Teufel der im Wachen beschlagene Hufen hat

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich sah die große schwarze Schlange sich ringeln um den Leib meiner Sonne.
Da tat sich ein Traum voller Spiegel auf der mein Bild hundertfach auf mich selbst zurückwarf.

In mir klagten die Knochen und ihr Geheul schob sich durch meinen Mund nach außen
und klang erst ab als ich meinen Körper tauschte gegen eine Hülle aus Schatten.
Aber die Spiegel erinnerten sich meines alten Bilds und weigerten sich mich so zu zeigen
wie ich jetzt war. Sie hatten die Lüge gelernt.

Seltsam. Vor meinem Körper lag eine Tier groß und grau – schön
in seiner steinernen Pose - ich erkannte es. Seit meiner Kindheit
kroch ich im Wachen um seine Tatzen.
Als Schlange leckte ich ihm die Krallen und wenn es sprach
rief es die Vögel herbei.

Es war der Alb mit der Engelsmaske. Aus der Schale des Schlafs hob er
schwarzen Lavendel und die Blütenlappen der traurigen Rose.

Ich erwachte. Langsam, zwischen Vision und Wachen näherten sich mir
Insekten. Danach

war ich wieder zuhause in der Verdrängung.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Patrick,

das ist eine außergewöhnliche Kurzprosa. Sie hat viele lyrische Elemente und lässt Bilder entstehen.

Eine Sache fällt mir auf:

ch erwachte. Langsam, zwischen Vision und Wachen näherten sich mir
Insekten. Danach
Hier setzt du plötzlich ein Komma. Das fällt vor allem dadurch auf, weil du es im Text vorher nicht tust.
Vielleicht auch hier noch entfernen?

Viele Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Vielleicht auch hier noch entfernen?
Jetzt bin ich etwas überrascht. Hier bei der Kurzprosa steht im Forentext:

Allerdings gelten auch hier die Regeln der Deutschen Rechtschreibung. Dies bedeutet, dass Klangspielereien und Zeilenumbrüche in den Bereich der Lyrik gehören.

Also müssten in diesem Text wohl eher etliche fehlende Kommas eingefügt werden. Oder gibt es hierfür nun Ausnahmen?

Gruß, Ciconia
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Patrick,

das ist in der Tat ein ungewöhnliches Stück Prosa, aber eines, dass in meinen Augen qualitativ heraussticht. Hier schieben sich Träume und Sprachbilder zwischen die Realität und formen auf einen kurzen, aber sehr dichten Text. Mich erinnert das in seinem lyrischen Stil ein wenig an Walter Benjamins Berliner Kindheit um 1900 bei dem sich im Jahre später Erinnerten, Erleben und Phantasie auf eine ähnliche Weise ineinanderschieben.

Ob das letzte Komma Absicht ist, vermag ich nicht zu sagen. Es fällt in jedem Fall auf und ich habe mich gefragt, ob hier nicht die formal korrekte Sprache die Rückkehr des Protagonisten aus seinem Traum anzeigen soll.

Und nein Ciconia, dieser Text gehört nicht in ein Lyrikforum, sondern ist hier ganz vorzüglich aufgehoben.

Liebe Grüße

Blumenberg
 

Mimi

Mitglied
Hallo Patrick,
Deine Kurzprosa liest sich sehr bildreich und interessant. Eindeutig hat sie Einschlägt in Richtung Lyrik... das ist gerade für mich der interesanteste Teil an Deiner Prosa...
Warum sollten sich in der Kurzprosa nicht auch (einige) stilistische Elemente aus der Lyrik finden dürfen?...
Es ist ja trotzdem erkennbar Prosa.

Das Komma, würde ich auch entfernen... der Text braucht es nicht!

Insgesamt... sehr schöne Kombination traumhafter Bildern aus Illusion und Surrealismus.

Liebe Grüße
Mimi

PS: Überlege es Dir noch einmal ;)...
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Ciconia,

was mir da manchmal nicht so recht klar ist. Im Kurzprosaforum gibt es unheimlich viele Diskussionen darum, ob es sich hier jetzt um Kurzprosa oder sonst etwas handelt, was in erster Linie eine äußerlich formale Frage ist, und in meinen Augen auch eine ziemlich uninteressante. Gerade im Bereich Kurzprosa geht es doch um inhaltliche Dichte auf kleinem Raum und da eignen sich gerade lyrische Stillemtente oder Ähnliches. Ist doch erfrischend, wenn mal jemand etwas ausprobiert. Wäre es denn nicht viel spannender stattdessen mal in einem Text einzutauchen und ihn zu analysieren anstatt an der formalen Oberfläche zu kratzen und sich ständig Gedanken über die Richtlinien im Forum und deren eventuelle Nichteinhaltung zu machen ?

Liebe Grüße

Blumenberg
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Blumenberg,

solche Texte finde ich überhaupt nicht spannend, aber ich habe auch nie behauptet, etwas von Lyrik zu verstehen. Ich gehöre eben noch zu den altmodischen Menschen, die gerne das vorfinden, was sie in einer Rubrik erwarten, und keine Wundertüte mit Experimenten möchten.

Die Richtlinien im Forum wurden in den letzten Monaten speziell bei der Kurzprosa stark aufgeweicht. Ich sehe sie mittlerweile als Außenstelle des Ungereimten. Auch Doppeleinstellungen sind durchaus erlaubt. Wozu brauchen wir dann überhaupt noch Forenregeln?
Wenn alle Anderen gut damit leben können, ist es ja gut. Ich kann es nicht, aber ich bin eben altmodisch.

Gruß, Ciconia
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Blumenberg,
hallo Patrick,
mal in einem Text einzutauchen und ihn zu analysieren
ich habe es nun wirklich versucht, aber ich komme schon nicht über die Überschrift hinaus:
Der Teufel der im Wachen beschlagene Hufen hat

Was sind Hufen? Ist die Mehrzahl von Huf gemeint? Dann müsste es Hufe heißen.
Der Satz ist darüber hinaus zweideutig:
Hat der Teufel nur im Wachen beschlagene Hufe, nicht im Schlaf? Oder wurden ihm die Hufe im Wachen beschlagen?

Und bei so viel Unklarheit hatte ich dann keine Lust mehr, mich weiter mit diesem Text zu beschäftigen. Aber ich habe es versucht!

Gruß, Ciconia

Ach ja, hier ist ein "e" zu viel
Vor meinem Körper lag eine Tier
und hier würde ein eingefügtes "e" besser klingen:
erinnerten sich meines alten Bildes
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
tja, ich hab nochmal nachgedacht, ich geh erstmal nicht, bin halt manchmal impulsiv, auch wenn es jetzt etwas ... ungerade ist zu bleiben. also - auf einen neuversuch. ähm ja, der titel Ciconia ist einfach ein fehler... erklären werde ich den Text jetzt nicht, dafür fehlt mir gerade die Zeit. Ich hol das aber noch nach, zumindest in teilen. also, bis demnächst!

lg
patrick
 



 
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