Texas / Teil 2

Venora

Mitglied
Maggie schrak hoch, als ein Pferd laut wieherte und sie Männerstimmen hörte. Verwirrt sah sie sich im Zimmer um, bevor ihr wieder einfiel, wo sie war. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es erst kurz nach vier war. Draußen ging gerade die Sonne auf. Vorsichtig, um Benji nicht zu stören, stieg sie aus dem Bett und trat ans offene Fenster. Gestern Abend hatte sie das andere Gebäude, das hinter dem Haus stand gar nicht bemerkt. Hierbei musste es sich wohl um die Unterkunft der Männer handeln, die für Jeff arbeiteten. Sie sah Rauch aus dem Schornstein steigen und vor dem Haus sattelte gerade ein Cowboy sein Pferd. Dabei unterhielt er sich mit einem anderen Mann, der am Zaun lehnte und rauchte. Maggie lehnte sich auf das Fensterbrett und betrachtete die Szene. Sie kam sich vor, wie in einem Western. Der einzige Unterschied war nur, dass die Cowboys keine Pistolen trugen. Dann fühlte sie etwas Kaltes an ihrem nackten Bein und sprang erschrocken zur Seite. Aber es war nur Tinkerbell, die sie mit großen sanften Augen ansah. Dann ging der Hund zur Tür und kratzte ein wenig daran.

„Ach, du willst wohl raus. Na, dann komm.“ Maggie öffnete die Tür und der Hund lief den Flur entlang auf die Küche zu. Hier blieb er wieder vor der Tür stehen, die ins Freie führte. Maggie ging ihm nach und öffnete auch diese Tür. Dabei fiel ihr auf, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Das war hier anscheinend nicht üblich. Sie wusste noch nicht, ob sie sich daran gewöhnen konnte. In New Orleans hatte ihre Eingangstür starke Sicherheitsschlösser gehabt und sie hatte sich jeden Abend versichert, dass sie auch wirklich abgeschlossen waren.

Als Maggie die Küchentür öffnete, sprang Tinkerbell laut bellend hinaus, um die Männer vor der Koppel zu begrüßen. Maggie sah dem Hund amüsiert zu, wie er fröhlich um die Pferde herum sprang und sie ärgerte. Sie musste laut auflachen, als es einem Pferd gelang, den Hund mit dem Kopf wegzustupsen. In dem Moment trat Jeff aus dem gegenüberliegenden Haus. Er trug seinen Hut in der Hand und sah dann, als er das Lachen hörte, zur Küchentür. Es verschlug ihm den Atem, als er Maggie in ihrem T-Shirt sah. Es ging ihr gerade mal bis zur Mitte der Oberschenkel und die Beine, die darunter zu sehen waren, waren lang und braun gebrannt. Gestern hatte sie eine schwarze Wollhose und eine weite Bluse getragen und man hatte nicht viel von ihrer Figur sehen können. In dem T-Shirt machte sie einen sehr verführerischen Eindruck. Dann bemerkte Jeff, wie seine Männer ebenfalls zu Maggie sahen und ging mit schnellen Schritten auf sie zu. Als er sie erreicht hatte, stellte er sich so vor sie, dass er sie vor den Blicken seiner Männer abschirmte.

„Guten Morgen. Haben wir Sie geweckt? Das tut mir leid. Ich hab einen Anruf von meinem Nachbarn erhalten, dass einige meiner Rinder durch den Zaun gebrochen sind. Ich werde jetzt mit den Männern hin reiten und mich darum kümmern. Legen Sie sich ruhig noch ein bisschen hin. Es ist doch noch früh.“ Jeff bemühte sich, seinen Blick direkt auf ihrem Gesicht zu halten. Aber auch so ging ihm die Frau unter die Haut. Ihre Augen blickten noch etwas verhangen und ihre Haut war rosig angehaut. Ihre lockigen Haare hingen ihr wirr um die Schultern. Jetzt lächelte sie ihn an.

„Tinkerbell wollte raus. Deshalb bin ich aufgestanden. Benji schläft noch. Wann werden Sie denn zurück sein? Soll ich Frühstück vorbereiten?“
„Nein, ist nicht nötig. Die Männer kümmern sich um ihr Frühstück in der Regel selbst. Es wäre allerdings schön, wenn sie für Mittags etwas vorbereiten könnten. Sandwichs und eine Kanne Kaffee reichen aber völlig aus. Wir wissen nie, wann wir mittags zum Essen kommen. Die Hauptmahlzeit ist abends und dann erwarten meine Männer eine komplette Mahlzeit. Möglichst große Portionen, viel Fleisch und Soße. Gemüse muss nicht sein.“ Jeff grinste, als er Maggie seine Wünsche mitteilte. Sie hatte die ganze Zeit fasziniert auf sein Gesicht gestarrt. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie attraktiv Jeff war. Gestern war ihr das durch ihre Müdigkeit gar nicht so aufgefallen. Sie hatte zwar bemerkt, dass er groß und schlank war, aber sehr viel mehr auch nicht. Jetzt blickte sie in seine braunen Augen hoch, die von vielen kleinen Lachfältchen umgeben waren. Sein Mund schien ständig am Lächeln zu sein, aber sie war sich sicher, dass er auch sehr hart sein konnte. Die dunkelblonden Haare waren etwas zu lang und kringelten sich in seinem Nacken über dem Hemdkragen. Jetzt schob er sie mit einer Hand aus seiner Stirn und setzte seinen Stetson wieder auf. Er hob seine Hand und strich Maggie leicht über die Wange.
„Gehen Sie ins Haus, Maggie, Sie bekommen kalte Füße.“

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nichts weiter am Körper trug, als ihr weites T-Shirt und sie wurde rot. Kein Wunder, dass seine Männer so anzüglich gegrinst hatten. Sie nickte nur, und schlug ihm dann die Tür vor der Nase zu. Atemlos lehnte sie sich dann mit dem Rücken gegen die Küchentür. Sie musste ihre Entscheidung, ihr Leben zukünftig mit acht Männern zu teilen, vielleicht doch noch mal überdenken. Und sie wusste genau, dass sie in Zukunft nur noch lange, hochgeschlossene Flanellnachthemden tragen würde.

Jeff grinste immer noch die geschlossene Tür an. Dann ging er zurück zu seinen Männern, die ihn schon erwarteten. Rock, der ältere der beiden, zog noch einmal kräftig an seiner Zigarette.
„Jetzt sag bloß, das war die neue Haushälterin, Boss. Die ist ja wirklich ein Sahnestück!“ Dabei ging ein wölfisches Grinsen über sein Gesicht.
“Lass die Finger von ihr, Rock! Ich warne dich! Ich will hier keinen Ärger auf der Ranch! Es ist mir egal, was du in deiner Freizeit machst, aber such dir deine Frauen in der Stadt. Maggie arbeitet hier und ich will, dass sie nicht belästigt wird. Das gilt für euch alle!“ Jeff stapfte an den beiden Männern vorbei und ging zu der Koppel.
„Was für uns gilt, gilt anscheinend nicht für den Boss!“ Rock schlug dem jüngeren Bill auf die Schultern und stieg dann auf sein Pferd. Er hatte durchaus gemerkt, wie Jeff auf die junge Frau reagiert hatte. Er wollte seinem Boss zwar nicht gern ins Gehege kommen, aber einem kleinen Flirt war er bestimmt nicht abgeneigt und wenn die neue Haushälterin mitspielte, dann würden sie schon Mittel und Wege finden, um sich zu amüsieren.

Jeff sah die Sache nicht ganz so locker. Als er sich dazu entschlossen hatte, eine Haushälterin zu suchen, dachte er dabei eher an eine ältere Frau. Aber bestimmt nicht an eine junge Mutter mit Kind. Dann war ihm allerdings Maggie über den Weg gelaufen und hatte seine schönen Pläne über den Haufen geworden. Jetzt musste er sehen, wie er mit der Situation klar kam. Seine Männer waren im Grunde sehr umgängliche Typen, die taten, was er ihnen sagte. Der einzige, der ab und zu Schwierigkeiten machte, war Rock. Er hatte früher bei seinem Vater gearbeitet und war erst seit einem halben Jahr bei ihm. Jeff stand ihm ja zu, dass er eine Menge Erfahrungen hatte, aber er war nun mal der Boss und ließ sich nichts von ihm sagen. Und die Frauengeschichten, die Rock am Laufen hatte, gingen ihm gewaltig gegen den Strich. Er hatte es durchaus ernst gemeint, als er ihm sagte, seine Finger von Maggie zu lassen. Sie war keine von den Frauen, mit denen sich Rock rum trieb und er wollte nicht, dass sie verletzt wurde. Jedes Mal, wenn er sie berührte, hatte er auch ihre Abwehr gespürt. Er konnte sich vorstellen, dass sie es bisher nicht leicht gehabt hatte und wollte es ihr jetzt nicht noch schwerer machen.

Er berührte Menschen einfach gern. Wahrscheinlich hatte er das von seiner Mutter geerbt. Sie war genauso. Menschen, die ihr sympathisch waren, umarmte sie gern und knutsche sie ab. Ganz so weit würde Jeff natürlich nicht gehen, aber er war entschlossen, dafür zu sorgen, dass Maggie seine Berührungen akzeptieren lernte. Als er ihr vorhin über die Wange gestreichelt hatte, brannte sein Finger von der leichten Berührung wie Feuer. Sie hatte etwas an sich, was ihn total umhaute.

Maggie ging zurück zu ihrem Zimmer. Neben der Tür fand sie ihre beiden großen Koffer vor. Jeff musste sie ihr da hingestellt haben und sie war ihm dankbar dafür. Sie zog die Koffer in ihr Zimmer. Auspacken würde sie später. Benji schlief immer noch und Maggie griff sich schnell eine Jeans und ein T-Shirt, die sie auch in ihrer Reisetasche hatte. Sie konnte jetzt nicht mehr schlafen und beschloss deshalb, sich ihr neues Zuhause genauer anzuschauen. Sie ließ die kleine Lampe am Bett an, damit Benji nicht erschrak, wenn sie aufwachte. Die Tür ließ sie ebenfalls auf, so konnte sie hören, wenn ihr Tochter nach ihr rief. In der Küche war alles aufgeräumt, das Geschirr von gestern Abend war in der Maschine. Entweder hatte Jeff nicht gefrühstückt oder er hatte drüben bei seinen Männern gegessen. Maggie schaute in alle Schränke und fand auch die gut gefüllte Speisekammer. Sie musste lächeln, als sie die Auswahl in der Kühltruhe sah. Es handelte sich ausnahmslos um Fleisch. Von Gemüse war keine Spur zu sehen. Auch die Gemüsekonserven konnte sie an einer Hand abzählen. In Zukunft musste sie darauf achten, dass die Männer sich gesünder ernährten. Fleisch war ja gut und schön, aber zu einer ausgewogenen Mahlzeit zählte ihrer Meinung nach auch Grünzeug. Ansonsten war aber alles vorhanden, was sie brauchte, um acht hungrige Männer zu versorgen.

Sie machte eine kurze Bestandsaufnahme, schrieb alles auf, was ihrer Meinung nach fehlte und schrieb dann einen Plan, was sie in der Woche kochen wollte. Sie musste noch mit Jeff darüber sprechen, wie er es mit dem Einkaufen hielt. Sollte sie sich in Zukunft selbst darum kümmern? Im Grunde wusste sie sehr wenig über ihren neuen Job. Sie würde es einfach so machen, wie sie es für richtig hielt. Wenn Jeff irgendetwas nicht passte, würde er es ihr schon sagen.

Da es immer noch sehr früh war, ging Maggie über den Flur und schaute sich die anderen Zimmer des Hauses an. Auf der Seite, auf der ihre Zimmer lagen, war noch eine kleine Abstellkammer, in der sie auch Putzzeug und die Waschmaschine fand. Auf der anderen Seite waren außer dem Wohnzimmer noch drei weitere Türen. Die erste, die sie öffnete, war die, hinter der Jeff gestern verschwunden war. Sie betrat ein Zimmer, was ganz von einem großen Schreibtisch eingenommen war. Überall lagen Papiere verstreut und ein hochmoderner Computer thronte mitten auf dem Tisch. Hier erledigte Jeff anscheinend seine Arbeiten.

Außerdem sah sie noch ein hohes Bücherregal, das fast unter seiner Last zusammenbrach. Interessiert schaute sich Maggie die Bücher genauer an. Sie las für ihr Leben gern und fand hier eine sehr gute Auswahl. Es war alles vorhanden, vom Klassiker bis zum neuesten Thriller. Und alle Bücher sahen so aus, als ob sie auch gelesen waren. Da hatte sie also etwas entdeckt, mit dem sich Jeff in seiner knapp bemessenen Freizeit beschäftigte.

Der nächste Raum war ein großes Badezimmer. In der Ecke unter dem Fenster war ein runder Whirlpool eingebaut und die großzügige Duschkabine bot locker drei Personen Platz. Ein nasses dunkelblaues Handtuch zeugte davon, dass dieses Bad von Jeff benutzt wurde. Auf der Ablage lagen auch sein Rasierapparat und eine Flasche Aftershave. Neugierig roch Maggie daran. Der Duft gefiel ihr. Es roch nach etwas Herben mit einem leichten Zitrusaroma. Als Jeff heute Morgen so dicht vor ihr gestanden hatte, hatte sie diesen Duft an ihm gerochen. Schnell stellte sie die Flasche wieder zurück. Sie kam sich etwas seltsam vor, die Toilettensachen eines anderen Menschen zu begutachten.

Von dem Bad ging eine weitere Tür ab. Maggie öffnete und fand sich in Jeffs Schlafzimmer wieder. Es war so groß wie ihr eigenes Zimmer. Aber es war durch und durch männlich. Hier spürte sie keinen weiblichen Touch. Das Doppelbett war aus Holz und ganz nüchtern gehalten. Der Schrank in der Ecke war ebenfalls aus dunklem Holz und bot eine Menge Platz. Vor dem Fenster stand ein Stuhl auf dem sich Jeans und Hemden stapelten. Auf der Kommode in der Ecke lagen Kleingeld und einige Schlüssel. Ansonsten war der Raum leer. An den Wänden hingen keine Bilder und es war nichts Persönliches in dem Zimmer.



Maggie schloss die Tür wieder hinter sich und ging dann weiter in das Wohnzimmer, was ihr schon gestern aufgefallen war. Trotz seiner wuchtigen rustikalen Möbel wirkte der Raum nicht überladen. Das lag auch sicher an dem großen bis auf den Boden reichenden Fenster, das den Blick auf die Weite der texanischen Landschaft frei gab. Gegenüber von der gemütlichen Couch befand sich ein Kamin aus Stein. Maggie konnte sich gut vorstellen, hier mit einem guten Buch und einem Glas Wein zu sitzen, während im Kamin das Feuer knisterte. Teppiche mit indianischem Muster bedeckten den Boden und auch die flauschige Decke, die auf dem Sessel lag, wies diese Muster auf. Bei den Bildern an den Wänden handelte es sich ebenfalls um Aquarelle, genau wie in ihrem Zimmer.

Bewundernd blieb sie vor dem Bild stehen. Es zeigte schneebedeckte Berge und im Vordergrund eine Blumenwiese. Es strahlte eine solche Ruhe aus, dass Maggie ganz ergriffen wurde. Wer immer der Künstler war, der diese Bilder zeichnete, hatte großes Talent.

Auf einem Sideboard an der Seite entdeckte Maggie einige Fotografien. Sie zeigten eine schöne, dunkelhaarige Frau unbestimmten Alters. War das Jeffs Freundin? Dann war da ein Foto mit der gleichen Frau, die den Arm um eine jüngere Frau, fast noch ein Mädchen gelegt hatte. Das Mädchen trug einen weißen Stetson und lächelte herausfordernd in die Kamera. Ihre blonden Haare standen im Gegensatz zu den schwarzen der anderen Frau. Maggie hätte wirklich zu gern gewusst, um wen es sich dabei handelte. Ein drittes Bild zeigte Jeff vor einem kleinen Flugzeug stehend. Er grinste über das ganze Gesicht. Das Bild musste schon etwas älter sein. Jeff konnte daraus nicht älter als zwanzig sein. Jetzt schätzte sie ihn auf Anfang bis Mitte Dreißig, ein paar Jahre älter, als sie selbst.

Als Maggie das Bild wieder zurückstellte, hörte sie hinter sich tapsende Schritte.
„Mama?“ Benji rieb sich die Augen und rannte dann schnell zu ihrer Mutter. Maggie kniete sich sofort zu ihrer Tochter und nahm sie ganz fest in den Arm. Dann drückte sie ihr einen dicken fetten Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, Spätzchen. Hast du gut geschlafen?“
„Mmmhh“, Benji rieb ihre Nase am Hals ihrer Mutter. Sie duftete immer so gut. „Wo sind wir denn hier? Das ist ja alles so groß.“
Maggie nahm ihre Tochter auf den Arm und ging mit ihr zurück zu ihrem Zimmer.
„Wir sind auf der Ranch, von der Mister Burton uns gestern erzählt hat, kannst du dich dran erinnern? Du hast so fest geschlafen, dass du gar nicht mitbekommen hast, wie wir angekommen sind. Du hast bestimmt Hunger. Wir duschen dich schnell und dann mach ich dir was zu essen, ja?“

Benji hatte viele Fragen, die ihr ihre Mutter, so weit sie konnte, gern beantwortete. Sie saßen gerade am Tisch und Maggie bestrich eine Scheibe Brot mit Marmelade, als sie ein Kratzen an der Tür hörten. Maggie kam dieses Kratzen bekannt vor und sie ging hin und öffnete die Tür. Tinkerbell kam schwanzwedelnd in die Küche und blieb dann vor Benjis Stuhl stehen. Benji hatte normalerweise keine Angst vor Hunden, aber dieser hier war doch ziemlich groß. Sie rührte sich nicht. Maggie legte beruhigend ihre Hand in Tinkerbells Nacken.

„Du brauchst keine Angst zu haben, Benji. Das ist Tinkerbell. Die hat gestern Nacht auf dich aufgepasst. Halt ihr mal deine Hand hin, damit sie an dir schnuppern kann.“
Benji tat, wie ihre Mutter ihr geraten hatte und musste lachen, als sie die raue Hundezunge spürte, die ihr genüsslich die Marmeladenspuren von den Fingern leckte. Es dauerte nicht lange und Benji hatte in Tinkerbell eine neue Freundin gefunden. Sie tollte mit dem Hund draußen vor der Küchentür herum, während Maggie Brote und Kaffee für die Männer vorbereitete, die diese zum Mittag verzehren konnten. Sie hatte vom Fenster aus drei Männer beobachtet, die in den Stall gingen oder sich mit den Pferden auf der Koppel beschäftigten. Sie hatten kurz in ihre Richtung geblickt und sich an den Hut getippt. Jeder schien hier so einen Cowboyhut zu tragen und Maggie würde wohl nicht umhin kommen, sich auch so ein Teil anzuschaffen.

Sie stellte die Platte mit den Broten auf den Küchentisch und deckte sie ab. Die große Thermoskanne Kaffee stand daneben. Zucker, Milch und Becher hatte Maggie ebenfalls gefunden. Sie warf noch einen Blick auf Benji, die immer noch mit dem Hund spielte. Sie brauchte sich keine Sorgen um ihre Tochter machen. Benji wusste, dass sie unbedingt in der Nähe des Hauses bleiben sollte und Tinkerbell würde sie schon nicht aus den Augen lassen.

Maggie ging in ihr Zimmer, machte ihr Bett und fing dann an, ihre Koffer auszupacken. Danach ging sie hinüber in Jeffs Zimmer, räumte auch dort auf und säuberte sein Bad. Dann machte sie sich bewaffnet mit dem Staubsauger über die Teppiche im Wohnzimmer her. Sie sprang fast an die Decke, als sie jemand auf die Schulter tippte. Erschrocken drehte sie sich um und blickte in das hässlichste Gesicht, das sie jemals gesehen hatte. Sie schnappte nach Luft und lief dann rot an, als ihr bewusst wurde, dass sie den Mann vor sich anstarrte.
„´tschuldigung Ma´am, ich wollte sie nicht erschrecken. Aber sie haben mich bei dem Lärm des Dings da nicht gehört. Ich wollt nur sagen, dass die Brote super waren und der Kaffee richtig schön stark.“ Damit drehte sich der Mann wieder um und wollte gehen.
„Bitte, sagen Sie mir sagen, wie Sie heißen?“
„Ich bin Butch, Ma´am.“ Der Mann schaute sie über die Schulter an. Er verzog sein hässliches Gesicht zu einem Grinsen und zeigte dabei schlechte Zähne.
„Okay, Butch, dann sagen Sie doch bitte Maggie zu mir. Das Ma´am klingt so, als ob Sie damit eine alte Matrone meinen.“
Das Grinsen des Mannes wurde breiter.



„Die Kleine da draußen ist ihre Tochter? Süßes Ding, Maggie.“
„Ja, das ist Benji. Es ist doch in Ordnung, dass sie da draußen spielt? Oder meinen Sie, Jeff hätte etwas dagegen?“ Maggie war ein bisschen unsicher, wie sie sich auf der Ranch verhalten sollten.
„Das geht schon in Ordnung. Der Hund ist ja bei ihr und ich werd auch ein Auge auf sie haben. Bin am Zaun bei der Koppel beschäftigt.“ Er tippte sich kurz an den Hut und stakste dann wieder aus dem Zimmer. Maggie sah ihm hinterher und schmunzelte. Durch seine O-Beine konnte sie hin durch sehen und er hatte wirklich ein potthässliches Gesicht. Aber dafür konnte er ja nichts. Er hatte sie mit Respekt behandelt und sich für das Essen bedankt. Was wollte sie mehr?

Nachdem sie mit dem Wohnzimmer fertig war, ging sie zurück in die Küche. Die Platte mit den Broten war fast leer. Benji saß auf den Verandastufen. Sie hielt ein Brot in der Hand und teilte brüderlich mit Tinkerbell, die vor ihr saß. Mister Schlapp lag auf ihrem Schoß. Maggie hörte ihre Tochter fröhlich mit dem Hund plappern. Sie brauchte sich wirklich keine Sorgen um Benji zu machen. Ihr ging es gut. Dann sah sie auch Butch am Zaun stehen und. Er reparierte die Latten und nickte ihr kurz zu. Alles war so friedlich und ruhig. Maggie kam das alles nach der Hektik der letzten Zeit so unwirklich vor. Ihre Entscheidung, New Orleans den Rücken zu kehren, war mit Sicherheit die beste gewesen. Dieses raue harte Land gefiel ihr immer mehr und sie ging sogar so weit, dass sie Mister Higgins dankbar war, dass er ihre Stelle anderweitig vergeben hatte.
 



 
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