Kosmonaut
Mitglied
7:13 Uhr
Früher als sonst steigt Marko aus dem Bett, obwohl er sich gerne noch eine halbe Stunde auf die andere Seite gelegt hätte, doch er muss aufstehen, denn da ist dieser Wurm.
Er neigt den Kopf und betrachtet das Tier im Badezimmerspiegel. Schlaff hängt der Wurm an seinem Hals, knapp einen Zentimeter über dem Adamsapfel, wo er sich in der Nacht durch die Haut gebohrt haben muss; zumindest fällt Marko keine andere Erklärung dafür ein, denn am Abend zuvor hat er geduscht, sich rasiert und mit seiner Frau geschlafen, da wäre ihm – oder ihr, so hofft er – ein fingerdicker Wurm, der bis auf Höhe seines Brustbeins herabhängt, bestimmt aufgefallen. Die Stelle, an der das Tier die Haut durchdrungen hat, weist keinerlei Rötung oder Anzeichen einer Verletzung auf und als er genau hinsieht, bemerkt er, dass seine Haut die ersten Millimeter des Wurms überwuchert.
Marko stützt sich mit beiden Armen am Waschbecken ab. Er atmet tief durch, blickt nach unten und fixiert die Spitze des Wurms, die leicht hin und her pendelt. Ob das wohl der Schwanz ist?, fragt er sich. Dann – und er könnte sich dafür ohrfeigen, dass er nicht eher daran gedacht hat – durchfährt ihn ein Gedanke: Lebt er noch?
Marko zittert am ganzen Körper und der Wurm zittert mit ihm. Als er das Tier berührt, ertönt die Stimme seiner Frau aus dem unteren Stockwerk: „Marko“, sagt sie, „bist du wach?“
„Ja“, sagt er.
„Ich fahre jetzt los. Sei bitte pünktlich heute Abend.“
„Ja“, sagt er.
Er hört das Klacken ihrer Stöckelschuhe auf dem Granitboden. Die Tür fällt ins Schloss und kurz darauf vernimmt er das Dröhnen des Motors.
20:38 Uhr
„Ich werde pünktlich sein“, sagt Marko.
„Was redest du da?“, sagt seine Frau. „Wir warten hier auf dich!“
Marko legt das Handy auf den Nachttisch. Er streichelt den Wurm; mit dem Daumennagel fährt er sanft über die Rillen und Glieder des Tiers.
„Marko?“, krächzt die Stimme seiner Frau aus dem Lautsprecher. „Was ist los bei dir?“
„Bin unterwegs“, sagt er und beendet den Anruf. Dann schließt er die Augen und legt sich auf die andere Seite.
Früher als sonst steigt Marko aus dem Bett, obwohl er sich gerne noch eine halbe Stunde auf die andere Seite gelegt hätte, doch er muss aufstehen, denn da ist dieser Wurm.
Er neigt den Kopf und betrachtet das Tier im Badezimmerspiegel. Schlaff hängt der Wurm an seinem Hals, knapp einen Zentimeter über dem Adamsapfel, wo er sich in der Nacht durch die Haut gebohrt haben muss; zumindest fällt Marko keine andere Erklärung dafür ein, denn am Abend zuvor hat er geduscht, sich rasiert und mit seiner Frau geschlafen, da wäre ihm – oder ihr, so hofft er – ein fingerdicker Wurm, der bis auf Höhe seines Brustbeins herabhängt, bestimmt aufgefallen. Die Stelle, an der das Tier die Haut durchdrungen hat, weist keinerlei Rötung oder Anzeichen einer Verletzung auf und als er genau hinsieht, bemerkt er, dass seine Haut die ersten Millimeter des Wurms überwuchert.
Marko stützt sich mit beiden Armen am Waschbecken ab. Er atmet tief durch, blickt nach unten und fixiert die Spitze des Wurms, die leicht hin und her pendelt. Ob das wohl der Schwanz ist?, fragt er sich. Dann – und er könnte sich dafür ohrfeigen, dass er nicht eher daran gedacht hat – durchfährt ihn ein Gedanke: Lebt er noch?
Marko zittert am ganzen Körper und der Wurm zittert mit ihm. Als er das Tier berührt, ertönt die Stimme seiner Frau aus dem unteren Stockwerk: „Marko“, sagt sie, „bist du wach?“
„Ja“, sagt er.
„Ich fahre jetzt los. Sei bitte pünktlich heute Abend.“
„Ja“, sagt er.
Er hört das Klacken ihrer Stöckelschuhe auf dem Granitboden. Die Tür fällt ins Schloss und kurz darauf vernimmt er das Dröhnen des Motors.
20:38 Uhr
„Ich werde pünktlich sein“, sagt Marko.
„Was redest du da?“, sagt seine Frau. „Wir warten hier auf dich!“
Marko legt das Handy auf den Nachttisch. Er streichelt den Wurm; mit dem Daumennagel fährt er sanft über die Rillen und Glieder des Tiers.
„Marko?“, krächzt die Stimme seiner Frau aus dem Lautsprecher. „Was ist los bei dir?“
„Bin unterwegs“, sagt er und beendet den Anruf. Dann schließt er die Augen und legt sich auf die andere Seite.
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