Michael legt hastig die Akten zu einem ordentlichen Stapel. Es ist bereits acht. Dienstschluss für heute Abend. Eine dürre Hand greift nach der Jacke. Sie liegt faltenfrei drapiert über den Tisch an der Tür in der Ecke. Komisch, ein Tisch einfach so im Raum als Ablage für die Jacke. Der Tisch existiert nur wenn keiner die Tür öffnet und in den Raum blickt. Materie oder Welle? Ein kurzes Kopfschütteln, die Gedanken werden weggewischt.
Eilige Schritte verlassen das Büro, finden ihren Weg ins Treppenhaus und innerhalb einige Minuten steht Michael schon vor dem großen Bürogebäude auf der Straße. Er biegt nach links und läuft an einem wunderschönen Haus vorbei. Die Fassade ist neu gestrichen, eine Mischung aus Barock und Jugendstil. Interessante Mischung. In der Ferne brennen und locken schon die Laternen. Aufgereiht um den Eingang zur Schwebebahnhaltestelle. Alles leer, keine Begegnungen. Apokalyptische Stimmung. Oben am Gleis angelangt zeigt der Anzeiger die verbleibenden drei Minuten an. Gleich müsste die Bahn sichtbar sein, einfahren und anhalten.
Gedanken werden freigesetzt. Die Abläufe vom Einsteigen bis zum Betreten der Wohnung werden in der Gedankenwelt bildhaft. Bis ins kleinste Detail wird ausgemalt. Doch gerade das erzeugt ein mulmiges Gefühl im Bauch. Heute zum ersten Mal. Seit 20 Jahren arbeitet Michael im gleichen Unternehmen. Seine Arbeit kann er nicht einschätzen. Es gab nie eine Beschwerde oder ein Gespräch bei einem der Vorgesetzten. So richtig weiß er nicht, wer eigentlich sein Vorgesetzter ist. Schon seltsam. Doch seit 20 Jahren gleicht jeder Tag dem anderen. Der Kopf dreht sich nach links und rechts. Keine anderen Passagiere zu sehen. Der Kragen wird gelockert, ein Kloß steckt im Hals. Erst ein unangenehmes Kratzen, dann eine ziemlich lästige Enge. Die Lippen spreizen sich und ein tiefer Atemzug lässt alle Lungenflügel entfalten.
Michael starrt auf seine braunen Lederschuhe. Jeden Morgen werden sie poliert und sehen immer noch aus wie frisch aus dem Regal. Seltsam, als hätte er sie nie getragen, als gäbe es ihn nicht. Ein Schlüsselbund wird aus der Jackentasche rausgezogen. Zwischen Daumen und Zeigefinger wird ein Schlüssel platziert. Es ist einfach. In die Beuge gehen und dem linken Schuh einen Kratzer verpassen. Ich bin hier. Ich benutze dieses Schuhwerk. Doch der Krampf in der Hand löst sich. Der Schlüsselbund wird wieder in die Tasche fallen gelassen.
Plötzlich wie aus dem Nichts, Fragensturm. Wie ein losgelassener Schwarm von Schmetterlingen im Kopf. Soviele. Nicht möglich an einer Frage festzuhalten.
Ein seltsames Gefühl meldet sich aus der Magengrube heraus. Fühlt sich an wie eine Handvoll Raupen, die sich im Magen wringen. Ein Motor wird angeworfen, der Bauch fängt an zu beben. Hitze steigt bis rauf hinter die Ohren, ein Kribbeln im Nacken. Tief einatmen und ausatmen. Augen kurz schließen und sich die gemütliche Couch im Wohnzimmer vorstellen. Gedämmtes Licht. Eine warme Tasse mit Fencheltee. Einsamkeit und Ruhe. Konzentration ist gefragt.
Ein Zischen reißt Michael aus seinem Trancezustand. Die Bahn ist eingefahren, die Tür öffnet sich. Er steigt ein. Die Bahn fährt los.
Es ist 20:33. Die Bahn entschuldigt sich für die Verspätung.
Eilige Schritte verlassen das Büro, finden ihren Weg ins Treppenhaus und innerhalb einige Minuten steht Michael schon vor dem großen Bürogebäude auf der Straße. Er biegt nach links und läuft an einem wunderschönen Haus vorbei. Die Fassade ist neu gestrichen, eine Mischung aus Barock und Jugendstil. Interessante Mischung. In der Ferne brennen und locken schon die Laternen. Aufgereiht um den Eingang zur Schwebebahnhaltestelle. Alles leer, keine Begegnungen. Apokalyptische Stimmung. Oben am Gleis angelangt zeigt der Anzeiger die verbleibenden drei Minuten an. Gleich müsste die Bahn sichtbar sein, einfahren und anhalten.
Gedanken werden freigesetzt. Die Abläufe vom Einsteigen bis zum Betreten der Wohnung werden in der Gedankenwelt bildhaft. Bis ins kleinste Detail wird ausgemalt. Doch gerade das erzeugt ein mulmiges Gefühl im Bauch. Heute zum ersten Mal. Seit 20 Jahren arbeitet Michael im gleichen Unternehmen. Seine Arbeit kann er nicht einschätzen. Es gab nie eine Beschwerde oder ein Gespräch bei einem der Vorgesetzten. So richtig weiß er nicht, wer eigentlich sein Vorgesetzter ist. Schon seltsam. Doch seit 20 Jahren gleicht jeder Tag dem anderen. Der Kopf dreht sich nach links und rechts. Keine anderen Passagiere zu sehen. Der Kragen wird gelockert, ein Kloß steckt im Hals. Erst ein unangenehmes Kratzen, dann eine ziemlich lästige Enge. Die Lippen spreizen sich und ein tiefer Atemzug lässt alle Lungenflügel entfalten.
Michael starrt auf seine braunen Lederschuhe. Jeden Morgen werden sie poliert und sehen immer noch aus wie frisch aus dem Regal. Seltsam, als hätte er sie nie getragen, als gäbe es ihn nicht. Ein Schlüsselbund wird aus der Jackentasche rausgezogen. Zwischen Daumen und Zeigefinger wird ein Schlüssel platziert. Es ist einfach. In die Beuge gehen und dem linken Schuh einen Kratzer verpassen. Ich bin hier. Ich benutze dieses Schuhwerk. Doch der Krampf in der Hand löst sich. Der Schlüsselbund wird wieder in die Tasche fallen gelassen.
Plötzlich wie aus dem Nichts, Fragensturm. Wie ein losgelassener Schwarm von Schmetterlingen im Kopf. Soviele. Nicht möglich an einer Frage festzuhalten.
Ein seltsames Gefühl meldet sich aus der Magengrube heraus. Fühlt sich an wie eine Handvoll Raupen, die sich im Magen wringen. Ein Motor wird angeworfen, der Bauch fängt an zu beben. Hitze steigt bis rauf hinter die Ohren, ein Kribbeln im Nacken. Tief einatmen und ausatmen. Augen kurz schließen und sich die gemütliche Couch im Wohnzimmer vorstellen. Gedämmtes Licht. Eine warme Tasse mit Fencheltee. Einsamkeit und Ruhe. Konzentration ist gefragt.
Ein Zischen reißt Michael aus seinem Trancezustand. Die Bahn ist eingefahren, die Tür öffnet sich. Er steigt ein. Die Bahn fährt los.
Es ist 20:33. Die Bahn entschuldigt sich für die Verspätung.
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