Resignation (Pantun)

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Sidgrani

Mitglied
Der Vorhang fällt, Applaus ist längst verklungen,
ich habe meine Rolle bis zum Schluss gespielt.
Das Schicksal hat mir vieles abgerungen,
so dass ich armer Tor verzweifelt innehielt.

Ich habe meine Rolle bis zum Schluss gespielt,
Gedanken würgten mich wie Riesenschlangen,
so dass ich armer Tor verzweifelt innehielt.
Ich war in meinem eignen Netz gefangen.

Gedanken würgten mich wie Riesenschlangen,
ach hätte ich die schwarzen Wolken doch verjagt.
Ich war in meinem eignen Netz gefangen,
und Angst und Sorgen haben nachts an mir genagt.

Ach hätte ich die schwarzen Wolken doch verjagt.
Das Schicksal hat mir vieles abgerungen,
und Angst und Sorgen haben nachts an mir genagt.
Der Vorhang fällt, Applaus ist längst verklungen.
 

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Mitglied
Ich mag das Pantun, lieber Sid,

denn es macht viel Spaß beim Schreiben und die grauen Zellen sind dabei gut beschäftigt. Die Gefahr ist jedoch groß (und viele Pantuns, die man zu lesen bekommt, beweisen es), dass die Tüftelei auch für den Leser deutlich spürbar wird und die eigentliche Aussage des Gedichtes überdeckt. Hier aber trägt die Form den Inhalt perfekt und das finde ich echt grandios!

Dieses ständige Nagen der Sorgen und Ängste an LyrIchs Seele werden durch die Wiederholungen und das gewählte Hebungsschema ganz toll unterstrichen und intensiviert. Auch das leicht sperrige der Sprache passt einwandfrei zum Inhalt. Das Gequälte ist allgegenwärtig und Anfangs- und Schlusszeile rahmen all das Zweifeln und Verzweifeln gekonnt. Sehr sehr schön!

Gernst gelesen also!
Liebe Grüße,
fee
 

Sidgrani

Mitglied
Ich versuche mich immer wieder gerne an einem Pantun, es ist für mich etwas Besonderes, liebe fee. Wie schön, dass dir das meine so gut gefällt, ich habe lange daran gefeilt.

Ich danke dir für deinen wohltuenden Kommentar und sende dir liebe Grüße.
Sid
 

Agnete

Mitglied
Ja, lieber Sid, Fee hat recht. Das Pantun verdringlicht es. Der Applaus von der Bühne... wie wichtig ist er uns?
Vor einiger Zeit habe ich gerade dazu aich etwas geschrieben. Er ist ja nur ein Bild, denn unser ganzes Leben heute ist auf Erfollg ausgerichtet, also auf Applaus. Anstrengend. Und sicherlich ein Punkt, über dessen Sinn oder Unsinn man nachdenken kann.
Dein Pantun gefällt! lG von Agnete
 

mondnein

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Lieber Sidgrani,

mir scheint, es überkeuzen sich in Deinen Lied zwei Lebensbilder, die ich aber nicht zusammenkriege:

Das Leben als Schauspiel, als Bühne, von der aus wir die Bestätigung des Publikums suchen, mit dem wir aber keine Kommunikation in Augenhöhe pflegen, denn die Zuschauer sitzen ja schweigend im Dunkel, während sie mich, für den sie Eintritt bezahlt haben, erwartungsvoll wahrnehmen, und nun zaubere ich ihnen was vor, damit sie Spaß haben.

Andererseits der arme Tor, der das Geschenk seines Lebens als eine Strafe für Taten empfindet, die er nicht begangen hat. Aber mit welchem Ziel sollte der sich auf die Bühne stellen und Applaus erwalten?

Dafür, diese beiden disparaten Lebenskonzepte zusammenzubringen, finde ich zwei Gründe:
Entweder er steht ohne Absicht auf der Bühne und wird von anderen der Lächerlichkeit preisgegeben, wie die um Tode Verurteilten in der römischen Arena,
oder er zelebriert sein Selbstmitleid, was für Dichter geradezu symptomatisch ist.

Welchem von beiden wolltest Du Applaus erbetteln? Das würde mich schon interessieren.

grusz, hansz
 

Agnete

Mitglied
ich sehe hier keinen Toren, Sid, sehe auch keine Taten, sondern m.E. geht es um Entscheidungen.
Die Bühne ist nur ein Bild. Für die Bühne, die viel mehr offenbart, als der auf der Bühne vielleicht den Zuschauern mitteilen möchte...
So wie , wenn wir Gedichte veröffentlichen. Wir geben immer auch etwas über uns selbst preis...
lG von Agnete
 



 
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