pol shebbel
Mitglied
Avokóron starrte auf die sich ihm bietende Szene, und sein Inneres war in Aufruhr. Nicht die Thèfian verursachte diesen Aufruhr, sondern sein Schwert: es war nicht mehr da – der Erdrutsch hatte es mitgerissen.
Seine persönliche Waffe, ein Familienerbstück auch noch! So viele Stürme und Widrigkeiten hatte er mit ihm zusammen gemeistert – es durfte nicht sein, dass er es verlor. Das wäre schlimm, fast so schlimm, wie den Ehering zu verlieren. Er würde eine grosse Suchaktion organisieren müssen... Diese Aussichten verdüsterten sein Gemüt nicht wenig und drohten einmal mehr, seine Aufmerksamkeit gefangenzunehmen. Verbissen versuchte er, diese Gedanken niederzukämpfen, denn es gab Handfesteres zu bedenken.
Von Yiwoataa ging zur Zeit offensichtlich keine Gefahr aus – doch er befand sich noch immer mitten in einer Schlacht, wie der Kampflärm über ihm deutlich zeigte. Und da sollte man niemals, aber wirklich niemals unbewaffnet dastehen.
Diesbezüglich bot sich eine naheliegende Lösung an: das schwarze Schwert der Thèfian lag noch dort. Avokóron schob sich etwas in die Höhe und beobachtete die Szene, etwas unschlüssig.
Die Thèfian lebte noch. Avokóron konnte ihre keuchenden Atemzüge hören, und durch ihren Körper liefen matte, aber heftige Zuckungen, als sie offenbar verbissen versuchte, sich von den über ihr liegenden Geröllmassen zu befreien. Der schwarze Kübelhelm war ihr vom Kopf geflogen, und ihre Haare, die langen, langen Haare der Thèfian, flossen in Wellen über den Boden. Es erschien rätselhaft, wie sie so viel Haar vorhin im Helm oder sonstwo hatte verbergen können. Die Farbe des Haares war dunkelblond.
Was Avokóron zögern liess, war nicht Mitgefühl. Er dachte auch nicht daran, Yiwoataa zu Hilfe zu kommen, denn er wusste ja, dass Thèfian sowohl Mitgefühl als auch Hilfe verabscheuen. Das Problem war vielmehr, dass die Kriegerin und ihr Schwert ziemlich nah beieinander lagen, und das konnte sehr schnell gefährlich werden, falls es ihr etwa gelingen sollte, sich plötzlich zu befreien. Doch nach kurzem Überlegen entschied Avokóron, dass er das Risiko eingehen musste. Entschlossen stemmte er sich mit den Händen in die Höhe und begann, auf den Knien in die entsprechende Richtung zu krabbeln.
Yiwoataa war augenscheinlich deutlich schwerer verletzt als er. Ihr Gesicht, das Avokóron erst beim Näherkommen deutlicher sah, war schmal, Mund und Kinn hatten markante und entschlossene Züge, jetzt noch entschlossener als sonst aussehend, in wütender Anstrengung verzerrt. Als sie Avokórons Herannahen bemerkte, begann sie mit dem Kopf zu rucken und zu zischen.
Avokóron blieb wachsam auf Abstand. Bei Thèfian durfte man nie sorglos sein. „Äh... Ich leih es mir nur kurz aus...“ sagte er. Aus irgend einem Grund fehlten ihm plötzlich etwas die Worte.
Yiwoataa fuhr fort, mit dem Kopf zu rucken und zu keuchen. Zischend entwich die Luft zwischen ihren Zähnen, unartikulierte Laute dazwischen. Ihr rechter Arm zitterte und flatterte und hob sich dann zwei Zoll in die Höhe.
Avokóron hielt inne und beobachtete das Gebaren der Kriegerin. Versuchte sie, ihm etwas zu sagen?
„Hah“, keuchte Yiwoataa. „Hah hah... Hll... Hll... Hllos, llos...“ Ihr rechter Arm zitterte in der Luft, der Zeigefinger wies in Avokórons Richtung. Dann plötzlich klappte der Unterarm zurück, so dass der Finger jetzt auf Yiwoataas Brust zeigte. „Llos... Llos...“
Und plötzlich verstand Avokóron.
Yiwoataa war besiegt. Nicht von Avokóron zwar, aber das tat nichts zur Sache. Besiegt zu werden war für Thèfian schlimmer als der Tod - „lieber tot als ein Sklave“ lautete ja bekanntlich ihr Lebensmotto. Und was Yiwoataa jetzt offenbar wollte, war, dass Avokóron ihr zum Tode verhalf.
Avokóron richtete sich etwas höher auf und blickte die verletzte Kriegerin fragend an. „Mit... mit dem Schwert?“ fragte er. “Euch?“
Yiwoataa nickte.
„Gut.“ Avokóron nickte ebenfalls. „Selbstverständlich. Einen Augenblick bitte...“ Ohne Zögern kroch er vor und ergriff das am Boden liegende Schwert. Einen Augenblick hielt er inne und befühlte die mattschwarze Klinge – nicht jedem war es vergönnt, ein echtes Thèfian-Schwert zu berühren. Dann richtete er sich entschlossen auf, stand aufrecht, das Hauptgewicht auf dem rechten Fuss, hob das Schwert und machte einen humpelnden Schritt auf Yiwoataa zu.
Einen humpelnden Schritt. Weiter kam er nicht.
Seine persönliche Waffe, ein Familienerbstück auch noch! So viele Stürme und Widrigkeiten hatte er mit ihm zusammen gemeistert – es durfte nicht sein, dass er es verlor. Das wäre schlimm, fast so schlimm, wie den Ehering zu verlieren. Er würde eine grosse Suchaktion organisieren müssen... Diese Aussichten verdüsterten sein Gemüt nicht wenig und drohten einmal mehr, seine Aufmerksamkeit gefangenzunehmen. Verbissen versuchte er, diese Gedanken niederzukämpfen, denn es gab Handfesteres zu bedenken.
Von Yiwoataa ging zur Zeit offensichtlich keine Gefahr aus – doch er befand sich noch immer mitten in einer Schlacht, wie der Kampflärm über ihm deutlich zeigte. Und da sollte man niemals, aber wirklich niemals unbewaffnet dastehen.
Diesbezüglich bot sich eine naheliegende Lösung an: das schwarze Schwert der Thèfian lag noch dort. Avokóron schob sich etwas in die Höhe und beobachtete die Szene, etwas unschlüssig.
Die Thèfian lebte noch. Avokóron konnte ihre keuchenden Atemzüge hören, und durch ihren Körper liefen matte, aber heftige Zuckungen, als sie offenbar verbissen versuchte, sich von den über ihr liegenden Geröllmassen zu befreien. Der schwarze Kübelhelm war ihr vom Kopf geflogen, und ihre Haare, die langen, langen Haare der Thèfian, flossen in Wellen über den Boden. Es erschien rätselhaft, wie sie so viel Haar vorhin im Helm oder sonstwo hatte verbergen können. Die Farbe des Haares war dunkelblond.
Was Avokóron zögern liess, war nicht Mitgefühl. Er dachte auch nicht daran, Yiwoataa zu Hilfe zu kommen, denn er wusste ja, dass Thèfian sowohl Mitgefühl als auch Hilfe verabscheuen. Das Problem war vielmehr, dass die Kriegerin und ihr Schwert ziemlich nah beieinander lagen, und das konnte sehr schnell gefährlich werden, falls es ihr etwa gelingen sollte, sich plötzlich zu befreien. Doch nach kurzem Überlegen entschied Avokóron, dass er das Risiko eingehen musste. Entschlossen stemmte er sich mit den Händen in die Höhe und begann, auf den Knien in die entsprechende Richtung zu krabbeln.
Yiwoataa war augenscheinlich deutlich schwerer verletzt als er. Ihr Gesicht, das Avokóron erst beim Näherkommen deutlicher sah, war schmal, Mund und Kinn hatten markante und entschlossene Züge, jetzt noch entschlossener als sonst aussehend, in wütender Anstrengung verzerrt. Als sie Avokórons Herannahen bemerkte, begann sie mit dem Kopf zu rucken und zu zischen.
Avokóron blieb wachsam auf Abstand. Bei Thèfian durfte man nie sorglos sein. „Äh... Ich leih es mir nur kurz aus...“ sagte er. Aus irgend einem Grund fehlten ihm plötzlich etwas die Worte.
Yiwoataa fuhr fort, mit dem Kopf zu rucken und zu keuchen. Zischend entwich die Luft zwischen ihren Zähnen, unartikulierte Laute dazwischen. Ihr rechter Arm zitterte und flatterte und hob sich dann zwei Zoll in die Höhe.
Avokóron hielt inne und beobachtete das Gebaren der Kriegerin. Versuchte sie, ihm etwas zu sagen?
„Hah“, keuchte Yiwoataa. „Hah hah... Hll... Hll... Hllos, llos...“ Ihr rechter Arm zitterte in der Luft, der Zeigefinger wies in Avokórons Richtung. Dann plötzlich klappte der Unterarm zurück, so dass der Finger jetzt auf Yiwoataas Brust zeigte. „Llos... Llos...“
Und plötzlich verstand Avokóron.
Yiwoataa war besiegt. Nicht von Avokóron zwar, aber das tat nichts zur Sache. Besiegt zu werden war für Thèfian schlimmer als der Tod - „lieber tot als ein Sklave“ lautete ja bekanntlich ihr Lebensmotto. Und was Yiwoataa jetzt offenbar wollte, war, dass Avokóron ihr zum Tode verhalf.
Avokóron richtete sich etwas höher auf und blickte die verletzte Kriegerin fragend an. „Mit... mit dem Schwert?“ fragte er. “Euch?“
Yiwoataa nickte.
„Gut.“ Avokóron nickte ebenfalls. „Selbstverständlich. Einen Augenblick bitte...“ Ohne Zögern kroch er vor und ergriff das am Boden liegende Schwert. Einen Augenblick hielt er inne und befühlte die mattschwarze Klinge – nicht jedem war es vergönnt, ein echtes Thèfian-Schwert zu berühren. Dann richtete er sich entschlossen auf, stand aufrecht, das Hauptgewicht auf dem rechten Fuss, hob das Schwert und machte einen humpelnden Schritt auf Yiwoataa zu.
Einen humpelnden Schritt. Weiter kam er nicht.