Souza

Hundsstern

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"Keine Polizei", sagt Souza zu seiner Frau.

"Aber...", sie mag nicht weinen, kämpft dagegen an.

"Keine Polizei", wiederholt er, versiegelt ihren Mund mit dem Zeigefinger und bedeutet ihr, leise zu sein, um die Kinder nicht aufzuwecken.

Dann flüsternd: "Wir regeln das auf unsere Art und Weise..."

Souza hat das Opfer selbst entdeckt, in der frühen Morgendämmerung, weil er nicht schlafen kann, ... die gnadenlose Hitze, die sich zwischen den Mietshäusern staut.

Schon der Blick aus dem Fenster hat ihn sicher sein lassen, dass aus dem schönen Körper alles Leben gewichen ist.

Unten, am Schauplatz der feigen Tat - noch ist es nichts als still - und niemand wach, findet er sich bestätigt.

Die Stiche, 13 an der Zahl, haben die Haut praktisch zerfetzt und sind tief, so tief, dass der Täter oder die Täterin mit grosser Wut zugestochen haben muss. Wie im Wahn. Wieder und wieder.

Wer immer es getan hat, muss sich hier gut, wirklich gut auskennen. Die Menschen, ihre Gewohnheiten.

Souzas scharfer Geist beginnt bereits, den Kreis der Verdächtigen aus der Nachbarschaft durchzusieben.

Fröhlich. Der Blockwart- Rentner. Die Tschechowa, die an einem geheimnisvollen Manuskript arbeitet. Wessing, die Mutter des angeblich gemobbten Nachbarkinds. Und Maria Bragant, die Kinderlose, die so gerne viele Kinder gehabt hätte - und keine bekommen kann. Oder nicht den Mann, den sie dazu braucht.

Sie alle haben Mittel, Motiv und Gelegenheit. Aber darum wird sich Souza später kümmern. First things first.

Als er Spuren und Opfer sanft beseitigt, glaubt er, Blicke auf sich zu spüren. Schaut sich um. Nichts, niemand, nur der Morgen, der beschlossen hat, als glühendheisser Tag in Erinnerung zu bleiben.

Minuten später ist da nur noch ein fast perfekter Kreis von niedergedrücktem, bräunlich eingefärbtem Gras. Nichts sonst erinnert an das Planschbecken.
 

jon

Mitglied
Man darf mit den Erwartungen spielen und den Leser so auf die falsche Fährte führen. Aber man darf ihn nicht belügen. In diesem Fall: Was bitte ist denn hier der Unterschied zwischen tiefen, normalen oder flachen (un-tiefen) Stichen?

Unbefriedigend ist für mich aber, dass das schnurstracks auf den Gang hinläuft, ohne die für einen Krimi (und der wird ja hier vorgegaukelt) nötigen Elemente zu haben. Es gibt nur eine "Leiche". Es gibt keinen Ermittler (Souza ermittelt ja nichts), keine möglichen Motive (der angeblichen Verdächtigen oder für das eilige Beseitigen der Leiche bzw. das Heimlichtun und den Ausschluss der Polizei), nicht nachvollziehbare Behauptungen (wie kommt Souza darauf, dass der Täter die Gewohnheiten hier kennt?) … Man erfährt noch nicht mal, wem das Planschbecken gehört.

Unter diesen Umständen lohnt ein Detail-Lektorat nicht. (z.B. Der Morgen wird garantiert nicht als Tag in Erinnerung bleiben - egal ob heiß oder kalt.)
 



 
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