucht hatte sich das Leben zu nehmen, da auch einige leere Bierflaschen am Esstisch standen. Die Tochter sagte, dass sie ein bisschen gefeiert hatten und danach ist er noch in ein Wirtshaus gegangen. Sie teilten der Tochter mit, dass sie weder von Selbstmord noch von Fremdverschulden ausgehen.

Die Tochter war bis zu dem Zeitpunkt der Meinung, dass sie mit ihrer Mutter zur Kerzenparty fährt. Verständlich. Es war der Schock und es war ja auch ausgemacht. Da sie fast so verlässlich ist, wie auch ihr Vater war, wollte sie auch nicht absagen.

Da sie aber noch auf den Bestatter und auf den Arzt der den Tod bestätigen musste, warten mussten, ging sich das mit der Kerzenparty natürlich nicht mehr aus.





Die Tochter des Toten bin ich. Lisa. Damals war ich 21 Jahre alt.

Es war der 26. Jänner 2019.



Ein Dankeschön an alle, die an meiner Seite waren, hinter mir standen und es auch immer noch sind.


 



 
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