Schwelle der Erde

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Max Neumann

Mitglied
Ist dir das Erwachen auf einer Welle zu
Hektisch?
Dabei hast du vom Meer geträumt

Ich möchte dich ins Wasser tragen zur
Grenze
Dort springen wir von der Erde

Ich wünschte du wärst hier um zu
Jubeln!
Denn wir sind befreit worden

Es gibt allen Grund zu feiern zu
Toben
Leg dich in meine Hände

Leg dich zwischen die Handlinien zum
Verreisen
Du wirst nicht einschlafen

Unruhe wird regieren bis zum
Wellenland
Im Wasser wirst du tief schlafen

Ahornbäumchen auf dem Weg zur
Erde
Wasser wird dich im Bauch wiegen

Zähl die Wellen mein Kind
Fühl das Salz auf der Haut
Die kühlen Winde
An der Schwelle der Erde

Riech das Salz mein Kind
Mal die Wellen aus
Sprich Wörter aus Wind
An der Schwelle der Erde
 
Zuletzt bearbeitet:

Aniella

Mitglied
Hallo Max,

wie schon öfter habe ich Schwierigkeiten zu verstehen, was genau Du sagen willst.
Ich empfinde Deine Bilder als sehr schön und stimmig, aber inhaltlich falle ich darüber, dass erst versprochen wird, dass nicht eingeschlafen wird, im Wasser dann aber doch. Geschaukelt wird, das verstärkt das noch, aber es suggeriert ja die Schwangerschaft (behütetes Aufwachsen in der Mutter), trotzdem bleibt das Wasser/Meer das Ziel? Dort liegt die Grenze der Erde (der Tod?), von der beide abspringen wollen (warum?). Oder dem Tod von der Schippe springen?

Das hier verstehe ich leider gar nicht:
Ich wünschte du wärst hier um zu
Jubeln!
Denn wir sind befreit worden
Warum ist "du" nicht da und wovon sind beide befreit worden?

Möglicherweise betrachtet eine Mutter ihr im Koma liegendes Kind und spricht mit ihm?

Ich würde es gern verstehen.
Noch habe ich nicht aufgegeben, dass ich nochmal hinter Deine Metaphern steige, aber ohne Deine Hilfe sehe ich da noch keinen Horizont.

LG Aniella
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich verstehe das Gedicht auch nicht, aber es versteht mich. In mir klingt das Gedicht und macht Emotionen. Ich fühle Schwingungen und Feuchtigkeit, sogar das St.-Elms-Feuer. Alte, uralte Sagen schweben und tragen mich, ich werde in der Hand getragen und geschützt, ungeboren fühle ich die Welt, in die ich entlassen werde.
 

Max Neumann

Mitglied
Liebe Aniella, lieber Bernd,

erst einmal vielen Dank für eure Auseinandersetzung mit meinem Gedicht – und für eure Gedanken dazu.
Gute Lyrik, gute Literatur überhaupt, sollte ja viele Deutungsmöglichkeiten bieten.

Dieser Moment, in dem man alles verstehen will und nicht loslassen kann – der ist mir sehr vertraut. Und trotzdem oder gerade deshalb ist meine Empfehlung: mit dem Herzen lesen und schreiben.

Danke, dass ihr mich heute wieder daran erinnert habt.
Ich wünsche euch – und uns allen – in diesem Sinne einen gefühlvollen Abend.

Herzliche Grüße
Max
 



 
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