Sex mit Kafka

Rachel

Mitglied
Sex mit Kafka

Geht eigentlich täglich, oder?

Irgendwie … hat er schöne Ohren? Wahrscheinlich war der unfassbare Mann ohne Verwandlung mit einer ausgefuchsten Unfallversicherung bestückt.
Wurden sämtliche Risiken vor dem Akt im haarigen Aktenordner schriftlich ausgemessen.

Rutschte die Schweißbrille los, glitten sie ins unterirdische Gerüst, dem poliertesten Stand aufs windigste Fell. Die ganze Sturmhaube vor Mitternacht.

Von meiner Drohne aus gesehen sabbert der Laich samt Pool in den Ausguss. Gerüche im klebrigen Teppich wachsen schrittartig zu.
Neue und alte Sicherungen sprengen und knallen sich gegenseitig sexistisch auf, bleiben aber ununterbrochen offen.
 

Mimi

Mitglied
Ich werde Deine Kurzprosa noch ein paarmal lesen, liebe Rachel, irgendwie entsteht da (noch) kein recht klares Bild bei mir.

Interessant ist der Text allemal ...

Gruß
Mimi
 

Bo-ehd

Mitglied
Wer, bitte, erklärt mir, was gemeint ist und wo sich zwischen diesen Wörtern der Sex mit oder im Sinne oder im Stil Kafkas versteckt hat.
 

Rachel

Mitglied
Hallo Bo-ehd, danke für die gute Frage ... die keiner beantworten kann. Die ich mir vorab und beim Schreiben aber auch stellte und weiter projiziere, wenn ich mich medial und gleichzeitig in meinen eigenen populären Kafka-Reminiszenzen versuche umzublicken.

Neulich Radio an ... und plötzlich bin ich mit der schamlosen Überlegung konfrontiert, ob Kafka schwul war. Dabei wollte ich endlich mal wieder seine Kurztexte lesen. Aber dann kam die Frage, ob das überbordende Raushängen der Sexualität in den Tratsch-Medien so langsam wie eine Eisenkugel am Bein der trickreich weg amputierten Zeit hängt.

Deshalb wiederhole ich gerne deine verdammt gute Frage, lieber Bo-ehd: Wer, bitte, kann erklären, was gemeint ist und wo sich zwischen diesen Wörtern ... unser Intimleben befindet?

Grüße auch an Mimi :)
 
Neulich Radio an ... und plötzlich bin ich mit der schamlosen Überlegung konfrontiert, ob Kafka schwul war. Dabei wollte ich endlich mal wieder seine Kurztexte lesen. Aber dann kam die Frage, ob das überbordende Raushängen der Sexualität in den Tratsch-Medien so langsam wie eine Eisenkugel am Bein der trickreich weg amputierten Zeit hängt.
Also, das geht auf Saul Friedländers Buch "Franz Kafka" (Beck Verlag, 2012) zurück. Obwohl Kafkas Sexualität bei Friedländer nur eines von mehreren untersuchten Hauptthemen darstellt, hat sich das Medienecho danach leider ganz überwiegend vor allem damit befasst. Von mir gab es hier in der LL früher eine Rezension zu lesen, bis zum Ende des entsprechenden Unterforums. Sie steht noch bei Versalia und bei Bookrix (dort im E-Book "Flaubert. Kafka. Gadda - Neun Aufsätze). Eine ausführliche Besprechung aus anderer Feder findet sich auch hier: https://www.literaturforum.de/threads/15209-saul-friedlaender-franz-kafka.

Dein Text, Rachel. scheint mich vielleicht ein wenig zu überfordern. Bin aber neugierig, was hier noch an Reaktionen und Aufschlüssen kommen mag.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

Rachel

Mitglied
Danke Arno, für deine interessanten Hinweise. :) Kann gut sein, dass es um Friedländer ging, ich kann es nicht sagen, da ich das Radio ad hoc abstellte. Wichtiger Aspekt: Die Sekundärliteratur überragt die Primärliteratur um ein Vielfaches, das heißt, man müsste zehn Leben kriegen ... nur fürs Lesen.

Ich war inzwischen mit altem Anfänger-Geist bei seinen Originalen, fand sogar noch ein gelbes Reclam mit seiner Kurzprosa, dachte, das hätte ich längst ins offene Bücherregal. Der wunderbare Kafka war also erhalten; jeder bespielt seinen eigenen und den kollektiven gibt es oben drauf. LG
 



 
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