VeraL
Mitglied
Die Hexe Minerva saß auf dem Bett ihrer kleinen Schwester Helena und futterte Rumkugeln. Sie sah zu, wie Helena ihre Haare hochsteckte und ihr Gesicht mit Krötenpulver puderte.
Helena deutete mit einer Haarnadel auf ihre Schwester und drohte: „Gleich bist du dran.“
„Auf keinen Fall. Ich will doch gar nicht mit zum Hexenball und ich will mich schon gar nicht mit so einem Zeug aufhübschen. Ich bleibe hier und gucke das große Finale von ‚die Kesselschlacht‘.“
Doch gegen Helena kam sie nicht an. „Auf keinen Fall. Der Ball findet dieses Jahr wieder statt, nachdem er wegen der Schneckenpest drei Mal ausgefallen ist. Das ist DAS Ereignis des Sommers. Da muss man dabei sein. Außerdem bist du jung und hübsch, also jedenfalls wenn du aufhörst, Rumkugeln zu futtern. Davon wirst du dick und beschwipst.“ Sie sprang auf das Bett und versuchte, ihrer Schwester die Packung zu entwenden. Aber Minerva war schneller, sie brachte die Schachtel in Sicherheit und steckte Helena die Kugel, die sie gerade selbst essen wollte, in den Mund. „Das nennt man vorglühen.“
Anderthalb Stunden später stieg Minerva vor dem Ballsaal von ihrem Besen und zupfte an dem roten Kleid herum, das Helena ihr geliehen hatte und das ihr viel zu kurz vorkam. Helena stupste sie aufmunternd an. „Komm schon, angeln wir uns einen heißen Zauberer.“
Minerva murmelte: „Du vielleicht. Mich will sicher keiner haben. Ich sehe bescheuert aus in diesem Kleid und meine magischen Fähigkeiten sind auch nicht so berauschend, dass mich jemand deswegen haben wollen würde.“
Aber Helena hörte sie nicht mehr. Sie war in den Balltrubel eingetaucht.
Minerva seufzte. Sie bestellte sich einen Fliegentwist-Cocktail und stellte sich an den Rand der Tanzfläche, um die Feiernden zu beobachten. Sie entdeckte Helena, die engumschlungen mit einem Zauberer über das Parkett fegte. Wie hatte sie das geschafft in unter 10 Minuten? Die beiden drehten sich und Minerva erkannte den großen blonden Mann. Es war Angus. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Eimer Krötenschleim in den Nacken gekippt. Wie konnte Helena das tun? Sie wusste doch genau, dass Minerva schon seit Jahren für Angus schwärmte. Sie knalle ihr Cocktailglas auf den Tresen und floh.
Der Garten des Saals war zauberhaft. Überall plätscherten Wasserspiele und in den Brunnen planschten kleine Wasserelfen. In den Bäumen und Büschen hingen Laternen mit funkelndem magischen Feuer. Minerva setzte sich auf eine Bank und zog ein Buch aus ihrer Handtasche, die so verhext war, das eine ganze Bibliothek hineinpasste. Doch sie konnte sich nicht auf die Geschichte konzentrieren. Ständig knutschten Helena und Angus vor ihrem inneren Auge rum. Sie beschloss, nach Hause zu fliegen. Auf dem Weg zu ihrem Besen hörte sie Stimmen und Kichern. Es waren Angus und Helena. Minerva wollte nicht, dass die beiden sie allein ohne Partner und Spaß hier draußen sahen. Aber es war zu spät. Angus hatte sie entdeckt und rief ihr fröhlich zu: „Hey, Pummelchen, wie geht’s? Als Dicke wirst du nie einen Mann abbekommen.“
Minerva spürte, dass Blitze durch ihr Haar zuckten. In dem Moment rempelte Angus ihre Schwester an, die das Gleichgewicht verlor und in einem der Brunnen landete. Er lachte voll Schadenfreude.
Prustend tauchte Helena auf und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Dabei entfernte sie ein Großteil des Krötenpulvers.
Angus starrte sie an: „Wie siehst du aus? BAH!“ Er verzog das Gesicht, als hätte er Schneckenschleim geschluckt. „Du solltest das in Ordnung bringen, so kann ich mich nicht mit dir sehen lassen. Ihr beide solltet gar nicht hier sein.“ Er verschwand und ließ die triefende Helena im Brunnen sitzen.
Minerva reichte ihre Schwester eine Hand. Die schluchzte. „Es tut mir leid, ich weiß, dass du ihn heiß fandst, aber er war so nett zu mir und beim Tanzen kam er immer näher und dann roch er so gut ...“
Minerva schnitt ihr das Wort ab: „Tja, wie es aussieht, kann ich froh sein, dass er nicht mit mir tanzen wollte. Komm, wir fliegen nach Hause. Bälle sind öde.“
Zu Hause kuschelten sie sich zusammen auf Helenas Bett, um die Wiederholung von „Die Kesselschlacht“ zu schauen. Kurz bevor sie dabei einschliefen, flüsterte Minerva ihrer Schwester ins Ohr: „Lad Angus morgen Nachmittag ein. Vertrau mir, ich habe einen Plan.“
Angus sah etwas verwirrt aus, als die Schwestern ihm am nächsten Tag die Tür öffneten. Beide hatten auf Krötenpulver im Gesicht verzichtet, trugen Jogginghosen und Kuschelpullover. Trotzdem zeigte er sein schönstes Lächeln, das aussah, als hätte er sowohl oben als auch unten je 32 Zähne. Galant überreichte er Helena einen Rosenstrauß und Minerva eine Primel. Helena führte ihren Verehrer ins Wohnzimmer. Dort stand ein großer Teller mit Rumkugeln, von denen Angus sich eifrig bediente, während er davon erzählte, wie viele gefährliche Guhle er allein im letzten Monat besiegt hatte. Plötzlich wurde sein Blick glasig. Er sprang auf, zog eine Rose aus dem Strauß, den Helena in eine Vase gestellt hatte, und kniete sich vor Minerva. „Ich bin unsterblich in dich verliebt. Willst du meine Frau werden?“ Dann sah er Helena an. „Dich liebe ich auch. Wollt ihr beide meine Frauen werden.“
Einstimmig sagten die Schwestern: „Nein, danke.“
Dicke Tränen kullerten über Angus Gesicht: „Aber ich liebe euch so sehr. Ich kann nicht ohne euch leben.“
Minerva lächelte ihn an: „Die Rumkugeln hatten eine kleine Spezialfüllung. Aber keine Sorge, die Wirkung lässt in zwei bis drei Monaten nach.“
Angus guckte wie ein kleiner Dackel. „Ihr habt mir Liebestrank in die Kugeln gefüllt?“
Helena nickte. „Ja, aber einen homöopathischen. Der Trank hat kaum Nebenwirkungen.“
Minerva ergänzte: „Also, vielleicht ein paar Weinkrämpfe und schlaflose Nächte. Und wahrscheinlich kannst du nichts außer Schokoladeneis essen. Aber sonst keine.“
Es klingelte.
„Oh, deine Uber-Kutsche ist da.“
Angus schluchzte und klammerte sich an Helena fest: „Ihr könnt mich doch nicht wegschicken. Ich kann ohne euch nicht leben.“
Die beiden Schwestern blieben ungerührt und beförderten ihn die weiße Kutsche. „Leider haben wir keine Zeit für einen Mann. Wir haben uns als Schwesternteam bei der Kesselschlacht angemeldet und müssen trainieren.“
Synchron winkten die beiden der Kutsche hinterher.
Helena deutete mit einer Haarnadel auf ihre Schwester und drohte: „Gleich bist du dran.“
„Auf keinen Fall. Ich will doch gar nicht mit zum Hexenball und ich will mich schon gar nicht mit so einem Zeug aufhübschen. Ich bleibe hier und gucke das große Finale von ‚die Kesselschlacht‘.“
Doch gegen Helena kam sie nicht an. „Auf keinen Fall. Der Ball findet dieses Jahr wieder statt, nachdem er wegen der Schneckenpest drei Mal ausgefallen ist. Das ist DAS Ereignis des Sommers. Da muss man dabei sein. Außerdem bist du jung und hübsch, also jedenfalls wenn du aufhörst, Rumkugeln zu futtern. Davon wirst du dick und beschwipst.“ Sie sprang auf das Bett und versuchte, ihrer Schwester die Packung zu entwenden. Aber Minerva war schneller, sie brachte die Schachtel in Sicherheit und steckte Helena die Kugel, die sie gerade selbst essen wollte, in den Mund. „Das nennt man vorglühen.“
Anderthalb Stunden später stieg Minerva vor dem Ballsaal von ihrem Besen und zupfte an dem roten Kleid herum, das Helena ihr geliehen hatte und das ihr viel zu kurz vorkam. Helena stupste sie aufmunternd an. „Komm schon, angeln wir uns einen heißen Zauberer.“
Minerva murmelte: „Du vielleicht. Mich will sicher keiner haben. Ich sehe bescheuert aus in diesem Kleid und meine magischen Fähigkeiten sind auch nicht so berauschend, dass mich jemand deswegen haben wollen würde.“
Aber Helena hörte sie nicht mehr. Sie war in den Balltrubel eingetaucht.
Minerva seufzte. Sie bestellte sich einen Fliegentwist-Cocktail und stellte sich an den Rand der Tanzfläche, um die Feiernden zu beobachten. Sie entdeckte Helena, die engumschlungen mit einem Zauberer über das Parkett fegte. Wie hatte sie das geschafft in unter 10 Minuten? Die beiden drehten sich und Minerva erkannte den großen blonden Mann. Es war Angus. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Eimer Krötenschleim in den Nacken gekippt. Wie konnte Helena das tun? Sie wusste doch genau, dass Minerva schon seit Jahren für Angus schwärmte. Sie knalle ihr Cocktailglas auf den Tresen und floh.
Der Garten des Saals war zauberhaft. Überall plätscherten Wasserspiele und in den Brunnen planschten kleine Wasserelfen. In den Bäumen und Büschen hingen Laternen mit funkelndem magischen Feuer. Minerva setzte sich auf eine Bank und zog ein Buch aus ihrer Handtasche, die so verhext war, das eine ganze Bibliothek hineinpasste. Doch sie konnte sich nicht auf die Geschichte konzentrieren. Ständig knutschten Helena und Angus vor ihrem inneren Auge rum. Sie beschloss, nach Hause zu fliegen. Auf dem Weg zu ihrem Besen hörte sie Stimmen und Kichern. Es waren Angus und Helena. Minerva wollte nicht, dass die beiden sie allein ohne Partner und Spaß hier draußen sahen. Aber es war zu spät. Angus hatte sie entdeckt und rief ihr fröhlich zu: „Hey, Pummelchen, wie geht’s? Als Dicke wirst du nie einen Mann abbekommen.“
Minerva spürte, dass Blitze durch ihr Haar zuckten. In dem Moment rempelte Angus ihre Schwester an, die das Gleichgewicht verlor und in einem der Brunnen landete. Er lachte voll Schadenfreude.
Prustend tauchte Helena auf und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Dabei entfernte sie ein Großteil des Krötenpulvers.
Angus starrte sie an: „Wie siehst du aus? BAH!“ Er verzog das Gesicht, als hätte er Schneckenschleim geschluckt. „Du solltest das in Ordnung bringen, so kann ich mich nicht mit dir sehen lassen. Ihr beide solltet gar nicht hier sein.“ Er verschwand und ließ die triefende Helena im Brunnen sitzen.
Minerva reichte ihre Schwester eine Hand. Die schluchzte. „Es tut mir leid, ich weiß, dass du ihn heiß fandst, aber er war so nett zu mir und beim Tanzen kam er immer näher und dann roch er so gut ...“
Minerva schnitt ihr das Wort ab: „Tja, wie es aussieht, kann ich froh sein, dass er nicht mit mir tanzen wollte. Komm, wir fliegen nach Hause. Bälle sind öde.“
Zu Hause kuschelten sie sich zusammen auf Helenas Bett, um die Wiederholung von „Die Kesselschlacht“ zu schauen. Kurz bevor sie dabei einschliefen, flüsterte Minerva ihrer Schwester ins Ohr: „Lad Angus morgen Nachmittag ein. Vertrau mir, ich habe einen Plan.“
Angus sah etwas verwirrt aus, als die Schwestern ihm am nächsten Tag die Tür öffneten. Beide hatten auf Krötenpulver im Gesicht verzichtet, trugen Jogginghosen und Kuschelpullover. Trotzdem zeigte er sein schönstes Lächeln, das aussah, als hätte er sowohl oben als auch unten je 32 Zähne. Galant überreichte er Helena einen Rosenstrauß und Minerva eine Primel. Helena führte ihren Verehrer ins Wohnzimmer. Dort stand ein großer Teller mit Rumkugeln, von denen Angus sich eifrig bediente, während er davon erzählte, wie viele gefährliche Guhle er allein im letzten Monat besiegt hatte. Plötzlich wurde sein Blick glasig. Er sprang auf, zog eine Rose aus dem Strauß, den Helena in eine Vase gestellt hatte, und kniete sich vor Minerva. „Ich bin unsterblich in dich verliebt. Willst du meine Frau werden?“ Dann sah er Helena an. „Dich liebe ich auch. Wollt ihr beide meine Frauen werden.“
Einstimmig sagten die Schwestern: „Nein, danke.“
Dicke Tränen kullerten über Angus Gesicht: „Aber ich liebe euch so sehr. Ich kann nicht ohne euch leben.“
Minerva lächelte ihn an: „Die Rumkugeln hatten eine kleine Spezialfüllung. Aber keine Sorge, die Wirkung lässt in zwei bis drei Monaten nach.“
Angus guckte wie ein kleiner Dackel. „Ihr habt mir Liebestrank in die Kugeln gefüllt?“
Helena nickte. „Ja, aber einen homöopathischen. Der Trank hat kaum Nebenwirkungen.“
Minerva ergänzte: „Also, vielleicht ein paar Weinkrämpfe und schlaflose Nächte. Und wahrscheinlich kannst du nichts außer Schokoladeneis essen. Aber sonst keine.“
Es klingelte.
„Oh, deine Uber-Kutsche ist da.“
Angus schluchzte und klammerte sich an Helena fest: „Ihr könnt mich doch nicht wegschicken. Ich kann ohne euch nicht leben.“
Die beiden Schwestern blieben ungerührt und beförderten ihn die weiße Kutsche. „Leider haben wir keine Zeit für einen Mann. Wir haben uns als Schwesternteam bei der Kesselschlacht angemeldet und müssen trainieren.“
Synchron winkten die beiden der Kutsche hinterher.