Das Bad stand in Dampfschwaden, als sie aus der Dusche trat, die Luft war dementsprechend drückend und warm, sie nahm das Handtuch von der Heizung um sich die schwarzen, von der Feuchtigkeit gewellten Haare abzutrocknen und schlug es sich danach um ihren Körper. Sie strich sich die schulterlangen Haare zurück und blieb vor dem mit Wasserdampf beschlagenen Spiegel stehen und blickte hinein, erst auf ihre Silhouette und danach durch sie hindurch, wie betäubt stand sie dort mehrere Minuten lang, bis sie durch ein Klingeln in die Realität zurück geholt wurde. Den Kopf langsam Richtung Badezimmer Tür drehend, immer noch in Gedanken, folgte Sie dem melodischem Ton der Melodie, die zweifelsohne von ihrem Handy stammte, in ihr Schlafzimmer.
Der Raum war noch abgedunkelt durch die schweren Vorhänge an den Fenstern, aber hell genug um das Handy auf dem Nachttisch ausfindig zu machen. Als Sie es aufhob um den Anruf entgegenzunehmen, verstummte es, der Anrufer hatte wohl aufgegeben oder die Mailbox war ihr zuvorgekommen, es war auch egal, denn Sie hatte ohnehin keine großartige Lust auf Konversationen jedweder Art. Sie ließ den Blick durch den Raum gleiten, es war unordentlich, überall im Zimmer verteilt, lag ihre Kleidung, sie sollte mal wieder aufräumen, doch es fehlte ihr an innerem Antrieb.
Gerade als als sie das Handy auf das Bett werfen wollte, ging ein weiterer Anruf ein, leicht erschrocken starrte sie den Bildschirm an, welcher den Namen Ciel anzeigte.
Mit einem Seufzer nahm Sie das Telefonat entgegen, doch bevor irgendwelche Begrüßungen ausgetauscht werden konnten, sprach eine ruppige Stimme durchs Telefon:
,,Wo bist? Du bist spät dran! Beeil dich!‘‘
,,Wie wäre es mit einem Guten Morgen Maia?‘‘, sie seufzte, ,,Ich bin noch zuhause…‘‘.
,,Du bist noch was? Zuhause?!‘‘, raunte die Stimme durchs Telefon.
,,Ich bin gleich fertig, mach’ mir nicht so einen Stress...‘‘, Ciel fuhr ihr in den Satz,
,,Wir wollten uns vor zehn Minuten bei mir Treffen und nochmal alles durchgehen und wer war nicht da? Es geht um deine Diensttauglichkeit und nicht um meine, ich will dir nur helfen, also nimm meine Hilfe gefälligst an, verstanden?! War mir schon klar, das das nichts wird.‘‘, nach kurzer, beidseitiger Stille, brach Ciel das schweigen mit weicher Stimme, ,,Ich bin in 20 Minuten bei dir, ich bringe Frühstück mit, ich weiß es fällt dir nicht leicht seit…‘‘.
Maia legte unterbrach das Gepräch indem sie auflegte, sie hatte das Gespräch einfach beendet, schlagartig wurde es ihr zu viel.
Was bildete sich Ciel ein?
Nicht leicht? Sie hatte es nicht leicht?
Was wusste sie denn schon, sie hatte nicht alles verloren, ihr wurde auch nicht auf einmal das Herz aus der Brust gerissen oder ihre Seele auseinander gezerrt.
Überwältigt von einem Schub aus Trauer und Verzweiflung stellte sich Maia wieder vor den Spiegel im Bad, welcher nun nicht mehr beschlagen war.
Sie blickte hinein, in ihre grünen Augen und in ein trauriges Gesicht.
Nach kurzer Zeit wendete sie ihren Blick auf die Ablagefläche unterhalb des Spiegels, genauer gesagt, auf die Kette die dort lag.
An der Kette war ein goldener Ring, größer als der, den sie am rechten Ringfinger trug, aber trotzdem identisch mit dem ihrem.
Nach einem kurzen Augenblick des Innehaltens lege sie die Kette mit dem Ring um ihren Hals und fuhr mit den Fingern an der Kette entlang, bis diese den Ring zufassen bekamen und ihn fest umschlossen. Die Kette war exakt so lang, das der Ring, auf Höhe ihres Herzens hing.
Jeden Tag trug sie diese Kette, nur zum schlafen und duschen, zog sie sie aus.
Vor dem schlafen gehen, hängte sie einen Teil der Kette über ein Bild auf ihrem Nachttisch, welches sie wiederum immer mit einem Kuss bedachte, jeden Morgen und jeden Abend.
Das Gefühl der Trauer wurde nun so stark und es bildete ein bedrückendes Gefühl in ihrer Brust, sie musste sich mit dem linken Arm am Waschbecken festhalten, ihre Beine wurden mit einem Mal schwach. Das Gefühl begann nun langsam nach oben zu wandern und gezwungener Maßen musste sie den Ring los lassen um sich die Hand auf den Mund zu pressen, damit sie nicht laut aufschrie.
Viele Bilder und Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf, Erinnerungen einer anderen Zeit, einer besseren Zeit, einer glücklicheren Zeit.
Tränen rangen ihr über die Wangen, sie hatte es noch nicht verarbeitet und würde es wahrscheinlich auch nie, der Schmerz fühlte sich immer noch so an wie an jenem schicksalhaften Tag.
Überwältigt von ihren Emotionen und wie in Trance, torkelte sie, sich an die Wand stützend wieder Richtung Schlafzimmer. Dort angekommen, stürzte oder eher stolperte sie auf ihr Bett zu und ließ sich darauf fallen.
Instinktiv griff sie nach dem Bild auf dem Nachttisch.
Darauf zu sehen waren drei Personen, ein Mann um die 34-Jahre alt mit Stoppelbart und wirrem Grunge-Haarschnitt , sowie ein junges Mädchen in einem Strampelanzug, das ungefähr ein Jahr alt war, die dunkelblonden Haare zu Zöpfen frisiert.
Und dann war dort noch Maia.
Der Mann hatte das kleine Mädchen auf seinen Schultern, ihre Hand umklammerte eine Strähne seines Haares und die andere zeigt Richtung der Kamera. Mit der rechten Hand hielt er die kleine fest auf seinen Schultern, währenddessen der freie Arm um Maias Hals geschlungen war, seine Hand und der Unterarm wurden von Maias Händen umklammert.
Alle drei hatten ein Lächeln auf den sonnenbeschienenen Gesichtern.
Sie drückte das Bild fest gegen ihre von dem Handtuch verborgene Brust und konnte einen lauten Schluchzer nun nicht mehr unterdrücken, worauf hin sie heftig begann weinen.
Ciel öffnete mit der linken Hand die Wohnungstür, nachdem ihr mehrmaliges Läuten ignoriert worden war, in der anderen hielt sie eine Tüte mit belegten Brötchen, sie schob die schwere Tür auf und ging in die Wohnung, die Luft war stickig und schwer, man merkte direkt, das schon lange nicht mehr sauber gemacht wurde. Auf der Kommode, die direkt im Eingangsbereich der Wohnung stand, befand sich eine dicke Staubschicht.
Sie ging den kurzen Flur entlang und gelangte so ins Wohnzimmer, das jeweils mit der offenen Küche und deren Durchreiche und den Schlafzimmern verbunden war, welche jeweils eine Verbindung zu einem gemeinsamem Badezimmer hatten.
Im Wohnzimmer angelangt, sah sie das der Raum in einem unordentlichem Zustand war, überall standen Geschirr und Flaschen herum.
Insgesamt war die Wohnung in einem unordentlichen Zustand, das wusste sie, auch ohne das sie die anderen Räume sehen musste.
Sie hatte es früher schon einmal gesehen.
Ciel war schon länger nicht mehr hier gewesen, es tat ihr jedes Mal aufs neue Weh, ihre Freundin in diesem Zustand zu sehen, wie gerne hätte sie ihr mehr geholfen als nur für sie da zu sein.
Aber es war schlicht weg nicht möglich gewesen, seitens von Maia und von ihr selbst.
Maia ließ sich nur bedingt helfen, die Therapie, zu der sie sie vor ein paar Monaten geschleppt hatte, hatte sie abgebrochen und auch das Antidepressiva nahm sie nicht mehr.
Sie hatten ein langes Streitgespräch darüber geführt, an dessen Ende Ciel aus der Wohnung geflüchtet war.
Sie selbst hatte ihr gegenüber ein Gefühl der Macht- und Hilfslosigkeit.
Es hatte ihr damals sehr wehgetan, sie so zu sehen und das tat es auch heute noch.
Jedes Mal, wenn sie sie sah, überkamen sie diese Gefühle gepaart mit großem Mitleid.
Das hatte sie nicht verdient, niemand hatte so etwas verdient, wirklich niemand.
Oft hatte sich sie sich gefragt, wie sie selbst in einer solchen Situation handeln würde.
Hätte sie das selbe Verhalten an den Tag gelegt und sich so gut wie von allen abgewandt?
Oder wäre sie offener damit umgegangen und hätte sich den Schmerz bei einem Psychiater von der Seele geredet und die Medikamente einfach geschluckt?
Es überkam sie ein kalter Schauer, wie immer wenn sie daran dachte, was passiert war.
Aber es war nun einmal so gekommen, wie es gekommen war, nichts ließ sich daran ändern, rein gar nichts.
Anfangs als Maia noch bei seinen Eltern einquartiert war, schien es so, als würde als würden sie sich gegenseitig Kraft geben, besonders auch deshalb, weil Maia eine Waise war, als Kind wurde sie einfach vor einer Kirche abgelegt und wuchs in einem Heim auf.
Nie hatte sie Anstalten dazu gezeigt, sich Klarheit über ihre Herkunft verschaffen zu wollen und es war ihr auch immer egal gewesen.
Sie hatte mal auf die Frage, ob sie nicht gerne wissen würde, woher sie kam, geantwortet, das ihr das nicht wichtig sein, denn ändern könne sie es eh nicht und hätten ihr Erzeuger sie gewollt, hätten sie sie auch behalten und nicht einfach so abgelegt.
Vor einem guten halben Jahr hatte dann die Therapie begonnen.
Sie hatten sie dazu überredet, wie konnten sie auch ahnen das von diesem Zeitpunkt an, alles schlimmer kommen würde?
Anfangs schienen die Therapie, die Gespräche und die Medikamente zu helfen, sie führten schließlich auch dazu, das Maia wieder fähig war in ihre Wohnung zu ziehen.
Ein folgenschwerer Fehler!
Seit jenem dunklen Tag, wurde nichts in der Wohnung verändert, alles, aber auch wirklich alles, war noch genauso wie vorher.
Niemand hatte daran gedacht.
Ciel konnte nur erahnen was sich damals abgespielt haben musste und sie stellte es sich von Zeit zu Zeit vor und es war immer wieder die selbe Vorstellung:
Maia kam nach Hause und fand alles unberührt vor und dann holte sie schlagartig die Realität wieder ein.
Beide waren weg und würden nie wieder kommen.
Nie wieder würde sie das freudige Quietschen ihrer Tochter zu hören bekommen wenn sie nach Hause kam, geschweige denn sein sanftes;
,,Hey Mon Coeur, schön das du wieder da bist.‘‘
Alles weg und das so plötzlich.
Weiter hatte sie sich vorgestellt, wie sie alleine durch die Wohnung irrte, Bilder anschauend, trauernd und an Kleidung riechend, verzweifelt auf der Suche nach den verbleibenden Überresten des einstmals so glücklichen Lebens.
Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie Maia sich Gefühlt haben musste beziehungsweise wie sie sich noch immer fühlen musste.
Ein Teil von ihr war darüber auch sehr froh, klar sie war eine taffe Frau, die nicht unbedingt nah am Wasser gebaut war, aber dennoch war sie froh darüber das ihr das nicht passiert war.
Sie hasste diesen Gedanken und verwarf ihn jedes Mal sehr schnell wieder, denn es fühlte sich so falsch an. Wie Verrat fühlte es sich an, aber jedes Mal überkam sie auch das Gefühl ob es richtig war sich so zu fühlen, nie hatte sie darauf eine Antwort.
,,Maia?!‘‘ rief Ciel halblaut durch die Wohnung, aber es kam keine Antwort, nur ein leichtes schluchzen war zu vernehmen.
,,Scheiße!‘‘, sie ließ die Tüte fallen und eilte dem Wimmern entgegen.
Sie fand sie auf dem Bett zusammen gerollt, das Bild und den Ring fest umschlossen.
,,Mist, das ist meine Schuld, ich hätte dir nicht solche Vorwürfe an den Kopf knallen sollen.‘‘, sie setzte sich neben sie aufs Bett und lege ihre Hand auf Maias nackten Oberarm.
,,Es tut mir leid, Liebes!‘‘
,,Das ist nicht deine Schuld‘‘, schluchzte ihr Maia entgegen, ,, es tut nur so verdammt weh!‘‘
,, Ich weiß Liebes, ich weiß.‘‘
,,Warum kann es denn nicht einfach so wie früher sein?‘‘
,,Ich weiß es nicht…‘‘, nun begannen sich auch Ciels Augen mit Tränen zu füllen, denn auch in ihr kamen nun die Erinnerungen hoch.
,,Kann ich irgendetwas für dich tun?‘‘
Nach einer kurzen, tränenreichen Pause, flüstere Maia, ,,Bleib bitte einfach bei mir, ja?‘‘
,,Mach ich.‘‘
,,Hey Süße, schön das du auch hier bist...‘‘
Maia wurde aus ihren Gedanken, in die Wirklichkeit gerissen, vor ihren Augen baute sich der Außenbereich einer großen Anlage auf, Lichterketten die überall umher gespannt waren, leuchteten in verschiedenen Farben und hielten so die hereinbrechende Dunkelheit auf, die sich langsam aber sicher im Himmel verteilte. Jener war klar, keine einzige Wolke war zu erkennen, es war einer dieser Sommertage, die nicht diese drückende Wärme auftrugen. So wie es sich jeder für diesen Tag hätte wünschen können.
Viele Tische standen herum, manche leer und manche gut besetzt. Die Stimmung war heiter, viele der Anwesenden hörte mach lachen, hie und da, wurden Gläser aneinander geschlagen, gefolgt Trinksprüchen. Es war ein ausgelassener Abend, wie es gewünscht wurde, überall frohe Gesichter und Heiterkeit, kein einziger verzogt die Miene und hatte schlechte Laune, selbst die Kellner die zwischen den Tischen und der Bar hin und her eilten, hatten ein ehrliches und freundliches Lächeln auf dem Gesicht. Im Hintergrund, spielt eine Band leichte und gemütliche Musik, je später es wurde, desto leichter wurde die Musik, derzeit spielte die Band noch gemischte Musik, doch man erkannte schnell, nur anhand der Musik, das der Abend enden würde.
All das nahm sie jedoch nicht zur Gänze wahr, denn ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Person, die vor ihr stand.
,,...Was machst du denn hier?‘‘
,, Ach nichts besonders, weißt du. Und du?‘‘
,,Auch nichts besonderes, aber ich habe dich eben drüben von der Bar aus gesehen und musste zu dir rüber kommen, um mit dir zu sprechen.‘‘, ein verschmitztes Lächeln machte sich bei Maias Gegenüber auf dem Gesicht breit.
,,Über was möchtest du denn sprechen?‘‘
,,Ich habe mich nur gefragt, was das hier für eine Feier ist?‘‘
,,Das weißt du nicht? Du bist hier, fein angezogen und weißt nicht wo du bist oder auf wessen Feier du überhaupt bist?‘‘
,,Ja...richtig‘‘
Sie lächelte, ,,Naja, hier wird gerade eine Hochzeit gefeiert musst du wissen.‘‘
,,Wer hat denn geheiratet?‘‘
,,Ich!‘‘
,,Du?‘‘
,,Ja, oder meinst du, ich trage umsonst ein so auffallendes weißes Kleid?‘‘
,,Dein Mann muss ja überglücklich sein, so einen heißen Feger wie dich zu haben.‘‘
,,Na ich hoffe doch‘‘, lachte sie.
,,Schade, eigentlich bin ich zu dir rüber gekommen, in der Hoffnung dich abzuschleppen, ich hab’ mal gehört auf Hochzeit klappt das am beste.‘‘
,,Wenn du deine Karten gut spielst, komme ich mit dir nach Hause‘‘, sie zwinkerte ihm zu.
,,Was wenn dein Mann das heraus bekommt?‘‘
,,Der wird schon nichts merken, Vertau’ mir.‘‘
,,Du gehst ja ganz schön ran!‘‘
,,Bei dir doch immer!‘‘
,,Du gefällst mir Kleines, gibst du mir einen Kuss?‘‘, er setzte sich etwas unbeholfen neben sie.
,,Wäääh, wie abgedroschen. Kleines?! So landest du nicht bei mir!‘‘
Er legte den Arm um sie und sie ließ es zu, blickte ihm aber fest in die Augen.
Seine Lippen spitzten sich und kamen den ihren immer näher, bis sie nur noch ein paar Finger breit von einander entfernt waren.
,,So kriegst du mich wirklich nicht, mein Lieber.‘‘
,,Wirklich?‘‘
,,Ja…‘‘, sagte sie auf das wartend, auf das was unweigerlich folgen würde, eine Dunkelheit breitete sich um die beiden aus, alles andere verblasste, die Dunkelheit verdickte sich so sehr, dass nur noch die beiden in einem Lichtkegel existierten.
Beide blickten sich in die Auge, er in ihre grünen sanften Augen und sie in seine tiefblauen.
Nur noch die Beiden existierten, alles andere war vergangen, war verblasst, hatte sich aufgelöst und war verschwunden. Niemand war mehr da, alles war leer und irgendwie surreal und dennoch so lebhaft, jede Berührung fühlte sich anders an, aber intensiver als vorher, es war, als wären sie beide in eine andere Welt herüber gegangen, in der nur sie waren, wie in einem Traum, der nur von beiden gleichzeitig geträumt werden konnte. Real und doch nicht. Fremd und doch vertraut. Niemals aufwachen, bloß nicht aufwachen, es ist perfekt, es darf nicht kaputt gehen, dieser Augenblick sollte ewig dauern und nie Enden! Schwerelosigkeit beflügelte beide, hoben sie vom Boden ab oder war das nur eine Einbildung? Sie konnte es nicht sagen, sie wusste nur das es sein musste und auch kommen musste. In der jetzigen Leichtigkeit, hatten sie sich verloren und auch gefunden, fest und doch leicht umklammert, schwebten sie in ihrem Dämmerzustand umher. Sich der Situation nicht bewusst, einfach nur existent, um nicht zu existieren, aber um dann doch wieder zu existierten, ein Chaos, beide eins und doch zwei. Wie ging das?
,,Küsst du mich nun endlich?‘‘, flüsterte sie so leise, das selbst er es kaum hören konnte.
,,Vielleicht‘‘, grinste er und gab ihr einen Eskimo-Kuss, woraufhin sie ihre Arme um ihn legte und ihn sanft küsste. Er strich ihr eine Strähne von ihrem Haar aus dem Gesicht und legte es sanft hinter ihr Ohr.
Was war das? Was genau ist diese Situation, niemand hätte es sagen oder erklären können, selbst die hier gewählten Worte, können nicht einmal ansatzweise beschreiben, was die beiden fühlen. Es schien als hätte die Welt aufgehört zu existieren, nur für diese beiden.
Alles andere schien so unwichtig, nichtig und bedeutungslos.
Er küsste sie sanft auf die Lippen und beide lächelten sich an. Einen schöneren Moment hätte es für beide nicht geben können.
Er war perfekt, ein perfekter Moment an einem so schönen Tag, was konnte es schöneres geben?
Die Schwerelosigkeit wurde stärker und stärker, die Gravitation veränderte sich und ließ beide umso höher steigen, sie waren weit weg, nah aber doch so fern, aber wohin? Selbst die beiden hätten es nicht sagen können, niemand hätte es vermocht, sie waren da, greifbar, aber sie waren auch weg, weit weg, in ihrer eigens erschaffenen Welt.
Solch einen Moment erlebt man nur einmal und dann nie wieder, ihm wohnt ein großartiger und schöner Zauber inne, der nur einmal wirken kann. Ein jeder kennt es, ein jeder wünscht es sich, die beiden haben es und nutzen es zu ihren Gunsten aus, nutzen es auch, das dies ihr Augenblick ist.
So flüchtig und zart und zerbrechlich, aber dennoch so stark und stabil, durch nichts zu brechen.
Oder?
,,PERFEKT!‘‘, rief der Fotograf und schreckte Maia auf.
Der Raum war noch abgedunkelt durch die schweren Vorhänge an den Fenstern, aber hell genug um das Handy auf dem Nachttisch ausfindig zu machen. Als Sie es aufhob um den Anruf entgegenzunehmen, verstummte es, der Anrufer hatte wohl aufgegeben oder die Mailbox war ihr zuvorgekommen, es war auch egal, denn Sie hatte ohnehin keine großartige Lust auf Konversationen jedweder Art. Sie ließ den Blick durch den Raum gleiten, es war unordentlich, überall im Zimmer verteilt, lag ihre Kleidung, sie sollte mal wieder aufräumen, doch es fehlte ihr an innerem Antrieb.
Gerade als als sie das Handy auf das Bett werfen wollte, ging ein weiterer Anruf ein, leicht erschrocken starrte sie den Bildschirm an, welcher den Namen Ciel anzeigte.
Mit einem Seufzer nahm Sie das Telefonat entgegen, doch bevor irgendwelche Begrüßungen ausgetauscht werden konnten, sprach eine ruppige Stimme durchs Telefon:
,,Wo bist? Du bist spät dran! Beeil dich!‘‘
,,Wie wäre es mit einem Guten Morgen Maia?‘‘, sie seufzte, ,,Ich bin noch zuhause…‘‘.
,,Du bist noch was? Zuhause?!‘‘, raunte die Stimme durchs Telefon.
,,Ich bin gleich fertig, mach’ mir nicht so einen Stress...‘‘, Ciel fuhr ihr in den Satz,
,,Wir wollten uns vor zehn Minuten bei mir Treffen und nochmal alles durchgehen und wer war nicht da? Es geht um deine Diensttauglichkeit und nicht um meine, ich will dir nur helfen, also nimm meine Hilfe gefälligst an, verstanden?! War mir schon klar, das das nichts wird.‘‘, nach kurzer, beidseitiger Stille, brach Ciel das schweigen mit weicher Stimme, ,,Ich bin in 20 Minuten bei dir, ich bringe Frühstück mit, ich weiß es fällt dir nicht leicht seit…‘‘.
Maia legte unterbrach das Gepräch indem sie auflegte, sie hatte das Gespräch einfach beendet, schlagartig wurde es ihr zu viel.
Was bildete sich Ciel ein?
Nicht leicht? Sie hatte es nicht leicht?
Was wusste sie denn schon, sie hatte nicht alles verloren, ihr wurde auch nicht auf einmal das Herz aus der Brust gerissen oder ihre Seele auseinander gezerrt.
Überwältigt von einem Schub aus Trauer und Verzweiflung stellte sich Maia wieder vor den Spiegel im Bad, welcher nun nicht mehr beschlagen war.
Sie blickte hinein, in ihre grünen Augen und in ein trauriges Gesicht.
Nach kurzer Zeit wendete sie ihren Blick auf die Ablagefläche unterhalb des Spiegels, genauer gesagt, auf die Kette die dort lag.
An der Kette war ein goldener Ring, größer als der, den sie am rechten Ringfinger trug, aber trotzdem identisch mit dem ihrem.
Nach einem kurzen Augenblick des Innehaltens lege sie die Kette mit dem Ring um ihren Hals und fuhr mit den Fingern an der Kette entlang, bis diese den Ring zufassen bekamen und ihn fest umschlossen. Die Kette war exakt so lang, das der Ring, auf Höhe ihres Herzens hing.
Jeden Tag trug sie diese Kette, nur zum schlafen und duschen, zog sie sie aus.
Vor dem schlafen gehen, hängte sie einen Teil der Kette über ein Bild auf ihrem Nachttisch, welches sie wiederum immer mit einem Kuss bedachte, jeden Morgen und jeden Abend.
Das Gefühl der Trauer wurde nun so stark und es bildete ein bedrückendes Gefühl in ihrer Brust, sie musste sich mit dem linken Arm am Waschbecken festhalten, ihre Beine wurden mit einem Mal schwach. Das Gefühl begann nun langsam nach oben zu wandern und gezwungener Maßen musste sie den Ring los lassen um sich die Hand auf den Mund zu pressen, damit sie nicht laut aufschrie.
Viele Bilder und Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf, Erinnerungen einer anderen Zeit, einer besseren Zeit, einer glücklicheren Zeit.
Tränen rangen ihr über die Wangen, sie hatte es noch nicht verarbeitet und würde es wahrscheinlich auch nie, der Schmerz fühlte sich immer noch so an wie an jenem schicksalhaften Tag.
Überwältigt von ihren Emotionen und wie in Trance, torkelte sie, sich an die Wand stützend wieder Richtung Schlafzimmer. Dort angekommen, stürzte oder eher stolperte sie auf ihr Bett zu und ließ sich darauf fallen.
Instinktiv griff sie nach dem Bild auf dem Nachttisch.
Darauf zu sehen waren drei Personen, ein Mann um die 34-Jahre alt mit Stoppelbart und wirrem Grunge-Haarschnitt , sowie ein junges Mädchen in einem Strampelanzug, das ungefähr ein Jahr alt war, die dunkelblonden Haare zu Zöpfen frisiert.
Und dann war dort noch Maia.
Der Mann hatte das kleine Mädchen auf seinen Schultern, ihre Hand umklammerte eine Strähne seines Haares und die andere zeigt Richtung der Kamera. Mit der rechten Hand hielt er die kleine fest auf seinen Schultern, währenddessen der freie Arm um Maias Hals geschlungen war, seine Hand und der Unterarm wurden von Maias Händen umklammert.
Alle drei hatten ein Lächeln auf den sonnenbeschienenen Gesichtern.
Sie drückte das Bild fest gegen ihre von dem Handtuch verborgene Brust und konnte einen lauten Schluchzer nun nicht mehr unterdrücken, worauf hin sie heftig begann weinen.
Ciel öffnete mit der linken Hand die Wohnungstür, nachdem ihr mehrmaliges Läuten ignoriert worden war, in der anderen hielt sie eine Tüte mit belegten Brötchen, sie schob die schwere Tür auf und ging in die Wohnung, die Luft war stickig und schwer, man merkte direkt, das schon lange nicht mehr sauber gemacht wurde. Auf der Kommode, die direkt im Eingangsbereich der Wohnung stand, befand sich eine dicke Staubschicht.
Sie ging den kurzen Flur entlang und gelangte so ins Wohnzimmer, das jeweils mit der offenen Küche und deren Durchreiche und den Schlafzimmern verbunden war, welche jeweils eine Verbindung zu einem gemeinsamem Badezimmer hatten.
Im Wohnzimmer angelangt, sah sie das der Raum in einem unordentlichem Zustand war, überall standen Geschirr und Flaschen herum.
Insgesamt war die Wohnung in einem unordentlichen Zustand, das wusste sie, auch ohne das sie die anderen Räume sehen musste.
Sie hatte es früher schon einmal gesehen.
Ciel war schon länger nicht mehr hier gewesen, es tat ihr jedes Mal aufs neue Weh, ihre Freundin in diesem Zustand zu sehen, wie gerne hätte sie ihr mehr geholfen als nur für sie da zu sein.
Aber es war schlicht weg nicht möglich gewesen, seitens von Maia und von ihr selbst.
Maia ließ sich nur bedingt helfen, die Therapie, zu der sie sie vor ein paar Monaten geschleppt hatte, hatte sie abgebrochen und auch das Antidepressiva nahm sie nicht mehr.
Sie hatten ein langes Streitgespräch darüber geführt, an dessen Ende Ciel aus der Wohnung geflüchtet war.
Sie selbst hatte ihr gegenüber ein Gefühl der Macht- und Hilfslosigkeit.
Es hatte ihr damals sehr wehgetan, sie so zu sehen und das tat es auch heute noch.
Jedes Mal, wenn sie sie sah, überkamen sie diese Gefühle gepaart mit großem Mitleid.
Das hatte sie nicht verdient, niemand hatte so etwas verdient, wirklich niemand.
Oft hatte sich sie sich gefragt, wie sie selbst in einer solchen Situation handeln würde.
Hätte sie das selbe Verhalten an den Tag gelegt und sich so gut wie von allen abgewandt?
Oder wäre sie offener damit umgegangen und hätte sich den Schmerz bei einem Psychiater von der Seele geredet und die Medikamente einfach geschluckt?
Es überkam sie ein kalter Schauer, wie immer wenn sie daran dachte, was passiert war.
Aber es war nun einmal so gekommen, wie es gekommen war, nichts ließ sich daran ändern, rein gar nichts.
Anfangs als Maia noch bei seinen Eltern einquartiert war, schien es so, als würde als würden sie sich gegenseitig Kraft geben, besonders auch deshalb, weil Maia eine Waise war, als Kind wurde sie einfach vor einer Kirche abgelegt und wuchs in einem Heim auf.
Nie hatte sie Anstalten dazu gezeigt, sich Klarheit über ihre Herkunft verschaffen zu wollen und es war ihr auch immer egal gewesen.
Sie hatte mal auf die Frage, ob sie nicht gerne wissen würde, woher sie kam, geantwortet, das ihr das nicht wichtig sein, denn ändern könne sie es eh nicht und hätten ihr Erzeuger sie gewollt, hätten sie sie auch behalten und nicht einfach so abgelegt.
Vor einem guten halben Jahr hatte dann die Therapie begonnen.
Sie hatten sie dazu überredet, wie konnten sie auch ahnen das von diesem Zeitpunkt an, alles schlimmer kommen würde?
Anfangs schienen die Therapie, die Gespräche und die Medikamente zu helfen, sie führten schließlich auch dazu, das Maia wieder fähig war in ihre Wohnung zu ziehen.
Ein folgenschwerer Fehler!
Seit jenem dunklen Tag, wurde nichts in der Wohnung verändert, alles, aber auch wirklich alles, war noch genauso wie vorher.
Niemand hatte daran gedacht.
Ciel konnte nur erahnen was sich damals abgespielt haben musste und sie stellte es sich von Zeit zu Zeit vor und es war immer wieder die selbe Vorstellung:
Maia kam nach Hause und fand alles unberührt vor und dann holte sie schlagartig die Realität wieder ein.
Beide waren weg und würden nie wieder kommen.
Nie wieder würde sie das freudige Quietschen ihrer Tochter zu hören bekommen wenn sie nach Hause kam, geschweige denn sein sanftes;
,,Hey Mon Coeur, schön das du wieder da bist.‘‘
Alles weg und das so plötzlich.
Weiter hatte sie sich vorgestellt, wie sie alleine durch die Wohnung irrte, Bilder anschauend, trauernd und an Kleidung riechend, verzweifelt auf der Suche nach den verbleibenden Überresten des einstmals so glücklichen Lebens.
Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie Maia sich Gefühlt haben musste beziehungsweise wie sie sich noch immer fühlen musste.
Ein Teil von ihr war darüber auch sehr froh, klar sie war eine taffe Frau, die nicht unbedingt nah am Wasser gebaut war, aber dennoch war sie froh darüber das ihr das nicht passiert war.
Sie hasste diesen Gedanken und verwarf ihn jedes Mal sehr schnell wieder, denn es fühlte sich so falsch an. Wie Verrat fühlte es sich an, aber jedes Mal überkam sie auch das Gefühl ob es richtig war sich so zu fühlen, nie hatte sie darauf eine Antwort.
,,Maia?!‘‘ rief Ciel halblaut durch die Wohnung, aber es kam keine Antwort, nur ein leichtes schluchzen war zu vernehmen.
,,Scheiße!‘‘, sie ließ die Tüte fallen und eilte dem Wimmern entgegen.
Sie fand sie auf dem Bett zusammen gerollt, das Bild und den Ring fest umschlossen.
,,Mist, das ist meine Schuld, ich hätte dir nicht solche Vorwürfe an den Kopf knallen sollen.‘‘, sie setzte sich neben sie aufs Bett und lege ihre Hand auf Maias nackten Oberarm.
,,Es tut mir leid, Liebes!‘‘
,,Das ist nicht deine Schuld‘‘, schluchzte ihr Maia entgegen, ,, es tut nur so verdammt weh!‘‘
,, Ich weiß Liebes, ich weiß.‘‘
,,Warum kann es denn nicht einfach so wie früher sein?‘‘
,,Ich weiß es nicht…‘‘, nun begannen sich auch Ciels Augen mit Tränen zu füllen, denn auch in ihr kamen nun die Erinnerungen hoch.
,,Kann ich irgendetwas für dich tun?‘‘
Nach einer kurzen, tränenreichen Pause, flüstere Maia, ,,Bleib bitte einfach bei mir, ja?‘‘
,,Mach ich.‘‘
,,Hey Süße, schön das du auch hier bist...‘‘
Maia wurde aus ihren Gedanken, in die Wirklichkeit gerissen, vor ihren Augen baute sich der Außenbereich einer großen Anlage auf, Lichterketten die überall umher gespannt waren, leuchteten in verschiedenen Farben und hielten so die hereinbrechende Dunkelheit auf, die sich langsam aber sicher im Himmel verteilte. Jener war klar, keine einzige Wolke war zu erkennen, es war einer dieser Sommertage, die nicht diese drückende Wärme auftrugen. So wie es sich jeder für diesen Tag hätte wünschen können.
Viele Tische standen herum, manche leer und manche gut besetzt. Die Stimmung war heiter, viele der Anwesenden hörte mach lachen, hie und da, wurden Gläser aneinander geschlagen, gefolgt Trinksprüchen. Es war ein ausgelassener Abend, wie es gewünscht wurde, überall frohe Gesichter und Heiterkeit, kein einziger verzogt die Miene und hatte schlechte Laune, selbst die Kellner die zwischen den Tischen und der Bar hin und her eilten, hatten ein ehrliches und freundliches Lächeln auf dem Gesicht. Im Hintergrund, spielt eine Band leichte und gemütliche Musik, je später es wurde, desto leichter wurde die Musik, derzeit spielte die Band noch gemischte Musik, doch man erkannte schnell, nur anhand der Musik, das der Abend enden würde.
All das nahm sie jedoch nicht zur Gänze wahr, denn ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Person, die vor ihr stand.
,,...Was machst du denn hier?‘‘
,, Ach nichts besonders, weißt du. Und du?‘‘
,,Auch nichts besonderes, aber ich habe dich eben drüben von der Bar aus gesehen und musste zu dir rüber kommen, um mit dir zu sprechen.‘‘, ein verschmitztes Lächeln machte sich bei Maias Gegenüber auf dem Gesicht breit.
,,Über was möchtest du denn sprechen?‘‘
,,Ich habe mich nur gefragt, was das hier für eine Feier ist?‘‘
,,Das weißt du nicht? Du bist hier, fein angezogen und weißt nicht wo du bist oder auf wessen Feier du überhaupt bist?‘‘
,,Ja...richtig‘‘
Sie lächelte, ,,Naja, hier wird gerade eine Hochzeit gefeiert musst du wissen.‘‘
,,Wer hat denn geheiratet?‘‘
,,Ich!‘‘
,,Du?‘‘
,,Ja, oder meinst du, ich trage umsonst ein so auffallendes weißes Kleid?‘‘
,,Dein Mann muss ja überglücklich sein, so einen heißen Feger wie dich zu haben.‘‘
,,Na ich hoffe doch‘‘, lachte sie.
,,Schade, eigentlich bin ich zu dir rüber gekommen, in der Hoffnung dich abzuschleppen, ich hab’ mal gehört auf Hochzeit klappt das am beste.‘‘
,,Wenn du deine Karten gut spielst, komme ich mit dir nach Hause‘‘, sie zwinkerte ihm zu.
,,Was wenn dein Mann das heraus bekommt?‘‘
,,Der wird schon nichts merken, Vertau’ mir.‘‘
,,Du gehst ja ganz schön ran!‘‘
,,Bei dir doch immer!‘‘
,,Du gefällst mir Kleines, gibst du mir einen Kuss?‘‘, er setzte sich etwas unbeholfen neben sie.
,,Wäääh, wie abgedroschen. Kleines?! So landest du nicht bei mir!‘‘
Er legte den Arm um sie und sie ließ es zu, blickte ihm aber fest in die Augen.
Seine Lippen spitzten sich und kamen den ihren immer näher, bis sie nur noch ein paar Finger breit von einander entfernt waren.
,,So kriegst du mich wirklich nicht, mein Lieber.‘‘
,,Wirklich?‘‘
,,Ja…‘‘, sagte sie auf das wartend, auf das was unweigerlich folgen würde, eine Dunkelheit breitete sich um die beiden aus, alles andere verblasste, die Dunkelheit verdickte sich so sehr, dass nur noch die beiden in einem Lichtkegel existierten.
Beide blickten sich in die Auge, er in ihre grünen sanften Augen und sie in seine tiefblauen.
Nur noch die Beiden existierten, alles andere war vergangen, war verblasst, hatte sich aufgelöst und war verschwunden. Niemand war mehr da, alles war leer und irgendwie surreal und dennoch so lebhaft, jede Berührung fühlte sich anders an, aber intensiver als vorher, es war, als wären sie beide in eine andere Welt herüber gegangen, in der nur sie waren, wie in einem Traum, der nur von beiden gleichzeitig geträumt werden konnte. Real und doch nicht. Fremd und doch vertraut. Niemals aufwachen, bloß nicht aufwachen, es ist perfekt, es darf nicht kaputt gehen, dieser Augenblick sollte ewig dauern und nie Enden! Schwerelosigkeit beflügelte beide, hoben sie vom Boden ab oder war das nur eine Einbildung? Sie konnte es nicht sagen, sie wusste nur das es sein musste und auch kommen musste. In der jetzigen Leichtigkeit, hatten sie sich verloren und auch gefunden, fest und doch leicht umklammert, schwebten sie in ihrem Dämmerzustand umher. Sich der Situation nicht bewusst, einfach nur existent, um nicht zu existieren, aber um dann doch wieder zu existierten, ein Chaos, beide eins und doch zwei. Wie ging das?
,,Küsst du mich nun endlich?‘‘, flüsterte sie so leise, das selbst er es kaum hören konnte.
,,Vielleicht‘‘, grinste er und gab ihr einen Eskimo-Kuss, woraufhin sie ihre Arme um ihn legte und ihn sanft küsste. Er strich ihr eine Strähne von ihrem Haar aus dem Gesicht und legte es sanft hinter ihr Ohr.
Was war das? Was genau ist diese Situation, niemand hätte es sagen oder erklären können, selbst die hier gewählten Worte, können nicht einmal ansatzweise beschreiben, was die beiden fühlen. Es schien als hätte die Welt aufgehört zu existieren, nur für diese beiden.
Alles andere schien so unwichtig, nichtig und bedeutungslos.
Er küsste sie sanft auf die Lippen und beide lächelten sich an. Einen schöneren Moment hätte es für beide nicht geben können.
Er war perfekt, ein perfekter Moment an einem so schönen Tag, was konnte es schöneres geben?
Die Schwerelosigkeit wurde stärker und stärker, die Gravitation veränderte sich und ließ beide umso höher steigen, sie waren weit weg, nah aber doch so fern, aber wohin? Selbst die beiden hätten es nicht sagen können, niemand hätte es vermocht, sie waren da, greifbar, aber sie waren auch weg, weit weg, in ihrer eigens erschaffenen Welt.
Solch einen Moment erlebt man nur einmal und dann nie wieder, ihm wohnt ein großartiger und schöner Zauber inne, der nur einmal wirken kann. Ein jeder kennt es, ein jeder wünscht es sich, die beiden haben es und nutzen es zu ihren Gunsten aus, nutzen es auch, das dies ihr Augenblick ist.
So flüchtig und zart und zerbrechlich, aber dennoch so stark und stabil, durch nichts zu brechen.
Oder?
,,PERFEKT!‘‘, rief der Fotograf und schreckte Maia auf.
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