Phil Trepal
Mitglied
Die Tragflächen schneiden durch eine weitere Wolkenformation.
In Schleiern zerrissen. Im Bruchteil eines Moments. Landflächen erstrecken sich in der Weite, biegen sich am Ende des Horizonts.
Ich nehme die Kopfhörer ab. Das leise Trommeln der Steppenmusik mit melodischen Chören in unaussprechlicher Sprache - jetzt noch weiter entfernt.
Dann wische ich mir die Träne aus dem Auge. Sie hat mit Druck gewartet, rinnt meinen Finger hinunter, trifft den Handballen, tropft in den Stoff des Sitzes.
Es ist nicht Trauer oder Schmerz. Es ist nichts davon.
Nur eine Manifestation der Fluten und Wogen in mir – und sie schwappen über.
Ich bin bereit, sie über dir auszugießen. Um zu löschen was dich hält.
Lange habe ich über dich nachgedacht und dann vom Verstand her alle Feuchtigkeit gesammelt - sie aus den Wolken extrahiert mit einem guten Gedanken. In mich hineingesogen und ich halte es fest. Wie weit die Wolkenbänder auch ziehen – ich kann es nicht sagen. Aber ich zapfe jede von ihnen an. Mit nur einer Idee, nur einer Entschlossenheit, einer Absicht. Es ist nur eine mentale Transformation hinein in die Materie.
Wasser wird schwer für dich.
Wir vertrauen - ganz von selbst. Es ist unsere Natur. Wir verlassen uns auf Dinge - ohne die Kontrolle zu haben. Luft trägt uns, sie ist überall um uns herum.
Und doch ist es manchmal so schwer sie zu atmen.
Morsches Holz, das immer noch arbeitet. Span und Hobel aufgerieben vom Messer – beinahe grob aufgetürmt neben der Klinge. Dann weiche Kanten, glänzend, schmiegsam.
Das Trommeln leise von Rauschen untermalt. So hängt mein Blick an der Steppe unter mir. Beige-braunes Kolorit, sandige Formationen. Ganz vage angedeutet die Oasen. Sie sprenkeln die erdigen Nuancen. Nur wahrnehmbar für das Auge, das danach sucht. Stecknadelgroße Lebensspender. Aber sie sind so real.
Auch wenn man sie leicht übersieht. Und dann aufgebrochenes Erz in der Ebene. Wie eine frisch aufgeschürfte Wunde.
Es ist nicht weit von hier zu dir. Es ist nur die räumliche Distanz. Aber nicht mehr. Nur ein Gedanke und er fließt über. Er findet dich. Über die Weiten hinweg. Hier über dem Kontinent - in der Unendlichkeit – kann ich dich sehen.
Du kämpfst und versuchst und planst. Unter der Sonne, die deine Haut fast verbrennt. Und doch bietest du den Umwälzungen die Stirn. Der Hitze zugewandt, leuchtend rot auf deinem Gesicht.
Vielleicht fällt es dir gar nicht auf. Aber du beginnst den Rückspiegel mit Scherbenpartikeln aus der Form zu lösen. Ein Fragment nach dem anderen bricht heraus. Mit jeder Reflektion eine alte Begebenheit vergessen.
Wasser wird schwer für dich.
Und dann heilt alles aus.
Als der Regen einsetzt, fließt und fällt - sich bahnbricht. Über die Fläche und weiter. Über den Rand in Strömen.
Er trifft dich.
Auch wenn es nur ein Gedankenschwall ist. Auch wenn es zunächst unmöglich erscheint.
Er trifft dich um dein Korsett zu sprengen, um die Senkel aufzuweichen. Fasern lösen sich auf und lassen los.
Fast sehe ich den feuchten Nebel über der Ebene, wo du stehst und den Himmel betrachtest, die Glut der Sonne siehst und dich herumschlägst mit den Begebenheiten. Wo du blinzelnd den Horizont taxierst und die Tropfen empfängst und alle Poren auffächerst. Härchen richten sich auf, fangen Sprühregen. Es wäscht alles von dir ab. Du lässt es prasseln auf dein Gesicht, weil du es doch annimmst und die Gelegenheit ergreifst und es zulässt.
Es nimmt alles mit sich. Es verwischt die Spur der Fußabdrücke hinter dir, die so kreuz und quer, willkürlich und unsymmetrisch die rote Erde stempeln.
Wasser fällt mit jedem Gedanken.
Und es sind viele.
Das Fenster beschlägt als ich dagegen hauche und es blank reibe um die Sonne ganz hindurch zu lassen. In der Ferne bleibt sie an ihrem Fixpunkt. Während ich das Summen der Maschine mehr und mehr wahrnehme, merke ich, dass etwas in mir leichter geworden ist.
Ich setze die Kopfhörer wieder auf, leises Trommeln, afrikanische Musik. Ferne Töne. Es ist keine Schwere in mir. Es ist leicht.
Bald bin ich in der Wilde. Rote Erde, glatt und ohne Furchen. Die Flächen bedeckt, mit ebenmäßigem Staub. Makellos für neue Abdrücke.
Ich kehre zurück. Die Kultur so anders und fremd und doch immer wieder so schnell daran gewöhnt.
Und auch du gehst weiter mit dem nächsten Schritt. Es ist alles geebnet. Du musst nicht zurückschauen.
Und vielleicht hast du es nicht gewusst, vielleicht nimmst du es einfach so hin. Vielleicht hat es dich überrascht, dass da jemand war, der dich lösen wollte.
Auch wenn es zunächst unmöglich erscheint.
Es ist nur ein Moment in deinem Leben. Ein Schritt weiter. Eine Wahrheit mehr, die dich leiten und erleichtern soll.
*Wer nicht an Wunder glaubt, hat vergessen, dass er selber eines ist.
In Schleiern zerrissen. Im Bruchteil eines Moments. Landflächen erstrecken sich in der Weite, biegen sich am Ende des Horizonts.
Ich nehme die Kopfhörer ab. Das leise Trommeln der Steppenmusik mit melodischen Chören in unaussprechlicher Sprache - jetzt noch weiter entfernt.
Dann wische ich mir die Träne aus dem Auge. Sie hat mit Druck gewartet, rinnt meinen Finger hinunter, trifft den Handballen, tropft in den Stoff des Sitzes.
Es ist nicht Trauer oder Schmerz. Es ist nichts davon.
Nur eine Manifestation der Fluten und Wogen in mir – und sie schwappen über.
Ich bin bereit, sie über dir auszugießen. Um zu löschen was dich hält.
Lange habe ich über dich nachgedacht und dann vom Verstand her alle Feuchtigkeit gesammelt - sie aus den Wolken extrahiert mit einem guten Gedanken. In mich hineingesogen und ich halte es fest. Wie weit die Wolkenbänder auch ziehen – ich kann es nicht sagen. Aber ich zapfe jede von ihnen an. Mit nur einer Idee, nur einer Entschlossenheit, einer Absicht. Es ist nur eine mentale Transformation hinein in die Materie.
Wasser wird schwer für dich.
Wir vertrauen - ganz von selbst. Es ist unsere Natur. Wir verlassen uns auf Dinge - ohne die Kontrolle zu haben. Luft trägt uns, sie ist überall um uns herum.
Und doch ist es manchmal so schwer sie zu atmen.
Morsches Holz, das immer noch arbeitet. Span und Hobel aufgerieben vom Messer – beinahe grob aufgetürmt neben der Klinge. Dann weiche Kanten, glänzend, schmiegsam.
Das Trommeln leise von Rauschen untermalt. So hängt mein Blick an der Steppe unter mir. Beige-braunes Kolorit, sandige Formationen. Ganz vage angedeutet die Oasen. Sie sprenkeln die erdigen Nuancen. Nur wahrnehmbar für das Auge, das danach sucht. Stecknadelgroße Lebensspender. Aber sie sind so real.
Auch wenn man sie leicht übersieht. Und dann aufgebrochenes Erz in der Ebene. Wie eine frisch aufgeschürfte Wunde.
Es ist nicht weit von hier zu dir. Es ist nur die räumliche Distanz. Aber nicht mehr. Nur ein Gedanke und er fließt über. Er findet dich. Über die Weiten hinweg. Hier über dem Kontinent - in der Unendlichkeit – kann ich dich sehen.
Du kämpfst und versuchst und planst. Unter der Sonne, die deine Haut fast verbrennt. Und doch bietest du den Umwälzungen die Stirn. Der Hitze zugewandt, leuchtend rot auf deinem Gesicht.
Vielleicht fällt es dir gar nicht auf. Aber du beginnst den Rückspiegel mit Scherbenpartikeln aus der Form zu lösen. Ein Fragment nach dem anderen bricht heraus. Mit jeder Reflektion eine alte Begebenheit vergessen.
Wasser wird schwer für dich.
Und dann heilt alles aus.
Als der Regen einsetzt, fließt und fällt - sich bahnbricht. Über die Fläche und weiter. Über den Rand in Strömen.
Er trifft dich.
Auch wenn es nur ein Gedankenschwall ist. Auch wenn es zunächst unmöglich erscheint.
Er trifft dich um dein Korsett zu sprengen, um die Senkel aufzuweichen. Fasern lösen sich auf und lassen los.
Fast sehe ich den feuchten Nebel über der Ebene, wo du stehst und den Himmel betrachtest, die Glut der Sonne siehst und dich herumschlägst mit den Begebenheiten. Wo du blinzelnd den Horizont taxierst und die Tropfen empfängst und alle Poren auffächerst. Härchen richten sich auf, fangen Sprühregen. Es wäscht alles von dir ab. Du lässt es prasseln auf dein Gesicht, weil du es doch annimmst und die Gelegenheit ergreifst und es zulässt.
Es nimmt alles mit sich. Es verwischt die Spur der Fußabdrücke hinter dir, die so kreuz und quer, willkürlich und unsymmetrisch die rote Erde stempeln.
Wasser fällt mit jedem Gedanken.
Und es sind viele.
Das Fenster beschlägt als ich dagegen hauche und es blank reibe um die Sonne ganz hindurch zu lassen. In der Ferne bleibt sie an ihrem Fixpunkt. Während ich das Summen der Maschine mehr und mehr wahrnehme, merke ich, dass etwas in mir leichter geworden ist.
Ich setze die Kopfhörer wieder auf, leises Trommeln, afrikanische Musik. Ferne Töne. Es ist keine Schwere in mir. Es ist leicht.
Bald bin ich in der Wilde. Rote Erde, glatt und ohne Furchen. Die Flächen bedeckt, mit ebenmäßigem Staub. Makellos für neue Abdrücke.
Ich kehre zurück. Die Kultur so anders und fremd und doch immer wieder so schnell daran gewöhnt.
Und auch du gehst weiter mit dem nächsten Schritt. Es ist alles geebnet. Du musst nicht zurückschauen.
Und vielleicht hast du es nicht gewusst, vielleicht nimmst du es einfach so hin. Vielleicht hat es dich überrascht, dass da jemand war, der dich lösen wollte.
Auch wenn es zunächst unmöglich erscheint.
Es ist nur ein Moment in deinem Leben. Ein Schritt weiter. Eine Wahrheit mehr, die dich leiten und erleichtern soll.
*Wer nicht an Wunder glaubt, hat vergessen, dass er selber eines ist.