S
Stoffel
Gast
Sternenstaub
Er liebt die Sterne, so wie ich. Und er kuschelt und küsst gern. So wie ich. Mein Gott, ich bin Mitte vierzig, aber heißt das denn, das ich DAS nicht mehr gerne tun darf?
Was für ein sensibler Mann er doch sein muss.
Ich lese seine letzte Mail vor unserem Treffen und mir zittern die Hände.
Klaus-Peters SMS, in der er mir schreibt, dass er erst spät heim kommt, ärgert mich nicht. Heute nicht. Unsere Ehe ist bisher kinderlos geblieben. Klausi ist so sehr mit seinem Job verheiratet, dass er für „so etwas“ keine Zeit hat. Manchmal sprach ich ihn darauf an, aber er war immer so vertieft in seinem Computerkram, seiner Firma, und wir verschoben das Thema dann. ER - liebt Kinder und hat einfach nicht die richtige Partnerin dafür. Was mag sie für ein Mensch sein? Ich überlege oft, wie sie wohl ist. Naja, vielleicht hat sie ja einen anderen und vernachlässigt ihn darum? Vielleicht ist sie oberflächlich, oder sie nimmt sich einfach nur keine Zeit für ihn, weil sie mit sich selbst so sehr beschäftigt ist. Sollte ich Mitleid haben mit ihr? Ich weiß nicht.
Klaus-Peter kommt oft spät heim. Manchmal warte ich auf ihn. Meist, wenn ich dann doch ins Bett gehe, ruft er kurz an. Fragt, ob es noch etwas zum Essen gibt. Natürlich gibt es dann noch etwas zum Essen. Ist es doch ein wenig mehr Zeit, die ich dann mit ihm noch habe.
Mein „Sternenstaub“, wie er sich nennt, ist ein Mann dem niemand zuhört. Seine Partnerin scheint ihn nicht zu registrieren. Er fühlt sich wie ein Möbelstück. Ein Etwas, was in die Wohnung gehört, ein Teil derer ist, aber unbeachtet. Genau wie ich. Ach, wir haben so viel gemeinsam. Mein „Sternenstaub“ und ich.
Nein, Klaus-Peter ärgert mich HEUTE nicht. Ach Klaus-Peter, wieso reden wir nie? Wieso haben wir keine Gemeinsamkeiten? Wieso..wieso..wieso?
Es ist gleich sechs. Ich muss duschen. Und was zieh ich an? Hm. Ich denke an den Jeansrock und das neue Oberteil. Ob ich Pumps anziehe? Aber vielleicht eher die Stiefeletten? Oh Mann, ist das schwierig. Ich wünschte, meine Freundin Hilde wäre hier. Ach Hilde, du hast mich letztens gefragt, ob ich glücklich bin. Ich habe dich angelogen. Denn ich bin glücklich. Gerade in diesem Moment wieder, wenn ich an dieses Date denke. Hätte mir einer vor drei Monaten gesagt, ich würde heute ein Blind-Date haben, ich hätte ihn ausgelacht. ICH doch nicht. Ich, die perfekte Ehefrau die ihren Mann niemals betrügen würde. Die ihren Job und den Haushalt schmeißt und dann, auf Klaus-Peter wartet. Das er sie anruft, egal wann und fragt, ob es noch etwas zum Essen gibt. Natürlich gibt es immer etwas zu essen bei mir. Er konnte anrufen, wann er wollte, ich habe es gern getan. Weil ich ihn liebte. Aber irgendwann mal fragt man, vielmehr Frau sich, ob das alles ist. Die Sterne habe ich mir immer allein angesehen. Draußen, im Garten, von der Terrasse aus. Und allein schmeckte das Glas Wein auch nie.
„Sternenstaub“ ist anders. Er liebt gemeinsame Abende bei einem guten Glas Wein, wie er schreibt. Er kennt all meine Wünsche und Träume. Und ich seine. Wir haben vieles gemein.
Ich muss an seine Frau denken. Und ich habe ein ungutes Gefühl. Es ist das erste Mal, dass ich von einem Grundsatz abweiche. Der da heißt: Keine verliebt-verlobt-verheirateten Männer. Damit erspart man sich viel Ärger und Leid. Denke ICH mal.
Oh, verdammt. Es ist halb sieben. Noch auf die Minute 90 Minuten und ich werde „Sternenstaub“ treffen.
Es ist lang her, das ich mich so hübsch angezogen habe. Nein, ich bin nicht in mich selbst verliebt, aber das, was ich im Spiegel sehe, gefällt mir. Mein Spiegelbild lächelt mich an. Und ich lächel zurück. Bon Jovi aus dem Radio, kommt gut grad. Hoffentlich beschwert sich hier keiner wegen der lauten Musik. „It`s my life“. Ich liebe diesen Song. ER sagt, er mag den auch.
Ich atme tief durch. Ich muss nur die Tür aufmachen. Und dann - stehe ich vor „Sternenstaub“.
Im „Casablanca“ kommt mir laute südamerikanische Musik entgegen. Ich liebe diese Musik. Ich wollte so gern einen Tanzkurs machen mit Klausi, aber dazu kam es nie. „Sternenstaub“ schrieb mir, er würde auch gern so etwas machen, aber er bräuchte jemand, der ihn dazu ermutigt. Ach, wie gern würde ICH dieser Jemand sein.
Ich atme noch einmal tief ein, dann öffne ich die Tür und gehe hinein. Hm. Der Barkeeper lächelt mir freundlich zu und ich tu einfach so, als würde ich dreimal die Woche in so eine Bar gehen. Ich lächel zurück und gehe weiter. Hinten, an einem der Tische sehe ich eine Sonnenblume. Sie ist meine Lieblingsblume. “Sternenstaub“ weiß das. Sie steckt in einem Bierglas und ich lächle. Ich muss plötzlich an Klaus-Peter denken. Und ein wehes Gefühl umgibt mein Herz. Was mache ich hier nur? Ich will weg hier! Schreit es plötzlich aus jeder Faser meines Körpers. Ich fühle mich schmutzig. Wie eine Betrügerin. Ich fühle mich so, wie ich mich nie fühlen wollte. Wie in Trance gehe ich weiter. Dann stoppe ich.
Nein, DAS will ich nicht. Und ich kehre um. Der Barkeeper lächelt mich an und nickt. Wieso nickt er? Tausend Gedanken gehen im meinem Hirn umher.
Draußen ist die Luft klar. Und die Sterne leuchten. Ich setze mich einfach auf die Treppe.
Ich bin nicht traurig, ich bin nicht irgendwas. Ich bin erleichtert. Und sogar vergnügt.
Die Tür hinter mir öffnete sich. Jemand fasste mir leicht auf die Schulter. Ich sah auf. Direkt in seine Augen.
Klaus-Peter sah verdammt gut aus. Nur, das T-Shirt passte nicht so gut unter das Jackett. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
„Ich liebe dich“. Sagte er und gab mir die Sonnenblume.
Kurzes Schweigen. Er sah zum Himmel und ich hätte im Erdboden versinken können. Klausi lächelte. Es war dieses Lächeln, das ich immer so an ihm liebte.
„Wenn du schon auf meinem Computer bist, solltest du alle Fenster schließen, Schatz!“. Das hatte gesessen und ich wusste, was für ein Idiot ich war.
„Wir haben heute sternenklare Nacht, Schatz.“
Ich musste lachen. Alles wirkte komisch. Wie in einem dieser Filme, die ich so gerne sah.
Er nahm meine Hand, küsste sie leicht. Und dieses Glänzen in seinen Augen, erinnerte mich an damals. Als ich ihn das aller erste Mal sah.
Er liebt die Sterne, so wie ich. Und er kuschelt und küsst gern. So wie ich. Mein Gott, ich bin Mitte vierzig, aber heißt das denn, das ich DAS nicht mehr gerne tun darf?
Was für ein sensibler Mann er doch sein muss.
Ich lese seine letzte Mail vor unserem Treffen und mir zittern die Hände.
Klaus-Peters SMS, in der er mir schreibt, dass er erst spät heim kommt, ärgert mich nicht. Heute nicht. Unsere Ehe ist bisher kinderlos geblieben. Klausi ist so sehr mit seinem Job verheiratet, dass er für „so etwas“ keine Zeit hat. Manchmal sprach ich ihn darauf an, aber er war immer so vertieft in seinem Computerkram, seiner Firma, und wir verschoben das Thema dann. ER - liebt Kinder und hat einfach nicht die richtige Partnerin dafür. Was mag sie für ein Mensch sein? Ich überlege oft, wie sie wohl ist. Naja, vielleicht hat sie ja einen anderen und vernachlässigt ihn darum? Vielleicht ist sie oberflächlich, oder sie nimmt sich einfach nur keine Zeit für ihn, weil sie mit sich selbst so sehr beschäftigt ist. Sollte ich Mitleid haben mit ihr? Ich weiß nicht.
Klaus-Peter kommt oft spät heim. Manchmal warte ich auf ihn. Meist, wenn ich dann doch ins Bett gehe, ruft er kurz an. Fragt, ob es noch etwas zum Essen gibt. Natürlich gibt es dann noch etwas zum Essen. Ist es doch ein wenig mehr Zeit, die ich dann mit ihm noch habe.
Mein „Sternenstaub“, wie er sich nennt, ist ein Mann dem niemand zuhört. Seine Partnerin scheint ihn nicht zu registrieren. Er fühlt sich wie ein Möbelstück. Ein Etwas, was in die Wohnung gehört, ein Teil derer ist, aber unbeachtet. Genau wie ich. Ach, wir haben so viel gemeinsam. Mein „Sternenstaub“ und ich.
Nein, Klaus-Peter ärgert mich HEUTE nicht. Ach Klaus-Peter, wieso reden wir nie? Wieso haben wir keine Gemeinsamkeiten? Wieso..wieso..wieso?
Es ist gleich sechs. Ich muss duschen. Und was zieh ich an? Hm. Ich denke an den Jeansrock und das neue Oberteil. Ob ich Pumps anziehe? Aber vielleicht eher die Stiefeletten? Oh Mann, ist das schwierig. Ich wünschte, meine Freundin Hilde wäre hier. Ach Hilde, du hast mich letztens gefragt, ob ich glücklich bin. Ich habe dich angelogen. Denn ich bin glücklich. Gerade in diesem Moment wieder, wenn ich an dieses Date denke. Hätte mir einer vor drei Monaten gesagt, ich würde heute ein Blind-Date haben, ich hätte ihn ausgelacht. ICH doch nicht. Ich, die perfekte Ehefrau die ihren Mann niemals betrügen würde. Die ihren Job und den Haushalt schmeißt und dann, auf Klaus-Peter wartet. Das er sie anruft, egal wann und fragt, ob es noch etwas zum Essen gibt. Natürlich gibt es immer etwas zu essen bei mir. Er konnte anrufen, wann er wollte, ich habe es gern getan. Weil ich ihn liebte. Aber irgendwann mal fragt man, vielmehr Frau sich, ob das alles ist. Die Sterne habe ich mir immer allein angesehen. Draußen, im Garten, von der Terrasse aus. Und allein schmeckte das Glas Wein auch nie.
„Sternenstaub“ ist anders. Er liebt gemeinsame Abende bei einem guten Glas Wein, wie er schreibt. Er kennt all meine Wünsche und Träume. Und ich seine. Wir haben vieles gemein.
Ich muss an seine Frau denken. Und ich habe ein ungutes Gefühl. Es ist das erste Mal, dass ich von einem Grundsatz abweiche. Der da heißt: Keine verliebt-verlobt-verheirateten Männer. Damit erspart man sich viel Ärger und Leid. Denke ICH mal.
Oh, verdammt. Es ist halb sieben. Noch auf die Minute 90 Minuten und ich werde „Sternenstaub“ treffen.
Es ist lang her, das ich mich so hübsch angezogen habe. Nein, ich bin nicht in mich selbst verliebt, aber das, was ich im Spiegel sehe, gefällt mir. Mein Spiegelbild lächelt mich an. Und ich lächel zurück. Bon Jovi aus dem Radio, kommt gut grad. Hoffentlich beschwert sich hier keiner wegen der lauten Musik. „It`s my life“. Ich liebe diesen Song. ER sagt, er mag den auch.
Ich atme tief durch. Ich muss nur die Tür aufmachen. Und dann - stehe ich vor „Sternenstaub“.
Im „Casablanca“ kommt mir laute südamerikanische Musik entgegen. Ich liebe diese Musik. Ich wollte so gern einen Tanzkurs machen mit Klausi, aber dazu kam es nie. „Sternenstaub“ schrieb mir, er würde auch gern so etwas machen, aber er bräuchte jemand, der ihn dazu ermutigt. Ach, wie gern würde ICH dieser Jemand sein.
Ich atme noch einmal tief ein, dann öffne ich die Tür und gehe hinein. Hm. Der Barkeeper lächelt mir freundlich zu und ich tu einfach so, als würde ich dreimal die Woche in so eine Bar gehen. Ich lächel zurück und gehe weiter. Hinten, an einem der Tische sehe ich eine Sonnenblume. Sie ist meine Lieblingsblume. “Sternenstaub“ weiß das. Sie steckt in einem Bierglas und ich lächle. Ich muss plötzlich an Klaus-Peter denken. Und ein wehes Gefühl umgibt mein Herz. Was mache ich hier nur? Ich will weg hier! Schreit es plötzlich aus jeder Faser meines Körpers. Ich fühle mich schmutzig. Wie eine Betrügerin. Ich fühle mich so, wie ich mich nie fühlen wollte. Wie in Trance gehe ich weiter. Dann stoppe ich.
Nein, DAS will ich nicht. Und ich kehre um. Der Barkeeper lächelt mich an und nickt. Wieso nickt er? Tausend Gedanken gehen im meinem Hirn umher.
Draußen ist die Luft klar. Und die Sterne leuchten. Ich setze mich einfach auf die Treppe.
Ich bin nicht traurig, ich bin nicht irgendwas. Ich bin erleichtert. Und sogar vergnügt.
Die Tür hinter mir öffnete sich. Jemand fasste mir leicht auf die Schulter. Ich sah auf. Direkt in seine Augen.
Klaus-Peter sah verdammt gut aus. Nur, das T-Shirt passte nicht so gut unter das Jackett. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
„Ich liebe dich“. Sagte er und gab mir die Sonnenblume.
Kurzes Schweigen. Er sah zum Himmel und ich hätte im Erdboden versinken können. Klausi lächelte. Es war dieses Lächeln, das ich immer so an ihm liebte.
„Wenn du schon auf meinem Computer bist, solltest du alle Fenster schließen, Schatz!“. Das hatte gesessen und ich wusste, was für ein Idiot ich war.
„Wir haben heute sternenklare Nacht, Schatz.“
Ich musste lachen. Alles wirkte komisch. Wie in einem dieser Filme, die ich so gerne sah.
Er nahm meine Hand, küsste sie leicht. Und dieses Glänzen in seinen Augen, erinnerte mich an damals. Als ich ihn das aller erste Mal sah.