Anonym
Gast
Als er um die Biegung kam, sah er ihn. Den See. Genau da, wo die Karte ihn ausgewiesen hatte.
Er blieb stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Lockerte die Riemen des Rucksacks und stellte ihn auf den Boden. Dann schaute er sich um.
Die anderen Urlauber hatten nicht zu viel versprochen. Der See war wunderschön. Er schimmerte je nach Lichteinfall grünlich, bläulich oder silbern und strahlte eine große Ruhe aus. Wenige Enten zogen langsam ihre Bahnen. Das Ufer wurde von zahlreichen Büschen und Pflanzen gesäumt.
Nur das Zirpen der Grillen und das Summen der Bienen waren zu hören. Alles war so friedlich. So ruhig.
Er entdeckte eine freie, unbewachsene Stelle am Ufer, direkt neben einem morschen Badesteg und ließ sich dort nieder. Die Sonne malte Kringel auf seine Haut. Er holte sein Proviant aus dem Rucksack und machte es sich gemütlich.
Anschließend legte er sich auf den sandigen Untergrund und schloss die Augen. Die Wärme und das leise Plätschern des Wassers lullten ihn ein.
Seine Gedanken wanderten.
Natürlich zu ihr.
Der erste Urlaub ohne sie. Ein komisches Gefühl, als alleinreisender Mann unterwegs zu sein. Ein Einzelzimmer zu beziehen, alleine am Tisch zu sitzen, alleine zu wandern.
Und doch fühlte er sich frei. Frei und unabhängig nach der Scheidung. Konnte tun und lassen, was er wollte. Oder doch nicht? Warum dachte er denn nun ausgerechnet jetzt an sie? An diesem stillen See, wo alles so harmonisch wirkte?
Sie hatte auch einem See geglichen. Ruhig, still, so lieb. Mit der Zeit veränderte sie sich. Oder hatte er sie nur besser kennen gelernt? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es irgendwann gekippt war. So wie auch dieser See aus seinem Gleichgewicht geraten könnte.
Während der letzten gemeinsamen Monate hatte er oft gedacht: Stille Wasser sind tief. Niemals hätte er ihr solche Reaktionen zugetraut. Ihn bis auf's Hemd auszuziehen, ihn zu hintergehen. Ihm das Gefühl zu geben, er trüge allein die Schuld am Scheitern ihrer Ehe. Der einzige Trost war, dass keine Kinder betroffen waren.
Sie hätte wahrscheinlich auch hier schon wieder etwas auszusetzen gehabt. Zu still hier, zu warm, zu viele Mücken....lass mich in Ruhe, du willst doch nicht hier...
Ach, versteh einer die Frauen.
Er würde erst mal ohne eine leben. Und vielleicht könnte er später einen Neuanfang machen. Oder besser gesagt: Wagen.
Es wurde immer wärmer und er vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen, in das kühle Nass des Sees einzutauchen.
Da er keine anderen Menschen entdecken konnte, streifte er kurzerhand seine Kleidung ab und betrat vorsichtig den Badesteg. Dieser schien sein Gewicht aber gut zu tragen. Er beugte sich hinab und tauchte seine Hände in das Wasser. Benetzte sich Gesicht, Arme und Oberkörper und genoss das angenehme Gefühl der Erfrischung.
Er trat an das Ende des Stegs und setzte zu einem Kopfsprung an. Wie ein gebogener Pfeil versank sein Körper im Wasser.
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Es war das Letzte, was er in seinem Leben tat.
Stille Wasser sind tief und voller unbekannter Gefahren.
Er blieb stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Lockerte die Riemen des Rucksacks und stellte ihn auf den Boden. Dann schaute er sich um.
Die anderen Urlauber hatten nicht zu viel versprochen. Der See war wunderschön. Er schimmerte je nach Lichteinfall grünlich, bläulich oder silbern und strahlte eine große Ruhe aus. Wenige Enten zogen langsam ihre Bahnen. Das Ufer wurde von zahlreichen Büschen und Pflanzen gesäumt.
Nur das Zirpen der Grillen und das Summen der Bienen waren zu hören. Alles war so friedlich. So ruhig.
Er entdeckte eine freie, unbewachsene Stelle am Ufer, direkt neben einem morschen Badesteg und ließ sich dort nieder. Die Sonne malte Kringel auf seine Haut. Er holte sein Proviant aus dem Rucksack und machte es sich gemütlich.
Anschließend legte er sich auf den sandigen Untergrund und schloss die Augen. Die Wärme und das leise Plätschern des Wassers lullten ihn ein.
Seine Gedanken wanderten.
Natürlich zu ihr.
Der erste Urlaub ohne sie. Ein komisches Gefühl, als alleinreisender Mann unterwegs zu sein. Ein Einzelzimmer zu beziehen, alleine am Tisch zu sitzen, alleine zu wandern.
Und doch fühlte er sich frei. Frei und unabhängig nach der Scheidung. Konnte tun und lassen, was er wollte. Oder doch nicht? Warum dachte er denn nun ausgerechnet jetzt an sie? An diesem stillen See, wo alles so harmonisch wirkte?
Sie hatte auch einem See geglichen. Ruhig, still, so lieb. Mit der Zeit veränderte sie sich. Oder hatte er sie nur besser kennen gelernt? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass es irgendwann gekippt war. So wie auch dieser See aus seinem Gleichgewicht geraten könnte.
Während der letzten gemeinsamen Monate hatte er oft gedacht: Stille Wasser sind tief. Niemals hätte er ihr solche Reaktionen zugetraut. Ihn bis auf's Hemd auszuziehen, ihn zu hintergehen. Ihm das Gefühl zu geben, er trüge allein die Schuld am Scheitern ihrer Ehe. Der einzige Trost war, dass keine Kinder betroffen waren.
Sie hätte wahrscheinlich auch hier schon wieder etwas auszusetzen gehabt. Zu still hier, zu warm, zu viele Mücken....lass mich in Ruhe, du willst doch nicht hier...
Ach, versteh einer die Frauen.
Er würde erst mal ohne eine leben. Und vielleicht könnte er später einen Neuanfang machen. Oder besser gesagt: Wagen.
Es wurde immer wärmer und er vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen, in das kühle Nass des Sees einzutauchen.
Da er keine anderen Menschen entdecken konnte, streifte er kurzerhand seine Kleidung ab und betrat vorsichtig den Badesteg. Dieser schien sein Gewicht aber gut zu tragen. Er beugte sich hinab und tauchte seine Hände in das Wasser. Benetzte sich Gesicht, Arme und Oberkörper und genoss das angenehme Gefühl der Erfrischung.
Er trat an das Ende des Stegs und setzte zu einem Kopfsprung an. Wie ein gebogener Pfeil versank sein Körper im Wasser.
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Es war das Letzte, was er in seinem Leben tat.
Stille Wasser sind tief und voller unbekannter Gefahren.