Pico-Dampfradio (Steampunk)

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich hörte grade Weltraumfunk,
da stieg der Druck stark an,
ich gab dem Radio einen Trunk,
der drang ins Inn're dann,
schon duftete es wie ein Skunk,
als ich zu sehn begann:
Das Ding ist wirklich nur noch Schrott
das kriege ich nie wieder flott.

Mein altes Pi-co-Dampf-Radio,
mein altes Pi-co-Dampf-Radio,
mein altes Pi-co-Dampf-Radio
braucht keine Kohlen mehr.

Da zog ich rasch die Kohlen raus,
stark qualmte da die Glut.
Da zogen Schwaden durch das Haus,
ich schraubte voller Mut,
es flossen Öl und Wasser raus,
da packte mich die Wut.
Das Haus, der Garten sind kaputt
und rings ist alles nur noch Schutt!

(Kehrreim)

Die Wolke steigt ins Himmelszelt,
die Sonne scheint sehr heiß,
der Weltraumfunk funkt in die Welt,
die davon gar nichts weiß,
ein schwerer heißer Regen fällt,
natürlicher Verschleiß.
Für alles, was danach geschieht,
da sing ich Euch ein andres Lied.

(Kehrreim)
 

Trasla

Mitglied
Das klingt so nach nem Lied, gibt es dazu eine Melodie? Und aus "Steampunk" dampfbetriebene Musik zu machen find ich ne coole Idee, vielleicht hätte man da noch Musikrichtungen ins Werk einbauen können?
Ich muss gestehen, als "Skunk" kam, hatte ich nicht die Tier-Assoziation, sondern hab überlegt, ob es das als Musik-Stil gibt, und mit "Punk" in ner Folgezeile gerechnet :)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Trasla,
ich war gestern auf dem Elster-Con, da habe ich viel Neues über den Steampunk gehört.
Die Science-Fiction geht ins 19. Jahrhundert zurück und verwendet die Stilformen des Victorianischen Zeitalters. Es ist aber nicht dieses Zeitalter, sondern (das ist meine Interpretation) eine Verfremdung unseres eigenen.
Punk als Gegenkultur verwendet in der Steampunk-Form eine neue Außenseiterrolle, indem alles auf das Feinste designt ist, und dabei solche Sachen, wie Dampfantrieb, Zahnräder - eine Art Jules-Verne-Stilbilder umarbeitet.
Es gibt Gestalten, die sehen von Ferne aus wie Borg, aus der Nähe sieht man, dass vor dem Auge ein Messingfenglas sitzt.
Alles ist handgemacht.
(Der Realität des 19. Jahrhunderts entspricht es nicht.)

In meinen Gedichten versuche ich, die Grundideen: Dampfantrieb, Zeppeline, hochgestochene Mode und ähnliches zu verarbeiten.

Beim Wave-Gothic-Treffen in Leipzig konzentrierten sich die Fotografen auf die Steampunk-Mode, die mir vorher gar nicht so auffiel.

Ich versuche, lyrisch das Ganzue in festen und altertümelnden Formen darzustellen.

Das hier vorliegende Gedicht orientiert sich teilweise an "Casey Jones" - ohne dass mirt die Beziehung zur Dampfmaschine in dem Moment bewusst war.
Das ist ein wahrhaft "Freudscher" Moment, in dem das Unbewusste die passende Form vorgab.

Aber ich habe die Melodie nicht durchgehend verwendet.

Der Kehrreim geht nach "Die kleine Dampfeisenbahn".

PS: Das erste Werk, das dem Stempunk zugeschrieben wird, ist "Die Differenzmaschine" von Gibson und Sterling aus den 1980er Jahren. Dann lag das Genre lange auf Eis, jetzt explodiert es geradezu.
 



 
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