Superfood

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Blue Sky

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Die letzten Eingaben sind gespeichert. Die Steuererklärung hat sich erst einmal zu gedulden. Duft aus dem Backofen lockt mich in die Küche.
Je näher ich dem Reiz komme, umso stärker ist mein Wunsch, mir selbst eine reinzuhauen. Es gibt so wenig gemeinsame Zeit mit ihr und nun gehe ich ihr nicht zur Hand? Echt jetzt? Was fiel mir nur ein, ausgerechnet heute Steuer erklären?
Emelie hackt Kräuter. Sie summt ein Lied dabei, leise, kaum zu hören beim Rauschen der Dunstabzugshaube. Ich umschließe meine Frau mit meinen Armen von hinten und fahre mit Lippen und Nasenspitze über die feinen Härchen in ihrem Nacken. Sie schaut auf und ihr Blick fixiert mich in der Spiegelung der Vitrine. Ihre Lippen sind süß schelmisch zusammengepresst. Das Kochmesser kreist in ihrer Hand. Lenk mich jetzt nicht ab, heißt das. Als ich beim Rückzug mit den Händen über sie streiche, bleibt mir die Gänsehaut auf ihrem Arm nicht verborgen.
Der Eisbergsalat dient mir als Vorwand, in der Küche zu verweilen. Ich zupfe und wasche dessen Blätter.
Ihr Gesicht im Profil, bereits Tausende Male habe ich es gesehen. Genauso wie ihr seidig glänzendes braunes Haar in dem Pferdeschwanz, der bei jeder ihrer Bewegungen mitschwingt. Eine einzelne Haarsträhne hängt frech vor ihren Augen herab.
Die Salatschleuder surrt. Es juckt mich in den Fingern, die Schleife ihrer Schürze aufzuziehen. Dann denke ich an das Messer und unterdrücke diesen Drang erst einmal.
Die Ärmel ihres T-Shirts sind weit, was es mir gerade nicht einfacher macht, mich auf den Salat zu konzentrieren.
Emelie zieht den Topf mit den Kartoffeln vom Herd und gießt das Wasser ab. Ich finde einen Platz auf unserer Küchenbank. Mein mir selbst gestellter Auftrag, den Salat anzurichten, schreitet trotz Ablenkung voran.
Emmis Blick streift mich aus ihren Augenwinkeln. Pass auf was du da machst, sagt mir ihr Lächeln dabei. Ich verfolge ihr tun trotzdem weiter.
Die letzten Jahre flogen nur so an mir vorbei. Ist es wahr? Eine solch selten schöne Blume blühte über die Zeit wie selbstverständlich neben mir, und so oft unbeachtet in unserem Garten? Manch eine Träne von ihr, war nicht nur die wegen der Zwiebeln. Nicht einmal in freier Zeit war ich bei ihr, konnte viele davon nicht sehen, schon gar nicht wegküssen.
Die Kinder sind zum Mittag angemeldet. Die besten Zutaten stehen bei unseren beiden Sprösslingen nicht ganz so weit oben in der Beliebtheit. Nach dem Motto; wat de Buer nich kennt, dat frett he nich.
Wir achten gern darauf, Gesundes auf den Tisch zu bringen. Deswegen bekommen sie die Superfoods bei uns verpackt in ihrer bekannten Hausmannskost. Die Warmhalteplatten sind an, nur die Räuberpastete braucht noch etwas. Emmi schwingt überraschend ihr Bein über meinen Schoß. Ihre Wärme kommt über mich. Sie drückt ihre Wange gegen meine. Mit den Lippen streife ich ihr Ohrläppchen, dann den Hals hinunter. Ganz langsam zurückhaltend, aber unbeirrt sind unsere Hände auf der Suche nach warmer Haut, was uns zum Kochen bringt. Kleidung hindert uns nicht welche aufzuspüren. Ich ziehe sacht ihr Shirt aus dem Hosenbund und fahre darunter. Sie öffnet Knöpfe an meinem Hemd und ich spüre ihre zärtliche Hand über meine Brust streichen.
Ihre weichen Lippen pressen sich sanft auf meine. Diese Vorspeise kann nichts toppen; kein noch so raffiniertes und ausgefeiltes Sterne-Gericht.
Sie presst sich an mich. Die Weichheit unter ihrem Shirt verführt mich. Emmis Erregung ist nicht mehr zu übersehen. Mit den Fingerspitzen finde ich die hart aufgerichteten Brustwarzen. Ein heiß herausgestöhnter Atem streift über mein Gesicht. Ihre Hände fahren durch mein Haar und halten mich fest. Der Sog an meiner Zungenspitze wird intensiver. Die Welt um mich herum tritt weit zurück in den Hintergrund. Von mir aus kann sie da bleiben. Emmi schnurrt wohlig. Keine Katze könnte eindeutiger erkennen lassen, wie meine in den Jahren gereifte Zärtlichkeit wirkt.
Da klappert es an der Haustür, dann dreht sich ein Schlüssel im Schloss, gleichzeitig piepst der Backofen. Wir schrecken auf, Emelie zieht ihre Hände zurück. Eine harte Landung in der Wirklichkeit unserer eigentlichen Aufgabe.
Emmi blinzelt mir zu. Ihre Wangen schimmern rot. Sie steht auf, atmet tief und bindet schmunzelnd ihre Schürze höher.
Ich besinne mich darauf, das Dressing für den Salat fertigzustellen und öffne etwas zittrig einen Becher saure Sahne.
Kurz kichern wir uns verschämt zu, dann eilt sie an mir vorbei, um die Kinder zu begrüßen. Unsere Blicke kreuzen sich, ich bemerke gleich dieses Funkeln ihrer Augen. Es hat mich schon immer niederringen können. Ohne ein Wort weiß ich, was sie mir sagen will; unsere Lieben werden wie üblich höchstens zwei Stunden über Mittag bei uns bleiben.
So ein Superfood gibt es nicht nur für den Magen
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Zuletzt bearbeitet:

aliceg

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Hallo Blue Sky,

hmm, was für ein appetitanregendes Werken in dieser heimeligen Küche inklusive Superfood verschiedenster Art.
Man möchte sich gleich selber einladen lassen und vielleicht auch am Flirt aktiv teilnehmen ...
 

Blue Sky

Mitglied
Hi aliceg,

vielen Dank für lesen und die gute Bewertung.

Ja, ich meine man sollte viel öfter mal zusammen - Kochen.;)
 

anbas

Mitglied
Hi,

gern gelesen - auch, weil die Geschichte wirklich gut geschrieben ist.

Liebe Grüße

Andreas
 

Bo-ehd

Mitglied
Hi Blue Sky,
was für ein wunderbares Szenenbild, und das auch noch aus dem richtigen Leben. Und immer wieder sind es die ganz normalen Dinge des alltäglichen Lebens, die ungewöhnliche Dimensionen erreichen können. Dein Text -obendrein sehr schön geschrieben- ist ein trefflicher Beweis dafür.
LG Bo-ehd
 

Blue Sky

Mitglied
Hi Bo-ehd!

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Und immer wieder sind es die ganz normalen Dinge des alltäglichen Lebens
Die schönsten Dinge im Leben werden manchmal zu schnell normal. Sie können unter der Oberfläche Aufmerksamkeit wegsacken und tauchen alltäglich neben einem her, wenn man vergisst, wieder und wieder danach zu Angeln.

Vielen Dank
LG
BS
 

Michael Kempa

Mitglied
Tja, alte Liebe rostet nicht!
Nur ein kleiner Dreckfuhler: Ganz am Ende: "mir sagen will; unsere Lieben werden wie üblich höchsten zwei Stunden über Mittag bei uns bleiben.
Ich vermute, dass es "höchstens" heißen soll.

Kein Problem.
 

Blue Sky

Mitglied
Tja, alte Liebe rostet nicht!
Und sollte sich doch mal etwas Flugrost finden, macht es sehr viel Spaß, ihn mit etwas passendem Balsam weg zu polieren.

Hallo!

Danke fürs Lesen und die Sterne.
Besonders für das Aufspüren des Dreckfuhlers!:D

Ich hätte schwören können, neulich war da nochn s dran ...:oops::rolleyes::D

LG
BS
 



 
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