Strandspaziergang (gelöscht)

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Val Sidal

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HerrStyle,

ich habe deinen Text gerne gelesen.
Tim, sein Jahr ohne die Ex sind etwas blass geraten.
Die folgende Passage ist gute Vorarbeit - noch nicht verarbeitete Idee:
Vergessen wollte er sie, neu anfangen. Noch heute erschien sie ihm wie die [red]perfekte[/red] Frau, eine mit Macken zwar, aber insgesamt ziemlich [red]perfekt[/red]. Sie bandelte gerade mit [red]irgendeinem Verlierer[/red] an, [red]kannte ihn schon seit vielen Jahren[/red].
Sowas kann man im Facebook schreiben. In einer Kurzgeschichte erwarte ich mehr und besser.
Die Doppelung von [red]perfekt[/red] ist ein Symptom für das, was ich meine: was ist für Tim "perfekt"? Welche Erinnerung (Bilder, Gerüche usw.) quälen ihn?

Warum nimmst du dir nicht etwas Zeit -- lässt deiner Fantasie freien Lauf -- und überraschst den Leser?

Den Schluss würde ich kürzen, etwa so:
statt
„Ich bin übrigens Tim“, sagte er.
„Hallo Tim. Ich heiße Lena.“
einfach
[blue]
"Hallo. Ich heiße Lena.“
[/blue]
 

HerrStyle

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Hallo Val Sidal!
Danke für das Lob und deine lange Antwort!
Ich habe an ein paar Stellen gebastelt:
Er brauchte Ruhe, wollte allein sein, fernab von Beziehungsproblemen und Befindlichkeiten anderer Leute.
Der Wind hatte aufgefrischt, Wolkenfetzten jagten über den Himmel, ganz so wie in seinem Kopf. Vergessen wollte er sie, neu anfangen. Noch heute erschien sie ihm wie die ideale Frau. Schön und lebenshungrig, gut gebaut, verständnisvoll. Sie war intelligent und talentiert, sang in einer Band. Mit ihr hatte er immer reden können, die verrücktesten Dinge machen. Natürlich hatte sie ein paar Macken gehabt. Sie war unpünktlich, gedankenlos, log, verletzte ihn. Sie war egomanisch und hatte nie die Lust aufgebracht, an sich zu arbeiten. Eigentlich waren es sogar recht viele Fehler gewesen, aber Tim hatte gerne über sie hinweg gesehen. Ihn quälten die gemeinsamen Stunden, hier am Strand, voller Wärme und Zuneigung. Sein Mädchen war sie gewesen, geschaffen für die Ewigkeit.
Jetzt bandelte sie gerade mit irgendeinem Verlierer an, kannte ihn schon seit vielen Jahren.
Mit ihrer Periode kam ihre gespaltene Persönlichkeit, sie war wieder die andere Frau, die ihn vorsätzlich verletzte und in abstruse Gedanken abdriftete.
Liest es sich so besser?
Grüße!
 

Val Sidal

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HerrStyle,

mein Fehler – hätte mich präziser ausdrücken sollen.

Als ich in meinem Kommentar „mehr und besser“ sagte, meinte ich nicht mehr Text, sondern mehr Geschichte.

Und weniger ist manchmal mehr – und besser.

Dein Vorschlag wirkt, als zöge Tim plötzlich ein Foto vom Ex aus der Tasche. Sie wird aus der Perspektive des Erzählers vorgestellt. Die Wirkung ist: die Ex bekommt einen eigenen, wie ich finde, zu großen Aufmerksamkeitsraum in der Geschichte. Aus Tims Sicht ist doch nur soviel von ihr am Strand, wie Tim in seinem Bauch/Herz und Kopf mitgebringt. Loswerden UND behalten will – das ist sein Konflikt.

Daher wirkt sich die fotomäßige, „objektive“ Präsentation schädlich auf die aufgeladene Atmosphäre der Szene aus. Am Strand sind doch nur Tim, und, anfangs noch nicht auf dem Schirm, Lena – die Protagonisten.

Von der Ex sollte – meine ich – nur soviel sichtbar sein, wie für die Dramaturgie der Geschichte erforderlich.

Man kann es aber auch anders machen.
Es mag Leser geben, die mit der ursprünglichen Fassung besser klar kommen, andere, die den neuen Vorschlag begrüßen würden (bis auf den "N"-Fehler, durch "Kopieren und Einfügen"). Und noch andere, die ...

Letztlich kommt es auf die Absicht des Autors an.
 

HerrStyle

Mitglied
Tja, das ist schön nach hinten losgegangen -.-
Vielen Dank für deine treffende und tiefgehende Analyse! Jetzt komme ich mir ja fast wie ein Profi vor :)

Ich habe es wie folgt umgeschrieben:
Der Wind hatte aufgefrischt, Wolkenfetzten jagten über den Himmel, ganz so wie in seinem Kopf. Vergessen wollte er sie, neu anfangen. Noch heute erschien sie ihm wie die ideale Frau. Schön und lebenshungrig, gut gebaut, verständnisvoll. Ihn quälten die gemeinsamen Stunden, geteilt hier am Strand, voller Wärme und Zuneigung. Sein Mädchen war sie gewesen, hatte ihm das Leben gezeigt, spontan, humorvoll und voller Abenteuer.
Jetzt bandelte sie gerade mit irgendeinem Verlierer an, kannte ihn schon seit vielen Jahren.
 

Val Sidal

Mitglied
HerrStyle,

die Lösung funktioniert, finde ich.
Deine positive, offene Haltung zur Textarbeit lässt mich hoffen, noch viele gute Geschichten von dir lesen zu dürfen.
 
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