Reise

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wiesner

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Reise

vor den Toren der Stadt
soll es geschehen
den Sand vom Vorjahr
aus dem Campingbeutel
schütteln gibt es noch alle
zu fragen am Mohnfeld
wo es dunkel hingrollt
aus unser aller Städte

warum gerade hier
weit hinter den Gärten
geht die Reise erst los
weit vor den Strohballen
endet sie gibt es noch alles
Erinnern den Sand die
Asche sicher denn was ist
sicher noch zu bewahren
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Béla,
ein ganz und gar großartiges Gedicht mit einem Ende, dass zum Nachdenken anregt!
Wunderschön.
Liebe Grüße ubertas
 

Winterling

Mitglied
Lieber Wiesner,

Ich lese deine Worte als Zeitreise, ein wenig Lebenserfahrung und je älter man wird desto mehr gibt es zu bewahren.

Sehr gerne gelesen, ich schicke grüße Heike
 

wiesner

Mitglied
Ich habe - offen gestanden - ein wenig den Faden zu diesem schon älteren Gedicht verloren. Ich wollte wohl die (Lebens?)Reise nicht auf der einen Seite einer Klinik beginnen und auf der anderen Seite enden lassen ... sie sozusagen nach 'draußen' verlagern. Garten (Paradies?) und Natur schienen mir angemessene Räume zu sein. Die symbolische Handlung des Ausschüttens des Campingbeutels (=Urne) verteilt uns umfassend im Kosmos. Asche sei gesagt, da die Verteilung uns verloren machen könnte; aber als Asche haben wir uns ja, so wie vorher als Menschen. Wir bewahren uns also.
Solche und/oder ähnliche Gedanken mögen eine Rolle gespielt haben ...

Euch beiden, liebe Ubertas, liebe Heike, herzlichen Dank fürs Lesen und Nachdenken!

Gruß
Béla
 

sufnus

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gleich zwei häßliche Wiederholungen
Das ist blanker Unsinn. Die Doppelung ist hier gerade der Kniff.
Bedeutungstragende Wörter zu wiederholen ist allgemeine erst mal eine lyrische Basistechnik.
Aber hier gibt es noch eine wirklich schöne Zusatzebene, weil durch die Wiederholung die Sicherheit des Wortes "sicher" wirkungsvoll relativiert wird.
Und dann ist das zweite "sicher" auch noch auf sehr intelligente Weise mehrdeutig.
Das ist hervorragend gemacht - Chapeau!
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Sehrgerngeschehen! (ein Wort! :) )
Die Gedichtlektüre war mir - wenn man das bei den ernsten Anklängen so sagen kann - eine Freude!
LG!
S.
 



 
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