Thèfian, Kapitel 3

pol shebbel

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Avokórons Schwert hatte die ganze Zeit, ohne dass Avokóron es beachtet hätte, in seiner Scheide auf seinem Rücken gesteckt; jetzt, wo er es plötzlich brauchte, war es treu zur Stelle. In einer einzigen kraftvollen Bewegung brachte Avokóron sich auf die Füsse und zog gleichzeitig die Waffe aus der Scheide, und wenig später ertönte ein greller, metallischer Klang, als die beiden Klingen zum erstenmal aufeinandertrafen.

Sekundenlang verharrten beide, die Klingen übers Kreuz gegeneinandergepresst. Dann riss plötzlich der Fremde seine Waffe blitzschnell zur Seite und liess sie im Halbkreis herumsausen. Doch Avokóron gelang es, auch diesen Hieb zu parieren.

Avokóron war vielleicht nicht mehr so jung und ausserdem nicht auf der Höhe seiner Kraft, doch er war noch immer ein Schwertmeister!

Tarrax meim eall'tiir!“ schrie der Fremde mit lauter Stimme und machte damit restlos klar, auf welcher Seite er stand: es war der Kriegsruf der Thèfian, „Lieber tot als ein Sklave“, in geanischer Sprache. Und noch etwas erfuhr Avokóron aus diesem Ruf: die Stimme war hoch und gellend. Die Stimme einer Frau.

Ein weiblicher Thèfian also. Nun, es machte keinen Unterschied; die Frauen der Thèfian waren ebenso wild wie die Männer. Und äusserlich war im Moment sowieso kein Unterschied zu sehen, abgesehen davon, dass unter dem Helm kein Bart hervorlugte.

Avokóron beantwortete den Schlachtruf auf Iovifisch: „Ráaf difoon pèl Anfrèru – lang lebe Anfrèru!“ Und nachdem sie sich somit sozusagen einander vorgestellt hatten, begann die Arbeit. Die harten metallischen Klänge erschollen in schneller Folge, als die Kontrahenten ihre Streiche führten. Avokóron fand keine Zeit zu denken, dass jetzt der schlimmstmögliche Fall, der Fall, den zu vermeiden er gestern eindringlich empfohlen hatte, doch eingetreten war: ein Einzelzweikampf gegen einen Thèfian. Diese Thèfian-Frau, das wurde sofort klar, war Avokóron an Kräften absolut ebenbürtig – und sie war schnell, unglaublich schnell. Avokóron vermochte von Beginn weg nur knapp mitzuhalten. Mitzuhalten jedoch vermochte er, und zwar deutlich besser, als es die Thèfian offenbar erwartet hatte. Einmal gelang es ihm sogar, sie bis an den Rand der Felsterrasse zu treiben, wo sie ganz kurz um ihr Gleichgewicht kämpfen musste. Ausnutzen konnte er diesen Vorteil leider nicht; wie ein Wirbelwind drehte sie sich um sich selbst, und ihr Schwert zeigte wieder auf ihn. Und in der darauf folgenden kurzen Pause nickte sie plötzlich kurz mit dem Kopf und sagte: „Nicht schlecht für einen Sklaven...“

So waren die Thèfian: bei keiner Gelegenheit konnten sie es lassen, ihre Lebensweise zum Thema zu machen. Einen Sklaven nannte sie ihn, einen Sklaven! Avokóron kannte diese Redensart der Thèfian längst; er konnte nicht umhin, kurz aufzulachen. „Ich bin kein Sklave“, antwortete er, während beide mit erhobenen Schwertern, einander belauernd, sich auf dem schmalen Felsenband vor- und zurückbewegten. „Zumindest kein Sklave Geanias. Denn das will er doch, der Imperator, der Euch geschickt hat: uns wieder versklaven! Es wird ihm nicht gelingen, sagt ihm das!“

„Der Imperator?" Das Schwert der Thèfian sauste durch die Luft, bis es mit einem hellen Klang von Avokórons Schwert gestoppt wurde. "Der Imperator hat uns nicht geschickt. Der hat nichts zu melden bei uns. Wir sind Thèfian, wir lieben die Freiheit!“

"Freiheit? Welche Freiheit?" fragte Avokóron zurück. "Die Freiheit, unsere Dörfer zu überfallen? Die Freiheit, Wanderer auszurauben? Diese 'Freiheiten' gibt es nicht in Iovif Uèr, das ist wahr. Und das ist gut so!“

Darauf schien die Thèfian keine Antwort zu wissen. Sie antwortete lediglich mit einem unartikulierten Schrei, während sie einmal mehr ihr Schwert hochriss.

Und in diesem Augenblick, einem Sekundenbruchteil nur, erkannte Avokóron seine Chance.

Seit Beginn des Duells hatte er natürlich ständig die Fechttechnik seiner Gegnerin studiert. Sie führte das Langschwert mit vollkommener Sicherheit – etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen – doch er hatte eine Eigenheit ausmachen können: eine Tendenz, vor besonders vernichtenden Schlägen das Schwert hoch über den Kopf zu recken, die dazu führte, dass manchmal ganz kurz die Flanke angreifbar war. Und gerade jetzt, konnte Avokóron erkennen, würde gleich ein solcher Augenblick kommen.

Er verlor keinen Sekundenbruchteil und schnellte vor. Fast gleichzeitig erkannte die Thèfian ihren Fehler und wirbelte herum wie eine Wildkatze, doch diesmal war sie nicht schnell genug. Avokórons Schwert traf ihren Oberarm.

Eisen knirschte. Der Winkel war ungünstig, und die Panzerung hielt der Klinge stand. Aber durch die Wucht des Stosses wurden beide Arme zur Seite geschleudert, das schwere Schwert fiel der Thèfian aus den Händen und über den Rand der Felsterrasse in die Tiefe, in die Schlucht hinab.

Und nun beging Avokóron einen unverzeihlichen Fehler. Anstatt weiter vorzupreschen und den entscheidenden Streich zu führen, liess er plötzlich das Schwert sinken und trat einen Schritt zurück.

Was war geschehen? Ein Reflex wars, ein fataler Reflex, der sich in Jahren von Kampftraining auf Exerzierplätzen eingeschliffen hatte: nach dem ersten Treffer war es Brauch in Iovif Uèr, kurz innezuhalten und den Getroffenen zu fragen, ob er aufgebe. Doch ein Thèfian gab niemals auf! Im nächsten Augenblick schon erinnerte sich Avokóron daran – doch nun war es seinerseits für ihn zu spät: die Thèfian tat einen Satz, stiess sich von der Felswand ab und sprang ihn von hinten an. Der Stoss liess ihn vornübertaumeln, auch ihm fiel das Schwert aus den Händen. „Tarrax meim eall'tiir!“ brüllte es über ihm, und er fühlte, wie sein Rückenpanzer den Stich eines Dolches abfing.

Avokóron reagierte reflexartig: mit seiner ganzen noch immer beträchtlichen Kraft warf er sich zur Seite und schmetterte seine Reiterin gegen den Felsen, einmal, zweimal. Als er fühlte, wie der Griff an seiner Schulter schwächer wurde, versuchte er sich heftig aufzurichten – dafür war es jedoch zu früh, er klatschte sofort wieder hin. Doch das Gewicht auf seinen Schultern war verschwunden.

Ohne Zögern begann Avokóron, auf dem Bauch zu robben, von der Stelle weg, krümmte sich dann nach kurzer Zeit zusammen, um auf die Beine zu kommen, wobei er gleichzeitig mit der rechten Hand nach seinem Dolch griff. Keinen Moment zu früh. Auch seine Gegnerin war bereits wieder auf den Beinen. Einmal mehr standen sie sich auf dem Felsenband gegenüber, diesmal in geduckter Haltung mit Dolchen in den Händen.

„Was sollte das eben wieder – 'Lieber tot als ein Sklave'?“ rief Avokóron, während sie lauernd hin- und herschlichen. „Seid Ihr denn nicht eigentlich mehr Sklave als ich? Ihr könnt nicht mit Menschen zusammenleben, Ihr flieht in unwirtliche Gegenden wie diese...“ Er machte einen Satz rückwärts, um einem Fusskick auszuweichen. Auch ohne Schwert war diese Gegnerin mörderisch.

„Städte stinken! Faulige Dünste!“ Die Thèfian stiess blitzschnell mit dem Dolch vor, Avokóron einen weiteren Schritt zurückdrängend. „Hier oben ist die Luft rein – oder sie war es, bevor Ihr mit Eurem Stinkzeug aufgetaucht seid.“ Katzenhaft wich sie Avokórons Gegenangriff aus. „Mit Menschen zusammenleben? Natürlich können wir zusammenleben. Nur tun wir es aus freier Entscheidung. Bei Euch hingegen kommt immer gleich Magie ins Spiel!“

Zum zweiten Mal war es Avokóron, der angriff, auch mit einem Fusskick. Doch diese Gegnerin liess sich nicht so leicht ausser Gefecht setzen. Sie duckte sich unter seinem Fuss weg und schnellte sofort wieder mit dem Dolch vor, Avokóron wiederum einen Schritt zurückdrängend. Während der ganzen Zeit stiess sie weiter Worte aus. „Euer Feldherr hat Euch doch garantiert eine Haarlocke abgenommen, um Euch in der Hand zu haben, damit Ihr keinen Verrat begehen könnt! Kein Vertrauen gibt es bei Euch! Und Eure Männer – sie können nicht einmal eine Frau lieben, ohne sie mit einem magischen Ring oder sonst etwas an sich zu ketten!“

Nun, mit Frauen und magischen Ringen hatte Avokóron so seine Erfahrungen gemacht... Doch jetzt war ein schlechter Augenblick, an Uriofthikri zu denken. Er hatte keine Zeit. Seine ganze Konzentration musste dem Kampf gelten...

Und plötzlich war Avokóron klar, dass höchste Gefahr bestand. Er durfte sich nicht ablenken lassen, nicht den Bruchteil einer Sekunde lang! Uriofthikri, das gehörte nicht hierher! Doch bevor Avokóron nur begonnen hatte, die Erinnerungen zurückzudrängen, waren sie schon alle da...
 

FrankK

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Hallo pol shebbel
als die beiden Klingen zum [blue]ersten Mal[/blue] aufeinandertrafen
Getrennt

die Klingen [blue]über[strike]s[/strike][/blue] Kreuz [blue]gegeneinander gepresst[/blue].
Getrennt

Den nachfolgenden ersten Kampfteil reduziere ich mal ohne detaillierte Kommentare:
„Tarrax meim eall'tiir!“ schrie der Fremde mit lauter Stimme [blue][strike]und machte damit restlos klar, auf welcher Seite er stand: es war[/strike] den[/blue] Kriegsruf der Thèfian: „Lieber tot als ein Sklave[blue]!“[strike], in geanischer Sprache. Und [/strike]Noch[/blue] etwas erfuhr Avokóron aus diesem Ruf: [blue][strike]die Stimme war hoch und gellend.[/strike]Es war die[/blue] Stimme einer Frau.

[blue][strike]Ein weiblicher Thèfian also. Nun, es machte keinen Unterschied; die Frauen der Thèfian waren ebenso wild wie die Männer. Und äußerlich war im Moment sowieso kein Unterschied zu sehen, abgesehen davon, dass unter dem Helm kein Bart hervorlugte.[/strike][/blue]

Avokóron beantwortete den Schlachtruf auf Iovifisch: „Ráaf difoon pèl Anfrèru – lang lebe Anfrèru!“ Und nachdem sie sich [blue][strike]somit[/strike][/blue] sozusagen einander vorgestellt hatten, begann [blue]der Kampf[/blue]. [blue][strike]Die harten metallischen Klänge erschollen[/strike]Ihre Klingen trafen sich[/blue] in schneller Folge[blue][strike], als die Kontrahenten ihre Streiche führten[/strike][/blue]. Avokóron fand keine Zeit zu denken, dass jetzt der schlimmstmögliche Fall, [blue][strike]der Fall,[/strike][/blue] den zu vermeiden er gestern eindringlich empfohlen hatte, doch eingetreten war: ein [blue]Zweikampf[/blue] gegen einen Thèfian. Diese [blue][strike]Thèfian-[/strike][/blue]Frau, das wurde sofort klar, war Avokóron an Kräften absolut ebenbürtig – und sie war schnell, unglaublich schnell. Avokóron vermochte von Beginn weg [blue]zwar[/blue] nur knapp mitzuhalten[blue], aber [strike]. Mitzuhalten jedoch vermochte er, und zwar[/strike][/blue] deutlich besser, als es die Thèfian offenbar erwartet hatte. Einmal gelang es ihm [blue][strike]sogar[/strike][/blue], sie bis an den Rand der Felsterrasse zu treiben, wo sie [blue][strike]ganz[/strike][/blue] kurz um ihr Gleichgewicht kämpfen musste. Ausnutzen konnte er diesen Vorteil [blue][strike]leider[/strike][/blue] nicht; wie ein Wirbelwind drehte sie sich [blue][strike]um sich selbst[/strike][/blue], und ihr Schwert zeigte wieder auf ihn. [blue][strike]Und[/strike] In[/blue] der darauf folgenden kurzen Pause nickte sie [blue][strike]plötzlich[/strike][/blue] kurz mit dem Kopf und sagte: „Nicht schlecht für einen Sklaven...“
Nur mal exemplarisch etwas verdichtet, um dem Kampftempo gerechter zu werden.
Sicherlich könnte man es noch etwas weiter komprimieren.
Ebenso den weiteren Verlauf des Kampfes.

Seit Beginn des Duells hatte er natürlich ständig die Fechttechnik seiner Gegnerin studiert.
"Fechttechnik" halte ich für unangemessen, vielleicht besser "Kampftechnik"

Anstatt weiter vorzupreschen und den entscheidenden Streich zu führen, ließ er [blue]plötzlich[/blue] das Schwert sinken und trat einen Schritt zurück.
Hier könnte man eventuell gut ein "unerwartet" anstelle des abgegriffenen "plötzlich" einbauen.

[blue][strike]Was war geschehen? Ein Reflex wars,[/strike] Ein[/blue] fataler Reflex, der sich in Jahren von Kampftraining auf Exerzierplätzen eingeschliffen hatte
Die "Frage an das Publikum" führte bei mir zum "Filmriss", die "Reflex"-Verdopplung stört, ebenso das verschliffene "wars".

... den Getroffenen zu fragen, ob er aufgebe.
Ich bin mir nicht sicher - müsste es nicht "aufgäbe" lauten?

Der folgende Kampfverlauf ist etwas verwirrend:
die Thèfian tat einen Satz, stieß sich von der Felswand ab und sprang ihn von hinten an.
Zusätzlich zum Kampfabstand trat Avokóron einen Schritt rückwärts, die Frau springt mit einem Satz um ihn herum?
Das funktioniert in "Matrix" oder in "Ninja-Filmen", aber mit einer (schweren) gepanzerten Rüstung?

Der Stoss ließ ihn [blue]vornüber taumeln[/blue] ...
Getrennt schreiben.
Er stürzt also nicht?

... brüllte es über ihm, und er fühlte, wie sein Rückenpanzer den Stich eines Dolches abfing.
Sie "hockt" in/auf seinem Rücken - und versucht, ihm in den Rücken zu stechen?
Saublöd - erstens kommt sie, wenn sie ihn anspringt, da nicht dran, zweitens bietet seine Kehle oder seine Flanke ein besseres Angriffsziel.

Avokóron reagierte [blue]reflexartig:[/blue]
Kurz zuvor gab es schon zu viele Reflexe, hier würde auch ein "instinktiv" funktionieren.

Die beiden sollten etwas vorsichtiger agieren, sie bewegen sich auf einer nur zwei Schritt breiten Felsterasse.


Es ist spannend, gerne gelesen.


Viele Grüße
Frank
 

pol shebbel

Mitglied
Erst mal wieder vielen Dank für die Kommentare! Hmpf, Kampfszenen zu schreiben, ist echt schwierig. Hier kann ich auch (im Gegensatz zum Anfang) nicht aus eigener Erfahrung schöpfen... (Man kann zwar darauf bauen, dass die Leser das meistens auch nicht viel besser wissen, aber trotzdem...)
Die "Frage an das Publikum" führte bei mir zum "Filmriss"
Zusätzlich zum Kampfabstand trat Avokóron einen Schritt rückwärts, die Frau springt mit einem Satz um ihn herum?
Das funktioniert in "Matrix" oder in "Ninja-Filmen", aber mit einer (schweren) gepanzerten Rüstung?
Sie "hockt" in/auf seinem Rücken - und versucht, ihm in den Rücken zu stechen?
Saublöd - erstens kommt sie, wenn sie ihn anspringt, da nicht dran, zweitens bietet seine Kehle oder seine Flanke ein besseres Angriffsziel.
Gute Punkte. Ich hab mich übrigens schon gefragt, ob mit so einer Rüstung Dinge wie Fusskicks realistisch sind...

Hmm, mir scheint, ich muss hier ein paar grössere Änderungen einbringen...
 

FrankK

Mitglied
Hallo
Ich hab mich übrigens schon gefragt, ob mit so einer Rüstung Dinge wie Fusskicks realistisch sind...
Wir sind in der Fantasy - vielleicht hat ja der "Schneider" (oder Schmied?) der Rüstung selbige mit etwas Magie etwas leichter gemacht?

In der SF hätte ich jedenfalls ein kleines Anti-Schwerkraft-Gerät eingebaut. :)


Viele Grüße
Frank
 



 
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