claudianne
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„Gibt es etwas Schöneres als Fliegen?“, zwitschert Baba das Spätzchen immer, wenn er kleine Luft-Purzelbäume von Ast zu Ast im Gärtchen macht. „Fliegen ist das Größte, Tollste und Aufregendste auf der Welt! Mir tun alle leid, die nicht fliegen können!“, jauchzt Baba übermütig.
„Jetzt übertreib mal nicht so Baba“, versucht Fridolin der Wetterfrosch ihn wieder auf den Boden zu holen. „Ich glaube nämlich schon, dass es etwas Schöneres gibt als Fliegen: Und zwar Schwimmen!“
„Ach was“, erwidert Baba trotzig, „die kleinen langweiligen Bahnen, die du da in deiner Regentonne kreiselst, kannst du doch nicht mit meinen Luftsprüngen vergleichen.“
„Das vielleicht nicht“, sagt Fridolin ein klein wenig beleidigt, „aber schwimmen kann man ja auch in richtig großem Wasser. Und sogar tauchen. Das ist fast wie Fliegen, wenn man unter Wasser Purzelbäume macht.“
Das macht Baba nun doch ganz schön neugierig: Kann es wirklich etwas Schöneres als Fliegen geben?
Wie so oft ist das eine Frage für Olga, die weise Eule. Flink hüpft Baba über den Gartenzaun ins Wäldchen, zur großen Buche in der Olga ihr gemütliches Nest gebaut hat.
„Ach je“, denkt Baba, als er merkt, dass Olga tief und fest schläft und sogar ein bisschen schnarcht. „Ich habe mal wieder vergessen, dass Olga ja nur nachts zu sprechen ist.“
Weil Baba aber unbedingt ganz schnell wissen will ob schwimmen auch so toll ist wie fliegen, bleibt er direkt vor dem Eingang zu Olgas Höhle sitzen und wartet. Und weil er ganz schön ungeduldig ist, pfeift und zwitschert er dabei leise vor sich hin, damit Olga vielleicht ein klein wenig früher aufwacht.
Als die Sonne schon Teller groß und rot immer weiter am Himmel herunterrutscht, macht Olga endlich ihre großen gelben Augen auf. „Huhu Baba“, haucht sie noch schlaftrunken, „besuchst du mich schon wieder?“
„Olga, Olga du musst mir weiterhelfen! Kannst du schwimmen und macht es dir Spaß?“, fragt Baba ganz aufgeregt und vergisst dabei Olga zu begrüßen.
„Schwimmen? Nein, das interessiert mich auch gar nicht. Das Wasser ist kalt und nass, mir reicht es schon, wenn es regnet, das ist ungemütlich genug. Wieso willst du das wissen?“, fragt Olga.
„Fridolin der Wetterfrosch behauptet schwimmen sei genauso schön wie fliegen, das kann doch nicht sein. Fliegen ist so großartig, da kann es nichts Besseres geben.“
„Na, na kleines Spätzchen ich meine da übertreibst du. Was sollen all die Tiere dazu sagen, die nicht fliegen können? Denen wird auch nicht langweilig, weil sie dafür andere Dinge können die ihnen Spaß machen. Zum Beispiel schwimmen. Aber weißt du was, frag doch einfach jemanden der beides kann: fliegen und schwimmen.“
„Gute Idee!“, zwitschert Baba, „und welchen Schwimmflieger könnte ich da fragen?“
„Frag doch Greta die Gans, sie und ihre Gänsefreunde nehmen nach ihren Ausflügen auch gerne ein Bad im See“, schlägt Olga vor.
Greta hatte Baba schon auf seiner Suche nach der Sonne geholfen.
„Jippieh! Greta die Gans ist ja ganz, ganz nett!“, freut sich Baba, „die wird mir bestimmt wieder helfen können“.
Und schwupps ist Baba mit ein paar Luftsprüngen verschwunden und hat in seiner Eile vergessen, sich bei der noch schläfrigen Olga zu bedanken.
Unten am See tummeln sich wirklich gerade laut schnatternd alle Gänse dicht gedrängt im Wasser. So richtig Platz zum Schwimmen ist jedoch nicht, dazu sind es zu viele und der See zu klein.
Immer wieder flattert eine Gans aufgeregt mit den Flügeln „Puh, du hast mich nass gespritzt“, schnattert es dann empört aus allen Richtungen.
„Greta, wo bist du?“, ruft Baba so laut er kann in das Gansgewimmel. Und er hat Glück, bald schon hört er Greta antworten „Baba, kleiner Freund, wie schön dich zu sehen, kommst du mich besuchen?“
„Nicht nur, ich brauche auch wieder deine Hilfe, was findest du schöner: Fliegen oder schwimmen?“
„Ach weißt du“, sagt Greta, „schwimmen kann ich ja gar nicht richtig. Bei dem Gedränge hier, der See ist einfach viel zu klein. Aber oben in der Luft da ist das anders, da ist richtig viel Platz. Ich kann dir also viel vom Fliegen erzählen, aber nicht vom Schwimmen. Frag doch einen der Fische im See. Die machen doch den lieben langen Tag nichts anderes als schwimmen.“
„Na gut“, erwidert Baba ein klein wenig enttäuscht darüber, dass ihm Greta nicht weiterhelfen konnte, „Dann frag ich halt einen Fisch.
Weil es jetzt aber erst einmal dunkel wird und Baba nachts lieber in seinem Nest in Oma Nonnas Speicher ist, fliegt er schnell nach Hause. Bei Tageslicht ist es ja auch einfacher im Wasser einen Fisch zu finden.
Am nächsten Morgen ist Baba früh zurück am See. Die Gänse sind gerade zu ihrem täglichen Ausflug aufgebrochen und langsam beruhigt sich die aufgewühlte Wasseroberfläche, sodass Baba auf den Grund des Sees schauen kann. Da sieht er so einiges: Sand, Steine kleine grüne Pflanzen und sogar ein rostiges Fahrrad. Nur keinen Fisch. Also bleibt Baba mal wieder nichts anderes übrig als zu warten. Wo das doch das ist, was er am schlechtesten kann auf der Welt.
Er springt also ungeduldig von einem Bein aufs andere und starrt angestrengt ins Wasser.
Da blubbert es auf einmal und schwupps springt ein Fisch heraus und taucht gleich wieder unter. Das passiert ein paar Mal, aber der Fisch ist immer so schnell wieder weggetaucht, dass Baba keine Zeit bleibt, ihn anzusprechen.
„Sprechen Fische überhaupt?“, fragt sich Baba, der sich noch nie mit einem Fisch unterhalten hat.
Dann sieht er einen dicken Karpfen vorbei schwimmen. Ganz gemütlich zieht er seine Kreise im Wasser. Manchmal lässt er genüsslich ein paar Blubberblasen steigen und sieht sehr zufrieden dabei aus.
Fast sieht es so aus, als würde er Baba dabei anlächeln. Baba winkt dem Karpfen zu, und da sie einander nicht vorstellen können, nennt er ihn einfach Kurt. „Hallo Kurt“, ruft Baba in den See.
Baba sieht Kurt eine Weile zu und wird richtig neidisch: So ruhig durchs Wasser gleiten, dass würde er auch gerne können.
Er planscht zwar auch gerne im seichten Wasser, aber schwimmen, das traut er sich nicht.
Wie schön wäre es Kurt auf seinen Runden zu begleiten.
„Ich hab's“, zwitschert Baba. „Ich bau mir ein Floß! Damit bin ich auf dem Wasser und kann trotzdem nicht untergehen“.
Flink sammelt er ein paar Äste und Zweiglein, die er mit Stroh schnell zu einem stabilen Floß zusammenbindet. Darin ist Baba geübt, sein Nest polstert er auf die gleiche Weise aus.
Vorsichtig zieht er das Floß mit seinem Schnabel und hüpft schnell hinauf. „Ahoi“, zwitschert Baba, „ich bin auf See!“
Ganz aufgeregt wartet Baba darauf, dass sich das Floß in Bewegung setzt. Aber nichts passiert. Als er genug vom Warten hat, zieht er sein Floß wieder aus dem Wasser.
„Oh je, das war ja eine tolle Fahrt“, jammert Baba und flattert enttäuscht zu Olgas Baum. Die gibt ihm den Tipp sich ein Segel zu besorgen.
Inzwischen ist es dunkel geworden und Baba macht sich auf dem Weg nach Hause.
„Wieder ein Tag vorbei, ohne dass ich geschwommen bin“, seufzt Baba und schläft ganz schnell ein, weil die Seeluft müde macht.
Am nächsten Morgen ist er ganz früh auf den Beinen und leiht sich eins von Oma Nonnas bunten Taschentüchern, die auf der Wäscheleine zum Trocknen hängen.
„Das wird ein gutes Segel sein“, freut sich Baba.
Unten am See steckt er einen Ast in sein Floß und knotet zwei Ecken von Oma Nonnas Taschentuch daran. Fertig ist der Segelmast!
Aufgeregt schiebt Baba sein Floß ins Wasser. Und wartet. Und wartet und es passiert nichts. Totale Flaute. Das Segel hängt wie ein nasser Lappen am Masten. Kurt zieht dabei weiter seine Kreise und blubbert hin und wieder aufmunternd.
„Das kann doch nicht sein“, schimpft Baba. „Ich habe ein Floß mit einem Segel und nichts passiert. Was fehlt mir denn noch?“
Abends als Baba wieder erledigt und enttäuscht bei der Eule Olga Rat sucht erzählt sie ihm eine Geschichte:
„Weißt du Baba, die Bootsfahrer erzählen sich die Geschichte vom unsichtbaren Kapitän, der kommt nur wenn er Lust und Laune hat. Man kann sich nie auf ihn verlassen, aber wenn es ihm gefällt, dann bläst er seine Backen ganz dick auf und pustet in die Segel. Und dann flitzen die Boote übers Wasser, dass es die wahre Freude ist. Keiner hat ihn je gesehen aber er ist der Freund aller Segler. Man nennt ihn Böe Pustewind und wartet gern auf ihn. Es bleibt einem ja nichts anderes übrig“
„Oh je“, denkt Baba, „immer nur warten.“ Frohen Mutes sitzt er am nächsten Morgen wieder auf seinem Floß, das inzwischen auch schon einen Namen hat: Schiffschaukel. Bis auf das sanfte Hin und Her schaukeln in der Uferbrandung passiert nämlich gar nichts.
„Böe Pustewind“, ruft er immer wieder, „komm doch vorbei und bring mein Boot in Schwung!“
Plötzlich macht das Boot einen Ruck, das Taschentuchsegel bläht sich gewaltig auf und mit einem Satz landet Babas Schiffschaukel mitten im See. Beinahe wäre Baba dabei ins Wasser gepurzelt. Das Floß wackelt nun gewaltig auf den wogenden Wellen und zischend spritzt das Wasser über Bord. Tapfer hält sich Baba mit seinem Schnabel am Masten fest. Das und den nächsten Windstoß hält der Mast nicht aus und bricht mit einem lauten Knacks entzwei. Das Taschentuchsegel steigt wedelnd in die Luft und fliegt davon.
„Du machst es dir leicht“, ruft ihm Baba hinterher, „fliegen ist ja soviel einfacher als schwimmen.“
Trotzig bleibt Baba sitzen. Jetzt einfach wegzufliegen kommt nicht infrage, ein Kapitän bleibt auf seinem Schiff.
Baba schimpft nun wie ein Rohrspatz: „Blöder Böe Pustewind, du machst auch nichts richtig. Erst kommst du gar nicht und dann übertreibst du es so! Kannst du nicht einfach sachte pusten? Obwohl du dir das jetzt auch sparen kannst, ich hab ja kein Segel mehr.“
Gerade schon will Baba aufgeben und nun doch sein dahin dümpelndes Floß verlassen, da macht es einen kleinen Ruck und das Floß gleitet sanft übers Wasser. Langsam schippert Baba über den See. Zieht Kreise, genau, wie er es sich gewünscht hat. „Jupiduh wie schön!“, jauchzt Baba, „das ist fast so schön, wie fliegen. Fliegen ist aber viel viel einfacher“, denkt sich Baba. „da kann ich los, wann ich will und muss nicht auf Böe Pustewind warten“.
Ach ja , Böe Pustewind. Der hat sich ja anscheinend doch von Babas Schimpfen beeinflussen lassen, weil er nun so brav mithilft beim Schippern.
„Danke unsichtbarer Kapitän“, ruft Baba, „danke, dass du mich so schön spazieren fährst.“
„Hey“, blubbert, es da fast ein bisschen beleidigt unter dem Floß hervor. „Ich bin zwar dein Kapitän, aber unsichtbar bin ich nicht.“ Es ist Kurt der dicke Karpfen, der das Floß auf seinem breiten Rücken durchs Wasser zieht.
Da ist Baba nun doppelt überrascht: Erstens ein Fisch kann sprechen und zweitens ist Böe Pustewind doch nur eine Luftnummer.
Gemeinsam ziehen sie noch ein paar gemütliche Kreise im See. „Ein Freund, ein guter Freund das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, pfeift Baba dabei fröhlich und Kurt blubbert mit, weil Pfeifen funktioniert ja unter Wasser nicht.
Und so - gemeinsam mit einem Freund - ist Schwimmen tatsächlich schöner als Fliegen.
Baba ist froh, dass ihn der Wetterfrosch aufs Schwimmen gebracht hat: In der Luft hätte er sicherlich keinen Karpfen getroffen.
„Eines Tages zeig ich dir, wie schön das Fliegen ist“, sagt Baba zu Kurt. „Lass mal“, blubbert Kurt, „ich bleib lieber unter Wasser“.
„Na gut“, sagt Baba, der gar nicht wüsste, wie er einem Karpfen das fliegen lernen sollte.
Zusammen drehen sie noch eine Runde, bevor Kurt Babas Floß sanft ans Ufer schubst.
„Jetzt übertreib mal nicht so Baba“, versucht Fridolin der Wetterfrosch ihn wieder auf den Boden zu holen. „Ich glaube nämlich schon, dass es etwas Schöneres gibt als Fliegen: Und zwar Schwimmen!“
„Ach was“, erwidert Baba trotzig, „die kleinen langweiligen Bahnen, die du da in deiner Regentonne kreiselst, kannst du doch nicht mit meinen Luftsprüngen vergleichen.“
„Das vielleicht nicht“, sagt Fridolin ein klein wenig beleidigt, „aber schwimmen kann man ja auch in richtig großem Wasser. Und sogar tauchen. Das ist fast wie Fliegen, wenn man unter Wasser Purzelbäume macht.“
Das macht Baba nun doch ganz schön neugierig: Kann es wirklich etwas Schöneres als Fliegen geben?
Wie so oft ist das eine Frage für Olga, die weise Eule. Flink hüpft Baba über den Gartenzaun ins Wäldchen, zur großen Buche in der Olga ihr gemütliches Nest gebaut hat.
„Ach je“, denkt Baba, als er merkt, dass Olga tief und fest schläft und sogar ein bisschen schnarcht. „Ich habe mal wieder vergessen, dass Olga ja nur nachts zu sprechen ist.“
Weil Baba aber unbedingt ganz schnell wissen will ob schwimmen auch so toll ist wie fliegen, bleibt er direkt vor dem Eingang zu Olgas Höhle sitzen und wartet. Und weil er ganz schön ungeduldig ist, pfeift und zwitschert er dabei leise vor sich hin, damit Olga vielleicht ein klein wenig früher aufwacht.
Als die Sonne schon Teller groß und rot immer weiter am Himmel herunterrutscht, macht Olga endlich ihre großen gelben Augen auf. „Huhu Baba“, haucht sie noch schlaftrunken, „besuchst du mich schon wieder?“
„Olga, Olga du musst mir weiterhelfen! Kannst du schwimmen und macht es dir Spaß?“, fragt Baba ganz aufgeregt und vergisst dabei Olga zu begrüßen.
„Schwimmen? Nein, das interessiert mich auch gar nicht. Das Wasser ist kalt und nass, mir reicht es schon, wenn es regnet, das ist ungemütlich genug. Wieso willst du das wissen?“, fragt Olga.
„Fridolin der Wetterfrosch behauptet schwimmen sei genauso schön wie fliegen, das kann doch nicht sein. Fliegen ist so großartig, da kann es nichts Besseres geben.“
„Na, na kleines Spätzchen ich meine da übertreibst du. Was sollen all die Tiere dazu sagen, die nicht fliegen können? Denen wird auch nicht langweilig, weil sie dafür andere Dinge können die ihnen Spaß machen. Zum Beispiel schwimmen. Aber weißt du was, frag doch einfach jemanden der beides kann: fliegen und schwimmen.“
„Gute Idee!“, zwitschert Baba, „und welchen Schwimmflieger könnte ich da fragen?“
„Frag doch Greta die Gans, sie und ihre Gänsefreunde nehmen nach ihren Ausflügen auch gerne ein Bad im See“, schlägt Olga vor.
Greta hatte Baba schon auf seiner Suche nach der Sonne geholfen.
„Jippieh! Greta die Gans ist ja ganz, ganz nett!“, freut sich Baba, „die wird mir bestimmt wieder helfen können“.
Und schwupps ist Baba mit ein paar Luftsprüngen verschwunden und hat in seiner Eile vergessen, sich bei der noch schläfrigen Olga zu bedanken.
Unten am See tummeln sich wirklich gerade laut schnatternd alle Gänse dicht gedrängt im Wasser. So richtig Platz zum Schwimmen ist jedoch nicht, dazu sind es zu viele und der See zu klein.
Immer wieder flattert eine Gans aufgeregt mit den Flügeln „Puh, du hast mich nass gespritzt“, schnattert es dann empört aus allen Richtungen.
„Greta, wo bist du?“, ruft Baba so laut er kann in das Gansgewimmel. Und er hat Glück, bald schon hört er Greta antworten „Baba, kleiner Freund, wie schön dich zu sehen, kommst du mich besuchen?“
„Nicht nur, ich brauche auch wieder deine Hilfe, was findest du schöner: Fliegen oder schwimmen?“
„Ach weißt du“, sagt Greta, „schwimmen kann ich ja gar nicht richtig. Bei dem Gedränge hier, der See ist einfach viel zu klein. Aber oben in der Luft da ist das anders, da ist richtig viel Platz. Ich kann dir also viel vom Fliegen erzählen, aber nicht vom Schwimmen. Frag doch einen der Fische im See. Die machen doch den lieben langen Tag nichts anderes als schwimmen.“
„Na gut“, erwidert Baba ein klein wenig enttäuscht darüber, dass ihm Greta nicht weiterhelfen konnte, „Dann frag ich halt einen Fisch.
Weil es jetzt aber erst einmal dunkel wird und Baba nachts lieber in seinem Nest in Oma Nonnas Speicher ist, fliegt er schnell nach Hause. Bei Tageslicht ist es ja auch einfacher im Wasser einen Fisch zu finden.
Am nächsten Morgen ist Baba früh zurück am See. Die Gänse sind gerade zu ihrem täglichen Ausflug aufgebrochen und langsam beruhigt sich die aufgewühlte Wasseroberfläche, sodass Baba auf den Grund des Sees schauen kann. Da sieht er so einiges: Sand, Steine kleine grüne Pflanzen und sogar ein rostiges Fahrrad. Nur keinen Fisch. Also bleibt Baba mal wieder nichts anderes übrig als zu warten. Wo das doch das ist, was er am schlechtesten kann auf der Welt.
Er springt also ungeduldig von einem Bein aufs andere und starrt angestrengt ins Wasser.
Da blubbert es auf einmal und schwupps springt ein Fisch heraus und taucht gleich wieder unter. Das passiert ein paar Mal, aber der Fisch ist immer so schnell wieder weggetaucht, dass Baba keine Zeit bleibt, ihn anzusprechen.
„Sprechen Fische überhaupt?“, fragt sich Baba, der sich noch nie mit einem Fisch unterhalten hat.
Dann sieht er einen dicken Karpfen vorbei schwimmen. Ganz gemütlich zieht er seine Kreise im Wasser. Manchmal lässt er genüsslich ein paar Blubberblasen steigen und sieht sehr zufrieden dabei aus.
Fast sieht es so aus, als würde er Baba dabei anlächeln. Baba winkt dem Karpfen zu, und da sie einander nicht vorstellen können, nennt er ihn einfach Kurt. „Hallo Kurt“, ruft Baba in den See.
Baba sieht Kurt eine Weile zu und wird richtig neidisch: So ruhig durchs Wasser gleiten, dass würde er auch gerne können.
Er planscht zwar auch gerne im seichten Wasser, aber schwimmen, das traut er sich nicht.
Wie schön wäre es Kurt auf seinen Runden zu begleiten.
„Ich hab's“, zwitschert Baba. „Ich bau mir ein Floß! Damit bin ich auf dem Wasser und kann trotzdem nicht untergehen“.
Flink sammelt er ein paar Äste und Zweiglein, die er mit Stroh schnell zu einem stabilen Floß zusammenbindet. Darin ist Baba geübt, sein Nest polstert er auf die gleiche Weise aus.
Vorsichtig zieht er das Floß mit seinem Schnabel und hüpft schnell hinauf. „Ahoi“, zwitschert Baba, „ich bin auf See!“
Ganz aufgeregt wartet Baba darauf, dass sich das Floß in Bewegung setzt. Aber nichts passiert. Als er genug vom Warten hat, zieht er sein Floß wieder aus dem Wasser.
„Oh je, das war ja eine tolle Fahrt“, jammert Baba und flattert enttäuscht zu Olgas Baum. Die gibt ihm den Tipp sich ein Segel zu besorgen.
Inzwischen ist es dunkel geworden und Baba macht sich auf dem Weg nach Hause.
„Wieder ein Tag vorbei, ohne dass ich geschwommen bin“, seufzt Baba und schläft ganz schnell ein, weil die Seeluft müde macht.
Am nächsten Morgen ist er ganz früh auf den Beinen und leiht sich eins von Oma Nonnas bunten Taschentüchern, die auf der Wäscheleine zum Trocknen hängen.
„Das wird ein gutes Segel sein“, freut sich Baba.
Unten am See steckt er einen Ast in sein Floß und knotet zwei Ecken von Oma Nonnas Taschentuch daran. Fertig ist der Segelmast!
Aufgeregt schiebt Baba sein Floß ins Wasser. Und wartet. Und wartet und es passiert nichts. Totale Flaute. Das Segel hängt wie ein nasser Lappen am Masten. Kurt zieht dabei weiter seine Kreise und blubbert hin und wieder aufmunternd.
„Das kann doch nicht sein“, schimpft Baba. „Ich habe ein Floß mit einem Segel und nichts passiert. Was fehlt mir denn noch?“
Abends als Baba wieder erledigt und enttäuscht bei der Eule Olga Rat sucht erzählt sie ihm eine Geschichte:
„Weißt du Baba, die Bootsfahrer erzählen sich die Geschichte vom unsichtbaren Kapitän, der kommt nur wenn er Lust und Laune hat. Man kann sich nie auf ihn verlassen, aber wenn es ihm gefällt, dann bläst er seine Backen ganz dick auf und pustet in die Segel. Und dann flitzen die Boote übers Wasser, dass es die wahre Freude ist. Keiner hat ihn je gesehen aber er ist der Freund aller Segler. Man nennt ihn Böe Pustewind und wartet gern auf ihn. Es bleibt einem ja nichts anderes übrig“
„Oh je“, denkt Baba, „immer nur warten.“ Frohen Mutes sitzt er am nächsten Morgen wieder auf seinem Floß, das inzwischen auch schon einen Namen hat: Schiffschaukel. Bis auf das sanfte Hin und Her schaukeln in der Uferbrandung passiert nämlich gar nichts.
„Böe Pustewind“, ruft er immer wieder, „komm doch vorbei und bring mein Boot in Schwung!“
Plötzlich macht das Boot einen Ruck, das Taschentuchsegel bläht sich gewaltig auf und mit einem Satz landet Babas Schiffschaukel mitten im See. Beinahe wäre Baba dabei ins Wasser gepurzelt. Das Floß wackelt nun gewaltig auf den wogenden Wellen und zischend spritzt das Wasser über Bord. Tapfer hält sich Baba mit seinem Schnabel am Masten fest. Das und den nächsten Windstoß hält der Mast nicht aus und bricht mit einem lauten Knacks entzwei. Das Taschentuchsegel steigt wedelnd in die Luft und fliegt davon.
„Du machst es dir leicht“, ruft ihm Baba hinterher, „fliegen ist ja soviel einfacher als schwimmen.“
Trotzig bleibt Baba sitzen. Jetzt einfach wegzufliegen kommt nicht infrage, ein Kapitän bleibt auf seinem Schiff.
Baba schimpft nun wie ein Rohrspatz: „Blöder Böe Pustewind, du machst auch nichts richtig. Erst kommst du gar nicht und dann übertreibst du es so! Kannst du nicht einfach sachte pusten? Obwohl du dir das jetzt auch sparen kannst, ich hab ja kein Segel mehr.“
Gerade schon will Baba aufgeben und nun doch sein dahin dümpelndes Floß verlassen, da macht es einen kleinen Ruck und das Floß gleitet sanft übers Wasser. Langsam schippert Baba über den See. Zieht Kreise, genau, wie er es sich gewünscht hat. „Jupiduh wie schön!“, jauchzt Baba, „das ist fast so schön, wie fliegen. Fliegen ist aber viel viel einfacher“, denkt sich Baba. „da kann ich los, wann ich will und muss nicht auf Böe Pustewind warten“.
Ach ja , Böe Pustewind. Der hat sich ja anscheinend doch von Babas Schimpfen beeinflussen lassen, weil er nun so brav mithilft beim Schippern.
„Danke unsichtbarer Kapitän“, ruft Baba, „danke, dass du mich so schön spazieren fährst.“
„Hey“, blubbert, es da fast ein bisschen beleidigt unter dem Floß hervor. „Ich bin zwar dein Kapitän, aber unsichtbar bin ich nicht.“ Es ist Kurt der dicke Karpfen, der das Floß auf seinem breiten Rücken durchs Wasser zieht.
Da ist Baba nun doppelt überrascht: Erstens ein Fisch kann sprechen und zweitens ist Böe Pustewind doch nur eine Luftnummer.
Gemeinsam ziehen sie noch ein paar gemütliche Kreise im See. „Ein Freund, ein guter Freund das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, pfeift Baba dabei fröhlich und Kurt blubbert mit, weil Pfeifen funktioniert ja unter Wasser nicht.
Und so - gemeinsam mit einem Freund - ist Schwimmen tatsächlich schöner als Fliegen.
Baba ist froh, dass ihn der Wetterfrosch aufs Schwimmen gebracht hat: In der Luft hätte er sicherlich keinen Karpfen getroffen.
„Eines Tages zeig ich dir, wie schön das Fliegen ist“, sagt Baba zu Kurt. „Lass mal“, blubbert Kurt, „ich bleib lieber unter Wasser“.
„Na gut“, sagt Baba, der gar nicht wüsste, wie er einem Karpfen das fliegen lernen sollte.
Zusammen drehen sie noch eine Runde, bevor Kurt Babas Floß sanft ans Ufer schubst.