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Empfohlener Beitrag
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Stammesgeschichte
I Stein
er fand im Gebirge
einen Fisch zwischen Farnen
ein Sammler
brach das Tier aus dem Fels
und brachte es zurück
ins Meer
II Feuer
Vater erzählte
von stolzen Pferden
von schwimmenden Hirschen
und der großen schwarzen Kuh
wir aßen Wurzeln und Beeren, er
legte den Speer neben das Feuer
und ich begriff an den Wänden unserer Höhle
die Zeit der Jäger
kannte keine Opfer
III Eis
ein schwerer Winter kam
und Vater beschwor die schwarze Kuh
die das Urtal kannte im Süden
wir folgten der Herde
bis zum Ende des Waldes, dort
führte ein Fremder
den Säbelzahn an der Kette und Wesen
ohne Fell, wir
bekamen Äpfel und Brot und Schuhe, hier
verlor sich unsere Spur
IV Erde
die Tiere flüchten nicht vor uns
wir brachten Fleisch mit und Geschichten
und lernten ein neues Wort: Wild
im Steinhaus hing es an den Wänden
gezähmt, wie die weißen Kühe hinter dem Zaun
verlor auch Vater Gott und Sprache
V Wasser
in einem Wald nördlich unseres Tals
wuchs die Idee von Holz
für die Schiffe des Fremden
fällten wir den heiligen Baum
Vater fand ihn später am Strand
Treibgut
vom Wind gebrochen
VI Gold
bald stand Steinhaus an Steinhaus
und aus allen Wäldern kamen Wilde
nach Utopia
hungernd
teilte Vater sein Brot und sein Wissen
hatte keinen Tauschwert
in ein Stück Gold
prägte ein Priester
die Erfindung der Schuld
VII Erz
das teilte die Welt in Gebiet und Gehege
wir verkauften Vieh und Vater
gab einen Zehnten an den Fremden
der kaufte Männer mit Speeren
Soldaten machten aus Königen Götter
VIII Marmor
und Vater sah seine Söhne sterben
da kam aus dem Osten die Kunde
jemand spricht die Wörter in den Stein
gemeißelt zwischen Sein und Gedächtnis
entstanden Kulturen
die Schatten eines Traums
legten sich über die Welt
IX Licht
wir sprachen ihnen nach und vor
uns war nichts fremder als der Wald
ein Eremit suchte dort
sich selbst
abgelegt hatte er die Schuhe
und die Kette mit dem Säbelzahn
gestützt auf den Speer ging er
zurück zur Natur
X Geist
und kam nie an
weil er die Namen kannte
sprach nichts zu ihm
und alles floh vor seinem Ruf
die Pferde, die Hirsche, die Kuh
in einer Höhle starb ein Tier
von Gott befallen
XI Uran
man fand einen Schädel und ein Fossil
machte Fotos, gab Nummern
und brachte alles ins Museum
dort besah man einen Fisch und den Menschen
und fragte nach der Größe des Gehirns
~~~
Information: Aus meinem Buch "Rückkehr ins Urtal". Reupload als Ergänzung zu der interessanten Dikussion mit dem User trivial zu dessen hervorragenden Gedichten Asynchrone Rekonstruktion des emergenten Seins als Bewusstsein und Neglegere.
I Stein
er fand im Gebirge
einen Fisch zwischen Farnen
ein Sammler
brach das Tier aus dem Fels
und brachte es zurück
ins Meer
II Feuer
Vater erzählte
von stolzen Pferden
von schwimmenden Hirschen
und der großen schwarzen Kuh
wir aßen Wurzeln und Beeren, er
legte den Speer neben das Feuer
und ich begriff an den Wänden unserer Höhle
die Zeit der Jäger
kannte keine Opfer
III Eis
ein schwerer Winter kam
und Vater beschwor die schwarze Kuh
die das Urtal kannte im Süden
wir folgten der Herde
bis zum Ende des Waldes, dort
führte ein Fremder
den Säbelzahn an der Kette und Wesen
ohne Fell, wir
bekamen Äpfel und Brot und Schuhe, hier
verlor sich unsere Spur
IV Erde
die Tiere flüchten nicht vor uns
wir brachten Fleisch mit und Geschichten
und lernten ein neues Wort: Wild
im Steinhaus hing es an den Wänden
gezähmt, wie die weißen Kühe hinter dem Zaun
verlor auch Vater Gott und Sprache
V Wasser
in einem Wald nördlich unseres Tals
wuchs die Idee von Holz
für die Schiffe des Fremden
fällten wir den heiligen Baum
Vater fand ihn später am Strand
Treibgut
vom Wind gebrochen
VI Gold
bald stand Steinhaus an Steinhaus
und aus allen Wäldern kamen Wilde
nach Utopia
hungernd
teilte Vater sein Brot und sein Wissen
hatte keinen Tauschwert
in ein Stück Gold
prägte ein Priester
die Erfindung der Schuld
VII Erz
das teilte die Welt in Gebiet und Gehege
wir verkauften Vieh und Vater
gab einen Zehnten an den Fremden
der kaufte Männer mit Speeren
Soldaten machten aus Königen Götter
VIII Marmor
und Vater sah seine Söhne sterben
da kam aus dem Osten die Kunde
jemand spricht die Wörter in den Stein
gemeißelt zwischen Sein und Gedächtnis
entstanden Kulturen
die Schatten eines Traums
legten sich über die Welt
IX Licht
wir sprachen ihnen nach und vor
uns war nichts fremder als der Wald
ein Eremit suchte dort
sich selbst
abgelegt hatte er die Schuhe
und die Kette mit dem Säbelzahn
gestützt auf den Speer ging er
zurück zur Natur
X Geist
und kam nie an
weil er die Namen kannte
sprach nichts zu ihm
und alles floh vor seinem Ruf
die Pferde, die Hirsche, die Kuh
in einer Höhle starb ein Tier
von Gott befallen
XI Uran
man fand einen Schädel und ein Fossil
machte Fotos, gab Nummern
und brachte alles ins Museum
dort besah man einen Fisch und den Menschen
und fragte nach der Größe des Gehirns
~~~
Information: Aus meinem Buch "Rückkehr ins Urtal". Reupload als Ergänzung zu der interessanten Dikussion mit dem User trivial zu dessen hervorragenden Gedichten Asynchrone Rekonstruktion des emergenten Seins als Bewusstsein und Neglegere.