Thèfian, Kapitel 4

pol shebbel

Mitglied
Die Erinnerungen. Die Erinnerungen!

Jener Tag vor wenigen Jahren. Wie er mit dem Heer siegreich vom Felde zurückgekehrt war, mit Freude seine schöne Uriofthikri und das Söhnchen Anthato in die Arme geschlossen und anschliessend ausschweifend gefeiert hatte. Wie er zu später Stunde, stark angeheitert, in ein Kanalisationsloch gefallen, mit Mühe gerettet worden war und am nächsten Morgen feststellte, dass er seinen Ehering verloren hatte.

Den magischen Ring, mit dem sein Ehevertrag besiegelt worden war!

Sofort war er zu jenem Kanalisationsloch zurückgestürmt, hatte beide Arme hineingetaucht und den Grund abgesucht. Er war auf allen Vieren die Strasse hinauf- und hinabgekrochen und hatte jeden Stein umgedreht. Er hatte seinen halben Sold des vergangenen Feldzugs ausgegeben, um das Wasser an dieser Stelle vorübergehend umleiten zu lassen, war in das Loch gestiegen und hatte das ganze Rohr bis zu dessen Mündung in den Fluss untersucht. Er war wieder und wieder in den Fluss getaucht, bis auf den Grund hinab. Er hatte Magier aus mindestens drei verschiedenen Zünften mit Suchzaubern beauftragt, was ihn am Schluss auch noch die andere Hälfte seines Soldes gekostet hatte. Doch all das war vergeblich gewesen, und Uriofthikri hatte ihn in der Folge natürlich verlassen, zusammen mit dem Kind. Und es war seitdem, dass die Dinge in seinem Leben begonnen hatten, schief zu laufen, mehr und mehr, bis Avokóron am Schluss ein halbes Wrack gewesen war, eine der traurigen Gestalten, die andauernd in Spelunken rumhingen und weinselig in Erinnerungen an vergangene Heldentaten schwelgten...

Sorgfältig und erfolgreich hatte er all dies in den letzten Tagen verdrängt. Dieser Feldzug hier hatte Avokórons Neubeginn werden sollen, und es hatte so gut begonnen, so gut...

Doch die Erinnerungen waren nicht gelöscht gewesen, nur verdrängt. Und jetzt holten sie Avokóron wieder ein und lenkten ihn einen kurzen Moment lang ab.

Einen ganz kurzen Moment lang nur. Doch das reichte. Im nächsten Moment fühlte Avokóron einen harten Stoss – ein Kick der Thèfian hatte ihn an der Brust getroffen! Er taumelte, der Dolch fiel ihm aus der Hand; mit einem grossen Schritt nach hinten versuchte er sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Der Schritt aber ging ins Leere.

Er fiel über den Felsenrand hinaus.

Avokórons Denken setzte aus. Nur noch die Reflexe regierten und liessen seinen Körper in der Luft eine Drehung zur Seite vollführen. gleichzeitig schossen seine Arme vor in die Richtung, wo er den Felsen erwartete. Seine Hände stiessen auf Widerstand, klammerten sich fest, und seine Armmuskeln zerrten, als der untere Teil seines Körpers unter Scheppern der Rüstung gegen den Abhang knallte. Doch die Arme hielten. Sofort begann er mit den Füssen nach Halt zu suchen – doch er fand keinen. Die Felswand unterhalb der Terrasse war an dieser Stelle überhängend. Wie er mit den Beinen auch strampelte, er trat ins Leere.

Und als er keuchend aufsah, zeigte ein Dolch genau auf seine rechte vom Helm freigelassene Wange.

„Na, das wars dann wohl, Mann von Iovif Uèr“, sagte die Thèfian. „Lasst mich Euch sagen: Ihr wart ein würdiger Gegner. Es wäre keine Schande gewesen, von Euch besiegt zu werden. Um so mehr wird der Sieg über Euch mir zum Ruhm gereichen. Dürfte ich nun, der Tradition gemäss, Euren Namen erfahren, mit dem ich mich fortan schmücken darf? Mein Name, zu Eurer Information, ist: Yiwoataa, Tochter des Lexmol.“

Avokóron schnappte nach Luft. „Avokóron... Sohn des... Anthup“, ächzte er. Dann gaben seine Arme nach, und er stürzte in die Tiefe.
 

FrankK

Mitglied
Hallo pol shebbel
Gar nicht mal so schlecht, dieses Kapitel. Hätte als Ende funktionieren können. Nur ein paar Kleinigkeiten sind mir hier aufgefallen:

Häufig eine Satzeinleitung mit "Doch".

Euren Namen erfahren, mit dem ich mich fortan schmücken darf? [blue]Mein Name, zu Eurer Information, ist:[/blue] Yiwoataa, Tochter des Lexmol.“
Klingt zu modern und umständlich. Einfacher wäre:
"Ich bin Yiwoataa ..."


So, das waren die ersten vier Kapitel.
Die nächsten beiden schaue ich mir auch noch an.


Viele Grüße
Frank
 



 
Oben Unten