Texas / Teil 4

Venora

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Der nächste Morgen begann für Maggie nicht ganz so früh. Als sie aufwachte, war es schon sieben Uhr. Nach einer ausgiebigen Dusche machte sie für sich und Benji Frühstück. Aus dem gegenüberliegenden Haus drangen keine Geräusche und auch draußen war keine Menschenseele zu sehen. Die Männer waren wohl schon an der Arbeit. Sie hatten gestern Abend davon gesprochen, zu einer weiter entfernten Weide zu reiten, um dort die Jungtiere zu sortieren. Als sie hinter sich ein schlurfendes Geräusch hörte, dachte sie, es sei Benji und drehte sich nicht um. „Hallo Schlafmütze. Willst du Cornflakes oder Toast zum Frühstück?“
„Na ja, wenn du mich schon so fragst, dann doch bitte Toast und Rührei“, kam die prompte Antwort. Aber sie kam nicht von Benji, sondern von Jeff, der grinsend in der Tür stand. Er trug seine Jeans und war barfuss. Das Hemd war noch nicht zugeknöpft und Maggie konnte einen Blick auf eine muskulöse schön geformte Männerbrust werfen. Ihr Boss war wirklich ein Prachtkerl, da gab es nichts dran zu rütteln.
„Sorry, ich hab gedacht es sei Benji“, entschuldigte sie sich schnell.
„Hab ich mir schon gedacht, aber krieg ich trotzdem Frühstück?“ Jeff war näher gekommen und stand jetzt ziemlich dicht hinter hier. Er beugte seinen Kopf und schnupperte an ihrem Haar. Sie duftete nach Sommer und frisch gemähtem Gras. Er atmete einmal kräftig ein und griff dann an ihr vorbei zur Kaffeekanne.

„Ich dachte, Sie und die Männer sind schon weg. Tut mir leid, wenn ich Sie jetzt geweckt haben sollte.“
Jeff nahm erst einmal einen großen Schluck von dem starken Kaffee. „Meine Männer sind auch schon weg. Aber ich hab heute mit dem Schreibkram zu tun und wollte noch einiges andere erledigen. Übrigens können wir ruhig bei dem Du bleiben. Du hast doch sicher gemerkt, dass alle meine Männer mich ebenfalls duzen.“

Maggie nickte, das war ihr auch Recht so. Sie machte Jeff sein Frühstück und für sich nur Toast. Jetzt war auch die Gelegenheit über die Einkaufssituation zu sprechen.
„Ich hab eine Liste gemacht von den Dingen, die fehlen. Wie hast du dir das denn vorgestellt mit dem Einkaufen? Soll ich das erledigen oder machst du das selbst?“
„Bisher hab ich die Einkäufe auf ein oder höchsten zweimal im Monat beschränkt. Aber du kannst das machen, wie du es für richtig hältst. Ich werde Greg im Laden in Tinsdale anrufen. Ich hab da ein Konto. Du kannst alles kaufen, was nötig ist. Alle drei Monate schickt mir Greg dann die Rechnung.“
„Es fehlen vor allem frische Sachen. Und Brot ist auch kaum noch da. Ich würde gern heute nach Tinsdale fahren, wenn es dir Recht ist.“ Maggie sah ihn fragend an.
„Mach das. Wie gesagt, den Haushalt überlass ich völlig dir. Du wirst das schon richtig machen, da bin ich mir ganz sicher. Übrigens brauchst du Benji auch nicht mit zu nehmen. Ich bin heute hier und werde mich um sie kümmern.“

Auch das war Maggie sehr recht. Die Fahrt nach Tinsdale dauerte fast zwei Stunden und für ein Kind war das einfach zu langweilig. Sie war hier auf der Ranch bei Jeff wirklich besser aufgehoben und sie hatte keine Probleme damit, Benji in seiner Obhut zu lassen. Sie wusste ja, wie er ihre kleine Tochter vergötterte.
„Aber Maggie, bitte tu mir einen Gefallen. Fahr nicht mit deiner alten Klapperkiste. Nimm bitte meinen Jeep, der ist einfach zuverlässiger. Ich möchte nicht, dass du irgendwo liegen bleibst, okay?“
Seine Besorgnis bezog sich also nicht nur auf ihre Tochter. Es war seine Art, sich um die Menschen, für die er verantwortlich war, auch Sorgen zu machen. Und ihr gefiel dieses Gefühl sehr. Bisher war sie es immer gewesen, die sich um andere Sorgen machen musste. Es war schön, auch einmal selbst in den Genuss zu kommen, einem anderen Menschen wichtig zu sein. Sie würde jetzt Benji wecken und sich dann auf den Weg nach Tinsdale machen. Im Vorbeigehen hielt sie Jeff plötzlich am Arm fest und zog sie zu sich heran. Sie stand zwischen seinen gespreizten Beinen und schaute auf ihn hinab. „Du hast da was. Moment.“ Sein Finger berührte kurz ihren Mundwinkel und wischte den Klecks Marmelade ab. Dann leckte er den Finger ab. „Hmm, schmeckt gut.“ Er grinste sie jungenhaft an und ließ sie dann los. Und er amüsierte sich über ihren roten Kopf.

Auch Benji hatte nichts dagegen, den Tag mit Jeff zu verbringen. Er hatte ihr ja versprochen, ihr die Ranch zu zeigen und das tat er dann auch. Zwischendurch ließ er sie mit Tinkerbell allein und ging in sein Büro. Er schärfte ihr aber ein, ihn auf jeden Fall zu rufen, wenn irgendetwas war. Danach hatte er noch eine ganz besondere Überraschung für Benji.

Maggie war es nicht gewohnt den schweren Jeep zu fahren. Aber nach einigen Anlaufschwierigkeiten gewöhnte sie sich an das große Auto und sie summte fröhlich vor sich hin. Als sie die Strecke zum ersten Mal gefahren war, war es schon fast dunkel gewesen und sie hatte nicht viel sehen können. Aber jetzt genoss sie die Landschaft. Texas war ein trockenes heißes Land, aber hier war eine Gegend, die sich gut für Rinderzucht eignete. Es gab saftige grüne Wiesen und ausreichend Wasserstellen. Im Hintergrund konnte Maggie die schneebedeckten Gipfel der Berge sehen. Und sie dachte dabei wieder an das schöne Aquarell in Jeffs Wohnzimmer. Sie hatte ihn immer noch nicht nach dem Maler gefragt und auch nicht nach dem Namen seiner Ranch. Das musste sie heute unbedingt nachholen.

Vanessa betrat gerade den einzigen Laden in Tinsdale, als sie hörte, wie eine Frau sagte: „So, das wär dann alles. Bitte schreiben Sie es auf Jeff Burtons Rechnung!“ Sie fuhr zu der Stimme herum und sah eine junge Frau vor dem Tresen stehen. Greg hielt ihr gerade eine Quittung zum Unterschreiben hin.
„Da hört sich doch wohl alles auf! Wie kommen Sie dazu, Ihre verdammten Einkäufe auf das Konto von Jeff schreiben zu lassen? Sind Sie wahnsinnig geworden? Und wer sind Sie überhaupt?“
Greg wollte schon zu einer Erklärung ansetzen, aber Maggie drehte sich um und funkelte die vor ihr stehende Frau an. „Das sind nicht meine Einkäufe, sondern die von Jeff! Und wer ich bin, geht Sie einen feuchten Kehricht an!“ Maggie konnte auch wütend werden, wenn sie das wollte. Und diese junge Frau, die da vor ihr stand und sie verdächtigte, ihre Einkäufe auf einem fremden Namen zu kaufen, ging ihr gewaltig gegen den Strich.

Dann schaute sie sich die Frau aber näher an und sie kam ihr bekannt vor. Es war das junge Mädchen von dem Foto in Jeffs Wohnzimmer. In natura sah die Frau noch besser aus. Sie hatte lange glatte blonde Haare, war etwas größer als Maggie und sehr schlank. Aber an den richtigen Stellen war sie gut gepolstert. Maggie vergaß augenblicklich ihre Wut. Diese Frau musste etwas mit Jeff zu tun haben und wahrscheinlich hatte sie ein Recht, zu erfahren, wer Maggie war. Kurz entschlossen streckte sie ihr die Hand entgegen. „Ich bin Maggie Ford. Ich arbeite bei Jeff Burton als Haushälterin“, teilte sie ihr mit.

Vanessa ergriff die Hand nach einigem Zögern. „Ach nee, ist es dem Bastard endlich gelungen, sich eine Köchin anzulachen? Das hätte ich nie für möglich gehalten! Na dann, herzlichen Glückwunsch, Schwester. Oder soll ich lieber sagen, mein Beileid?“ Vanessa grinste die Frau vor ihr an.
„So schlimm ist es aber wirklich nicht. Meiner Tochter und mir gefällt die Ranch und die Arbeit ganz gut“, wiegelte Maggie ab.

„Ach, Sie haben eine Tochter? Und Sie finden, dass mein Bruder gar nicht so schlimm ist? Darüber müssen Sie mir mehr erzählen. Kommen Sie, ich lad sie zu einer Tasse Kaffee ein. Sie haben doch noch Zeit, oder verlangt der Sklaventreiber, dass sie zu einer bestimmten Uhrzeit wieder zurück sind?“
Maggie musste lachen. Die Frau gefiel ihr immer besser. Dann ging ihr auf, was sie gerade gesagt hatte. Jeff war ihr Bruder? Maggie konnte aber keinerlei Ähnlichkeit zwischen den Geschwistern feststellen. Sie schätzte die Frau auf Ende zwanzig, vielleicht ein bisschen jünger als sich selbst. Aber ihre bestimmende Art hatte sie durchaus mit ihrem Bruder gemeinsam. Sie packte Maggie jetzt am Arm und ohne noch eine Antwort von ihr zu erwarten, zog sie sie einfach hinter sich her. Maggie hörte gerade noch, wie Greg ihnen hinterher rief: „Keine Sorge, Miss Ford, ich pack einfach alles in Ihren Wagen. Und du, Vanessa, sei gefälligst ein bisschen höflicher!“
Vanessa hob nur einen Finger und hielt ihm Greg entgegen. „Beschwer dich doch, wenn es dir nicht passt!“ Dann lachte sie laut auf und ging mit Maggie aus dem Laden.

Draußen blieb sie einen Augenblick stehen und musterte Maggie von oben bis unten. „Ich hab das eben ernst gemeint. Ich würde wirklich gern mit dir einen Kaffee trinken. Ich muss doch wissen, wen sich mein Bruder da ins Haus geholt hat. Das verstehst du doch, oder?“ Sie hatte eine entwaffnende Art an sich, der Maggie einfach nicht widerstehen konnte. Vanessa gefiel ihr immer besser. Und genauso selbstverständlich wie Vanessa ging sie auch zum du über.

„Für einen Kaffee hab ich schon noch Zeit. Aber ob ich mich von dir ausquetschen lasse, das weiß ich noch nicht genau!“ Sie lachte Vanessa an und die beiden jungen Frauen gingen einträchtig die Straße hinunter zu einem kleinen Café. Bei einer Tasse Kaffee erzählte Maggie ihr dann, wie sie zu dem Job bei Jeff gekommen war.

„Dann sei bloß froh, dass es nicht mit der Schule geklappt hat. Die andere Lehrerin, Mrs. Olsen, ist eine alte Schreckschraube. Die hätte dir mit Sicherheit das Leben zur Hölle gemacht. Zuerst hätte sie mal an deiner Kleidung rumgemäkelt und über deine Haare und überhaupt.“
„Was stimmt denn nicht mit meiner Kleidung?“ Maggie unterbrach sie erstaunt. Sie war doch nicht anders gekleidet als Vanessa auch. Beide trugen Jeans und T-Shirt und beide hatten sie lange Haare. Was gab es denn daran auszusetzen?
„Nach Mrs. Olsens Meinung hat eine Lehrerin einen Knoten zu tragen und sich nur in lange wallende Gewänder zu hüllen. Sie sollte möglichst wenig Haut zeigen und wehe, wenn sie mal lächelt!“ Vanessa sprach mit sehr ernster Stimme.
„Du willst mich verarschen, gib´s zu. Mrs. Olsen war nicht zufällig auch deine Lehrerin, oder?“
„Erwischt! Das war sie wirklich und ich hab keine besonders guten Erinnerungen an sie. Aber ich mein dass Ernst. Bei Jeff bist du wirklich besser dran. Was mich allerdings wundert, ist, dass er dich eingestellt hat. Versteh mich jetzt nicht falsch, aber du bist eben nicht gerade das, was ich mir als Haushälterin für meinen Bruder vorgestellt hab. Und dazu kommt noch, dass du eine kleine Tochter hast. Wie alt ist sie?“
„Benji ist fast sechs. Aber was hat es damit zu tun, ob ich ein Kind habe oder nicht? Warum sollte dein Bruder mich denn nicht einstellen? Und du solltest mal sehen, wie er mit Benji umgeht. Er kümmert sich so liebevoll um sie, wie es noch nicht mal ihr eigener Vater getan hat!“ Maggie war etwas empört und wusste nicht, was Vanessa meinte.

Die Frau sah sie einen Augenblick schweigend und mit ernster Mine an. Dann sah es so aus, als ob sie antworten wollte, unterließ es aber. Sie schüttelte nur den Kopf.
„Das lass dir lieber von Jeff selbst erzählen. Wenn er mit dir darüber sprechen will, dann wird er das schon tun. Ich werde mich da nicht einmischen.“
Dann schaute sie aus dem Fenster und wurde auf einmal hektisch. Sie kramte in ihrer Tasche nach Geld, warf es auf den Tisch und sprang hastig auf.
„Sorry, Maggie, aber ich muss los. Keine Zeit mehr. Ich ruf dich an, okay?“ und weg war sie.

Maggie sah ihr hinterher, wie sie fast einen jungen Mann umrannte, der gerade das Cafe betreten wollte. Er rief ihr noch etwas hinterher, aber Vanessa zeigte ihm nur den Stinkefinger und rannte weiter. Der Mann verzog sein Gesicht und kam dann in das Cafe. Er schaute kurz zu Maggie und lächelte sie an. Unwillkürlich erwiderte sie sein Lächeln, stand dann aber auf und ging hinaus. Sie wollte zurück zur Ranch. Was Vanessa ihr da eben erzählt hatte, machte ihr Sorgen. Was meinte sie bloß, damit, dass Jeff sie trotz ihrer Tochter eingestellt hatte? Sie musste darüber mit ihm reden.

Trevor ging zu der Bedienung des Cafes und fragte sie, ob sie wusste, wer die rothaarige Frau sei, die gerade das Cafe verlassen hatte.
„Nein, tut mir leid, aber sie saß die ganze Zeit mit Vanessa Burton zusammen. Die beiden haben sich angeregt unterhalten.“ Die Bedienung ging zu dem Tisch und räumte ihn ab. Trevor sah ihr eine Weile zu und ging dann wieder hinaus. Er musste unbedingt mit Vanessa reden, aber es war nicht einfach, sie zu erwischen. Immer wieder rannte sie vor ihm weg. Er würde wohl zu einer List greifen müssen.

Maggie fuhr so schnell sie es sich zutraute zurück zur Ranch. Diesmal hatte sie keinen Blick für die landschaftliche Schönheit um sich herum. Als sie vor dem Haus parkte, war alles ruhig. Von Benji war nichts zu sehen oder zu hören. An der Koppel sah sie Butch stehen und etwas am Zaun reparieren. Aber ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Beunruhigt ging Maggie in das Haus. Aber auch hier war alles ruhig. Wo waren bloß Benji und Jeff? Dann hörte sie lautes Hundegebell. Es kam von hinter dem Haus. Maggie lief durch die Küche und aus der Hintertür hinaus. Sie rannte um die Ecke und blieb dann keuchend stehen. Benji saß auf einer Schaukel und lachte fröhlich, Jeff stand hinter ihr und schubste sie an, während Tinker bellend um die beiden herum sprang.

Maggies Herzschlag beruhigte sich langsam wieder, als sie auf die Schaukel zuging. Die war heute Morgen noch nicht da gewesen, da war sie ganz sicher. Als Benji ihre Mutter sah, winkte sie ihr begeistert zu. „Mami schau mal, was Jeff mir gebaut hat! Ist das nicht toll? Ich kann bis in den Himmel schaukeln! Willst du auch mal?“
Maggie schüttelte den Kopf und lachte mit ihrer Tochter. Jeff hatte diese Schaukel gebaut? Davon hatte er heute früh kein Wort gesagt. Sie sah zu dem großen Mann, der immer noch hinter Benji stand und ihr Schwung gab. Dann lächelte er sie strahlend an und Maggie beschloss, ihr Gespräch mit ihm auf später zu verschieben. Es war ihr völlig egal, was Vanessa mit ihrer Andeutung gemeint hatte. Sie war jetzt mit Benji hier auf der Ranch und sie hätte es nicht besser treffen können. Noch nie hatte jemand ihrer Tochter so ein Geschenk gemacht und Maggie war sehr glücklich, als sie das fröhliche Lachen ihres Kindes hörte. Sie schaute Benji noch ein wenig beim Schaukeln zu. Dann beugte sich Jeff zu Benji und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte und Jeff wollte sich schon abwenden, als Benji von dem Sitz sprang, hinter ihm herlief und ihm am Hosenbein festhielt. Sie zerrte ein wenig an der Jeans, bis Jeff vor ihr in die Hocke ging. Dann legte sie ihre Arme fest um seinen Hals, drückte ihn an sich und küsste ihn herzhaft auf die Wange, bevor sie wieder zurück zu ihrem neuen Spielzeug lief.

Jeff blieb noch einen Augenblick in der Position hocken, bevor er sich wieder aufrichtete. Und Maggie konnte beobachten, wie sein Gesicht einen entrückten Ausdruck annahm. Was hatte dieser Mann bloß für ein großes Herz. Ob ihm wohl bewusst war, welche Freude er ihrer Tochter mit seinem Geschenk gemacht hatte? Maggie konnte gar nicht anders. Sie ging zu Jeff, blieb dicht vor ihm stehen und reckte sich auf die Zehenspitzen. Mit einer Hand stützte sie sich an seiner Schulter ab und küsste ihn, wie eben ihre Tochter, sanft auf die Wange.
„Danke“, flüsterte sie mit belegter Stimme.
„Gern geschehen“, kam Jeffs Antwort.

Butch hatte die Szene vom Zaus aus beobachtet. Jetzt grinste er breit, als Jeff auf ihn zukam.
„Was? Hast du nichts zu tun oder was ist los?“ fuhr Jeff ihn an.
„Immer mit der Ruhe Boss, ich freu mich nur so. Ist ja auch ein süßes Ding, die Benji. Wie alte wäre Chantal denn jetzt gewesen? Etwa so alt wie Benji, nicht war?“ Butch merkte schon, als er die Worte ausgesprochen hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der Name Chantal war auf der Ranch tabu.
„Halt den Mund, alter Mann. Halt einfach nur den Mund!“ Jeff wandte sich mit hängenden Schultern ab und ging zum Stall. Er wollte nicht über Chantal nachdenken und er wollte nicht über sie sprechen. Aber immer wenn er in Benjis Augen sah, dann sah er das Gesicht seiner eigenen kleinen Tochter vor sich und er vermisste sie schrecklich. Er musste allein damit klar kommen und er würde es schaffen. Es war ihm schon klar, dass er sich selbst quälte. Als er Maggie und Benji auf seine Ranch geholt hatte, war ihm bewusst, dass das Mädchen ihn an seine Tochter erinnern würde, aber er hatte das in Kauf genommen. Er musste endlich über seinen Verlust hinweg kommen und wieder anfangen zu leben. Der Schmerz war zwar immer allgegenwärtig, aber er würde mit der Zeit kleiner werden. Ganz weggehen würde er nie, das wusste Jeff ganz genau.
 



 
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