Gleiches Problem wie bei der "Gastfamilie": Zu verkünstelte Sätze, die durch Fehler belastet sind, und zu wenig Lesehilfe durch Absätze. Hier fällt mir zusätzlich auf, dass beim offenkundigen Versuch, möglichst hochtrabend zu klingen, die Suche nach den passenden Worten/Bildern anscheinend zu kurz kam.
Silberchlori[red]d-F[/red]otoplatte
Nein, auch die Wege seiner Erinnerungslandschaft waren seit diesem ominösen Trip zum Bosporus, welcher so lapidar gewonnen sein sollte, in scharfkantigen Fugen geritzt, und würden es bis zu seinem Ableben auch bleiben.
„Wege in einer Landschaft“ - okay. Aber „geritzte Wege“? Und „in Fugen geritzt“? Das ist recht weit hergeholt und sehr wacklig. Es klingt allerdings "kunstvoll", das schon, und würde der Text besser fließen (statt ständig Strudel zu bilden), würde ich vielleicht sogar tolerieren. So ist es für meine Wahrnehmung nur ein weiterer Beleg für krampfhaftes Kunst-Machen-Wollen.
Oder die aufgelockerten Eckpfeiler: Wenn man das Bild ernst nimmt (und das sollte man als Autor so oft es geht), dann muss der arme Reisende damit rechnen, dass das Programm mangels Stütze zusammenbricht.
Doch das spezielle Bourmant der Reise war als ein Rundgang über einen orientalischen Gewürzmarkt in Begleitung eines deutschen Sternekochs angekündigt worden.
Was ist ein Bourmant? Selbst google konnte mir da nicht helfen.
Einer jener kulinarischen Virtuosen, dessen Bekanntheitsgrad nebst Publizierung geschmackvollendeter Hochglanzkochbücher[red],KEIN KOMMA*[/red] sich nicht nur durch regelmäßige Auftritte in Fernsehstudioküchen speiste, sondern auch durch sein nur als Nobles zu deutendes Engagement im Profifußballsektor.
Was ist "Nobles"? "Noblesse" kann es nicht sein, denn "als elegante Art zu deutendes Engangement" ergibt keinen Sinn.
Der Bekanntheistgrad speist sich
durch etwas? „Aus“, oder? Dass sich sein Bekanntheistgrad aus Auftritten speist – okay. Aber bei der Publizierung ist das sprachlich schon sehr gewagt.
* oder ein Komma nach "Bekanntheitsgrad"
Man hatte also allen Grund der Welt[red]KOMMA[/red] sich auf die kostengünstige Expedition schon im Vorfeld zu freuen.
Wer ist mit "man" gemeint"?
eine an Jahren betuchte … Dame
Völlig falsches Wort. "Gut betucht" steht für "wohlhabend" (in gutes Tuch gekleidet).
Und das Naheliegende ist ja meist auch schon das Glaubwürdige, auch wenn das Abwegige, glaubhaft vorgetragen, die Vorstellungskraft oftmals dermaßen stark zu strapaziert vermag, dass das Unwahrscheinliche dem Verstand scheinbar eine Schippe schlagen will, er es in seinem mangelhaften Einbildungsvermögen letztendlich nur als glaubhaft annehmen kann, und es sei hier mal frei dahingestellt, inwieweit das weislich wohl weniger Zutreffende, das kaum noch Vorstellbare mit dem Unwahrscheinlichen gleichzusetzen ist, ob das schier unangenehm wie gleichermaßen unannehmbar Klingende auf Tatsachenbefund ruht, kurz, was Erzählung und was Wahrheit ist.
Ein Monstersatz, der wohl sagen soll "Das war so naheliegend, dass es ohne Weiteres glaubhaft war."
Was soll das "schon"?
Das "auch" deutet einen Widerspruch an, der nicht mal ansatzweise besteht. ("Das Naheliegende ist glaubhaft, auch wenn das Abwegige schwer vorstellbar ist." - ?)
Eine Schippe schlagen??
… und alles danach verliert sich in unzusammenhängendem (sorry!) Geschwurbel.
Ich habe dann versucht, durch überfliegendes Lesen zu erfassen, was eigentlich für eine Geschichte erzählt werden soll. Ich habe es auch nach mehreren Anläufen nicht rausgefunden - der Text schweift dorthin und dahin, plötzlich gibt es ein "Wir", einen (wem?) zuhörenden Kommissar - keine Rede mehr von der Reise oder den angeblich seltsamen Umständen des "Gewinns". Sehr wirr das alles …
Alles in allem: Ich empfehle dir dringend, vom "Kunstmacher" auf "Erzähler" umzuschalten. Konzentriere den Text mehr auf das, was du sagen willst. Und: Such dir mal ein, zwei Zuhörer und lies denen deinen Text vor; wahrscheinlich hörst du dann schon selbst, wo es ausufert, vermutlich kannst du es dann aber auch an den Gesichtern der Zuhörer sehen – sie dürften zunehmend fragens gucken oder anfangen, vor ich hinzustarren, weil sie innerlich abschalten und die Geräusche nur noch an sich vorbeirauschen lassen.