Rauchen beim ‘Last Exit do Brooklyn‘ an der ScheinBAR

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Hagen

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Rauchen beim ‘Last Exit do Brooklyn‘ an der ScheinBAR

Da saßen wir, die Wunderbare Ulrike und ich, mal wieder an der ScheinBAR bei einem ‘Belly landing‘ und kamen auf das Rauchen zu sprechen, weil ich mir zum ‘Belly landing‘ einen Zigarillo entzündete. Die Wunderbare Ulrike wollte unvermittelt von mir wissen, warum ich überhaupt rauchen würde.
Ja, warum eigentlich?
Während ich bei einem Schluck ‘Belly landing‘ hart darüber nachdachte, warum ich eigentlich rauche, stellte mir die Wunderbare Ulrike, die Frage, ebenfalls bei einem Schluck ‘Belly landing‘, ob sie denn mal ‘Kuchikamizake‘ zur Abrundung unseres exquisiten Getränkebestands mitbringen sollte. Da ich nicht so recht multitaskingfähig bin und mich allgemein als ‘Universalversager‘ bezeichne, nickte ich beim Denken nur mit dem Kopf. Dabei stieß ich gedanklich unversehens auf einen sehr interessanten Artikel, den ich vor einiger Zeit mal im Tagesspiegel gelesen hatte: >… Zur Finanzierung der Sicherheitspolitik beschloss die Bundesregierung die Tabaksteuer um zwei Cent je Zigarette zu erhöhen. Nun fließen große Geldsummen aus der Tabaksteuer direkt in sogenannte Anti-Terror-Maßnahmen; 1,5 Mrd. Euro allein an die Bundeswehr …<
„Irgendwoher müssen die 100 Milliarden für die Bundeswehr ja herkommen!“, sagte ich bei eine weiteren Schluck ‘Belly landing‘. „Wir tragen somit zur Beendigung des Krieges in der Ukraine bei!“
Die Wunderbare Ulrike nickte, nahm auch einen Schluck ‘Belly landing‘ und meinte: „Normalerweise wird irgendein Gesetz erlassen, dann festgestellt, dass es so nicht funktioniert, und dann wird nachgebessert bis den ganzen Kram kein Mensch mehr versteht. Aber die Nummer mit der Tabaksteuererhöhung funktioniert allemal. – Aber dass unsere Regierung derart weitsichtig ist, fand ich schon immer bemerkenswert. – Anti-Terror-Maßnahmen schon im Jahre 2002!“
Ich nahm einen Zug aus dem Zigarillo, fand Anti-Terror-Maßnahmen gut, kramte in meinem nutzlosen Wissen und recherchierte gedanklich in dieser Richtung weiter.
„In Deutschland gibt es“, fuhr ich fort, „rund 20 Millionen Raucher. Das heißt auch: Das Bundesfinanzministerium hat von April bis Ende Juni rund 6,2 Milliarden Euro aus der Tabaksteuer eingenommen. Das waren 306 Millionen Euro beziehungsweise 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.“
Schluck ‘Belly landing‘ und ein weiterer Zug aus dem Zigarillo.
„Wenn man sich also eine Schachtel Zigaretten mit 27 Stück für 8,00 Euro kauft, werden insgesamt ungefähr fünf Euro als Steuern abgeführt! Davon entfallen etwa 1,50 Euro auf die Mehrwertsteuer. Feinschnitt wird von der Tabaksteuer vergleichsweise gering belastet, also ein Grund, seine Zigaretten selbst zu drehen, zudem hat mir mein Arzt mehr Bewegung verordnet. Ich werde in Zukunft also selber drehen damit mein Arzt nicht mehr mit mir meckert weil ich mich zu wenig bewege. Außerdem spielen wir mehrmals die Woche Billard in unserem Billardsalon. Das muss reichen!“
Schluck ‘Belly landing‘ und Zug aus dem Zigarillo.
„Ein Teil des Geldes geht an die Krankenkassen, der größte Teil in den Steuertopf und wird für diverse Sachen eingesetzt“, fuhr ich fort. „Zum Beispiel für das Arbeitslosengeld ehemaliger Wirte. – Interessant nicht wahr?“
Zug aus dem Zigarillo und ein Schluck ‘Belly landing‘.
„Denn seit in einigen Kneipen bekanntlich nicht mehr geraucht werden darf, bleiben den Wirten die Gäste weg. Die Wirte werden arbeitslos; - erhalten aber wiederum aus dem Topf der Tabaksteuern Geld ... ???“
„Irgendwie“, meinte die Wunderbare Ulrike und nahm einen Schluck ‘Belly landing‘. „kriegt das Sprichwort: ‘Wer nichts wird, wird Wirt.‘, eine völlig neue Bedeutung. – Dumm war nur, dass du auch mal mit dem Gedanken spieltest, Gastwirt oder Barkeeper zu werden.“
Schluck ‘Belly landing‘.
„Ja, und dieses Ansinnen“, meinte ich, „teilte ich meiner Oma mit. Die war entsetzt, kannte sie doch nur finsterste Spelunken und verwies auf meinen Ururgroßvater, der in Holland Kretschmer war und irgendwann mal Wein gepanscht hatte. Als die Gäste kamen und ihn deswegen hauen wollten, lief er weg und schwamm bei Weeze durch den Rhein nach Deutschland. Dort angekommen soll er, bevor er noch nicht ganz trocken war auf dem Rücken, schon wieder eine Kaschemme eröffnet haben.“
Schluck ‘Belly landing‘ und ein Zug aus dem Zigarillo.
„Naja“, fuhr ich fort, „das Leben kann schon ziemlich komplex sein, oder noch ein Beispiel: Das Taxi, in dem auch nicht mehr geraucht werden darf! Wenn ein Taxifahrer dabei erwischt wird, dass er seine Fahrgäste im Taxi rauchen lässt, kriegt der Taxifahrer ein Bußgeld. Wenn sich jetzt drei Typen, die stärker sind als der Taxifahrer, während der Fahrt eine Zigarette anzünden und dem Taxifahrer Prügel androhen, wenn er anhält oder sie nicht rauchen lässt, hat der Taxifahrerwieder mal wieder die Arschkarte. Sowas ist, als ich noch Taxi fuhr, einem Kollegen passiert! Er hat gleich eins in die Fresse gekriegt! – Dann lieber, um beim Rauchen zu bleiben, für die Terrorbekämpfung, die Krankenkassen oder Finanzierung des 9-Euro-Tickets.“
„Hä?“, fragte die Wunderbare Ulrike und nahm einen Schluck ‘Belly landing‘, ich einen Zug aus dem Zigarillo.
„Nun“, ich nahm auch einen Schluck ‘Belly landing‘ und fuhr fort: „Schon allein am Feinschliff für das 9-Euro-Ticket haben die Mitglieder des Deutschen Bundestags drei Tage rumdebattiert!"
Schluck ‘Belly landing‘.
„Vor 1977 bis heute erhielten die Mitglieder des Deutschen Bundestags eine steuerfreie Aufwandsentschädigung, die als Diäten bezeichnet wurde. Die Mitglieder des Bundestages erhalten somit durchschnittlich eine monatliche ‘Abgeordnetenentschädigung‘ in Höhe von ungefähr 10.000 Euro! Die gesetzliche Anzahl seiner das ganze Volk vertretenden Mitglieder beträgt 598 nach § 1 Abs. 1 Satz 1 BWahlG. – Die tatsächliche Mitgliedszahl kann aufgrund von Überhang- und Ausgleichsmandaten höher sein! Im 20. Deutschen Bundestag besteht die Rekordzahl von 736 Mandaten, womit der Bundestag die größte frei gewählte nationale Parlamentskammer der Welt ist.“
Zug aus dem Zigarillo und einen Schluck ‘Belly landing‘.
„Nach eigenen Angaben verdient der Finanzminister, nebenbei bemerkt, rund 200.000 Euro brutto jährlich. Es ist davon auszugehen, dass Olaf Scholz monatlich circa 15.000 Euro verdient, wozu Aufwandsentschädigungen und Zuschläge aufzuaddieren sind!“
Schluck ‘Belly landing‘ und Zug aus dem Zigarillo.
„Das sind bei ganz vorsichtiger Rechnung ohne Überhang- und Ausgleichsmandate 16.000 Euro die das 9-Euro-Ticket allein im Vorfeld gekostet hat und was wir durch Steuern mitfinanzieren.“
Die Wunderbare Ulrike trank ihren ‘Belly landing‘ aus und meinte: „Jetzt brauche ich aber einen ‘Last Exit do Brooklyn‘ um deinen Gedankengängen weiter folgen zu können!“.
„Natürlich“, nickte ich, begann mit der Zubereitung dieses exquisiten Cocktails und fuhr dabei fort: „Um nochmal auf die Krankenkassen zurückzukommen. Denn ein Teil des Geldes geht, wie gesagt, an die Krankenkassen. Wenn ich mal mit einem Lungenleiden oder einem Raucherbein ins Krankenhaus muss, kann ich sagen, dass ich meinen Anteil der Behandlungskosten schon bezahlt habe und zwar reichlich, da ich schon seit meinem sechzehnten Lebensjahr rauche. – Anders sieht es bei Sportlern, Bergsteigern, oder Höhlenforschern, Skiläufern und so weiter aus, die meistens nicht rauchen, aber bei Unfällen immense Kosten verursachen, die der Raucher, nämlich ich, mit bezahlt! – Auch würde die bisherige Argumentation, die Steuern würden nur aus Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung erhöht, bei zum Beispiel einer Erhöhung der Mehrwertsteuer, nicht greifen!“
Ich war wiederum in einem meiner Elemente, reichte der Wunderbaren Ulrike ihren ‘Last Exit do Brooklyn‘ und fuhr fort: „Die Finanzierung eines weiteren Krieges (siehe Terrorbekämpfung) würde also ohne die Tabaksteuer schwerer. Auch andere Maßnahmen des Bundes, zum Beispiel der Ausbau der Geheimdienste, die auch über die Tabaksteuer finanziert werden, wären ohne diese kaum möglich. Nun bin ich aber der Ansicht, dass die Geheimdienste schon so manchen weiteren Krieg, oder zumindest Militäraktionen verhindert haben …“
Ich nahm einen Zug aus dem Zigarillo und auch einen Schluck ‘Last Exit do Brooklyn‘.
„Eine verflixte Sache“, sprach die Wunderbare Ulrike und nahm auch einen Schluck ‘Last Exit do Brooklyn‘, „aber dann kannst du bei einer Pfeife guten Tabaks und hartem Nachdenken, das wirst du, wie ich dich kenne, nämlich am besten beim Pfeife rauchen, gleich auf die Sache mit der Prokopfverschuldung kommen, oder?“
„Natürlich! Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, entspricht die Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland 27 906 Euro, natürlich vor der Corona-Pandemie. Ich brauche gar nicht groß nachzurechnen: Ich bin jetzt über siebzig Jahre alt und wieder gesund. Nur das Altwerden ist nervig, und ich rauche seit meinem sechzehnten Lebensjahr. Damit habe ich mit der Tabaksteuer meinen Anteil an der Prokopfverschuldung, trotz meiner Operation, dicke abbezahlt! Ich rauche seit meinem sechzehnten Lebensjahr; - also habe ich umgerechnet rund 56.000 Euro an Steuern bezahlt! Das reicht um die Prokopfverschuldung von dir und mir zu tilgen! – Wenn jeder rauchen würde wie ich“, ich nahm einen Zug aus dem Zigarillo und auch einen Schluck ‘Last Exit do Brooklyn‘, „währe die Bundesrepublik Deutschland praktisch schuldenfrei!“
Zug aus dem Zigarillo und einen Schluck ‘Last Exit do Brooklyn‘.
„Und dann kommen noch die Gewissensgründe dazu“, fuhr ich fort, „denn wenn hundert Deutsche Raucher aufhören zu rauchen, verliert irgendwo auf der Welt eine Tabakpflanzerfamilie ihre Existenzgrundlage!“
Zug aus dem Zigarillo und einen Schluck ‘Last Exit do Brooklyn‘.
„Ich kann jedenfalls mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, meinen Anteil dazu beizutragen, dass eine arme Tabakpflanzerfamilie ihre Existenzgrundlage verliert, denn ich bin schon der Neunundneunzigste! – Ehe ich’s vergesse, denn etwas Satire will ich noch versuchen einzubringen: Der Schriftsteller Zé do Rock hat Passanten über das Rauchverbot-Volksbegehren aufgeklärt. Er forderte das Verbot von Stühlen und Büstenhaltern, da sie Studien zufolge ein höheres epidemiologisches Todesrisiko aufweisen!“
Zug aus dem Zigarillo und einen Schluck ‘Last Exit do Brooklyn‘.
„Er hat Recht, denn anderen Studien zufolge soll Rauchen Alzheimer vorbeugen und stundenlanges Sitzen (auf Stühlen und leider auch auf Barhockern) dem Alzheimer, Fettsucht etc. Vorschub leisten! – Also: Hoch die Zigarette, Pfeife, Zigarre Zigarillo und was man sonst noch so legal rauchen kann und nieder mit dem Büstenhalter!“
„Mein Gott“, sprach die Wunderbare Ulrik und trank ihren ‘Last Exit do Brooklyn‘ aus, „wenn wir noch einen Cocktail trinken, fangen wir an dummes Zeug zu reden! – Ich werde dir aber bei meinem nächsten Einkauf ein Päckchen guten Pfeifentabak mitbringen, weil du es schätzt, wenn du, zum Beispiel nach dem Billardspielen und beim Philosophieren an der ScheinBAR, Pfeife rauchst, da es wohnlichen Duft und eine trauliche Atmosphäre verbreitet. – Außerdem“, meinte die Wunderbare Ulrike weiterhin, „möchte ich, wie gesagt, mal Kuchikamizake für dich mitbringen, da du immer exquisite Cocktails zu mischen in der Lage bist.“
„Was ist den ‘Kuchikamizake‘ noch mal?“, fragte ich.
„Kuchikamizake wird auch als ‘bijinshu‘, zu Deutsch etwa ‘Schöne-Frauen-Sake‘, bezeichnet“, meinte die Wunderbare Ulrike lächelnd. „Dies geht auf eine im Man’yōshū aus dem 8. Jahrhundert beschriebene Praxis zurück, dass zur Herstellung der Reis von jungen Frauen gekaut wird, was bei dem entstehenden Speichel zur Verzuckerung der Stärke dient. In Südamerika stellen die Ureinwohner auf diese Weise ‘Chicha‘, das ist ein Maisbier, oder ‘Masato‘ aus Maniok her. In Mexiko wird unter anderem auf diese Art auch Agavenwein produziert. Ich denke da an einen Cocktail aus Kuchikamizake, Tequila oder Mezcal, Agavenwein etwas Zitronensaft und reichlich Soda …“
„Bitte nicht“, sagte ich und drückte meinen Zigarillo aus. „Aber da die Wünsche einer schönen Frau so vielfältig sind, wie die Ausstattungsvarianten eines Rolls-Royce Silver Ghost, werde ich dir im Gegenzug gerne Indonesischen Kopi Luwak kochen …“

Für den interessierten Leser,
der einen von mir kreierten Cocktail, ohne Kuchikamizake, zu schätzen weiß:

Belly landing
1 Spritzer Greandinesirup
1 Spritzer Angostura
4 cl Vermouth Extra oder Dry Martini
1 cl Campari
1 cl Obstler
Auffüllen mit Ginger Ale
1 Eiswürfel
Deco Zitronenscheibe

Last Exit to Brooklyn
2 cl Cointreau
2 cl Sherry dry
4 cl Granatapfelsaft
4 cl Lift
1 Spritzer Limettensaft
2 Eiswürfel
Deco Cocktailkirsche
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,

warum spricht mir dein Beitrag mal wieder zu 100% aus der Seele? Jedes Wort, und der Exkurs zu den Krankenkassen ist geradezu genial!
Ich rauche selbstverständlich auch immer noch, in erster Linie Pfeife (wegen der Ideen, der Inspirationen, des damit verbundenen Schlüssels zur Selbsterkenntnis und meiner Beruhigung als Bürger unseres angeblichen Paradieses), ärgere mich schwarz, wenn die "Kollegen" von der Küste dann immer mal eben nach Helgoland schippern und sich so preiswert eindecken können. Das ist zwar durch Maximalmengen limitiert, aber unser Zoll ist ja zum Glück anderweitig beschäftigt. "Mit der Tabaksteuer auf Du und Du" ist übrigens ein aktueller Bestseller aus dem Finanzministerium.
So, ein guter Burley-Flake, dazu - für mich ausreichend - ein profaner Gin-Orange, mein Gott, alles das, was diese Gesundheitsapostel verteufeln, macht doch das Leben erst erträglich! Und wenn man dann sieht, wie sich die Damen und Herren Mediziner in den dunklen Ecken neben den Krankenheilanstalten die glimmenden Stäbchen reinpfeifen, hallo!
Warten wir also ab bis zur nächsten politischen Bauchlandung, deine diesbezügliche Rezeptur ist gespeichert, aber wie immer ist bei uns das edle Schränkchen mit den harmlosen Fläschchen dafür nicht ausreichend bestückt. Max nix, wird schon! Mit Gruß, Klaus
 

Hagen

Mitglied
Hallo Klaus,
wieder mal hast Du ins Schwarze getroffen!
> Bescheiden und echt ist nur der, der Erkenntnis hat und sich ihrer nicht rühmt, und der wirkt, ohne es zur Schau zu stellen. <
so lautet ein altes Sprichwort, ich glaube aus China. (Das ist das Land, wo sie lebenden Affen das Gehirn aus dem Kopf löffeln und fressen!)
Wenn Du möchtest, schicke ich Dir alle 'ScheinBAR-Geschichten'.

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, weiterhin positiv motiviert sowie negativ getestet, guten Willens und stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen

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Merke: Man darf die dicke Frau nicht auf den kaputten Stuhl setzen!
 



 
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