Paradox

Kürzlich traf ich eine Freundin aus früheren Zeiten. Sie studierte damals Philosophie im fortgeschrittenen Semester. Ich war seinerzeit schon berufstätig. Wir hatten uns nun nach langer Zeit viel zu erzählen. Es war lustig. Ein erinnerter Gesprächsverlauf von damals ganz besonders. Wir befanden seinerzeit uns auf der Rückfahrt von einem weinseligen Wochenende im Rheingau. Sie informierte mich über ihre kurzfristigen Zeitabläufe:

“Nächsten Dienstag, da fahre ich nach Hamburg. Zu einem Seminar.”

“Um was geht's da?”

“Wesen des Paradoxons.”

“Dafür muss du nicht nach Hamburg. Das kannst du auch bei mir haben.”

“Wie soll das denn gehen?”

“Ganz einfach. Folgender Satz: Ein Hamburger sagt,
alle Hamburger lügen.”

“Wieso ist, alle 'Hamburger lügen', paradox? Und
warum gilt das nur für Hamburger?”

“Das gilt natürlich für alle, z.B. auch für Berliner.”

“'Alle Berliner lügen', ist genau so wenig paradox.”

Paradoxon und Logik! Ich war verunsichert.

“Anderes Beispiel: Dieser Satz ist falsch.”

“Häh?”

“Die Aussage ist wahr, wenn sie falsch ist, und falsch, wenn sie wahr ist.”


Sie schaute mich zweifelnd an und sagte:

“Bist du sicher?”

Ich schaltete zurück ins Praktische:

“Erinnerst du dich? Samstagabend bei der Weinprobe? Der Winzer sagte: In Vino Veritas – Im Wein ist Wahrheit.”

“Und was ist daran paradox?”

“Der Winzer hatte kurze Beine.”


Um mich nicht noch weiter im Paradoxen zu verstricken, wollte ich zu einem Ende kommen.

“Du fährst besser doch nach Hamburg. Wann bist du eigentlich wieder zurück?”

“Freitag. Aber eher später am Tag, so gegen Abend.”


Ich wollte dem Ganzen noch eine ganz besondere Note geben:

“Spinne am Abend.....” Weiter kam ich nicht. Sie hatte meinen Satz blitzschnell vollendet “.....fällt selbst hinein.”

Nicht unbedingt ein Paradoxon, aber auch nicht schlecht!
 



 
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