Schneewittchen

Fahnert

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Schneewittchen und die sieben Zwerge

Warum hat der Förster Schneewittchen nicht ermordet ?

Diese Frage beschäftigt mich bereits seit der Kindheit. Nun habe ich mich wohl kaum meiner finsteren Ambitionen zu rechtfertigen, als viel mehr der Frage nach den Beweggründen dieses tapferen Mannes, der im Angestelltenverhältnis der bösen Schwiegermutter stand und dafür seine Salair bezog, die zu damaligen Zeiten noch nicht auf Karte gingen.

Beiläufig wird bemerkt, daß hier Leidenschaft im Spiel sei, schließlich handelt es sich beim Schneewittchen, deren voller Name nichtmal bekannt ist, um eine junge Frau, die diesen, bezauberte, was in Märchen ja nichts besonderes ist. Bedauerlicherweise hatte er schlechte Karten, schließlich war er Angestellter und Schneewittchen stammte aus gutbürgerlichem Hause. Das machte eine heimliche Liebschaft nahezu unmöglich. Dessen bewußt schloß er, der Förster, einen Kompromiss und händigte der Arbeitgeberin eine Schweineleber aus, wohlwissend, daß diese anatomisch kaum über Kenntnisse verfügte; zudem sollen ja die Innereien der Sau denen des Menschen täuschend ähnlich sein.

Soweit so gut. Die Schwiegermutter, selbstgerecht und narzißtisch, erträgt es kaum, daß irgendein Spiegel zum besten gibt, es gäbe eine ihr in der Äußerlichkeit überlegene Person, dürfte sich wohl kaum mit den herkömmlichen Gepflogenheiten der Natur auseinandergesetzt haben. Sie entbrennt vor Wut und veranlaßt einen Mord, der durch den stillen Liebhaber vereitelt wird. Was für ein Glück für das naive Schneewittchen ! Sie ist doch die, die für alles nichts kann, wird Opfer einer Intrige, welche dann doch noch gut ausgeht und zum Schluß auch noch Queen an der Seite eines paiettieren Prinzen.

Stellen Sie sich vor, wie das ganze weitergeht. Schneewittchen, das naive Kind, das in dreifacher Weise auf die fiesen Pläne der bösen Schwiegermutter hereingefallen ist, sich mit einem Kamm und einem Apfel vergiften läßt und dann auch noch bald erstickt wird höchste Staatsangestellte ! Ausschließlich allerlei seltsamer Zufälle sei Dank hat diese überlebt und begibt sich erneut in die Hände eines Liebhabers, der glücklicherweise nicht nur jung, sondern auch noch reich ist ...

In solchen Fällen wäre es sicher besser gewesen, der Förster hätte seine Skrupel nicht zu Hause gelassen, von der Schußwaffe Gebrauch gemacht, Schneewittchens Leber säuberlich entfernt, deren Leiche den Tieren des Waldes überlassen und die Klamotten auf dem Jahrmarkt für ein paar Kreuzer veräußert, damit er sich eine Dirne beschaffte und seinen Spaß gehabt hätte.

Da der Ausgang des Märchens bekannt ist, kommen wir nicht umhin, diesen zu akzeptieren und mit dem Kopf zu schütteln ...
 



 
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