Sundown Barbie

5,00 Stern(e) 3 Bewertungen

mondnein

Mitglied
Der Sprung, lieber Marc H,

vom Du im "Dein", vorletzte Zeile, zur dritten Person in der letzten Zeile paßt zum unpersönlich-Puppenhaften des Gesichts, das mit der Individualität, Geschichte und Persönlichkeit der abgebildeten öffentlichen Berühmtheit nicht identisch ist, es sei denn, an dieser Glorie hätte die Barbie Anteil.

Heftiger innerer Widerspruch zwischen dem Plastinat der Puppenplastik und diesem melancholischen Gemütszustand, den der Leser in diese Hohlform hinein personifiziert. Starke Metapher, für was auch immer.

grusz, hansz
 

sufnus

Mitglied
Hi Marc H.,

mir gefällt das Bild, auch in der Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten, sehr gut. Es könnte sich um eine real existierende Barbie-Puppe handeln oder aber um eine Metapher, die auf ganz unterschiedliche Aspekte wie Schönheitswahn, Angst vor dem Altern, Starkult, Verlust der Kindheit usw. usf. verweist, ohne dass man hier eine letztgültige Lesart bemühen muss. Das mag ich sehr.
Vorsichtig würde ich, etwa auf revilos Linie, aber auch auf die recht massierte Verwendung von Adjektiven als möglicher "Baustelle" in dem Text hinweisen. Ich bin da jetzt kein totaler Adjektivausmerzungsfundamentalist, aber ein paar würde ich hier abrüsten, um dem Text etwas mehr Grip zu verpassen.
Außerdem trägts mich bei der Genitivmetapher vom "Stahltor des Wahns" ein bissel aus der Kurve; das ist mir hier etwas zu dick aufgetragen. Der Text trumpft abgesehen von dieser Passage nicht allzu doll auf, was ihm eine leise Eindringlichkeit verleiht, aber mit dem Stahltor kippt die Tonlage für mein Liking ein bisschen ins Schrille.
Und braucht es das etwas sperrige "Angesicht"? Ein einfaches Gesicht würde mir persönlich genügen, aber das ist ziemlich subjektiv. :)

Vorschlag:

Sundown Barbie

asynchron geschält
aus alterndem Fleisch
die undankbare Schönheit
von Menschenhand zurechtmodelliert

Prinzessin einer selbstgebauten Depression
tief in dir
hinter dem Maxfaktor deines Wahns
bist du schön

eine neue Sonne geht auf
beleuchtet deine perfekte Imperfektion

das Gesicht eines toten Stars​


Unabhängig von alldem mag ich Dein Gedicht durchaus! Eine sehr schöne Idee! :) Und irgendwie passt es grad sehr gut zur reflexiven Stimmung um den Jahreswechsel herum. :)

LG & alles Gute für '23!

S.
 



 
Oben Unten