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Nachtfahrt durch die kleine Stadt,
die all unsere Erinnerungen hat.
An jeder Birke hat ein Kuss von uns
Pause gemacht,
bevor er in die letzte Nacht
verschwand.

Dein schwarzes Haarband
liegt in meiner alt gewordenen Hand.
Träfest du mich in dieser Nacht,
du hättest mich nicht mehr erkannt.
Vermutlich hättest du sogar gelacht
über den Mann,
der, angelehnt an deine alte Kinderzimmerwand,
wie damals
Gänseblümchen
band.

Ich binde sie mit deinem alten Band
und bringe sie dir gerne.
Dort am Stadtrand
sagtest du,
dort liegt die letzte Ferne.
Einmal holt uns seine Ruh‘
dann schließen wir die Augen zu
und werden Sterne.

Text DvE
Musik ki

 
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Ubertas

Mitglied
Lieber Dio,

es gibt Gedichte, denen man eine Flut von Gedanken mitteilen will, während man sie liest.
Es gibt Gedichte, deren Wirkung man fühlen möchte, doch sie gehen nicht über den Wirkungsbereich hinaus.
Und dann! Gibt es Gedichte wie deines es ist, für die man kein einziges Wort braucht, weil man es fühlt.
Ich will nur meine liebsten Verszeilen herausgreifen:

Ich binde sie mit deinem alten Band
und bringe sie dir gerne.
Es gibt nur Sterne und sie sind in uns, während wir sie werden.

(Sie sind in keinem Sterne-Bewertungsbalken abbildbar btw)

Liebe Grüße,
ubi
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und dann! Gibt es Gedichte wie deines es ist, für die man kein einziges Wort braucht, weil man es fühlt.
Hallo Dio,

genau ein solches Gedicht hast du geschrieben und es trifft mich mitten ins Herz, weil ich mich genau in dieser Situation befinde.

Ich führte vor einigen Wochen mit meinem besten Freund das berühmte Gespräch, was wir ändern würden, hätten wir doch noch einmal die Möglichkeit dazu. Er hat weit ausgeholt und sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Bei mir wäre es nur eine einzige Sekunde, die ich zurückhaben möchte. In dieser Sekunde hätte ich einen Brief nicht eingeworfen, sondern ihn zerrissen.
Mag sein, es hätte sich nichts verändert. Mag aber auch sein, dass sie den alten Mann noch kennen würde und das Band wäre für immer bei ihr geblieben.

Danke, liebe Grüße und schöne Weihnachten
Manfred
 
Liebe @Ubertas, lieber @Franke

herzlichen Dank für eure Besuche und die kleinen Meditationen über das Gedicht. Es ist schön, wenn man so gemeinsam an einem virtuellen Lagerfeuer sitzen und als Autor den geneigten LeserInnen einmal ungestört zuhören darf. Manfred, du bringst das ganze Gedicht mit deiner Erinnerung auf den Punkt. Du hast das sehr berührend geschrieben.. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis, das mich hier inspiriert hatte. Es war nur ein kleiner Augenblick aber ich denke noch heute daran.

Ubi, ich freue mich, dass ich Dich zu meiner geneigten Leserin zählen darf. Das ist eine große Freude und Ehre. Du resonierst so wunderbar lebendig in den Toträumen, die mich manchmal in (lyrischer) Verzweiflung zurück lassen.

Und Dir lieber Poetenfreund @Tula herzliche Grüße in den Süden. Wie schön, dass Du auch immer mal wieder vorbeischaust. Dein Zuspruch als echtes lyrisches Schwergewicht freut mich und ehrt mich gleichermaßen.

Euch allen eine schöne Weinhachtszeit. Lasst die schönen Seelen baumeln!

mes compliments

Dio
 



 
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