Prolog

Prolog

Schon wieder quälten ihn seine inneren Dämonen. Nacht für Nacht schlichen sie sich in seine Träume und verfolgten ihn mit grausigen Bildern. Es waren nicht mehr ganz so viele, aber sie ließen nicht von ihm ab. Sie waren hartnäckig. Er vermochte sich nicht vollständig von ihnen zu lösen. Wahrscheinlich würde er es nie schaffen. Die Kriege hatten ihren Tribut gefordert und ihm etwas genommren, das durch nichts zu ersetzen war. Die Unbefleckheit seiner Seele war beschmutzt worden, mit Blut und Kriegsgeschrei. Die Bilder hatten sich tief in sein Herz gegraben.
Der Anblick der verstümmelten Menschen, ob tot oder lebendig, suchte ihn immer wieder heim. Er sah die zerbrechlichen Körper der Kinder im Schlamm vor sich, wie sie in unnatürlicher Haltung dalagen, meist von den Hufen der Pferde zertrampelt, und die Mütter, wie sie oft eines ihrer Kinder fanden, es in die Arme nahmen und in herzzereißendem Schluchzen wiegten, die Köpfe beieineinander, Wange an Wange und nur ihr Weinen den Körper schüttelte. Die jungen geschändeten Mädchen, die an Hauswände gelehnt da saßen oder in den dunklen Gassen lagen, mit zerfetzter Kleidung, Spuren der Mißhandlung an ihren Körpern und in ihren Augen, die so leer und ohne Glanz nichts mehr wahrnahmen, immer noch betäubt von den ihnen angetanen Schrecken.
Und rings umher nur Rauch, dicker schwarzer Rauch und brennende Häuser. Getöse und Lärm, die vom nicht weit entfernten Kampfplatz hallten, unterbrochen von den Schreien von Mensch und Vieh, das Weinen der alten Leute und der übrigen Dorfbewohner. Nur Leid und Elend.
Er schüttelte sich im Schlaf. Die Dämonen ließne ihn noch nicht frei. Bis zum Morgengrauen war es noch weit und er wußte, daß er bis dahin nicht entfliehen konnte. Er versank wieder in seinen Träumen und in seiner Erinnerung.
Der nächste Tag war trüb und düster. Die letzte Schlacht war geschlagen. Aber weder Sonne noch Freude über den Sieg erhellte den Morgen.
Das Dorf war vollständig zerstört worden. Die Menschen hatten versucht zu retten, was zu retten war. Nicht viel, fast gar nichts. Leichen und totes Getier waren zu einem Haufen zudsammengetragen worden. Sie sollten verbrannt werden. Die Überlebenden hatten keine Kraft mehr dutzende von Gräbern auszuheben. Ihnen fehlte auch die Kraft zum Weinen. Sie waren ausgelaugt, alla Kraft verbraucht und die letzte Träne geweint. Nur manchmal durchbrach ein trockenes Schluchzen die Stille des anbrechenden Tages. Kein Hahn krähte.
Er sah die Menschen vor sich, die Dorfbewohner und seine Krieger. Sie waren alle erschöpft. Sie alle waren von den Greueln gekennzeichnet für ihr ganzes restliches Leben. er blickte auf die Überreste des Dorfes. Nur noch Schutt und Asche. Es würde wieder aufgebaut werde, das wußte er. Die Bewohner würden hier bleiben trotz allem, was geschehen war. Aber er wußte auch, daß es lange dauern würde bis es soweit war und noch länger bis wieder ein Lächeln auf den müden Gesichtern erscheinen würde. Sehr lange. Er würde einige seiner Krieger hierlassen um ihen beim Aufbau zu helfen. Wenigstens das konnte er tun. Doch er konnte niemals die Wunden iherer Seelen heilen, die sie alle davongetragen hatten.
In seinen Träumen spürte er wieder die Hitze des Feuers, als die Flammen hochschlugen und die Leichen zu Staub und Asche verwandelten. Er würde nicht mehr lange hierbleiben. Seine Aufagbe war erfüllt. Gerne hätte er noch etwas Sinnvolles getan, aber es gab nichts zu tun. Nicht für ihn, nicht hier.
Ein heller Blitz durchzuckte seine Gedanken. Er würde sich rächen. Sich und auch diese Menschen hier. Eines Tages würde er den Urheber dieser Not finden, und dann könnten ihn auch die Götter nicht davon abhalten seine Rache zu nehmen. Er kannte die Person, die er suchte und er würde nicht ruhen, bis er sie gefunden hatte. Der geheimnisvolle Magier der toten Berge, weit hinter den Grenzen Sharderias. Er und seine schwarzen, gesichtslosen Reiter. Wer waren sie? Was veranlaßte sie zu diesem grausamen Krieg und diesem sinnlosen Töten? Doch auch wenn sie einen Grund hatten, er würde ihnen nicht vergeben.
Er fühlte, wie er erwachte. Seine Lider waren schwer, aber er widerstand der Müdigkeit. Einzelne Sonnenstrahlen fielen durch das bunte Fenster und kitzelten sein Gesicht. Er schlug die Augen auf. Ein neuer Tag war angebrochen.
Er erhob sich und legte sich die für die Valderaner typische Kleidung an. Die braune Hose und das weite schlicht bestickte Hemd. Sein mit Runen verziertes Schwert schob er in die Scheide, die er mit Hilfe eines Gürtels um die Hüfte band. Seinen langen spitzen Dolch schob er sich unter sein Hemd. Hier war er nur ein einfacher Valderaner. Deshalb durfte er seinen Dolch nicht zeigen. Er deutete seine wahre Herkunft an, nämlich den Serdin anzugehören. Er wollte lieber unerkannt bleiben.
Er trat ans Fenster und blickte auf den Marktplatz,auf dem schon reges Treiben herrschte. Er kannte schon sein neues Ziel. Ein neuer Tag der Suche war angebrochen.
 

jon

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Teammitglied
atemlos

Schöner Einstieg für ein Buch.

Der Traum/Reflexions/Erinnerungs-Charakter kommt aber nicht zum tragen – dafür ist das ganze zu atemlos geschrieben. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, manchmal sind es die Sätze und ihre Reihung, manchmal einzelne Worte, manchmal inhaltliche Sprünge innerhalb oder zwischen den Absätzen.
Manchmal ist zudem in dem Text etwas nicht stimmig, manchmal schleichen sich Anfänger-Schwächen ein (wie durch eine Betonung zu oft zertsörte Wirkungen).

Dennoch: Wenn du diesen Text noch einmal – besser aber vier- oder achtmal (mit Abständen dazwischen) – stilistisch überarbeitest , dann wird er richtig gut. Als Einzel-Text vor allem aber auch als Prolog. Und wenn du schon mal dabei bist: Ich weiß ncht, ob diese Unklarheit geplant ist, aber: Ich hatte von Anfang an den Eindruck, ER wäre auf seiten der Angreifer gewesen, würde zumindest nicht zum Dorf gehören. Dann steht da jedoch, es hätten gesichtslose Reiter angegriffen – wie also ist ER in die Kämpfe geraten? Und auf welcher Seite kämpfte er? Und warum (ich meine nicht den inneren Grund, sondern den Anlass: ist er als Söldner gedungen worden? ist er zufällig zwischen die Fronten geraten? hat er Freunden helfen wollen?) ? Ganz ganz hinten steht dann sogar was von „neuer Tag der Suche“ – hat er vielleicht überhaupt nicht mitgekämpft, nicht in dieser Schlacht?
Und: Die Begriffe von Valderanern und Serdin sind (in dieser beiläufigen Art zumindest) hier zu früh platziert, sie werfen die Frage auf: „Wo liegt denn das Problem?“ und zerstören damit den schönen Fluss der Szene.

Der Anfang eines Buches ist extrem wichtig. Man liest "im Innern" bei hinlänglich spannender Handlung / interessanten Gedanken über (kleine) Schwächen hinweg, aber der Einstieg muss – wie übrigens auch der Schluss – perfekt sein. Für einen explizit geschriebenen Prolog (oder Epilog) gilt das im besonderen Maße.
 



 
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