Dichter Erdling
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Im weltbekannten Roman „Sense and Sensibility“ von Jane Austen geht es um die Liebesirrungen zweier Schwestern, wobei sich die eine Schwester ganz auf ihr Gefühl (Sensibility) verlässt, während die andere vorzugsweise alles auf Vernunft und Verstand (Sense) setzt.
Am Ende ist es der Mittelweg zwischen Gefühl und Vernunft, der die Schwestern an ein glückliches Ende führt.
Die Gegensätze zwischen „Emotion“ und „Rationalität“, die Austen hier behandelt, beschäftigen die Menschheit schon lange. Kontinuierlich finden wir uns in diesem Spannungsfeld wieder.
Gegenwärtig stellt sich das Thema ganz besonders zur Debatte.
(Überlegungen aus aktuellem Anlass.)
In der heutigen Zeit, so scheint, wird der Mensch oft bloß unter technokratischen Gesichtspunkten betrachtet.
Was zählt, sind harte Fakten und Kalkül. Der Mensch soll vor allem funktionieren und das gesamte Weltgefüge wird einmal mehr als etwas starr Mechanistisches verstanden.
Die kühle Vernunft wird hochgejazzt und bejubelt, wird gar als DAS menschliche Distinktionsmerkmal herausgekehrt – nur das wird dem Menschlichen so gar nicht gerecht.
Viel öfter als vernünftig sind wir doch das schiere Gegenteil, aber oft unvernünftig im besten Sinn.
Wenn wir lieben, hoffen, träumen… sind wir doch alles andere als vernünftig, und sind wir in diesen Momenten nicht menschlicher als sonst wann? Ist das nicht das potentiell Beste an uns Menschen?
Viel spricht man heute von der Vernunft. Vom Verstand.
Wir sollen vernünftig sein und einer Wissenschaft folgen, hört man nun allenthalben.
Vernünftig sein sollen wir und Maßnahmen mittragen.
Vernünftig sein und auf eine Politik vertrauen, auch wenn deren Pläne oft ungute Gefühle in uns auslösen mögen.
Vernünftig sein und auf jene Experten hören, die einer Aufrüstung das Wort reden. Denn die bräuchte es jetzt, hört man, mehr denn je: Aufrüstung. Für eine Sicherheitspolitik, die ja doch nur vernünftig ist.
Im Zweifelsfall soll man nun der eigenen Intuition misstrauen, sofern die das grimmig Bewaffnete vielleicht noch skeptisch sieht, soll man emotionalisierte Ideale wie „Die Waffen nieder!“ weitestgehend vergessen.
„Vernünftig sein!“ ist die Devise, die man beständig an uns heranträgt.
Als ginge es vor allem um die reine Vernunft: So tut man heute gern.
Aber dann, bei genauerem Hinsehen, es scheint: Viel mehr hängt diese Welt dann doch am schieren Gegenteil. An unserem Gefühl.
Was wir fühlen sollen: Darum geht es doch immer öfter.
Das will man uns vorgeben: Wie wir zu fühlen haben.
Dabei sind die Gefühle, an die man appelliert, meist negativer Art. Angst, Hass, Missgunst, Empörung… werden in uns erweckt.
Immer wieder, wir fühlen es:
Angst vor Terroranschlägen. Empörung. Hass auf Terroristen und ihre Herkunftsländer.
Angst vor sozialem Abstieg. Verachtung und Missgunst für jene, die man unter sich selbst verortet. Sowieso hauptsächlich Negativ-Gefühle im beständigen Gegeneinander des omnipräsenten „Wettbewerbs“, der sich auf allen Ebenen abspielt und der nie genug für alle gewährleistet.
Dann: Angst vor einem Virus. Angst vor und Hass und Verachtung für Ungeimpfte und Maßnahmenkritiker während der Corona-Zeit.
Jetzt: Angst vor dem Russen, Angst vor Israels Gegenspielern, Angst vor vermeintlichen Feinden der selbsternannten Guten, Hass auf ganze Völker.
Ausgesuchte Empörung über etwaige Gräueltaten im Krieg, die, obwohl Gräueltaten auf allen Seiten passieren, immer nur der Gegenseite gilt.
Mit diesen Negativ-Gefühlen macht man fortwährend Politik.
Macht man Kriege.
Kriege nach innen und nach außen.
Kriege gegen Völker und Kriege gegen das eigene Volk.
Raketen, Feuergeschosse, Panzer, Zerstörung… auf der einen Seite und auf der anderen: Gängelung, Reglementierung, Einschränkung, Zwang, Überwachung, Knausrigkeit, Enge...
Der Ursprung für all das liegt in diversen Gefühlen, zu denen wir alle unentwegt verleitet, zu denen wir hingeführt werden.
Diese Gefühle lähmen uns und machen uns klein.
Ängstlich verharren wir in einer Schockstarre sind weitestgehend nur noch verstörte Zuschauer, die die Geschicke dieser Welt nur allzu gern in fremde Hände legen.
Das Fühlen ist ja doch zentral für alles. Vor allem sind wir doch fühlende Wesen.
Das Gefühl ist primär, auch wenn man vordergründig nun oft gern von einer Vernunft spricht.
Oft benutzt man die Vernunft gar nur, um unsere Gefühle zu beeinflussen.
Man jongliert mit Zahlen, Tabellen, Statistiken, um die negativen Gefühle zu nähren.
Zwei Beispiele:
* Ab 2020 wurden wir - etwa auf plötzlich aufpoppenden Dashboards – beständig mit Zahlenmaterial zugeschüttet. Tausende Tote und Todkranke wurden uns vorgerechnet, es wurde die Krankenhausauslastung als höchst dramatisch dargestellt, um der Angst vor Corona täglich neues Futter zu geben und um Zustimmung zu den harschen politischen Maßnahmen zu erzielen. Dabei war es von Anfang an mehr als unklar, wer mit und wer wegen der C-Erkrankung im Hospital liegt und Vergleichswerte in puncto Krankenhausauslastung aus der Zeit vor Corona, welche eine sachliche Einordnung erlaubt hätten, gab es schlichtweg nicht.
Die Vernunftebene war also ziemlich nebulös, eigentlich.
Trotzdem suggerierte man, es sei jetzt vernünftig und unabdingbar, sich diversen Geboten bedingungslos unterzuordnen, dazu appellierte man eben an Gefühle der Solidarität oder Schuld („sonst sterben Oma und Opa“) und an Urängste wie die Angst vorm Erstickungstod.
Ein unehrliches, manipulatives Spiel, welches das Bild vom Volk als Souverän konterkariert und einer aufgeklärten Demokratie unwürdig ist.
* Nun, ab 2022, zum Krieg in der Ukraine: Um die Angst vor „dem Russen“ zu nähren, trägt man alle möglichen Fakten herbei, die dieses Russland schlecht aussehen lassen. Dabei erzählt man die jüngere Geschichte verkürzt und lässt alles weg, was das nunmehrige kriegerische Vorgehen Putins plausibel machen könnte. Man erzählt, dass im Vorfeld dieses Krieges Russland diverse Abrüstungsverträge gebrochen hätte und verschweigt dabei aber, dass es stets die westliche Gegenseite war, die diese Verträge (INF, Open Skies, START, NEW START…) zuerst aufgekündigt hat. Das aggressiv-expansive Gehabe einer NATO wird vergessen gemacht, um Russland als alleinigen Aggressor in diesem Konflikt darstellen zu können.
In weiterer Folge suggeriert man, es sei jetzt vernünftig und dringend geboten, alles auf Aufrüstung zu setzen und kriegerisch zu werden, sich diversen Befehlen unterzuordnen.
Dazu appelliert man an ein elementares Sicherheitsbedürfnis und an althergebrachte Ängste wie eben jene vor „dem Russen“.
So geht das jetzt immer wieder:
Fakten und Zusammenhänge, welche einen Zweifel an der offiziellen Darstellung oder andere Empfindungen nähren könnten, blendet man uns aus oder erklärt sie zum Tabu.
So manipuliert man unsere Gefühlswelt, bis diese in einer politischen Agenda aufgeht.
Was wir heute fühlen sollen, ist selten konstruktiv.
Es gibt kaum noch beworbene Fakten, welche uns Großmut, Völkerverständigung oder das Friedliche nahelegen. Wir sollen anderes fühlen.
Am Ende kommen unsere Gefühle immer jemandem an der Spitze der Machtpyramide zupass. Der macht dann Geschäfte mit Kriegsgerät, mit medizinischen Produkten, mit Überwachungskram, erweitert seine Einflussbereiche oder profitiert von unserer geschwächten Position als Lohnabhängige, spart am Sozialen und scheffelt der Kapitalelite weitere Gelder zu.
Von daher züchtet man in uns auch leidenschaftlich gern den Neid und die Missgunst auf Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger heran, derweil die Reichen unbehelligt immer reicher werden dürfen. Man kanalisiert den Hass nach unten; das festigt die bestehenden Verhältnisse, selbst wenn sie bereits himmelschreiend unrecht und ungerecht sind – und ihrerseits Negativgefühle forcieren.
Haufenweise irrationale Ängste will man uns einreden.
Ängste, die man uns austreiben will, gibt es aber auch.
Besonders dort, wo man von der „Ratio“ redet, wird oft nur versucht, ein an sich gesundes Empfinden als etwas komplett Irrationales darzustellen.
Dabei geht es oft um Gefühle, die sich relativ gesehen weitaus besser begründen lassen als jene, die man uns einreden will, also die vernünftigeren und naheliegenderen Ängste, Befürchtungen, etwa:
* Angesichts eines zunehmend autoritär auftretenden Staates musste man in Zeiten von Corona ja zwangsläufig aus einem gesunden Abwehrmechanismus heraus eine gewisse Angst vor ebenjenem Staat entwickeln.
* Angesichts der himmelschreiend ungerechten globalen Vermögenskonzentration, angesichts von zunehmenden zwischenstaatlichen Spannungen, Kriegen, Verelendung, Ausbeutung, Armut… müsste man längst schon eine Bangigkeit verspüren, was das gesamte Weltsystem angeht und sich umgehend skeptisch gegen jene wenden, die in diesem System oben sind und das Sagen haben.
* Angesichts einer noch nie dagewesenen Aufrüstung, wie sie derzeit gelebt wird, angesichts zahlreicher krieggewordener Konflikte, angesichts einer sich immer deutlicher abzeichnenden Weltkriegsgefahr, Frontenverhärtung auf allen Seiten, angesichts einer rekordmäßig weit vorgerückten Weltuntergangsuhr, atomarer Bedrohung… müsste die schlimmste Angst aller Erdbewohner doch nun genau hier begründet liegen.
Wirklich müsste dies derzeit die dringlichste Angst sein, mit der wir uns herumschlagen; aber doch redet die Welt nur sehr laut vom personifizierten Bösen, das, seltsam, natürlich auch punktgenau immer dort sitzt, wo irgendwelche Interessen derjenigen tangiert werden, die bei uns in der Pyramide oben hocken.
Selbst noch angesichts der Umwelt- und Klimaproblematik, die ja gemeinhin als akzeptierte Besorgnis gilt, relativiert man hier plötzlich und tut so, als wäre es gerade im Hinblick darauf nicht etwa irrsinnig, eine wahnwitzige Aufrüstung voranzutreiben und zerstörerische Kriege weiterzuführen.
Die Angst vor einem als „böse“ deklarierten Feind in unseren Köpfen soll an dieser Stelle größer sein als die Angst vor der sehr wirklichen Zerstörung unserer Welt, welche mit der Feindbekämpfung einhergeht.
Die vernünftigeren, naheliegenderen, gut begründbaren Ängste werden heute so gar nicht ernst genommen, sondern werden uns gar noch in Abrede gestellt.
Solcherart zu fühlen/denken wäre „feige“ oder würde „nur einem Feind in die Hände spielen“ - sagt man uns, wenn wir uns aktuell besonders vor Atomschlägen, Weltkriegen und der Apokalypse fürchten.
Solcherart zu fühlen/denken wäre grad „unangebracht“ und würde „Menschen gefährden“ – sagte man uns, wenn wir die politischen Maßnahmen zu einer vermeintlich alternativlosen Pandemiebekämpfung als überschießend und unangemessen betrachteten.
Solcherart zu fühlen/denken würde schließlich alles in Frage stellen, und das geht nicht – sagt man uns, wenn sich nun mal alles sehr offenkundig in Frage stellt.
Oder man spricht punktgenau dann von einer „Neiddebatte“, wenn man es kritisiert, dass die Reichen den Gesellschaften zu fast nichts mehr verpflichtet sind und dass gerade ihre ausgedehnten Machtbereiche unsere Demokratien torpedieren. Abgesehen davon, dass es in dieser Frage gar nicht um Neid, sondern um selbstredende Ungerechtigkeit geht, geschieht hier Interessantes: Plötzlich gilt der Neid als ein Tabu, während er uns an anderer Stelle förmlich eingeredet wird – etwa, wenn ein Hartz-IV-Empfänger ins Kaffeehaus gehen möchte.
Wir werden mit Propaganda überschüttet, welche uns weismachen will, die finanziell geschwächten Menschen im Unten wären allesamt nur gierig und faul und sie bekämen zu viel, sodass man sie stets hart anpacken und ihnen das Wenigste noch wegnehmen müsse - während man die unfassbar Reichen nur mit Samthandschuhen anfasst, auch wenn deren Gier uns wirklich und am meisten schadet. Das Geld, das die Reichen absaugen, wird ja doch dem Wirtschaftskreislauf oft effektiv entzogen und ruht unangetastet in Steueroasen, Stiftungen oder wird in exklusiven Luxus investiert; dagegen das Geld, das an Bedürftige ausgegeben wird, geht fast immer sofort in diesen Kreislauf zurück, der Wirtschaft eigentlich sein sollte – ist also kein solcher Schaden an sich.
Und dennoch:
Nach unten zu sollen wir Misstrauen, Missgunst entwickeln, nach oben zu nicht.
Manche Ängste, Emotionen sollen wir eben NICHT fühlen.
Sie stehen den Geschäften mit dem Krieg, dem größten Medizingeschäft aller Zeiten oder den geldabsaugenden Geschäften allgemein recht unpraktisch im Weg.
Unterm Strich gestaltet sich diese Welt aus dem heraus, was man uns an Gefühlen ein- und ausredet.
Man beeinflusst und begrenzt unsere Wahrnehmung und daraus folgend unsere Gefühle, um sich selbst damit die großen, geldprofitorientierten Entscheidungen formal abzusegnen.
Die gesunden Ängste will man uns austreiben, ungesunde uns einreden.
Gefühle, welche positiv und konstruktiv wirken könnten im Hinblick auf eine gute Weltgemeinschaft, dürfen gar nicht erst gedeihen.
Was wir fühlen, ist nicht egal.
Es lockt uns nicht nur die Werbung, ein neues Paar Schuhe zu kaufen.
Die Werkzeuge der Macht sind ganz gezielt auf unsere Emotionen gerichtet, damit wir nicht aufmucken, wenn die Geldmächtigsten der Welt diesen Planeten nach ihrem Gusto gestalten.
Was wir fühlen sollen, geht meist in einer fragwürdigen Agenda auf.
In diesem Sinne werden wir täglich emotional gelockt und verführt, angestupst und geschubst („Nudging“), hin zu einem vordefinierten, gewünschten Verhalten, einer entsprechenden Meinung, einem Gefühl.
Verhalten, Meinungen, Gefühle sind das, die im Sinne eines gemeinwohlorientierten, friedlichen Fortschritts der Menschheit meist völlig und vollkommen UNVERNÜNFTIG sind und ganz sicher zu keinem glücklichen Ende führen.
Am Ende ist es der Mittelweg zwischen Gefühl und Vernunft, der die Schwestern an ein glückliches Ende führt.
Die Gegensätze zwischen „Emotion“ und „Rationalität“, die Austen hier behandelt, beschäftigen die Menschheit schon lange. Kontinuierlich finden wir uns in diesem Spannungsfeld wieder.
Gegenwärtig stellt sich das Thema ganz besonders zur Debatte.
(Überlegungen aus aktuellem Anlass.)
In der heutigen Zeit, so scheint, wird der Mensch oft bloß unter technokratischen Gesichtspunkten betrachtet.
Was zählt, sind harte Fakten und Kalkül. Der Mensch soll vor allem funktionieren und das gesamte Weltgefüge wird einmal mehr als etwas starr Mechanistisches verstanden.
Die kühle Vernunft wird hochgejazzt und bejubelt, wird gar als DAS menschliche Distinktionsmerkmal herausgekehrt – nur das wird dem Menschlichen so gar nicht gerecht.
Viel öfter als vernünftig sind wir doch das schiere Gegenteil, aber oft unvernünftig im besten Sinn.
Wenn wir lieben, hoffen, träumen… sind wir doch alles andere als vernünftig, und sind wir in diesen Momenten nicht menschlicher als sonst wann? Ist das nicht das potentiell Beste an uns Menschen?
Viel spricht man heute von der Vernunft. Vom Verstand.
Wir sollen vernünftig sein und einer Wissenschaft folgen, hört man nun allenthalben.
Vernünftig sein sollen wir und Maßnahmen mittragen.
Vernünftig sein und auf eine Politik vertrauen, auch wenn deren Pläne oft ungute Gefühle in uns auslösen mögen.
Vernünftig sein und auf jene Experten hören, die einer Aufrüstung das Wort reden. Denn die bräuchte es jetzt, hört man, mehr denn je: Aufrüstung. Für eine Sicherheitspolitik, die ja doch nur vernünftig ist.
Im Zweifelsfall soll man nun der eigenen Intuition misstrauen, sofern die das grimmig Bewaffnete vielleicht noch skeptisch sieht, soll man emotionalisierte Ideale wie „Die Waffen nieder!“ weitestgehend vergessen.
„Vernünftig sein!“ ist die Devise, die man beständig an uns heranträgt.
Als ginge es vor allem um die reine Vernunft: So tut man heute gern.
Aber dann, bei genauerem Hinsehen, es scheint: Viel mehr hängt diese Welt dann doch am schieren Gegenteil. An unserem Gefühl.
Was wir fühlen sollen: Darum geht es doch immer öfter.
Das will man uns vorgeben: Wie wir zu fühlen haben.
Dabei sind die Gefühle, an die man appelliert, meist negativer Art. Angst, Hass, Missgunst, Empörung… werden in uns erweckt.
Immer wieder, wir fühlen es:
Angst vor Terroranschlägen. Empörung. Hass auf Terroristen und ihre Herkunftsländer.
Angst vor sozialem Abstieg. Verachtung und Missgunst für jene, die man unter sich selbst verortet. Sowieso hauptsächlich Negativ-Gefühle im beständigen Gegeneinander des omnipräsenten „Wettbewerbs“, der sich auf allen Ebenen abspielt und der nie genug für alle gewährleistet.
Dann: Angst vor einem Virus. Angst vor und Hass und Verachtung für Ungeimpfte und Maßnahmenkritiker während der Corona-Zeit.
Jetzt: Angst vor dem Russen, Angst vor Israels Gegenspielern, Angst vor vermeintlichen Feinden der selbsternannten Guten, Hass auf ganze Völker.
Ausgesuchte Empörung über etwaige Gräueltaten im Krieg, die, obwohl Gräueltaten auf allen Seiten passieren, immer nur der Gegenseite gilt.
Mit diesen Negativ-Gefühlen macht man fortwährend Politik.
Macht man Kriege.
Kriege nach innen und nach außen.
Kriege gegen Völker und Kriege gegen das eigene Volk.
Raketen, Feuergeschosse, Panzer, Zerstörung… auf der einen Seite und auf der anderen: Gängelung, Reglementierung, Einschränkung, Zwang, Überwachung, Knausrigkeit, Enge...
Der Ursprung für all das liegt in diversen Gefühlen, zu denen wir alle unentwegt verleitet, zu denen wir hingeführt werden.
Diese Gefühle lähmen uns und machen uns klein.
Ängstlich verharren wir in einer Schockstarre sind weitestgehend nur noch verstörte Zuschauer, die die Geschicke dieser Welt nur allzu gern in fremde Hände legen.
Das Fühlen ist ja doch zentral für alles. Vor allem sind wir doch fühlende Wesen.
Das Gefühl ist primär, auch wenn man vordergründig nun oft gern von einer Vernunft spricht.
Oft benutzt man die Vernunft gar nur, um unsere Gefühle zu beeinflussen.
Man jongliert mit Zahlen, Tabellen, Statistiken, um die negativen Gefühle zu nähren.
Zwei Beispiele:
* Ab 2020 wurden wir - etwa auf plötzlich aufpoppenden Dashboards – beständig mit Zahlenmaterial zugeschüttet. Tausende Tote und Todkranke wurden uns vorgerechnet, es wurde die Krankenhausauslastung als höchst dramatisch dargestellt, um der Angst vor Corona täglich neues Futter zu geben und um Zustimmung zu den harschen politischen Maßnahmen zu erzielen. Dabei war es von Anfang an mehr als unklar, wer mit und wer wegen der C-Erkrankung im Hospital liegt und Vergleichswerte in puncto Krankenhausauslastung aus der Zeit vor Corona, welche eine sachliche Einordnung erlaubt hätten, gab es schlichtweg nicht.
Die Vernunftebene war also ziemlich nebulös, eigentlich.
Trotzdem suggerierte man, es sei jetzt vernünftig und unabdingbar, sich diversen Geboten bedingungslos unterzuordnen, dazu appellierte man eben an Gefühle der Solidarität oder Schuld („sonst sterben Oma und Opa“) und an Urängste wie die Angst vorm Erstickungstod.
Ein unehrliches, manipulatives Spiel, welches das Bild vom Volk als Souverän konterkariert und einer aufgeklärten Demokratie unwürdig ist.
* Nun, ab 2022, zum Krieg in der Ukraine: Um die Angst vor „dem Russen“ zu nähren, trägt man alle möglichen Fakten herbei, die dieses Russland schlecht aussehen lassen. Dabei erzählt man die jüngere Geschichte verkürzt und lässt alles weg, was das nunmehrige kriegerische Vorgehen Putins plausibel machen könnte. Man erzählt, dass im Vorfeld dieses Krieges Russland diverse Abrüstungsverträge gebrochen hätte und verschweigt dabei aber, dass es stets die westliche Gegenseite war, die diese Verträge (INF, Open Skies, START, NEW START…) zuerst aufgekündigt hat. Das aggressiv-expansive Gehabe einer NATO wird vergessen gemacht, um Russland als alleinigen Aggressor in diesem Konflikt darstellen zu können.
In weiterer Folge suggeriert man, es sei jetzt vernünftig und dringend geboten, alles auf Aufrüstung zu setzen und kriegerisch zu werden, sich diversen Befehlen unterzuordnen.
Dazu appelliert man an ein elementares Sicherheitsbedürfnis und an althergebrachte Ängste wie eben jene vor „dem Russen“.
So geht das jetzt immer wieder:
Fakten und Zusammenhänge, welche einen Zweifel an der offiziellen Darstellung oder andere Empfindungen nähren könnten, blendet man uns aus oder erklärt sie zum Tabu.
So manipuliert man unsere Gefühlswelt, bis diese in einer politischen Agenda aufgeht.
Was wir heute fühlen sollen, ist selten konstruktiv.
Es gibt kaum noch beworbene Fakten, welche uns Großmut, Völkerverständigung oder das Friedliche nahelegen. Wir sollen anderes fühlen.
Am Ende kommen unsere Gefühle immer jemandem an der Spitze der Machtpyramide zupass. Der macht dann Geschäfte mit Kriegsgerät, mit medizinischen Produkten, mit Überwachungskram, erweitert seine Einflussbereiche oder profitiert von unserer geschwächten Position als Lohnabhängige, spart am Sozialen und scheffelt der Kapitalelite weitere Gelder zu.
Von daher züchtet man in uns auch leidenschaftlich gern den Neid und die Missgunst auf Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger heran, derweil die Reichen unbehelligt immer reicher werden dürfen. Man kanalisiert den Hass nach unten; das festigt die bestehenden Verhältnisse, selbst wenn sie bereits himmelschreiend unrecht und ungerecht sind – und ihrerseits Negativgefühle forcieren.
Haufenweise irrationale Ängste will man uns einreden.
Ängste, die man uns austreiben will, gibt es aber auch.
Besonders dort, wo man von der „Ratio“ redet, wird oft nur versucht, ein an sich gesundes Empfinden als etwas komplett Irrationales darzustellen.
Dabei geht es oft um Gefühle, die sich relativ gesehen weitaus besser begründen lassen als jene, die man uns einreden will, also die vernünftigeren und naheliegenderen Ängste, Befürchtungen, etwa:
* Angesichts eines zunehmend autoritär auftretenden Staates musste man in Zeiten von Corona ja zwangsläufig aus einem gesunden Abwehrmechanismus heraus eine gewisse Angst vor ebenjenem Staat entwickeln.
* Angesichts der himmelschreiend ungerechten globalen Vermögenskonzentration, angesichts von zunehmenden zwischenstaatlichen Spannungen, Kriegen, Verelendung, Ausbeutung, Armut… müsste man längst schon eine Bangigkeit verspüren, was das gesamte Weltsystem angeht und sich umgehend skeptisch gegen jene wenden, die in diesem System oben sind und das Sagen haben.
* Angesichts einer noch nie dagewesenen Aufrüstung, wie sie derzeit gelebt wird, angesichts zahlreicher krieggewordener Konflikte, angesichts einer sich immer deutlicher abzeichnenden Weltkriegsgefahr, Frontenverhärtung auf allen Seiten, angesichts einer rekordmäßig weit vorgerückten Weltuntergangsuhr, atomarer Bedrohung… müsste die schlimmste Angst aller Erdbewohner doch nun genau hier begründet liegen.
Wirklich müsste dies derzeit die dringlichste Angst sein, mit der wir uns herumschlagen; aber doch redet die Welt nur sehr laut vom personifizierten Bösen, das, seltsam, natürlich auch punktgenau immer dort sitzt, wo irgendwelche Interessen derjenigen tangiert werden, die bei uns in der Pyramide oben hocken.
Selbst noch angesichts der Umwelt- und Klimaproblematik, die ja gemeinhin als akzeptierte Besorgnis gilt, relativiert man hier plötzlich und tut so, als wäre es gerade im Hinblick darauf nicht etwa irrsinnig, eine wahnwitzige Aufrüstung voranzutreiben und zerstörerische Kriege weiterzuführen.
Die Angst vor einem als „böse“ deklarierten Feind in unseren Köpfen soll an dieser Stelle größer sein als die Angst vor der sehr wirklichen Zerstörung unserer Welt, welche mit der Feindbekämpfung einhergeht.
Die vernünftigeren, naheliegenderen, gut begründbaren Ängste werden heute so gar nicht ernst genommen, sondern werden uns gar noch in Abrede gestellt.
Solcherart zu fühlen/denken wäre „feige“ oder würde „nur einem Feind in die Hände spielen“ - sagt man uns, wenn wir uns aktuell besonders vor Atomschlägen, Weltkriegen und der Apokalypse fürchten.
Solcherart zu fühlen/denken wäre grad „unangebracht“ und würde „Menschen gefährden“ – sagte man uns, wenn wir die politischen Maßnahmen zu einer vermeintlich alternativlosen Pandemiebekämpfung als überschießend und unangemessen betrachteten.
Solcherart zu fühlen/denken würde schließlich alles in Frage stellen, und das geht nicht – sagt man uns, wenn sich nun mal alles sehr offenkundig in Frage stellt.
Oder man spricht punktgenau dann von einer „Neiddebatte“, wenn man es kritisiert, dass die Reichen den Gesellschaften zu fast nichts mehr verpflichtet sind und dass gerade ihre ausgedehnten Machtbereiche unsere Demokratien torpedieren. Abgesehen davon, dass es in dieser Frage gar nicht um Neid, sondern um selbstredende Ungerechtigkeit geht, geschieht hier Interessantes: Plötzlich gilt der Neid als ein Tabu, während er uns an anderer Stelle förmlich eingeredet wird – etwa, wenn ein Hartz-IV-Empfänger ins Kaffeehaus gehen möchte.
Wir werden mit Propaganda überschüttet, welche uns weismachen will, die finanziell geschwächten Menschen im Unten wären allesamt nur gierig und faul und sie bekämen zu viel, sodass man sie stets hart anpacken und ihnen das Wenigste noch wegnehmen müsse - während man die unfassbar Reichen nur mit Samthandschuhen anfasst, auch wenn deren Gier uns wirklich und am meisten schadet. Das Geld, das die Reichen absaugen, wird ja doch dem Wirtschaftskreislauf oft effektiv entzogen und ruht unangetastet in Steueroasen, Stiftungen oder wird in exklusiven Luxus investiert; dagegen das Geld, das an Bedürftige ausgegeben wird, geht fast immer sofort in diesen Kreislauf zurück, der Wirtschaft eigentlich sein sollte – ist also kein solcher Schaden an sich.
Und dennoch:
Nach unten zu sollen wir Misstrauen, Missgunst entwickeln, nach oben zu nicht.
Manche Ängste, Emotionen sollen wir eben NICHT fühlen.
Sie stehen den Geschäften mit dem Krieg, dem größten Medizingeschäft aller Zeiten oder den geldabsaugenden Geschäften allgemein recht unpraktisch im Weg.
Unterm Strich gestaltet sich diese Welt aus dem heraus, was man uns an Gefühlen ein- und ausredet.
Man beeinflusst und begrenzt unsere Wahrnehmung und daraus folgend unsere Gefühle, um sich selbst damit die großen, geldprofitorientierten Entscheidungen formal abzusegnen.
Die gesunden Ängste will man uns austreiben, ungesunde uns einreden.
Gefühle, welche positiv und konstruktiv wirken könnten im Hinblick auf eine gute Weltgemeinschaft, dürfen gar nicht erst gedeihen.
Was wir fühlen, ist nicht egal.
Es lockt uns nicht nur die Werbung, ein neues Paar Schuhe zu kaufen.
Die Werkzeuge der Macht sind ganz gezielt auf unsere Emotionen gerichtet, damit wir nicht aufmucken, wenn die Geldmächtigsten der Welt diesen Planeten nach ihrem Gusto gestalten.
Was wir fühlen sollen, geht meist in einer fragwürdigen Agenda auf.
In diesem Sinne werden wir täglich emotional gelockt und verführt, angestupst und geschubst („Nudging“), hin zu einem vordefinierten, gewünschten Verhalten, einer entsprechenden Meinung, einem Gefühl.
Verhalten, Meinungen, Gefühle sind das, die im Sinne eines gemeinwohlorientierten, friedlichen Fortschritts der Menschheit meist völlig und vollkommen UNVERNÜNFTIG sind und ganz sicher zu keinem glücklichen Ende führen.
(geschrieben am 08. 08. 2024)
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