Rat an einen Dichterkollegen mit schlechtem Ausgang

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Walther

Mitglied
Rat an einen Dichterkollegen mit schlechtem Ausgang


Es war einmal ein armer Dichter -
War es nicht doch ne Dichterin? –
Der schrieb so gerne, aber schlichter,
Als er sich dachte, war sein Sinn

Und auch sein Hirn, sein ganzes Dichten.
Ja, jedenfalls wollts nicht recht werden.
Der Zorn war groß, ich wollte schlichten,
Ich wollte ihn ein wenig erden:

Wurd er mehr Furie als Teufel?
Ich weiß es nicht, denn ich bin tot.
Weil ich in Wunden Balsam träufel,
Spach ich zu ihm in meiner Not:

„Ich sagte mir als Dichter immer:
Was kurz schon schlimm ist, wird lang schlimmer!“
Das war zu lang. Er langte zu.
Es währte kurz. Jetzt hat er Ruh.
 

anbas

Mitglied
Lieber Walther,

das gefällt mir, allerdings hat es mich auch gereizt, mal ein wenig rüberzugehen und ein paar Änderungsvorschläge zu machen (ich hoffe, ich überlebe es :D).
Es war einmal ein armer Dichter -
Vielleicht war's auch ne Dichterin? –
Der schrieb so gerne, aber schlichter,
Als er sich dachte, war sein Sinn

Und auch sein Hirn, sein ganzes Dichten,
das wollt nichts Rechtes werden.
Der Zorn war groß, ich wollte schlichten
und ihn ein wenig erden:

Wurd er mehr Furie als Teufel?
Ich weiß es nicht, denn ich bin tot.
Weil ich in Wunden Balsam träufel,
Spach ich zu ihm in meiner Not:

„Ich sagte mir als Dichter immer:
Was kurz schon schlimm ist, wird lang schlimmer!“
Das war zu lang. Er langte zu.
Es währte kurz. Jetzt hat er Ruh.
Vor allem im zweiten Vers fand ich der "wollt" zu viele. Die letzte Zeile im ersten Vers wirkt auf mich etwas blass und gestelzt. Und mit "treufel" im dritten Vers springst Du aus der Vergangenheitsform raus - hier bin ich derzeit ideenlos.

Liebe Grüße

Andreas
 

Charmaine

Mitglied
N´Abend,

ich hätte da zur dritten Strophe ein bescheidenes Vorschlägchen:

Wurd er mehr Furie als Teufel?
Ich weiß es nicht, denn ich bin tot.
Weil ich in Wunden Balsam träufel,
Sprach ich zu ihm in meiner Not:
Wurd er mehr Furie als Teufel?
Ich weiß es nicht, denn ich bin tot,
Weil ich in Wunden Balsam träufel,
Sprach dort zu ihm in meiner Not:

Ist vielleicht gehupft wie gesprungen, aber es würde eine Erklärung für den Wechsel der verschiedenen Zeitebenen bieten.

Naja, bin nun mal keine rechte Versschmiedin.

LG
Charmaine
 
F

Fettauge

Gast
Tja, die schlagenden Argumente sind immer noch die treffsichersten. Gruß, Fettauge
 

Walther

Mitglied
Lb. anbas,

danke für den Vorschlag. Leider geht er auf Kosten des Metrums. Daher kann ich ihn nicht annehmen.

Das ist ein Spaß- und Blödelgedicht. Das sollte man bei den Pingeleien beachten. ;)

LG W.

Lb. Charmaine,

da das LyrIch "immer" Balsam in Wunden träufelt, kann, darf und muß hier das Präsenz stehen, rein grammatisch selbstredend. Also nix mit Reimgeschuldet, sorry. :)

Früher hieß an dieser Stelle:
Weil ich so gerne Balsam träufel,
. Man könnte auch
Weil ich mit Freuden Balsam träufel,
setzen. Ich mach das mal rasch, damit die Debatte ein Ende hat, was den Zeitwechsel angeht.

Danke für Deinen Vorschlag, der hoffentlich über meine Neuformulierung zur Klärung beiträgt!

LG W.

Lb. Fettauge,

in der Tat ist das ein Mittel der Konfliktlösung. Tot macht keinen Ärger mehr, allenfalls mit der Ordnungsmacht. :D

LG W.

Lb. Herbert,

danke für den Smiley!

LG W.
 

Walther

Mitglied
Rat an einen Dichterkollegen mit schlechtem Ausgang


Es war einmal ein armer Dichter -
War es nicht doch ne Dichterin? –
Der schrieb so gerne, aber schlichter,
Als er sich dachte, war sein Sinn

Und auch sein Hirn, sein ganzes Dichten.
Ja, jedenfalls wollts nicht recht werden.
Der Zorn war groß, ich wollte schlichten,
Ich wollte ihn ein wenig erden:

Wurd er mehr Furie als Teufel?
Ich weiß es nicht, denn ich bin tot.
Weil ich mit Freuden Balsam träufel,
Spach ich zu ihm in meiner Not:

„Ich sagte mir als Dichter immer:
Was kurz schon schlimm ist, wird lang schlimmer!“
Das war zu lang. Er langte zu.
Es währte kurz. Jetzt hat er Ruh.
 
A

AchterZwerg

Gast
„Ich sagte mir als Dichter immer:
Was kurz schon schlimm ist, wird lang schlimmer!“
Das sage ich mir auch oft, Walther. Was in 50 Jahren vergeblicher Dichterei nicht geklappt hat, klappt nimmermehr. Oder: Manche Liebe bleibt halt unerwidert, ganz unabhängig von der Länge. :D
Nach "schlichter" solltest du das Komma streichen.
Ich persönlich wäre in der weiblichen Form ("sie") geblieben, weil dann der Klang noch besser und der Witz mit dem Hinlangen überraschender wäre.
Aber ich verstehe, dass du Rücksicht nehmen wolltest. :);)
Liebe Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Lb. Carina,

Du triffst die Sache - mit dem Nagel in den Kopf. ;) Oder hieß das mit dem Nagel auf den Kopf?

So oder so: Getroffen ist getroffen ...

LG W.

Lb. 8erZwerg,

Du sprichst Wahres klar aus. ;) Aber das hatten wir doch schommal, denke ich. :)

Ja, was Hannalein nicht lernte, lernt Hanna nimmermehr. Aber das waren, glaube ich, Hänschen und Hans. Was solls: Blöd geblieben bleibt blöd, paßt ja auch. :D

Danke für die freundliche Aufklärung! :)

LG W.
 

Walther

Mitglied
Rat an einen Dichterkollegen mit schlechtem Ausgang


Es war einmal ein armer Dichter -
War es nicht doch ne Dichterin? –
Der schrieb so gerne, aber schlichter,
Als er sich dachte, war sein Sinn

Und auch sein Hirn, sein ganzes Dichten.
Ja, jedenfalls wollts nicht recht werden.
Der Zorn war groß, ich wollte schlichten,
Ich wollte ihn ein wenig erden:

Wurd er mehr Furie als Teufel?
Ich weiß es nicht, denn ich bin tot.
Weil ich mit Freuden Balsam träufel,
Sprach ich zu ihm in meiner Not:

„Ich sagte mir als Dichter immer:
Was kurz schon schlimm ist, wird lang schlimmer!“
Das war zu lang. Er langte zu.
Es währte kurz. Jetzt hat er Ruh.
 

Carina M.

Mitglied
Ist der Nagel erst mal getroffen,
kräht kein Hahn mehr danach.
Oder so. :D

PS jetzt übe ich mich wieder in Ernsthaftigkeit.
 

Walther

Mitglied
Das ist das Schicksal des Narren: Er steht kurz im Zentrum, um dann wieder in der Entourage zu verschwinden und seinen Platz als wacher Beobachter einzunehmen. :)
 



 
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