Pink

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Anonym

Gast
Gegen Mittag wurde es natürlich immer heißer und selbst das intensive Blau des Atlantiks vermittelte keine Kühle mehr. Auch nicht das Innere des klimatisierten Leihwagens. Sie wussten, sobald sie ihn verlassen würden, träfe sie die Sonne wie ein Keulenschlag. Dabei war es hier, an der Küste Kaliforniens, so schön. So schön wie auf den Postkarten, wie auf den bekannten Bildern, nur dass sie das Ganze jetzt real sahen. Eigentlich war es zu schön, um wahr zu sein.

Sie hatten Hunger, sie hatten immer mittags Hunger, denn etwas Warmes zu essen waren sie von zu Hause her gewöhnt. Selbst jetzt, bei über dreißig Grad im Schatten, bekamen sie Hunger. Die Straße dehnte sich, nur Natur, die man nicht essen konnte. Plötzlich ein Schemen am Horizont, gleich einer Fata Morgana, ein Schatten, der schnell näherkam. Die Umrisse schälten sich heraus. Eine Tankstelle. Ein Supermarkt. Ein Restaurant, mexikanisch, vor dem wenige Menschen unter Schatten spendenden Bäumen saßen.

Er hielt an, sie holten beide tief Luft und stiegen aus. Die Luft umhüllte sie wie flüssiger Wachs und ließ sie in den Schatten flüchten. Einfache Holztische, Sets aus Papier, mit dem Angebot an Speisen und Getränken bedruckt. Eine freundliche Frau kam, die Bestellungen waren schnell aufgegeben, erst einmal kühle Getränke. Die Frau kam zurück, sie lächelte wieder, immer weiter, nahm ihre Wünsche entgegen.

Brachte sie wiederum lächelnd. Wieso lächelte sie immer? Überhaupt schienen alle immerfort zu lächeln, halfen lächelnd, sich an der Tankstelle und im Supermarkt zurechtzufinden, nannten ungefragt ihren Namen. Anstatt zu sagen, dass man vielleicht ein bisschen begriffsstutzig sei. Vielleicht dachten sie das ja auch, aber sie würden es niemals sagen.

Das Essen schmeckte, kräftig, würzig, heiß, mindestens so heiß wie die Luft schien es zu sein. Vor dem Supermarkt nebenan parkte ein pinkfarbener Pick-up. Seine Farbe verschwamm in der Sonne. Ein Pärchen kam vom Einkaufen, es schleppte einen rosafarbenen aufgeblasenen Flamingo. Bugsierte das riesige Schwimmtier vorsichtig auf den Pick-up. Der Schweiß lief dabei in Strömen, nicht zu übersehen bei knappen Tops und Shorts der beiden. Flip-Flops an den Füßen, verspiegelte Sonnenbrillen.

Klischee, dachte die Frau. Alles ist hier ein Klischee. Ein rosafarbener Flamingo auf einem pinkfarbenen Pick-up an der Küste Kaliforniens. Gleich kommt Arnold Schwarzenegger um die Ecke!

Er kam nicht. Dafür zog der auf dem Tisch stehende Salz- und Pfefferstreuer den Blick der Reisenden auf sich. Zwei Schwarzbären, zwischen ihnen ein Gewehr. Als hätten sie dem Tod getrotzt und die Waffe an sich genommen.

Sie wurden fotografiert. Die lächelnden Mexikaner blieben zurück, als die Fahrt auf staubiger Straße weiterging. Mag sein mit Klischees. Aber mit wunderschönen.
 

Benn

Mitglied
„Natürlich“ kannst du weglassen. Intensiv Blau. Kannst du sicher noch besser beschreiben. Man kann wissen vermitteln aber keine Kühle. Kühle ist eine Empfindung, die du beschreiben musst. Das Innere? Meinst du den Motor oder das Fahrerhaus. Oder das Cockpit? So schön zweimal hintereinander. Hintereinander. Beschreibe die Postkarte. Was sind bekannte Bilder? Was ist das ganze und was ist real? Wie sieht ihre Wirklichkeit aus? Was ist zu schön und wahr zu sein? Der Metapher ist abgedroschen. Suche einen besseren. Zu viel Hunger und Schatten. Such andere Worte. Plötzlich ein Schemen am Horizont, da stimmt was nicht. So viel für den Anfang. Ich hoffe, du kannst damit arbeiten. Im Übrigen braucht deine Geschichte Spannung. Eine Handlung. Soviel zu meinem Verständnis. Ist natürlich subjektiv.
 



 
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