Passionsspiele
Die Leuchtreklame starrte vor Dreck. Flugstaub, Ruß, und Öldunst hatten sich in so dicken Belägen darauf abgesetzt, dass man kaum noch ihre ursprüngliche Farbe erkennen konnte. Zudem waren mehrere der Röhren defekt. Sie flackerten oder leuchteten überhaupt nicht mehr. Genaugenommen konnte man die Schrift – wenn sie bei Dunkelheit angeschaltet war – nur lesen, wenn man ohnehin wusste, was da stand:
Original Passionsspiele Die religiösen Riten der alten Erde
Aber ein unerfahrener Alien-Tourist hatte kaum eine Chance. Bestenfalls wurde er neugierig und fragte, was es da zu sehen gab - wenn ihn nicht vorher schon der heruntergekommene Zustand des Etablissements abgeschreckt hatte.Perlinger schaute deprimiert weg. Es musste bald etwas geschehen. Irgendwie und irgendwo mussten sie genügend Geld auftreiben, um den Laden wieder in Schuss zu bringen. Sonst war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie dicht machen mussten. Und dann… Er ballte die Fäuste und ließ ein schweres Fallgitter in seinem Kopf heruntersausen, das die schwarzen Gedanken aussperrte.
Aber sie brachen wieder durch, als er hinüber auf die andere Straßenseite schaute. Rube Goldsmith saß da, im Schneidersitz, vor einem Souvenirautomaten und klimperte alte Volkslieder. Perlinger nickte grüßend und erntete ein zahnlückiges Grinsen dafür. Trotzdem war er sich nicht sicher, ob der Alte ihn überhaupt erkannt hatte. Rube grinste fast ständig in letzter Zeit. Auch daran merkte man, wie es mit ihm den Bach runter ging. Bis vor einem Jahr hatte er eine halbwegs gutgehende Wurstbude besessen. Mit Thüringer Knickwurst, Hot-Dogs und Negerpimmeln – lauter echte, traditionelle Spezialitäten. Wirklich gute Sachen. Aber dann hatte er sich diesen Husten eingefangen, der nicht wieder wegging. Und er hatte keine Lebensmittel mehr verkaufen dürfen. Eine Lizenz für einen anderen Betrieb hatte er auch nicht bekommen und die Bude für ein Trinkgeld verscheuern müssen.
Jetzt saß er da, ein Banjo auf seinen steifen Knien und spielte um sein Leben. Zwölf Stunden jeden Tag. Von Greensleeves bis Green Manalishi. Ein, zwei Jahre noch, schätzte Perlinger, vielleicht weniger, dann würden der Husten und das Rheuma ihn endgültig aus dem Geschäft werfen. Dann konnte Rube nur noch in den Außenbezirken betteln und Mülltonnen filzen, - oder Schlimmeres.
Perlinger zog die Schultern hoch, als ob ihn fröstelte. Nein, er hatte noch keine Lust, Banjo zu spielen. Er musste seinen Laden irgendwie auf die Reihe kriegen.
Unruhig schaute er sich nach Passanten um, die er ansprechen konnte. Es waren um diese Zeit zwar noch nicht viele Touristen unterwegs, aber man konnte nicht früh genug anfangen. Später würde auch nicht viel mehr los sein.
Vor dreißig Jahren war das noch anders gewesen. Damals, als die Erde der Galaktischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten war. Da waren noch elegante Schiffe gelandet, mit großen Reisegruppen, aus allen Teilen der Galaxis. Manchmal waren sie eingefallen wie die Heuschrecken, hatten geschaut, gefragt und alles gekauft, was ein Preisschild hatte. Goldene Zeiten – nur hatten sie sich bald in mattes Silber verwandelt und zuletzt in rostiges Blech. Die Erde hatte einfach keine wirklichen kulturellen Attraktionen zu bieten. Gemessen am galaktischen Durchschnitt war ihre Kultur langweilig und bieder. Uninteressant für jemanden, der schon Hunderte von wirklich aufregenden Welten gesehen hatte.. Attraktiv waren nur noch die Rohstoffe ihres Nickeleisenkerns, die von riesigen, zernarbten Erzfrachtern eingesammelt und zu den Sternen gebracht wurden. Die einzigen Aliens, die es noch in die Vergnügungsviertel zog, waren großenteils die Mannschaften dieser Raumschiffe.
Rohes, unsensibles Pack, das eine Violinsonate nicht von einem Klingelton unterscheiden konnte und nur auf der Suche nach einem verbotenen Spiel oder billigem Alkohol war. Kaum weniger ignorant waren die khangranischen Verwaltungsbeamten und ihre Familien, denen es fast egal war, womit sie ihre Wochenenddepressionen auf der Erde zu dämpfen versuchten.
Perlingers Aufmerksamkeit wurde durch ein Pärchen bellatricianischer Beutelschweine geweckt, das offenbar auf der Suche nach Zerstreuung war. Er verzog das Gesicht. Beutelschweine waren eigentlich das Letzte, was er in seiner Show gebrauchen konnte – Geschwüre am Arsch. Aber die zahlreichen Hauttaschen der beiden schienen schon ziemlich gut gefüllt zu sein. Es bestand also keine große Gefahr, dass sie allzuviel vom Inventar klauen würden. Außerdem benahmen sie sich besser, als das Erzfrachtergesindel.
Er trat unaufdringlich elegant in ihren Weg und deutete eine Verbeugung an.
„Haben Sie Interesse an archaischen, religiösen Ritualen?“, fragte er im melodischen Singsang der Schausteller. „Wir zeigen Ihnen die authentischen Passionsspiele der größten irdischen Religion. Exklusiv in diesem Bezirk. Wenn Sie sich schnell entscheiden, können Sie sich noch die besten Plätze aussuchen.“
Die beiden schauten sich an und wechselten ein paar Worte in ihrer eigenen Sprache. Dann sagte das eine:
„Wann geht es los? Was gibt es an Gimmicks?“
„Die Vorstellung beginnt in einer halben Stunde. Bis dahin bekommen Sie alle fünfzehn Minuten ein Freigetränk.“
„Auch was zu knabbern?“
Perlinger seufzte lautlos.
„Ja, selbstverständlich auch Salzgebäck und geröstetes Knoblauchbrot.“
„Und die Gläser dürfen wir behalten?“
Perlinger musste wegschauen, damit es ihn nicht zerriss. Er sah nach oben, nach unten, dann wieder die beiden an und sagte schließlich:
„Sie haben aber auch ein Glück. Ausgerechnet heute ist unser ‚Behalt-dein-Glas-Tag’.“
Die beiden wedelten zufrieden mit den Rüsseln und ließen sich von Perlinger zum Eingang begleiten. Na bitte, der Abend fing doch ganz manierlich an.
Er kam gerade rechtzeitig zurück auf die Straße, um einen Trupp khangranischer Frachtermatrosen abzufangen. Sie waren schon reichlich angetrunken und schienen noch unschlüssig, ob sie weitertrinken oder mit dem Herumpöbeln anfangen sollten.
Obwohl sie von allen Aliens die humanoidesten waren, hasste Perlinger Khangraner wie die Pest. Nicht, weil sie nach menschlichem Empfinden hässlich waren – blassgraue, mit Warzen bedeckte Haut, glasige Kugelaugen und schwammige, aufgedunsene Körper. Dafür konnten sie nichts, es war ihr Habitus. Aber ihre verdammte Arroganz und ihr unflätiges Benehmen – dafür konnten sie etwas. Taten als ob die Erde ihnen gehörte – mit allem was darauf herumlief und stand.
Perlinger hatte kein besonders gutes Gefühl. Es waren fünf, und nach der Art, wie sie sich gegenseitig anraunzten, waren sie ziemlich übel drauf. Mit ein bisschen Pech zerlegten sie ihm den ganzen Laden, falls ihnen die Show nicht gefiel. Wenn Khangraner im Spiel waren, brauchte er mit der Polizei nicht zu rechnen.
Er trat behutsam von der Seite an sie heran, bis einer ihn bemerkte und ihn fragte, ob er etwas wolle. Perlinger leierte seinen Spruch herunter, bemerkte aber an ihren angewiderten Grimassen, dass es schwer werden würde.
„Wird in eurer Show auch gefickt?“, fragte der, der ihn angesprochen hatte.
„Bitte?“
„Na gefickt, Mann“, der Khangraner illustrierte seine Frage mit einer entsprechenden Handbewegung. Perlinger räusperte sich.
„Na ja, wir sind ein öffentlich zugelassener Kulturbetrieb. Natürlich gibt es in unserer Darbietung auch einige erotische Elemente, aber… nein, natürlich keine explizite Pornographie.“
„Öde“, grunzte der Khangraner. Aber er drehte sich nach seinen Kumpanen um und fragte:
„Was meint ihr? Sollen wir uns ein bisschen Schmuddelkram mit Niveau angucken?“
Zwei von ihnen wollten eigentlich nicht, aber der mit den glasigen Augen nickte:
„Mein’twegen… muss mich mal hinsetz’n… glaub mir wird schlecht.“
Perlinger lotste sie zum Eingang der Show und wartete, bis sie drin waren, bevor er ein Kopfschütteln riskierte. Perverse Typen. Was fanden Wesen einer fremden Evolution wohl daran, Menschen beim Sex zuzuschauen? Die erotischen Reize eines nackten menschlichen Körpers mussten ihnen doch völlig fremd und gleichgültig sein. So, als ob er selber einem Schimpansenpärchen bei der Paarung zuschaute… oder zwei Käfern.
Trotzdem, man sollte darüber nachdenken. Wenn es das war, was die Khangraner suchten…
Der Abend verlief weiter schleppend. Ein sanftmütiger Magax-Tourist, der es nicht über sich brachte, ‚nein’ zu sagen, zwei Menschen, die für die khangranische Verwaltung arbeiteten – mehr war nicht drin. Wie viele aus eigenem Antrieb den Weg in die Show gefunden hatten, hatte er nicht mitgezählt. Aber allzu viele konnten es nicht gewesen sein
Perlinger schaute auf die Uhr. In fünf Minuten würde die Vorstellung beginnen. Zeit für ihn, Schluss zu machen. Es war zum Ersticken schwül auf der Straße und die meisten potentiellen Besucher hatten sich inzwischen ohnehin auf die verschiedenen Etablissements verteilt. Er stopfte die Hände in die Hosentaschen und stieg müde die wenigen Stufen zum Eingang der ‚Passionsspiele’ hinauf. Rube verabschiedete ihn mit einer rasenden Kadenz aus ‚Dueling Banjos’.
Drinnen herrschte schummriges Zwielicht. Danuta, die Kassiererin hatte alle Lampen bis auf eine ausgeschaltet. Sie saß hinter dem Kassentresen und zählte die Tageseinnahmen.
„Und? Wie viele?“, fragte Perlinger.
Sie schaute ihn an, mit ihren großen wasserblauen Augen. Hübschen Augen, aber rotgerändert und ausdruckslos. Wahrscheinlich hatte sie sich wieder „etwas besorgt“, wie sie es nannte. Gegen ihre Alpträume, gegen die Schlaflosigkeit, gegen eine Welt, in der alle Wege nach unten führten.
„Einundzwanzig“, seufzte sie und klappte die kleine Stahlkassette zu. „Mehr werden’s nicht.“
„Mist“, knurrte er. „Wir brauchen mindestens dreißig, um die Kosten zu decken.“ Sie ging nicht darauf ein. Er sagte das fast jeden Abend.
„Übermorgen sind die Miete und die Konzessionsgebühr fällig“, erinnerte sie ihn.
„Haben wir genug beisammen?“
„Nein… natürlich nicht.“
Perlinger sog scharf die Luft ein.
„Dann sehen wir uns morgen mal im Fundus um. Da liegen sicher jede Menge Kostüme und Requisiten rum, die wir nicht unbedingt brauchen. Vielleicht können wir was davon verkaufen.“
„Wem?“, fragte Danuta und Perlinger wusste, dass er Blödsinn geredet hatte. Er gab ihr keine Antwort, nahm seinen Vorschlag aber auch nicht zurück.
Danuta holte einen großen Pappkarton unter dem Tresen hervor und baute das Devotionalienprogramm auf: Kleine Kruzifixe, Replikate blutiger Dornenkronen, gekürzte Nacherzählungen des neuen Testaments und natürlich Splitter vom Kreuz. Alles aus billigem, bedrucktem Kunststoff. Bis auf die Splitter - die waren aus echtem Holz und auf Wunsch bekam man sogar ein gedrucktes Zertifikat dazu.
Perlinger klopfte zweimal mit der Hand auf den Tresen und ging weiter nach drinnen.
In der Nische neben dem Bühneneingang fand er Bruder Raphael, den Regisseur und Dramaturgen der Show. Raphael war ein echter Mönch und ein Garant für die Authentizität der Show. Ein bisschen zu sensibel vielleicht, wenn es darum ging, Konzessionen an den Publikumsgeschmack und den Zeitgeist zu machen. Nicht, dass er sich quergelegt hätte - bis jetzt hatte er noch immer zugestimmt, wenn es darum ging, die Texte und die Choreographie anzupassen. Aber man sah ihm an, wie fertig es ihn machte.
Als sie gemeinsam die Show gegründet hatten, hatte er noch eine richtige Tonsur besessen, die alle paar Tage nachrasiert werden musste. Heute brauchte er das nicht mehr, sein Haar hatte sich auf einen dünnen Kranz über den Ohren zurückgezogen, von wo es ihm dünn und strähnig bis in den Nacken hing.
Er stand, Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt, an die Wand gelehnt und bewegte die Lippen in lautloser Rezitation. Über 2000 Conferencen hatte er jetzt hinter sich – aber immer noch Lampenfieber und Angst, seinen Text zu vergessen.
„Mach dich nicht verrückt, Raph. Es ist nicht mal halb ausverkauft. Außerdem ist es denen sowieso egal, was du erzählst.“
Raphael ruckte erschreckt hoch, lächelte aber matt, als er Perlinger erkannte und zuckte hilflos mit den Achseln.
„Nicht wegen dem Text“, sagte er. „Manchmal bete ich nur ein bisschen - damit er es mir nicht nicht so krumm nimmt, was wir hier machen.“ Er richtete die Augen zur Decke.
„Wie? Du betest…“
Die Garderobentür öffnete sich und eine breite Gestalt schob sich heraus. Es war Freddie, fertig kostümiert in Muscle-Shirt, schwarzen Lederhosen und klobigen Stiefeln.
„Beeil dich Freddie“, sagte Perlinger. „Ohne Jesus können wir nicht anfangen. Und vergiss nicht die Sonnenbrille“
Freddie hob wortlos den Daumen und schlüpfte in Richtung Bühne. Raphael stieß sich träge von der Wand ab und zupfte seine Kutte zu Recht.
„Ich geh dann auch mal rein und mach meine Conference… bevor die Leute unruhig werden. Kommst du mit?“
Perlinger gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
„Ich glaube, heute mal nicht“, sagte er.
Wozu auch? Er hatte die Bilder ja alle im Kopf und sie waren von Abend zu Abend die gleichen: Jesus-Freddies haarige Pranken, die Maria Magdalenas Dekolleté aufmischten. Seinen breiten, bärtigen Mund, der ihr den verschütteten Wein von den Oberschenkeln küsste. Olaf und Zeke als Römer, mit ihren Pump-Guns und den langen schwarzen Ledermänteln; und Petrus, der wie ein Irrwisch über die Bühne wirbelte und mit seinen Martial-Arts-Einlagen dafür sorgte, dass die Entscheidung lange genug auf der Kippe stand. Und Judas, der in einer alten Fallschirmvergurtung an einem dreiästigen Kantholzbaum schaukelte.
Er hatte das Bersten des Holzes im Ohr, wenn Freddie mit seinen gewaltigen Schultermuskeln drei präparierte Kreuze zersplitterte, bevor er sich endlich kreuzigen ließ. Die rohen Witze, die die Legionäre unter dem Kreuz rissen. Den Blechdonner von Gottes Zorn, in der Nacht auf Golgatha und die dazwischengebrüllten Zoten der Khangrane-Besatzungen.
Perlinger war froh, dass sein schauspielerisches Talent nicht einmal für eine Statistenrolle ausreichte. Er konnte nur rechnen und auf der Straße Leute anquatschen. Auch ein Talent, wenn man so wollte. Vielleicht hatte er in einer anderen Show bessere Möglichkeiten, es einzusetzen… aber - verdammt nein, die Passionsspiele gehörten zur Hälfte ihm. Sie waren alles, was er im Leben je an Freiheit bekommen würde. Das konnte er nicht hergeben.
Er schreckte hoch.
Posaunenfanfaren aus übersteuerten Lautsprechern begleiteten Jesu Himmelfahrt und leiteten das Ende der Show ein.
Vereinzeltes Klatschen war zu hören, aber es wurde rasch übertönt vom Gebrüll der Khangraner und dem Rumpeln von umstürzenden Tischen. Perlinger konnte nicht verstehen, was sie brüllten, aber Danuta wusste, was zu tun war. Sie war bereits auf dem Weg in den Zuschauerraum, um einen Abschiedstrunk aufs Haus zu servieren.
Perlinger wandte sich ab und ging zum Ende des Korridors, wo Raphael seine Garderobe hatte.
Der kleine Raum roch nach billigem Rasierwasser.
Bruder Raphael saß, mit dem Rücken zu ihm, vor dem einzigen kleinen Fenster und starrte auf die gegenüberliegende Backsteinmauer. Er trug noch immer seine Kutte. Perlinger wusste, dass es der falsche Moment war, ihn anzusprechen. Aber bessere Momente würden vorerst nicht kommen.
„Wir müssen uns was überlegen, Raphael“, begann er leise. „Sonst sind wir pleite.“
Raphael sagte nichts.
„Es sieht verdammt schlecht aus“, fügte Perlinger hinzu, als würde er damit einen zusätzlichen Gesichtspunkt ins Spiel bringen.
Aber Raphael schwieg.
„Ich hab mir mal Gedanken gemacht“, fuhr Perlinger fort. „Da draußen laufen fast nur noch Khangraner rum. Und die wollen alle das Gleiche: Möglichst viel nacktes Fleisch, säuische Witze; und wenn’s geht auch noch richtigen Sex. Er legte eine kleine Pause ein. „Du kannst mir glauben, mir gefällt das genauso wenig wie dir, aber wenn wir die Show retten wollen, müssen wir uns anpassen. Pfeif auf Kultur und Erbe, wir…“, er suchte nach passenden Worten. „Die Zeiten werden auch mal wieder besser. Bestimmt werden sie das. Und dann machen wir es wieder so, wie es sein soll. Wie sagst du immer: Feierlich und würdevoll“, er senkte seine Stimme zu einem eindringlichen Flüstern:„Aber bis dahin müssen wir kämpfen – hörst du?“
Der Mönch reagierte immer noch nicht. Perlinger konnte sich denken, was Raphael fühlen musste und er tat ihm Leid. Aber er unterdrückte seine Scham und fuhr fort:
„Ich werde morgen mal fragen, was eine entsprechende Lizenz kostet. Ein paar Mädchen könnte ich sicher auch besorgen. Du müsstest eben noch zwei, drei entsprechende Frauenrollen ins Skript schreiben. Und… es wäre gut, wenn du mal mit Maria reden würdest – ob sie bereit ist, sich ganz auszuziehen und ernsthaft mit Freddie rumzufummeln. Du kannst das sicher besser als ich. Mach ihr klar, dass ihre Rolle nicht so bleiben kann, wie sie…“
Perlinger bemerkte das rhythmische Zucken, das Raphaels Körper durchlief. Er ging zu ihm hin und legte ihm linkisch die Hand auf die Schulter. Draußen rollte der erste Donner eines heraufziehenden Gewitters.
„Ach komm, Raph“, sagte er. „Hör auf zu heulen. Wir packen das schon.“
© 2005 Achim Hildebrand