Martin Weber
Mitglied
Übung spannendes Duell
Da es nirgendwo ausdrücklich verboten wird, getraue ich mir mal eine Aufgabe zu stellen:
So gingen sie fünf Minuten. Als sie bis an die ziemlich tiefe Senkung gekommen waren, die zwischen den beiden vordersten Dünenreihen hinlief, sahen sie, nach links hin, schon die Gegenpartei: Crampas und Buddenbrook und mit ihnen den guten Doktor Hannemann, der seinen Hut in der Hand hielt, so daß das weiße Haar im Winde flatterte.
Innstetten und Wüllersdorf gingen die Sandschlucht hinauf, Buddenbrook kam ihnen entgegen. Man begrüßte sich, worauf beide Sekundanten beiseite traten, um noch ein kurzes sachliches Gespräch zu führen. Es lief darauf hinaus, daß man à tempo avancieren und auf zehn Schritt Distanz feuern solle. Dann kehrte Buddenbrook an seinen Platz zurück; alles erledigte sich rasch; und die Schüsse fielen. Crampas stürzte.
Innstetten, einige Schritte zurücktretend, wandte sich ab von der Szene. Wüllersdorf aber war auf Buddenbrook zugeschritten, und beide warteten jetzt auf den Ausspruch des Doktors, der die Achseln zuckte.
Zugleich deutete Crampas durch eine Handbewegung an, daß er etwas sagen wollte. Wüllersdorf beugte sich zu ihm nieder, nickte zustimmend zu den paar Worten, die kaum hörbar von des Sterbenden Lippen kamen, und ging dann auf Innstetten zu.
»Crampas will Sie noch sprechen, Innstetten. Sie müssen ihm zu Willen sein. Er hat keine drei Minuten Leben mehr.«
Innstetten trat an Crampas heran.
»Wollen Sie ...« Das waren seine letzten Worte.
Noch ein schmerzlicher und doch beinah freundlicher Schimmer in seinem Antlitz, und dann war es vorbei.
(Entnommen aus "Effi Briest" von Theodor Fontane)
Als ich diese Zeilen las, dachte ich, hier hat Fontane die einzige Chance vergeben, eine Spannende Stelle in seinen Eher ermüdenden Roman zu bringen.
Genau das ist meine Aufgabe für euch: Macht aus diesem Text das spannendste Duell aller Zeiten.
Dazu einige Hinweise:
- kurze Hauptsätze und Protokollarischer Stil erwecken langeweile (wie oben) und den Eindruck von belanglosigkeit
- Atmosphärischer wird das ganze durch eine ausführliche Schilderung der Landschaft, den ersten Hauch von Spannung bekommt man, wenn man der Landschaft gewisse "unheilvolle" Züge gibt, z.B. 'das Ohrenbeteubende Donnern der Brecher' oder 'der Wind Peitschte den Sand zu einem dichten Nebel auf'
- besonders Spannend wird es, wenn mann die Gedanken und Gefühle der Charaktäre besschreibt, besonders in den letzten Sukunden vorm Schuss
- einen Schuss Melodramatik erhält man, wenn man rührig an die Hinterbliebenen erinnert oder wenn man recht ausführlich beschreibt, wie sich der Tote im 'Dreck wälst' und mit 'Schmertzverzertem Gesicht die letzten Worte hervorpresst'
Bei Crampas letzten Worten ist übrigens auch Phantasie gefragt, um der Szene einen Sinn zu geben.
Für alle, die den Roman kennen wäre 'Prinzipienreiter' das richtige Stichwort!
So, viel spaß beim üben von Spannenden Beschreibungen (denn was anderes ist's letztendlich ja nicht!)
PS: Dramen und Gedichte wären sicherlich auch sehr interessant...
Da es nirgendwo ausdrücklich verboten wird, getraue ich mir mal eine Aufgabe zu stellen:
So gingen sie fünf Minuten. Als sie bis an die ziemlich tiefe Senkung gekommen waren, die zwischen den beiden vordersten Dünenreihen hinlief, sahen sie, nach links hin, schon die Gegenpartei: Crampas und Buddenbrook und mit ihnen den guten Doktor Hannemann, der seinen Hut in der Hand hielt, so daß das weiße Haar im Winde flatterte.
Innstetten und Wüllersdorf gingen die Sandschlucht hinauf, Buddenbrook kam ihnen entgegen. Man begrüßte sich, worauf beide Sekundanten beiseite traten, um noch ein kurzes sachliches Gespräch zu führen. Es lief darauf hinaus, daß man à tempo avancieren und auf zehn Schritt Distanz feuern solle. Dann kehrte Buddenbrook an seinen Platz zurück; alles erledigte sich rasch; und die Schüsse fielen. Crampas stürzte.
Innstetten, einige Schritte zurücktretend, wandte sich ab von der Szene. Wüllersdorf aber war auf Buddenbrook zugeschritten, und beide warteten jetzt auf den Ausspruch des Doktors, der die Achseln zuckte.
Zugleich deutete Crampas durch eine Handbewegung an, daß er etwas sagen wollte. Wüllersdorf beugte sich zu ihm nieder, nickte zustimmend zu den paar Worten, die kaum hörbar von des Sterbenden Lippen kamen, und ging dann auf Innstetten zu.
»Crampas will Sie noch sprechen, Innstetten. Sie müssen ihm zu Willen sein. Er hat keine drei Minuten Leben mehr.«
Innstetten trat an Crampas heran.
»Wollen Sie ...« Das waren seine letzten Worte.
Noch ein schmerzlicher und doch beinah freundlicher Schimmer in seinem Antlitz, und dann war es vorbei.
(Entnommen aus "Effi Briest" von Theodor Fontane)
Als ich diese Zeilen las, dachte ich, hier hat Fontane die einzige Chance vergeben, eine Spannende Stelle in seinen Eher ermüdenden Roman zu bringen.
Genau das ist meine Aufgabe für euch: Macht aus diesem Text das spannendste Duell aller Zeiten.
Dazu einige Hinweise:
- kurze Hauptsätze und Protokollarischer Stil erwecken langeweile (wie oben) und den Eindruck von belanglosigkeit
- Atmosphärischer wird das ganze durch eine ausführliche Schilderung der Landschaft, den ersten Hauch von Spannung bekommt man, wenn man der Landschaft gewisse "unheilvolle" Züge gibt, z.B. 'das Ohrenbeteubende Donnern der Brecher' oder 'der Wind Peitschte den Sand zu einem dichten Nebel auf'
- besonders Spannend wird es, wenn mann die Gedanken und Gefühle der Charaktäre besschreibt, besonders in den letzten Sukunden vorm Schuss
- einen Schuss Melodramatik erhält man, wenn man rührig an die Hinterbliebenen erinnert oder wenn man recht ausführlich beschreibt, wie sich der Tote im 'Dreck wälst' und mit 'Schmertzverzertem Gesicht die letzten Worte hervorpresst'
Bei Crampas letzten Worten ist übrigens auch Phantasie gefragt, um der Szene einen Sinn zu geben.
Für alle, die den Roman kennen wäre 'Prinzipienreiter' das richtige Stichwort!
So, viel spaß beim üben von Spannenden Beschreibungen (denn was anderes ist's letztendlich ja nicht!)
PS: Dramen und Gedichte wären sicherlich auch sehr interessant...