Teil 3/ 14

Sir Mef

Mitglied
Mef schlug erschrocken die Augen auf.
Wie lange hatte er geschlafen?
Es konnte nicht lange sein, den seine Nachtwache schien gerade erst begonnen zu haben, er sah Jura noch, wie er sich ungemütlich hin und her wälzte und wusste, dass er noch mit einem Auge wach war.
Er versuchte seinen verrückten Traum zu deuten ließ es aber dann bei seinen eigenen Gedanken, die verwirrend genug waren.
Als die Nacht vorüber war, glaubte er nicht genug Zeit gehabt zu haben, doch er wusste, dass er sich die letzten Stunden nur mit meinen Gedanken im Kreis gedreht hatte, und fällte eine Entscheidung.
Es würde nicht einfach werden, dass wusste er auch, doch er hatte die Nacht über mehr als einmal das Gefühl richtig alt zu sein, auch wenn das Blödsinn war.
Doch mit dem Gedanken endlich mal nicht nur kindisch herum zu spielen sonder etwas zu schaffen.
Zu lange hatte er sich einfach nur hingehalten. Die Entscheidung, die er eigentlich schon vor Jahren treffe wollte vor sich her geschoben und nach einer Kraft gesucht diese endlich zu treffen, doch keine gefunden.
Und er erinnerte sich an ihre Augen, wie sie ihn anstarrten voller Angst und Entsetzten und er sah wieder diesen Hass darin.
Lis war zu seiner Kraft geworden und wenn er sich an viele Jahre zurück erinnern kann, war sie es schon immer gewesen.
Er hatte es nur nie gesehen.

Es war seit langer Zeit einmal nicht der Wozarn, der ihn bei meinen Gedanken erwischte sonder Lis die langsam, die Decke dich an sich pressend und den Schlaf aus dem Gesicht wischend, hinter ihn schlich.
Mef hatte sie gehört, versuchte sich jedoch nicht umzudrehen und richtete mich langsam auf.
„Guten Morgen. Wie hast du geschlafen?“
Er hörte sie ihr langes Haar zurück streichen und fühlte sie so nah, dass er sich nicht umdrehen musste, um zu wissen, dass sie direkt hinter ihm stand.
„Gut denke ich. Wo ist den Freund ab geblieben?“
Erst jetzt drehte Mef sich um, sah in ihre unausgeschlafenen Augen und suchte flüchtig die Gegend nach Jura ab.
Er wusste es nicht, doch wenn er spüren würde dass wir wach waren, würde er schon kommen, dachte er.
Er entfernt sich nie vom Lager ohne zurück zukehren.
„Der wird schon wiederkommen. Ich werde dir jetzt erst mal was zu Essen machen und danach brechen wir das Lager ab.“
Sie sagte nichts dazu, obwohl er erwartet hätte wieder von unzähligen Fragen bombardiert zu werden.
Auch wenn sie noch einige Stunden auf den Wozarn warten mussten und sie Mef mit ihrer Frage, ob er überhaupt wiederkommen würde, verunsichern konnte, kam er doch letzten Endes.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Stadt, über den staubigen Weg der früher einmal eine Straße gewesen sein musste, die jetzt aber nur noch von Gras und Büschen überwuchert wurde.
Auf dem langen Weg, von dem sie nicht angenommen hatten, Stunden zubrauchte, begegnete ihnen niemand, nur ein einziger Bauer, der Schwierigkeiten hatte sein Maultier zum Bewegen zu animieren.
Vielleicht war es Mef sogar recht, doch die ganze Zeit über sagte Jura nichts und auch Lis schien es die Sprache verschlagen zu haben, und die ungewohnte Stille machte ihm Angst.
„Wir werden in der Stadt vorsichtig sein müssen!“
Ihm war klar das der Wozarn das wusste und auch für Lis schien diese Bemerkung nur eine Nebensächlichkeit zu sein, doch er musste irgendetwas sagen, einfach nur aus dem Grund, um die Stille zu durchbrechen.
„Du hast eine Entscheidung getroffen.“
Mef wunderte sich über den plötzlichen Thema wechseln Juras, doch er wusste, dass dieser seinen Versuch ein Gespräch in Gange zu bringen bemerkt hatte und seine Antwort darauf war keine Frage sondern viel mehr eine Feststellung, von der er annahm, dass er sie schon die ganze Zeit wusste.
Er brauchte ihm nicht zu antworten, um ihn wissen zu lassen, dass er recht hatte.
„Die Spuren führen direkt dort hin, doch auch ein paar wenige trennten sich nach Osten und machten kurz nach den ersten Meilen eine Pause.“
Juras nüchterne Erklärung verriet Mef auch, was der Wozarn den ganzen Morgen über getrieben hatte, doch er machte ihm keinen Vorwurf, dass er ihn in Unkenntnis gewesen lassen hatte.
Er dankte ihm insgeheim dafür, dass er seine Entscheidung schon früher, als er selber wusste.
Jura nickte wissentlich, als habe er seine Gedanken gelesen.
Mef machte das immer nervös.
Außerdem ist Spurenlesen eh nicht mein Lieblingsthema, dachte er in der Hoffnung Jura würde auch das hören, aber der Wolf schien es entweder gut zu überspielen, oder seine Fähigkeit Gedanken zu lesen war doch nicht so ausgeprägt.
Mef machte das Mut.
„Der Clan schien aus gut zwanzig Männern zu bestehen, doch ich fand keine Anzeichen darauf, dass sie verletzte oder sogar Gefangene bei sich trugen.
Der kleinere Trupp der, der die Pause eingehalten hatte, schien sehr viele Verletzte bei sich zu haben.“
Verwirrt sahen beide Jura an.
„Und? Warum gehen wir den nicht ihre Spur nach?“
Lange sah ihn der Wozarn an und in seinen Augen erkannte er warum.
Der Trupp hatte keine Pause gemacht, um den Verletzten eine Ruhe zu gönnen, geschweige denn, weil sie ein Nachtlager aufschlagen wollten.
Jura hatte die Verletzten und Gefangenen längst gefunden, doch waren sie nicht mehr am Leben.
Schweigend gingen sie weiter, bis sie die Stadt erreichten.
Die Stadt Aynor hatte sich verändert seit dem Mef das letzte Mal hier gewesen war, und doch konnte er noch sagen, dass er sich bestens auskannte in den verwinkelten Gassen, in denen der Rauch der Feuer und Gerüche von verbranntem Essen umherzogen.
Zwischen den engen Straßen hingen die Kleider über Leinen so dich über ihren Köpfen, dass sie sich bücken mussten und der Nebel und Rauch von brodelnden Suppen und langen Pfeifen klebte in der Luft, wirbelte zwischen den zum trocknen gehangenen Satteldecken und Bettwäsche.
Es stank nach Urin und anderen Ausscheidungen, wie es sich für eine Stadt dieser Größe gehört.
Die Geschäftigen und die vorbei eilenden Bauern drängten sich zwischen den Kaufmännern und Frauen, die in ihren Augen viel zu hektisch durch die Gassen schlenderten.
Verschiedene Wesen und Rassen, sammelten sich hier genau in dieser Stadt, so wie Mef es noch von vor vier Jahren kannte, um ihre Ware unter das Volk zu bringen und sich umzusehen.
Vorbei an den aus Sandstein erbeuten Häusern, die in dieser trostlosen Gegend, wie Wüstenfestungen wirkten suchten sie ein von so vielen in der Stadt verteilten Gasthäusern auf, um wenigstens gegen Mittag Ihren Durst zu löschen und vielleicht, dachte Mef einige Bekannte zu treffen, die ihm weiter helfen könnten.
Auch wenn die Gassen und Straßen schon eng genug und völlig überlaufen waren, machten die meisten Wesen einen großen Bogen um den seltsamen Trupp, drückten sich teils ängstlich, aber auch neugierig in die Hauseingänge und musterten sie kritisch.
Mef hätte Jura doch bitten sollen vor den Toren zu warten, aber dieser bestand darauf sie zu begleiten.
Auch wenn er den Grund dafür noch nicht kannte, wusste er, dass er Recht behalten sollte, auch wenn sie jetzt schon mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen als ein Adeliger im Armenviertel.
Aber Jura war auch ein Dickkopf, dass wusste Mef schon als sie sich das erste Mal auf eine Brücke trafen und keiner dem Anderen Ausweichen wollte.
Er grinste in sich hinein, als ihm wieder das Bild in den Kopf kam.
Jura im Knietiefen Wasser, voller Angst um sein Leben schreiend.
Man sollte es nicht glauben, dass die gefährlichsten Räuber Brahmins Angst vor Wasser zu haben scheinen.
Zumindest konnte er nicht schwimmen, das würde er ändern, dachte Mef grinsend.

„Ich bin noch nie in einer so großen Stadt gewesen!“
Ihre Augen waren so groß, wie die eines Kindes vor der Erkundung der Welt, und aufgeregt zeigte Lis auf alles was sich bewegte und in bunten Farben schimmerte.
„Schau ein zahmer Call!“
Ihr Finger wies auf ein Papagei ähnliches Tier.
Bunter Federn, in allen Farben schmückte sein Federkleid und er schien eins der größeren Tiere zu sein.
Calls waren die intelligenten Kundschafter, die Nachrichten und Neuigkeiten aufschnappten und sie zu wunderbar überzogenen Geschichten ausmalten.
Man hat sie in gehobenen Schichten als Geschichtenerzähler ausgebildet.
Mef versuchte wenige Worte des Call aufzuschnappen, doch war das Geplärrt der Leute drum herum größer und seine krächzenden Worte verschwanden darunter.
Und auch wenn seine Erzählungen meist maßlos übertrieben waren, so hörte das einfache Volk sie gerne, schon aus dem Grund, weil er immer von Abenteuer und Helden berichten konnte, aber auch von Schreckensnachrichten und es einem schwer fallen konnte, die Wahrheit aus seinen Worten heraus zu filtern.
Der Zigeuner, den Call an einer langen Kette haltend, das rechte Auge durch ein über den Kopf gebundenes Band verschlossen, lächelte hässlich und ließ seine fauligen, schwarzen Zähne aufblitzen, wie eine Waffe, während das Volk ihm immer mehr Münzen in den schäbigen Schlapphut warf.
Teilweise nur wenige Duts, die kleinste Währungseinheit, teilweise aber auch ganze Trots, die in zehner Schritten bemessen werden, die klimpernd in des Zigeuners schmutziger Tasche verschwanden, bevor dieser seinem Call wenige Körner hinwarf und ihn zu neuen Fakten, wie er es nannte, aufforderte.
Aufgeregt und begeistert, wollte Lis schon in ihre Tasche greifen, um Münzen heraus zu holen, doch Mef hielt ihre Hand fest und schüttelte nur den Kopf.
„Aber der Call muss doch was essen und von dem Geld kann ihm der Mann neue Körner kaufen“, entgegnete sie empört.
„Sie doch wie mager der Kleine ist!“
„Er wird trotzdem nicht mehr bekommen“, belehrte Mef sie, auch wenn er ihr die Illusion nicht nehmen wollte.
„Der Zigeuner wird ihm nur so viel zu essen geben, dass er nicht stirbt und Kraft zu reden hat, mit dem Rest betrinkt er sich in der Taverne.“
Er hasste Menschen, die mit gefangenen Tieren Geld verdienten und ließ das meistens auch jeden spüren.
Sie sah Mef mit verwunderten Augen an und warf noch einen traurigen Blick zu den Beiden herüber, bevor sie hinter der Hauswand verschwanden dessen Ecke sie nahmen, um das Zentrum zu erreichen.
Seit dem sich die Callfarmen, in denen sie gezüchtet werden immer häufiger ansiedelten konnte sich fast jeder so ein wunderschönes Tier leisten. Doch die meisten Zigeuner fingen sie in freier Wildbahn.
Auch wenn Calls schwer zu fangen waren, da sie sich farblich dem Gelände anpassen können, schaffen es die Zigeuner immer wieder.
Früher, kann ich mich noch erinnern, hat man sie als Spione benutzt, um Feinde auszukundschaften, sagte Jura immer.
Je näher sie dem Zentrum kamen, umso enger erschienen ihnen die Gassen, weil sich immer mehr Menschen darin zu bewegen schienen und hektisch oder gelangweilt ihre Wege zogen.
Die Drei bogen in den Zuchtgraben ab und folgten der Strasse bis zu einem namenlosen Platz.
Zuchtgraben, so hatte Norten ihn damals belehrt, hieß die Strasse, weil man früher Ganoven zum Pranger durch diese Strasse getrieben hatte, wobei die johlende Menge sie beschimpfte und mit Dreck oder Steinen bewarf.
Nur selten flog Gemüse was auf dem Markt dahinter angeboten wurde.
Dreck kostet nichts hatte Norten immer gesagt und er musste es ja wissen.
„Mef!“
Jura trat neben ihn, nachdem er an dem Gasthaus gehalten hatte, über dem nur ein einziges, rostiges Schild baumelte, dass verriet was sich hinter der Tür befand.
„Was hast du vor?“
Mef glaubte Angst aus seinen Worten lesen zu können, doch er musste mich getäuscht haben, als er seinem Blick begegnete.
Ihm war die Gedankenleserei nie ganz entschlossen, doch er bedauerte es nicht.
“Ich will versuchen alte Freunde wieder zu finden!“
Und auch wenn die Sonne schon den ganzen Tag über die Straßen in Herdplatten verwandelt hatte, war es in dem Gebäude erstaunlich kühl.
Nur der dunkle Rauch von Essen und Qualm stieg gegen die Decke und verteilte sich als unangenehmer Gast.
Die Schenke war noch immer so schäbig, wie beide sie in Erinnerung hatte und nicht nur Bauern oder Kaufleute sonder viel mehr Halunken und Kopfgeldjäger hielten sich an den wenigen Tischen auf, die vor der langen Theke standen hinter der ein alter Mann ende Vierzig bediente.
Als er seine neue Gäste bemerkte, winkte er ihnen freundschaftlich zu und deutete mit einer Geste an, zu ihm zu treten.
„Mein alter Freund! Was hat dich in diese Gegend verschlagen?“
Er reichte Mef seine klobige Hand über den Tresen und umschloss meine wie ein Schraubstock.
Jura würdigte er nur eines Blickes.
„Nichts besonderes, Global. Ich bin auf der Suche nach einem alten Bekannten, vielleicht hast du ihn gesehen?“
Global runzelte die Stirn und rollte ein wenig die Augen. Nachdenklich strich er sich über das unrasierte Kinn, als wolle er überlegen und dabei Zeit gewinnen.
„Ich habe viele alte Bekannte gesehen, und viele wieder gehen sehen.“
Mef griff in meine Tasche.
Lis hörte, wie darin etwas klimperte und sah gerade noch wie Mef ihm zwei Trots zu warf, die der Wirt sofort unter seiner Schürze verschwinden ließ.
„Ich suche Norten. Hast du ihn hier gesehen?“
Der Wirt sah sich nervös um und musterte noch kritischer Lis und den Wozarn.
„D u kennst ihn?“ Der Wirt rollte die Augen.
„Ich bin ... Ein ...“
Mef suchte nach Worten.
„Ein alter Freund!“
Gelangweilt nahm Global sich ein Glas, begann es zu polieren und sah sich in seiner Gaststätte um.
„Ich hab ihn gesehen.“
Alle erwarteten, dass er weiter sprach, doch Global stellte das Glas hinter den Tresen und schnappte sich ein neues.
„Und?“ Mef wurde ungeduldig, wenn es etwas gab was er nicht leiden konnte waren es genau solche Spielchen.
Global grinste.
„Du willst auch noch wisse, wo du ihn findest?“
Er schüttelte mit dem Kopf.
„Du solltest wissen, dass Auskünfte nicht billig sind!“
Mef grub in meinem Mantel, beobachtet sorgsam, dass Global nicht sah wie viel Geld er mit sich herumschleppte und warf ihm noch zwei Münzen zu.
„Mehr kann ich dir nicht geben, ich muss ja schließlich noch die Zwei hier“, mit dem Finger hinter sich zeigend.
„...versorgen!“
Er verzog angewidert das Gesicht und setzte das Glas hinter sich bevor er weiter sprach.
„Nun gut. Aber nur weil du ein alter Freund bist. Du findest ihn in Zuyn, wahrscheinlich im Schuppen auf der Ecke, wo der Brunnen liegt. Du weiß wo das ist?“
Mef nickte nur stumm.
„Mach uns was zu Essen und mir ein Bier.“
Er wendete mich um und wies Lis sich an einen der Tische zu setzten.
Er spürte, wie unangenehm Lis das sein musste, den jeder dreckige Mann in der Kaschemme sah ihr gaffend hinterher.
Es kommt nicht oft vor, dass sich Frauen in einer Schenke aufhielten, oder es waren schäbige Zigeunerinnen.
Das vornehme Volk, wie sie sich gerne selber nannten, in den Gassen aber nur als Schänf beschimpft speisten gewöhnlich in den Gärten.
Die Schänf trieben es so weit, dass sie Harre und Brauen weiß färbten, Sonnenschirme benutzten und ihre Kleider so weiß wie möglich hielten.
In speziell eingezäunte Lauben, in denen Spezialitäten wie Gesmer, Eine Eidechsenart aus den Ronmooren, die ein gewisses Rauschmittel enthält, oder Wozarn angeboten wird, speisen die vornehmen Herren und Damen.
Und auch wenn Lis wie ein einfacher Bauer gekleidet war, so war ihre Haut und ihr Gesicht, dass einer sehr hübschen Frau, die nicht zu verachten wäre.
Jura legte sich neben sie auf den Boden, ließ nervöse Blicke durch den Raum wandern und bettete seinen Kopf auf die Vorderpfoten.
Schon oft war er hier gewesen, als sie sich ihr Brot noch mit schmutzigen Geschäften verdient hatte, und schon oft hatte er sich mit Gästen anlegen müssen, doch ihm schien das Publikum heute friedlich zu erscheinen und genau dieser Ausdruck seiner Ruhe, färbte auf alle ab.
„Wer zum Teufel ist dieser Norto...ten?“
Lis hatte sich kaum gesetzt und musste schon wieder lästige Frage stellen.
“Norten, “ korrigierte Jura sie.
Aus seinem mund hörte sich der Name eher wie Fluch an.
Langsam griff Mef nach seinem Tabak, stopfte seine Pfeife und ließ sich noch mehr Zeit damit sie anzuzünden.
Langer, dünner Rauch drang nach oben und verteilte sich über dem Tisch, zwischen der Kerze und ließ seinen Gegenüber husten.
„Norten ist ein alter Freund von mir.
Vor langer Zeit haben wir zusammen Geschäfte gemacht und er kann uns weiterhelfen mehr über die Zólkner zu erfahren.“
Er zog an seiner Pfeife und ließ sie langsam sinken.
„Er hat, zumindest behauptet er das immer, viele Jahre mit ihnen gelebt, auch wenn ich glaube, dass dies nur Übertreibungen sind, um auf seine Gefährlichkeit und Beziehungen hinzuweisen, hat er erstaunlich viel Wissen über sie.
Mehr als ich!“
Diese Antwort schien sie zufrieden zustellen und sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück mit einem schüchternen Blick nach hinten, um keinem dieser dunkel aussehenden Männer zu nahe zu kommen.
„Wir werden Tage brauchen!“
Unter dem Tisch hatte sich Jemand gemeldet und legte bewusst seine Pfoten auf Mefs Fuß.
In Lis Ausdruck war zu erkennen, wie ungewohnt es für sie sein musste mit jemandem am Tisch zu sitzen, den man nicht sah.
„Ich weiß, doch ich denke er ist der Einzige, der uns den Anfang zeigen kann.“
Jura erhob sich langsam, streckte seine Beine nach vorne und trat neben sie.
„Er ist ein Idiot!“
Mef hatte schon gehofft, dass Jura das Thema nicht anschneiden würde, doch jetzt hatte der Wolf ja seine Diskussion, mit der er die Zeit überbrücken konnte, bis etwas zu Essen kommen würde.
„Ok. Du kannst ihn nicht riechen...“
„Doch riechen kann ich ihn, nur ich tue es nicht gerne“, unterbrach er ihn.
„Das mein ich doch. Aber er hat mir vor Segal das Leben gerettet. Und ich bin ihm etwas schuldig.“
Die Miene des Wozarn wurde dunkel.
„Das heißt noch lange nicht, dass du ihm immer wieder finanziell unter die Arme greifen musst. Soll er doch selber sehen, wie er klar kommt!“
„Ich bin ihm wirklich etwas schuldig und in den letzten drei Jahren hatte er meine Hilfe ja auch nicht nötig.“
„Nein. Wir haben ihn ja auch nicht mehr getroffen.“
Mef zog wieder an seiner Pfeife.
Er hasste Auseinandersetzungen dieser Art
„Das will doch schon was heißen, sonst findet er uns nämlich immer. Und jetzt wird gegessen!“
Mef wollte das Thema beenden, weil er sich mit Jura darüber sehr gut auseinandersetzen konnte, und das wollte er in dem Moment nicht wirklich.
Global trat hinter sie, wobei er ungeschickter weise den Schwanz des Wozarn mit seinem Fuß traf und ein böses Knurren bekam.
Übervorsichtig setzte er die Teller auf dem Tisch ab und warf dem Wozarn ein Steak unter den Tisch, dass Jura als Entschuldigung annahm und unter dem Holztisch verschwand, um seinen Frust herunter zu schlucken.
„Lecker...“
Lis versuchte mir offenem Mund zu sprechen, spuckte dabei einige Bissen über den Tisch und putzte sich mit dem Ärmel den Mund ab.
Sie war doch eine Bäuerin, dachte Mef und schmunzelte.
Er bezahlte den Wirt mit viel mehr, als er für das Essen und die zwei Getränke verlangen durfte und trat als erster wieder auf die Straße, wo sie die brennende Sonne empfing, als hätte sie nur auf Mensche wie sie gewartet.
„Wir müssen dir ein Pferd besorgen, der Weg nach Zuyn ist nicht besonders leicht zu Fuß, Lis!“
Sie zuckte nur mit den Schultern und schnaufte etwas hinter seinem Rücken, dass sich anhörte wie, soll mir egal sein.
Mef entgegnete schlauerweise nichts darauf.
Jura drängte sich nach vorne und übernahm die Spitze, weil er genau wusste, dass Mef sich nicht mehr so gut in dieser Stadt auskannte und den Weg zum Pferdewirt noch nie gefunden hatte.
Was Mefs Orientierungssinn anbelangte, so war er immer der letzte der nach Hause finden würde.
– Wo auch immer das sein mag -
Das Gestüt lag in einer verwinkelten Gasse, direkt hinter dem Kuhplatz auf dem Vieh aller Art feilgeboten wurde.
Dieser Platz würde Mef immer in Erinnerung bleiben, weil die ganze Stadt den Geruch von Fäkalien von diesem Platz geschenkt bekam. Die Gasse, nur von einem Zugang betretbar, endete nach hinten in einer, von Häusern und Gebäuden eingezäunten Weide.
Offene Scheunen mit Querriegeln in mehreren Höhen an denen Heu zum trocknen hing dienten gleichzeitig als Futterstelle.
Neben der Eiche, die damals schon oft Schatten gespendet hatte, wenn der Wozarn um ein Tier gefeilscht hatte, lagen drei, im Schatten liegende Ställe, aus denen der Geruch von tage altem Stroh heraus kroch.
Links an den Schuppen grenzte das noch kleinere Wohnhaus.
Wenn ich Jura recht erinnerte waren in den beiden Räumen nur ein winziger Tisch und im hinteren zwei Strohlager, die einem Bett nicht im Entferntesten gleich kamen.
Auch wenn er kein Krieger war so versuchte er steht’s, um im Vorteil zu sein, auch die Einrichtungen zu merken, um zum Beispiel bei einem Sturm nicht über einen Tisch zu stolpern.
Doch so recht wusste ich nicht mehr ob ich die Räumlichkeit vielleicht verwechselte.
„Lonn, du alter Schwerelöhner komm raus. Und beweg dich!“
Der Wozarn war auf dem Hof stehen geblieben und der alte Mann, dessen Falten sein Gesicht in ein Gebirge verwandelt hatten, trat langsam aber zielsicher aus dem Schuppen zur Rechten.
Die Axt müde zu Boden sinken, stützte er sich darauf und musterte Mef lange, bevor er Jura ein freundliches Lächeln zuwarf.
„Jura, wie schön dich zu sehen, wer ist dieser junge Mann an deiner Seite?“
Er zwinkerte, um besser sehen zu können.
Ein Mann der sein halbes Leben in Ställen und dunklen Ecken verbringt braucht halt etwas länger sich an grelles Tageslicht zu gewöhnen.
„Ein Krieger?“
Jura trat langsam näher und legte sich außerhalb des Schattens gelangweilt in die Sonne.
„Das müsstest du eigentlich wissen, Lo!“
Der Mann runzelte die Stirn und sah ihn verwundert an.
„Du hast ihm vor zwei Jahren das Pferd hier verkauft“, und er wies mit seiner Schnauze auf das Tier hinter mir.
Erst jetzt erinnerte sich auch Mef auch an den Mann.
Früher hatte er noch dunkle Haare, die jetzt in ein leichtes Grau übergegangen waren und stützte sich nicht so schwer auf die Axt, mit der er auch damals aus dem Schuppen kam.
„Ihr Menschen seid seltsam“, begann Jura wieder.
„An einen Feind erinnert ihr euch ein ganzes Leben lang, doch an einen Freund nie mehr.“ Er schüttelte bemitleidend den Kopf und erhob sich wieder.
„Wir brauchen ein Pferd für die junge Lady.“
Lonn lehnte seine Axt an den Baum und trat neugierig näher.
„Eine sehr schöne Lady, die ihr da begleitet. Wo kommt sie her?“
„Das geht dich nichts an und wir wollen auch nicht lange bleiben, wir haben es sehr eilig.“
Mef schob mich vor Lis, um unangenehme Fragen zu vermeiden und strafte den Mann mit einem Blick, der ihn einige Schritte zurück taumeln ließ.
„Mef hat recht Lonn. Wir haben es eilig. Also was kannst du uns anbieten?“
Jura versuchte seinen schneidenden Ton etwas zu senken und legte sich wieder in die Sonne.
„Ich werde euch gleich eines von der Weide holen, dass einer Lady wert ist, doch das kostet!“
Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand er wieder hinter dem Schuppen und kam kurze Zeit mit einer weißen Stute wieder, die ihre Mähne leicht in den Wind legte.
„Jetzt erinnere ich mich auch an euch, junger Mann. Der schwarze Rappen. Eins meiner besten Tiere aus der Zucht der Táne.“
Táne ist eine gezüchtete Pferderasse mit dunklem Fell und einer kurzen Mähne. Nach dem dritten Lebensjahr wächst die Mähne nicht mehr sondern ihre Länge von knapp zehn Zentimeter bleibt.
Der schlanker Körper der Táne, die starken Beine und die kurzen Haare lassen ihn schneller als jedes andere Pferd im Land im vollen Galopp laufen.
Früher wurden diese Pferde nur in den Städten Fadar – Má und der Oase Timore gezüchtet wegen ihrer Ausdauer, sehr lange Zeit zu traben und dabei wenig Wasser zu sich zu nehmen, was den Händlern, die jene Wüste durchqueren mussten sehr hilfreich war.
Heutzutage werden die Pferde überall im ganzen Land eingesetzt, doch nur jene, die es sich leisten können, besitzen diese Tiere, was in gehobenen Schichten auch als Wertgut betrachtete wird.
Lonn streckte Mef seine schmutzige Hand aus und erbat sein Geld, dass er ihm ohne Worte gab und Lis in den Sattel half.
Sie stellte sich so ungeschickt an, dass sie fast auf der anderen Seite wieder heruntergefallen wäre, worauf Lonn und Jura lachen mussten, was Lonns Gesicht eine rote Farbe verlieh.
Der Wozarn verabschiedete sich noch dem Pferdewirt und wir ritten aus der Stadt Richtung Nordost.

Wir hatten kaum die Stadt hinter uns gelassen, als das Tier zu Humpeln begann und nach mehreren Metern nicht mehr gehen konnte.
Lis stieg ab und streichelte dem Pferd über die Mähne.
„Was hat es denn?“
In ihrem Gesicht schien ein sehr echtes Bedauern zu liegen, dass die beiden sich nicht erklären konnten.
Langsam stieg Mef ab und betrachtete den linken Fuß, den das Tier ihm schon entgegenstreckte.
„Es ist nicht beschlagen. Was hat sich dieser Lonn dabei gedacht?“
Jura rat näher und begutachtete die anderen Beine.
„Er ist alt Mef. Wahrscheinlich hat er es vergessen. Lassen wir es bis zum Gut des alten George ohne Reiter weiter gehen, der wird es beschlagen.“
Der gute alte George.
Ich wusste seinen Namen nicht einmal, man nannte ihn nur den alten George.
Aber sein Hof war ein großes Gebäude hinter dem einige Hektar Land lagen, die er sein eigen nennen konnte.
Und auch wenn George schon ein alter Bauer war, so hatte er doch materiellen Reichtum, mit dem er sich für sein ganzes Leben zur Ruhe setzten könnte, doch Mef glaubte George war ein richtiger Bauer, dem seine Tiere und der Beruf wichtig war.
Sie kamen kaum hundert Meter weiter, da tauchten hinter ihnen schon die ersten Reiter auf, die rasch näher kamen.
„Zólkner!“
„Bist du sicher Jura?“
Der Wozarn nickte stumm und suchte nach einer Deckung.
Doch in dem offenen Gelände um die Stadt, gab es nichts, nicht mal einen Baum hinter den man sich setzten könnte und ihnen blieb nur noch der offene Kampf.
Mef zweifelte einen kurzen Moment noch nicht einmal daran, dass der alte Lo, wie Jura in zu nennen pflegte, hintergangen hatte, verwarf den Gedanken aber wieder, so wie er ihm gekommen war und half Lis wieder in den Sattel.
„Bring die Pferde ein Stück abseits der Straße und warte da auf uns, falls uns was zustößt, reite so schnell du kannst!“
Keiner wusste nicht ob sie das auch wirklich tun würde, doch ein Versuch war es wert.
Die Reiter kamen immer schneller näher, bis sie auf knapp zehn Meter an sie herangekommen waren und ihr Tempo zügelten.
Mef konnte die Gesichter immer noch nicht erkennen, aber das war auch nicht nötig, denn er sah gegen die Sonne ihren Nackenkamm, wie er zu glänzen begann.
„Ihr besitzt etwas, dass uns gehört!“
Er sagte nichts, während die Zólkner abstiegen und der Unscheinbare in leichte Rüstung gehüllte Zólkner die Pferde bei den Zügeln hielt.
Noch nie hatten sie einen Zólkner sprechen gehört, doch es entsprach ganz ihren Erwartungen.
Seine Stimme war weich und irgendwie hatte man das Gefühl, als würde seine Zunge gespalten sein, was ein Lispeln mit sich in den Klang brachte.
Und auch wenn sie verwirrt waren, den Zólkner reden zu hören, da sie sich sonst nur mit den Händen verständigten, versuchten beide Fassung zu waren und trat einige Schritte auf ihn zu.
Mef hatte noch nie einen Zólkner so nah betrachtet, auch wenn er schon gegen viele gekämpft hatte, so hatte er doch nie die Zeit gehabt, sie genauer zu betrachten.
„Was starrst du mich den so an“? Einer der hinteren Zólkner richtete sich im Sattel auf und seine Hand umklammerte bewusst der Schwertgriff.
Mef sage nichts, und steigerte so noch mehr die Wut.
„Halt dein Maul“, der Offizier hatte sich eingeschaltet.
Er nannte den Name des Angesprochenen in seiner Muttersprache, was sich wie ein wispern anhörte.
Kalt lief es Mef über den Rücken, als er an eine große eklige Schlange dachte.
Er hasste Schlangen.
Der Offizier wendete sich wieder ihm zu.
„Wo ist sie“?
Mef sagte nichts und Jura trat einen Schritt vor, was als Ursache hatte, dass alle Anderen einen Schritt zurückwichen.
Die Pferde scheuten ein wenig.
„Ich denke, die junge Lady kann selber entscheiden mit wem sie gehen möchte, und eben hat sie sich leider für uns entschieden.“
Und auch wenn Mef glaubte Angst in den Worten mitschwingen zu hören, war Jura ruhig und gelassen, trotz der Anzahl, die einen offenen Kampf nicht gerade einfach machen würden.
Er sah wie der Offizier überlegte und konnte merken, dass er die kleine Spitze in den Worten nicht verstanden hatte.
Doch schnell hatte er sich wieder gefangen und sah den Wozarn an.
„Wäre es nicht schade wenn deinem Freund hier etwas passieren würde?“
Sein knöchriger, von leichten Schuppen übersäter Finger zeigte auf Mef.
Die Hand sah was wie vier ineinander gewaschene Eidechsen.
Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte er laut lachen können, doch er verkniff es sich, um vielleicht doch ohne Kampf aus der ganzen Situation heraus zu kommen.
„Was wollt ihr von der Frau, vielleicht kann ich es mir überlegen!“
Jura sah Mef schief von der Seite an und ich musste nicht zu ihm herüber sehen, um seine Absichten zu bemerken.
Wieder zögerte der Zólkner vor einer Antwort, jetzt jedoch länger als beim ersten Mal.
„Das geht dich nichts an. Gib sie uns einfach und wir lassen euch am Leben!“
Schneller als der Zólkner sich versah, zog Mef sein Schwert, dass er bis jetzt unter dem weiten Mantel verborgen gehalten hatte und zog ihm einen blutigen Streifen oberhalb der Gürtellinie, der ihn zu Boden sinken und nie mehr aufstehen ließ.
Etwas quoll aus der Wunde, bevor seine Gefährten mit den Pferden über ihn hinweg stiegen.
Die Überraschung seiner Gefährten nutzend, führte er gleich einen weiteren Schlag gegen den Kopf, des ihm am nächsten stehenden aus, doch dieser war schneller und duckte sich unter dem zischenden Stahl, wobei er einen Dolch aus seinem Gürtel zog und mit diesem nach ihm stach.
Doch seine Bewegung war zu unkoordiniert und ging an meinem rechten Schulterblatt vorbei.
Er parierte den Stich, um mit einer Ausfallbewegung sein Schwert zu heben.
Er hob seine eigene Waffe einen sonderbar gezackten Dolch, der nicht aus Eisen bestehen konnte zur Abwehr.
Es gelang ihm den Hieb zu fangen, doch Mef, durch die Bewegung noch in Schwung, erwischte das Pferd.
Es scheute an ihm vorbei und der Reiter stürzte so unglücklich, dass er bewusstlos liegen blieb.
Dann ging alles sehr schnell, die letzten sechs lösten sich endlich aus ihrer Starre und griffen abwechselnd Mef und den Wozarn an.
Zu viel mit sich selber beschäftigt merkte keiner wie ein einzelner Zólkner sich zu Lis hinüber schlich und diese mit einem Handstreich bewusstlos schlug.
Mef sah die Klinge gegen ihn, noch bevor der Krieger seinen Streich ansetzten konnte, parierte, und zog noch während ihre Klingen über Kopf aneinander krachten, dass die Funken aufstoben, ein Messer aus der Hüfte und brachte ihn mit einem stich durch den Hals zum röchelnden Stillstand.
Um ihn herum verwandelte die Welt sich in rot spritzende Fontänen.
Und auch wenn Jura die letzten vier wie Stoff in der Luft zerfetzte, waren sie nicht schnell genug, um Lis noch aus den Fängen des Zólkner zu retten, der mit ihr, auf ein Pferd gebunden, über die Straße verschwand.
Jura wollte gerade noch zum Sprint an setzte, als auch er merkte, dass er den reitenden Punkt am Horizont nicht mehr einholen würde.
Mef war verärgert über seine Unachtsamkeit, dass man ihn einfach so übertölpelt hatte und warf aufgebracht sein Schwert auf die Straße, auf der die Laichen sieben Zólkner lagen, die langsam verbluteten.
„Wir müssen ihm folgen, was wissen wir schon was sie mit Lis vorhaben!“
Mef war aufgebracht und genau in dem Moment neige er zu unüberlegten Fehlern, die er in der Vergangenheit nie wieder gut machen konnte.
Und genau in diesem Moment war er glücklich einen Freund wie Jura an seiner Seite zu haben.
„Sie müssen irgendwo ihr Lager aufgeschlagen haben und seine Spuren werden uns noch lange den Weg zeigen.“


*

Sein Kopf brummte, als wären tausend Pfeile in ihn eingedrungen.
Mühsam öffnete er die Augen, doch die Finsternis blieb.
Er lauschte, doch außer dem leichten Plätschern neben ihm war nichts zu hören.
Er fühlte sich kalt obwohl er unter mehreren Decken lag und nicht genau wusste wo er sich befand.
Als Fardin sich langsam erhob spürte er den Schmerz in Armen und Beinen.
Er versuchte sich die letzten Stunden, oder waren es schon Tage gewesen? In Erinnerung zu rufen.
Nur langsam dämmerte ihm sein Sprung in das eiskalte Meer.
Wie er versucht hatte zu entkommen und seine Vorrichtung am Mantel ausgelöst hatte, die ein Luftkissen aufblies, durch das er treiben konnte.
Doch danach war nur noch ein schwarzes Loch in seinem Kopf.
Auf seiner rechten entstand ein schwaches Licht das rasch größer wurde.
Eine Kerze wanderte durch den Raum in dem Fardin lag, doch er konnte immer noch nichts erkennen.
Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Helligkeit und er musste blinzeln, als die Kerze neben ihm hielt.
„Er ist wach“, flüsterte eine Stimme.
Sie klang nach einer jungen Frau und zögernd konnte Fardin ihr Gesicht hinter der Kerze erkennen.
„Wo bin ich?“
Das Sprechen viel ihm schwer, als hätte seine Zunge lange geschlafen.
Das liebliche Gesicht, von blonden Locken eingerahmt verschwand und ein alter Mann tauchte auf.
Tiefe Falten, zerklüftet und kantig wie die Bergkuppen, verbargen seine Augen.
Hinter dem dunklen Vollbart tauchten gelbe Zähne auf.
Auch wenn er nichts sagte, glaubte Fardin in seinen Augen die Verwirrung zu lesen.
„Du bist in Konistan!“
Fardin erinnerte sich an das kleine Fischerdorf nahe den Schmelzöfen.
Das Kantige Gesicht verzog die Augen und rückte näher.
„Wir haben dich im Wasser gefunden und geglaubt du wärst ein Schiffsbrüchiger!“
Seine Tarnung durfte nicht auffliegen, dachte Fardin und bestätigte die Vermutung, er sei von einem Handelschiff über Bord gegangen, bei hohem Seegang.
Zu seiner Erleichterung nickte der Fischer nur und wendete sich ab.
„Der Sturm war schrecklich, viele meiner Kameraden sind dort verunglückt!“
Zum Glück gab es wirklich einen Sturm, dachte Fardin, doch hier an der Küste war es fast normal mit dem Meer einen Feind zu haben.
„Auf welchem Schiff bist du unterwegs gewesen?“
Das kantige Gesicht tauchte wieder auf und Fardin erkannte die Hinterlist darin.
„Der goldenen Gans!“
Der alte zog die Brauen hoch.
Doch anstatt etwas zu sagen nickte er nur stumm.
Fardin wollte für einen Moment die Augen schließen, spielte den Schwachen, um in Ruhe gelassen zu werden.
Das Gespräch begann sich gar nicht zu seinen Freuden zu entwickeln.
Als er sie wieder öffnete, setzte der Fischer eine Klinge an seinen Hals.
„Und jetzt erzähl mir wer du wirklich bist!“
Fardin war überrumpelt.
„Ich sagte doch bereits…“
„Einen Greifen sagtest du. Gestern Nacht gab es keinen Sturm und die goldene Gans ist gestern erst ausgelaufen.
Was zum Orbit willst du hier?“
Fardin spürte bereits einen brennenden Schmerz und wusste, das die Fischerklinge einen blutigen Streifen entlang seinem Hals zog.
„Letzte Nacht ist Harfald ermordet worden, weiß du etwas darüber?“
Fardin zuckte nur kurz mit den Augen und hoffte das der Fremde seine Reaktion nicht bemerkt hatte.
Auch wenn der Revolutionär viele Feinde hatte, waren die einfältigen Bauern ihm zugeneigt.
Sein König vermutete, dass Harfald sie Bauer die weder schreiben noch lesen konnten für ihre Zuneigung bezahlte.
Und auch wenn Steuerabgaben und Zollzins so niedrig waren, wie noch nie, tat die Dürre letzten Suner wohl ihr übriges.
Der Venlar dagegen war noch härter für die Bauern wegen dem durch die Dürre fehlenden Holz zum heizen und verdörrten Nahrungsmittel, dass die Laune der Bevölkerung hier besonders schlecht war.
„Wer ist Harf.. Harflad?“
Der Alter erhöhte den Drück an seinem Hals und Fardin spürte den Schmerz.
„Halt mich nicht zum Gaukler, du bist ein Kopfgeldjäger!“
Noch bevor der alte Fischer die Klinge fester drücken konnte wurde die Tür aufgestoßen und mehrere in schwarze Mäntel vermummte Männer stürmten in den Raum.
Der Fischer fuhr herum und sein Schrei blieb ihm im offenen Mund stecken, als sich ein Wurfmesser durch seine Kehle bohrte und er lautlos neben dem Bett zusammenbrach.
„Wir sollte hier verschwinden, Herr!“
Fardin war froh seine Mannen hier anzutreffen und fragte nicht wie sie ihn gefunden haben.
Lautlos, ohne dass Jemand etwas mitbekam verschwanden sie mit der Gauke, eine kleinere Ausführung der Brügge, aus dem Dorf und segelten Richtung Osten.
 



 
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